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Homo destructor

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am12.10.2023
Angesichts der Größe der heutigen Umweltzerstörungen stellt sich die Frage: Ist der Mensch ein homo destructor, der seine Umwelt immer und überall zerstört? Das Opus magnum des bekannten Geographen und Alpenforschers Werner Bätzing gibt darauf eine Antwort in Form einer breit angelegten, bis zu Entstehung des Homo sapiens zurückreichenden Geschichte unserer Beziehung zur Natur. Um die drohende Zerstörung der vom Menschen geprägten Welt zu verhindern, so Bätzings These, ist es nötig, dass wir einen Schritt zurückgehen und die Erfahrungen der vormodernen Gesellschaft im Umgang mit Natur und Umwelt wieder stärker berücksichtigen. Um zu überleben, hat der Mensch bereits sehr früh in die vorgefundene Natur eingegriffen und sie verändert. Aber er hat sich stets darum bemüht, diese Veränderungen so zu gestalten, dass seine eigenen Lebensgrundlagen den nachfolgenden Generationen erhalten blieben. Erst mit den modernen Naturwissenschaften, mit Aufklärung, Industrieller Revolution und Marktwirtschaft setzt sich ein Denken und Handeln durch, das Natur und Umwelt kurzfristig vernutzt, ohne an ihre Erhaltung und an die Auswirkungen für die Zukunft zu denken. Mittlerweile wird deutlich, dass ein solches Denken und Handeln die gesamte Umwelt immer mehr zerstört und letztlich zur Selbstzerstörung des Menschen führt.


Werner Bätzing, Prof. em. für Kulturgeographie, ist als Alpenforscher in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit bekannt geworden. Im Zentrum seiner Arbeiten zum Alpenraum, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt, stehen die Wechselwirkungen zwischen den Menschen und der Umwelt, die sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändern.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR32,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR24,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR24,99

Produkt

KlappentextAngesichts der Größe der heutigen Umweltzerstörungen stellt sich die Frage: Ist der Mensch ein homo destructor, der seine Umwelt immer und überall zerstört? Das Opus magnum des bekannten Geographen und Alpenforschers Werner Bätzing gibt darauf eine Antwort in Form einer breit angelegten, bis zu Entstehung des Homo sapiens zurückreichenden Geschichte unserer Beziehung zur Natur. Um die drohende Zerstörung der vom Menschen geprägten Welt zu verhindern, so Bätzings These, ist es nötig, dass wir einen Schritt zurückgehen und die Erfahrungen der vormodernen Gesellschaft im Umgang mit Natur und Umwelt wieder stärker berücksichtigen. Um zu überleben, hat der Mensch bereits sehr früh in die vorgefundene Natur eingegriffen und sie verändert. Aber er hat sich stets darum bemüht, diese Veränderungen so zu gestalten, dass seine eigenen Lebensgrundlagen den nachfolgenden Generationen erhalten blieben. Erst mit den modernen Naturwissenschaften, mit Aufklärung, Industrieller Revolution und Marktwirtschaft setzt sich ein Denken und Handeln durch, das Natur und Umwelt kurzfristig vernutzt, ohne an ihre Erhaltung und an die Auswirkungen für die Zukunft zu denken. Mittlerweile wird deutlich, dass ein solches Denken und Handeln die gesamte Umwelt immer mehr zerstört und letztlich zur Selbstzerstörung des Menschen führt.


Werner Bätzing, Prof. em. für Kulturgeographie, ist als Alpenforscher in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit bekannt geworden. Im Zentrum seiner Arbeiten zum Alpenraum, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt, stehen die Wechselwirkungen zwischen den Menschen und der Umwelt, die sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406806698
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.10.2023
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1588 Kbytes
Illustrationenmit 4 Karten
Artikel-Nr.12370743
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1.
Eine vernetzte Gesamtperspektive

Zielsetzung und Grundlagen der Mensch-Umwelt-Geschichte


In diesem Einleitungskapitel wird dargestellt, was das Ziel der hier vorgelegten Mensch-Umwelt-Geschichte ist (1.1). Da ein kurzer Abriss der Geschichte des Faches Umweltgeschichte (1.2) deutlich macht, dass es bei diesem Thema keine allgemein anerkannte «richtige» Position gibt, auf die man sich beziehen könnte, muss die hier vorgestellte Position sorgfältig begründet werden. Deshalb werden die inhaltlichen und methodischen Grundlagen, von denen diese Darstellung ausgeht, zu Beginn vorgestellt: Zuerst geht es darum, wie die Beziehung des Menschen zur Natur gedacht und gesehen werden kann (1.3), dann werden die wichtigsten Leitideen einer Mensch-Umwelt-Geschichte diskutiert (1.4), und zum Schluss geht es darum, wie diese Mensch-Umwelt-Geschichte gegliedert ist und was die «vernetzte Gesamtperspektive» bedeutet, die im Titel dieses Kapitels erwähnt wird (1.5).

