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Ex oriente pax 3

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
380 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am05.09.20231. Auflage
Die Invasion der CSSR durch Truppen der Warschauer Vertragsorganisation 1968 bedeutete einen tiefen Einschnitt auch für die Christliche Friedenskonferenz. Sie wurde sowohl personell als auch inhaltlich neu aufgestellt. An die Stelle von Josef L. Hromadka und Jaroslav N. Ondra traten Metropolit Nikodim und Janusz Makowski als Präsident bzw. Generalsekretär der Bewegung. Und anstelle der tschechischen wurde die ostdeutsche Theologie tonangebend, wie sie insbesondere von Gerhard Bassarak und Carl Ordnung vertreten wurde. In der schärfer werdenden Systemauseinandersetzung wurde die CFK von einer eurozentrischen zu einer weltweiten Bewegung - 1984 war sie in 86 Ländern aktiv - und spielte eine beachtliche Rolle sowohl als Nichtregierungsorganisation im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als auch im Gegenüber zum Weltrat der Kirchen. Als Kind des Kalten Krieges kam sie mit dem Ende des "real existierenden Sozialismus" auch an ihr Ende.

Dr. Reinhard Scheerer war lange Jahre als theologischer Lehrer tätig, zunächst als Dozent für neuere Kirchengeschichte an der Freien Universität Norddeutschland mit Sitz in Seevetal bei Hamburg, dann als Professor für Theologie und Philosophie am Nile Theological College in Khartum (Sudan).
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDie Invasion der CSSR durch Truppen der Warschauer Vertragsorganisation 1968 bedeutete einen tiefen Einschnitt auch für die Christliche Friedenskonferenz. Sie wurde sowohl personell als auch inhaltlich neu aufgestellt. An die Stelle von Josef L. Hromadka und Jaroslav N. Ondra traten Metropolit Nikodim und Janusz Makowski als Präsident bzw. Generalsekretär der Bewegung. Und anstelle der tschechischen wurde die ostdeutsche Theologie tonangebend, wie sie insbesondere von Gerhard Bassarak und Carl Ordnung vertreten wurde. In der schärfer werdenden Systemauseinandersetzung wurde die CFK von einer eurozentrischen zu einer weltweiten Bewegung - 1984 war sie in 86 Ländern aktiv - und spielte eine beachtliche Rolle sowohl als Nichtregierungsorganisation im Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen als auch im Gegenüber zum Weltrat der Kirchen. Als Kind des Kalten Krieges kam sie mit dem Ende des "real existierenden Sozialismus" auch an ihr Ende.

Dr. Reinhard Scheerer war lange Jahre als theologischer Lehrer tätig, zunächst als Dozent für neuere Kirchengeschichte an der Freien Universität Norddeutschland mit Sitz in Seevetal bei Hamburg, dann als Professor für Theologie und Philosophie am Nile Theological College in Khartum (Sudan).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756831647
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum05.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12361847
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung

Mit dem dritten Band komme ich an das Ende (m)einer Geschichte der Christlichen Friedenskonferenz. Seit 1976 war ich in der Westberliner Regionalkonferenz der CFK aktiv. Mitgearbeitet habe ich dort vor allem theologisch - so in der Vorbereitung auf unseren Stand auf dem Markt der Möglichkeiten des Deutschen Evangelischen Kirchentags 19831. Erst fünf Jahre später, 1988, kam ich anlässlich der 30 Jahr Feier der Bewegung in Kontakt mit der internationalen CFK. Während all der Jahre war von den Ereignissen des Jahres 1968 und davon, was sie für die CFK bedeuteten, nicht die Rede. Ich habe das deshalb an dieser Stelle gewissermaßen nachgeholt - beginnend mit der militärischen Intervention der Warschauer-Pakt-Staaten in der ÄSSR und der daran anschließenden Krise der CFK. Das war der überschaubarere Teil dieser Arbeit. Was dann kam, war so komplex, so umfangreich - 1984 war die CFK in 86 Ländern aktiv - dass hier erst recht gilt, was ich schon in den ersten beiden Bänden dieser Geschichte gesagt habe: Ich tippe vieles nur an, noch mehr übergehe ich ganz, denn das Geschehen auf fünf Kontinenten ließ sich einfach nicht abbilden. Kurze Einführungen in die Arbeit der asiatischen, afrikanischen und lateinamerikanisch-karibischen Kontinentalvereinigung der CFK vermitteln kaum einen ersten Eindruck. Einen Blick auf die Arbeit der Regionalkonferenzen habe ich gar nicht erst gewagt, auch wenn sie Beachtliches geleistet haben; ich erinnere nur an die ökumenischen Symposien zu Friedensfragen, die der Regionalausschuss in der DDR zusammen mit der Sektion Theologie der Humboldt-Universität seit 1982 jedes Jahr veranstaltete, und an die seit April 1985 jährlich stattfindenden Torgau-Treffen; hier sollte in Erinnerung an die Begegnung amerikanischer und sowjetischer Truppen 1945 an der Elbe bei Torgau die Möglichkeit des gemeinsamen Kampfes gegensätzlicher Gesellschaftssysteme gegen eine Gefahr bedacht werden, die die Existenz der gesamten Menschheit bedroht.

