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Einfach nur Noni

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
232 Seiten
Deutsch
Querverlagerschienen am04.09.20231. Auflage
Endlich! Als Noni im Netz eine Gruppe von trans* Jugendlichen entdeckt, passen die Puzzleteile auf einmal zusammen und das Leben scheint jetzt in genau die richtigen Bahnen zu gleiten. Zum ersten Mal fühlt Noni sich zugehörig und verstanden, bekommt nicht nur von der Familie, sondern auch von Fachleuten Unterstützung, und dann taucht auch noch Mirna auf ... und plötzlich wird alles dann doch wieder ganz anders ... Einfach nur Noni bricht ein ganz neues Tabu und erzählt die Geschichte einer beginnenden Transition. Doch Noni muss den bereits eingeschlagenen Weg noch einmal neu überprüfen und dabei erneut gegen Widerstände, Vorurteile und Rollenvorstellungen ankämpfen - und sich den elementaren Fragen stellen: Wie erkennen wir, was wir wirklich sind? Und ist es nicht manchmal schwerer, den vermeintlich einfacheren Weg zu gehen? Und was, wenn dieser bereits eingeschlagene Weg sich als falsch erweist?

Karen-Susan Fessel, geboren 1964 in Lübeck, aufgewachsen in Meppen/Ems. Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Romanistik, seit 1994 Schriftstellerin und freie Journalistin. Karen-Susan Fessel lebt in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mehr über die Autorin unter: www.karen-susan-fessel.de
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEndlich! Als Noni im Netz eine Gruppe von trans* Jugendlichen entdeckt, passen die Puzzleteile auf einmal zusammen und das Leben scheint jetzt in genau die richtigen Bahnen zu gleiten. Zum ersten Mal fühlt Noni sich zugehörig und verstanden, bekommt nicht nur von der Familie, sondern auch von Fachleuten Unterstützung, und dann taucht auch noch Mirna auf ... und plötzlich wird alles dann doch wieder ganz anders ... Einfach nur Noni bricht ein ganz neues Tabu und erzählt die Geschichte einer beginnenden Transition. Doch Noni muss den bereits eingeschlagenen Weg noch einmal neu überprüfen und dabei erneut gegen Widerstände, Vorurteile und Rollenvorstellungen ankämpfen - und sich den elementaren Fragen stellen: Wie erkennen wir, was wir wirklich sind? Und ist es nicht manchmal schwerer, den vermeintlich einfacheren Weg zu gehen? Und was, wenn dieser bereits eingeschlagene Weg sich als falsch erweist?

Karen-Susan Fessel, geboren 1964 in Lübeck, aufgewachsen in Meppen/Ems. Studium der Theaterwissenschaft, Germanistik und Romanistik, seit 1994 Schriftstellerin und freie Journalistin. Karen-Susan Fessel lebt in Berlin. Zahlreiche Veröffentlichungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Mehr über die Autorin unter: www.karen-susan-fessel.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783896566911
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum04.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten232 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12357053
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Mir ist schlecht.

Mir ist richtig schlecht.

Ich hole tief Luft und kneife die Augen zu. Eine ganze Weile lausche ich meinem Herzschlag, dann mache ich sie wieder auf. Die Wand vor mir ist hellgelb gestrichen, die Decke weiß. Fast so wie in Mirnas Zimmer. Ich mache die Augen wieder zu.

Wenn sie mich jetzt sehen würde. Himmel.

Die Tür geht auf, meine Augen auch.

Herr Grimme?

Eine der Sprechstundenhilfen steht in der Tür. Eine, die ich noch nicht kenne, dünn, dunkelhaarig, gestresstes Gesicht. Unglaublich. Wie viele Sprechstundenhilfen arbeiten denn hier?

Herr Grimme, einen Moment noch, Doktor Schreiber kommt gleich.

Okay , sage ich. Sie nickt, sieht mich noch einen Moment lang an, dann schließt sie wieder die Tür.

Ich muss fast lachen. Deswegen hat sie jetzt reingeguckt? Wegen dieser völlig überflüssigen Information? Oder wollte sie mich einfach sehen? Mal gucken, wie der neue Transjunge so aussieht?

Ich baumele einen Moment mit den Beinen, dann strecke ich mich probehalber auf der Liege aus. Auf dem Bauch natürlich.

Mann, ist die hart. Wie können die Leute im Krankenhaus nur stundenlang auf so was liegen?

Was für eine blöde Frage - weil sie müssen. Weil sie krank sind und untersucht werden müssen. Oder behandelt werden müssen.

Ich allerdings muss nicht. Ich will.

Oder muss ich doch?

Will ich? Muss ich?

Mist.

Der harte Schaumstoff drückt mir in die Wange, und ich setze mich wieder hin und baumele mit den Beinen.

Mir ist immer noch schlecht.

Die Tür geht auf, und Doktor Schreiber kommt herein, mit energischem Schritt. Noni! , ruft er und lächelt mich an, während er einen Hefter auf seinem Tisch ablegt. Dann streckt er die Hand aus und drückt meine, ziemlich fest. So, heute ist also der große Tag. Wie fühlst du dich?

Ich zucke mit den Schultern. Plötzlich will ich nicht mehr auf der Liege sitzen. Ich stehe auf, aber jetzt weiß ich nicht, wohin mit meinen Händen. Mir ist ein bisschen schlecht , sage ich, obwohl ich gar nicht vorhatte, das zu sagen.

Doktor Schreiber sieht mich genauer an. Aufgeregt? Das ist ja vollkommen verständlich. Es ist ja auch aufregend. Er lächelt, dann legt er den Kopf schief. Oder ist es eine andere Art von Übelkeit?

Nein , sage ich, nein, schon okay. Ich bin vielleicht wirklich etwas aufgeregt.