Doch nicht um im engeren Sinne politische Aktionen der Bewegung ging es mir, sondern um die sie vorbereitenden Diskussionen; auch nicht um die Vielzahl der Erklärungen, mit denen zumal die Leitung der CFK an die Öffentlichkeit trat, sondern um die Studienarbeit, die ihnen vorausging und die substantieller ausfiel als jene. In der grundlegenden Einschätzung folge ich Paul Verghese, für den nach 1968 nach der tschechischen die (ost-)deutsche Theologie in der CFK den Ton angab; immer wieder habe ich deshalb vor allem DDR-Theologen, allen voran Gerhard Bassarak und Carl Ordnung, aber auch Carl-Jürgen Kaltenborn, Werner Wittenberger und andere zu Wort kommen lassen. Mich interessierten dabei die Anknüpfungspunkte: Wo gab es Kontinuitäten, wo Diskontinuitäten, als die CFK nach 1968 neu konstituiert wurde? Wie bezog sich diese neue CFK auf die Friedensbewegung in der nicht-sozialistischen Welt? Und wie ging es nach der Tabuisierung des christlich-marxistischen Dialogs in der CFK nach 1968 damit weiter? Das alles erwies sich in Europa als deutlich schwieriger als anderswo, denn selbst die Diskussion um die lateinamerikanische Theologie der Befreiung - um nur ein Beispiel zu nennen - hatte ihre Auswirkungen auf die sozialistischen Länder. Die Wortführer der in der CFK aktiven Theologen aus der ersten und aus der zweiten Welt betonten deshalb immer wieder: Wer in dem christlichen Glauben mehr als eine Motivation für ein Bündnis mit der Friedenspolitik der sozialistischen Länder erblicke, wer daraus gar die Hoffnung auf einen besseren Frieden schöpfe als ihn die Politik der friedlichen Koexistenz meine, der gehe fehl.

Und mich interessierten die Aufbrüche - die leider viel zu späte und selbst dann noch viel zu zögerliche Einbeziehung von Frauen in die Arbeit der Bewegung, der Entwurf eines Friedenskatechismus und die Ansätze Neuen Denkens, die nicht nur das Ende des real existierenden Sozialismus, sondern auch der CFK einläuteten. Denn die CFK war ein Kind der Systemauseinandersetzung, und sie kam mit dem Ende dieser Auseinandersetzung auch an ihr Ende.

So verdankte sich die Christliche Friedenskonferenz zunächst einer Initiative tschechoslowakischer Theologen, die an der Vollversammlung des Weltkirchenrates 1954 in Evanston als Delegierte aus einem sozialistischen Land nicht als Brüder in Christo angenommen, sondern als Marionetten der Kommunisten ausgegrenzt wurden. Bereits auf dem Rückweg in die ÄSSR überlegten Josef L. Hromádka und Jan Michalko deshalb, wie sie die Glaubwürdigkeit ihres ökumenischen Zeugnisses stärken könnten. Zuhause angekommen zogen sie den Sekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen in der ÄSSR, Bohuslav Pospísil, hinzu. Dieser erinnerte daran, dass in Amsterdam nur zwei der drei ökumenischen Bewegungen im Weltkirchenrat aufgingen, die den ökumenischen Gedanken in den Jahren zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg hochgehalten hatten. Das waren die Bewegungen für Glaube und Kirchenverfassung und für Praktisches Christentum. Dagegen wurde die Arbeit des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen nicht fortgeführt - mit gutem Grund. Denn wenn in der westlichen Christenheit die Auseinandersetzung zwischen West und Ost weithin als eine Auseinandersetzung zwischen Erzengel Michael und Satan galt, dann war klar, dass es eine Freundschaftsarbeit der Kirchen über den eisernen Vorhang hinweg nicht geben konnte und auch nicht geben durfte. Um so nachdrücklicher erinnerte Pospísil an die Weltkonferenz des Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen 1928 in Prag und an den Appell Dietrich Bonhoeffers, des Jugendsekretärs des Weltbundes, von 1934, ein ökumenisches Konzil abzuhalten, um der Welt die Waffen aus der Hand zu schlagen. In dieser Tradition konstituierte sich die CFK.