Ja, ja , sagt Doktor Schreiber. Ja, das ist durchaus normal. Nun, dann lass uns mal sehen ⦠Er schlägt den Hefter auf und liest darin. Ich lehne mich wieder an die Liege und beobachte ihn.

Doktor Schreiber ist ziemlich groß, schlank und total energisch. Tatkräftig, hat Mama gesagt, nachdem wir das erste Mal zusammen bei ihm waren. Ein tatkräftiger Mann. Bei so einem hat man immer das Gefühl, dass er genau weiß, was er tut. Die Pause, die sie danach einlegte, hat mir allerdings verraten, dass Mama davon nicht ganz überzeugt war.

Aber ich hab sie nicht weiter danach gefragt.

Doktor Schreiber lächelt mich an, sieht in seinen Hefter und schiebt ihn ganz an den Rand des Tisches, um die Hände vor sich zu falten. Er blickt mich nachdenklich an, dann lächelt er. So, du weißt ja über alles Bescheid. Wir schreiten dann am besten gleich zur Tat, damit die Spannung nicht ins Unerträgliche steigt. Er lächelt noch einmal und richtet sich auf. Leg dich bitte da hin, auf den Bauch, und ziehe deine Hose ein Stückchen runter.

Ich stehe auf und gehe zur Liege rüber, während Doktor Schreiber seine Sprechstundenhilfe hereinruft. Vorsichtig lege ich mich hin, greife nach hinten und zerre meine Jogginghose halb über den Hintern. Ich habe extra diese angezogen, weil sie so bequem ist.

Hinter mir murmeln Herr Schreiber und seine Sprechstundenhilfe etwas, und ich höre ein Klimpern. Geräusche.

Herr Schreiber , sage ich. Meine Stimme klingt seltsam, irgendwie heiser.

Ja, bitte? Doktor Schreiber tritt in mein Blickfeld.

Kann ich vielleicht doch lieber dieses Gel kriegen? Also, keine Spritze?

Doktor Schreiber stutzt und sieht mich kurz fragend an, dann nickt er. Natürlich , sagt er. Das geht auch. Aber das würde ich dann doch gern zusammen mit deiner Mutter besprechen.

Die ist draußen im Wartezimmer.

Wir holen sie mal rein. Doktor Schreiber nickt seiner Sprechstundenhilfe zu. Setz dich dann bitte auf den Stuhl da drüben. Wir reden noch mal.

Ich falle fast von der Liege, als ich mich aufrichte, und spüre, dass ich rot angelaufen bin, während ich mir die Hose wieder hochziehe. Ist das peinlich. Wieso habe ich nicht vorher gefragt?

Doktor Schreibers Gesicht ist ausdruckslos, als er sich zur Tür dreht, durch die meine Mutter hereinkommt. Sie sieht irritiert aus, aber irgendwie auch erleichtert.

Ich sitze stumm neben ihr, während Doktor Schreiber uns beiden genau erklärt, wie ich das Gel anwenden soll und in welcher Apotheke ich es bekomme.

Dann gehen wir.

Draußen sieht Mama mich an. Und ich kann diese ganzen, ganzen Fragen in ihren Augen sehen.

All diese Fragen, auf die ich keine Antwort habe.

Ich stecke die Fäuste tief in meine Hosentaschen, und Mama kneift die Augen zusammen und streichelt mir kurz über die Wange.

Wollen wir zur Apotheke und dann ein Eis essen? , fragt sie. Und hinter ihr scheint die Sonne.

* * *

Nach dem allerersten Besuch bei Doktor Schreiber damals haben wir hinterher auch Eis gegessen, obwohl es Februar war und nicht Mai und ziemlich kalt.

Auf dem Hinweg ging Mama neben mir her wie auf Stelzen, total steif. Sie war furchtbar nervös, aber ich war es auch.

Die Praxis sah okay aus, normal eben, hell, viel Licht und diese schicken, aber unbequemen Sitzschalenstühle im Wartebereich, in dem nur zwei Leute saßen, ein älterer Mann und eine ziemlich junge Frau. Mama meldete uns am Empfang an und sprach dabei so leise, dass ich fast nichts verstand, obwohl ich direkt neben ihr am Tresen lehnte. Die Sprechstundenhilfe nickte und lächelte erst Mama und dann mich freundlich an.

Dann bräuchte ich mal die Versichertenkarte, bitte , sagte sie zu mir.

Klar. Und jetzt würde sie meinen Mädchennamen sehen und mir einen zweiten, forschenden Blick zuwerfen. Genauso hatte ich es mir vorgestellt.

Die kannst du hier selbst einlesen , fügte sie hinzu.

Ich atmete erleichtert aus und schob meine Karte in das Lesegerät auf dem Tresen.

Das war s schon. Nehmen Sie doch bitte da drüben im Wartezimmer Platz , sagte sie und hantierte geschäftig mit ihren Unterlagen.

Mama und ich setzten uns nebeneinander direkt vor das Fenster. Ich konnte richtig spüren, dass sie von Minute zu Minute nervöser wurde. Mir ging es genauso. Um mich abzulenken, versuchte ich, die anderen Wartenden verstohlen zu beäugen. Warum die wohl hier waren?

Familie Grimme? Plötzlich stand ein großgewachsener Mann mit leicht ergrauten Schläfen im Durchgang und sah mit scharfem Blick zu Mama und mir. Mama stand auf, aber ich blieb verdutzt sitzen.

Sind wir schon dran? , fragte ich und merkte sofort, dass ich rot anlief. Ich sprang ebenfalls auf und trabte hinter Mama und dem Arzt her. Sie waren beide gleich groß, das fiel mir auf.

In seinem Zimmer...

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