Und weil es um Frieden ging, begegneten sich die Gründer der Christlichen Friedenskonferenz zunächst als Interpreten je ihres Lagers. Damit kamen zugleich der real existierende Sozialismus und mit ihm der Marxismus-Leninismus in den Blick. Die Interpretationen, die von den Teilnehmern aus den sozialistischen Ländern gegeben wurden, entstammten natürlich dem Bezugsrahmen der Interpreten; sie mündeten deshalb insbesondere bei Hromádka in den Anspruch, die Marxisten besser zu verstehen als sie sich selbst verstanden. Dieses Interesse am Marxismus-Leninismus war - vor aller Arbeit in und mit der CFK - auf Seiten der Theologen und Kirchenmänner aus den sozialistischen Ländern dadurch gegeben, dass sie in einem sozialistischen Land lebten und mit der Kirchenpolitik der kommunistischen Parteien konfrontiert waren. In der ÄSSR reagierten sie darauf mit einer Rückbesinnung auf die böhmische Reformation mit ihrer Verbundenheit mit den unteren Gesellschaftsschichten und mit einer Bejahung des Endes des konstantinischen Zeitalters. Dabei blieben sich Hromádka und seine Mitstreiter in der CFK stets bewusst, dass sie mit der Gründung der Christlichen Friedenskonferenz auch auf eine Einladung der Kommunisten zur Zusammenarbeit mit Atheisten reagierten. Um so wichtiger war es ihnen, deutlich zu machen, dass hinter dem Einsatz von Christen und Kirchen für den Frieden kein allgemein menschliches Interesse am Überleben stehe, sondern eine sie in besonderer Weise in die Pflicht nehmende Hoffnung. Ein weiteres Moment, das zur Gründung der CFK führte, war deshalb der Versuch eines Erweises der Kraft (Emil Fuchs), die allein den Kommunisten die Augen dafür öffnen könne, dass Religion mehr ist als falsches Bewusstsein und Kirche mehr als eine Agentur der Bourgeoisie.

Hinzu kamen einerseits das kirchliche Interesse an einem Ort, an dem sich die Kirchen der sozialistischen Länder treffen und miteinander reden konnten - so wie die für Kirchenfragen politisch verantwortlichen staatlichen Organe das immer wieder taten, und andererseits das Interesse dieser Ämter, ihre Friedenspfarrer länderübergreifend zu vereinigen, ihren Kirchen im Gegenüber zum ÖRK einen repräsentativen Rahmen zu bieten und die einen wie die anderen in ihren Friedenskampf einzubeziehen.

So protestierten die Gründerväter der CFK gegen die Atom- waffe . Denn bei den Massenvernichtungsmitteln handele es sich nicht mehr um Waffen, die auf ein begrenztes Ziel gegenüber einem erkennbaren Feind in Abwehr des Bösen angewandt werden könnten, sondern um Gewaltmittel, durch die eine Masse von Lebewesen unterschiedslos ausgerottet werden solle. Sie protestierten zugleich gegen die Drohung mit der Atom waffe . Denn die Drohung mit der Atomrüstung sei eine Drohung mit dem Selbstmord. Und sie protestierten gegen die Abschreckung. Denn die Meinung, dass die Massenvernichtungsmittel wegen ihrer mörderischselbstmörderischen Furchtbarkeit nie angewandt werden würden, basiere auf dem Wahn, dass der Mensch vernünftig und gut sei. Christen müssten deshalb absolutes Vertrauen auf Menschen setzen, wenn sie die Atomrüstung als Sicherheitspolitik verstehen wollten. Doch absolutes Vertrauen auf Menschen sei Abgötterei. So warnte Heinrich Vogel an der ersten Christlichen Friedenskonferenz 1958 in...
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