Die Inhalte der Kapitel 2 bis 10 sind nur dann angemessen nachzuvollziehen, wenn verständlich wird, aus welcher Sichtweise heraus und auf welcher Grundlage sie geschrieben wurden. Wer jedoch an solchen Grundsatzfragen nicht interessiert ist, kann die Lektüre dieses Buches gleich mit Kapitel 2 beginnen.

1.1 Aufgabe und Zielsetzung


Die vom Menschen verursachten Umweltprobleme auf dem Planeten Erde - Verschmutzung von Boden-Wasser-Luft sowie aller Ökosysteme, Zerstörung der Artenvielfalt, Klimaerwärmung, schnelle Vernutzung aller Ressourcen, aber auch vielfältige Belastungen des menschlichen Körpers - sind heute so stark ausgeprägt, dass ein Zusammenbruch der menschlichen Welt immer unausweichlicher erscheint.

Trotz dieser bedrohlichen Lage ist es jedoch nicht möglich, mit diesen Umweltzerstörungen einfach aufzuhören. Obwohl unser heutiger Umweltbezug erst zweihundert Jahre alt ist - er entsteht im Gefolge von Aufklärung, moderner Naturwissenschaft und Industrieller Revolution -, ist er für uns heute so normal und selbstverständlich, dass ein anderer Umgang mit Natur und Umwelt nicht mehr vorstellbar ist. Und sogar die beiden extremsten Alternativen, die heute immer öfter als ultimative Lösungen vorgeschlagen werden, greifen ins Leere: Dies sind einerseits technokratische Zukunftsphantasien, die alle Umweltprobleme mit noch mehr und noch größerer Technik lösen wollen; und dies sind andererseits nostalgische Vergangenheitsvorstellungen, die zu einer ursprünglichen Harmonie von Mensch und Natur zurückkehren wollen, die es irgendwann einmal gegeben habe.[1]


Geschichte als Infragestellung des heutigen Umweltbezugs


Wenn man den heutigen Umweltbezug für zerstörerisch und die beiden ultimativen Alternativen für nicht sinnvoll hält, dann macht es Sinn, sich mit der Geschichte der menschlichen Beziehung zur Natur zu beschäftigen, um zu verstehen, wie es überhaupt zur heutigen Situation kommen konnte, und um zu fragen, ob es früher einmal anders war: Ist der Mensch ein Homo destructor, der seine Umwelt von Anfang an zerstört? Oder besitzt der Mensch eine destruktive Seite, die nur unter bestimmten Rahmenbedingungen sichtbar wird? Oder wird der Mensch überhaupt erst zu einem bestimmten Zeitpunkt zum Homo destructor?

Erst wenn man mit diesen Fragen Distanz zu den Selbstverständlichkeiten der Gegenwart schafft, wird es möglich, echte Alternativen zum heutigen Umweltbezug denk- und vorstellbar zu machen, die einen Rückhalt in der Geschichte, also in der Realität haben und die nicht von völlig bodenlosen Voraussetzungen ausgehen.

Zu Beginn soll gleich betont werden, dass ich davon ausgehe, dass es in der Vergangenheit in der Tat andere, nicht zerstörerische Umweltbeziehungen des Menschen gab und dass die Kenntnis, wie es zur heutigen Umweltzerstörung kam, wichtig ist: Beides besitzt für die Lösung unserer heutigen Umweltprobleme eine erhebliche Bedeutung - wäre es nicht so, dann hätte ich dieses Buch nicht geschrieben. Da es jedoch nicht möglich ist, in eine vergangene Zeit zurückzukehren, kann ein anderer, positiver Umweltbezug aus einer früheren Zeit nicht direkt auf die Gegenwart übertragen werden. Aber er kann uns wichtige Anregungen geben, um unsere heutige Sichtweise in Frage zu stellen und die heutige Situation der Umwelt auf eine neue Weise wahrzunehmen. Daraus können dann neue Lösungen für die aktuellen Umweltprobleme entstehen.



Weder Addition von Einzelergebnissen noch Ableitung aus einem Prinzip


Dieses Buch blickt also nicht mit einer neutralen, sondern mit einer interessengeleiteten Perspektive - also mit der Frage, ob es in der Vergangenheit einen «anderen» Umweltbezug gab, wie dieser aussah und warum er verschwand - auf die Mensch-Umwelt-Geschichte.[2] Wenn man ein solches Ziel verfolgt, dann macht es keinen Sinn, aus zahllosen einschlägigen Forschungen die wichtigsten Fakten herauszuziehen: Die Addition unzähliger Einzelergebnisse ergibt aus sich heraus keine sinnvolle Gesamtdarstellung, sondern nur eine unübersichtliche und verwirrende Informationsfülle, die keine Antwort auf die gestellte Frage ermöglicht.[3] Aber auch das Gegenteil macht keinen Sinn: Viele Darstellungen einer Mensch-Umwelt-Geschichte gehen nur von einem einzigen Leitgedanken aus, den sie als «Prinzip» der gesamten Geschichte zu Grunde legen. Da dieser Leitgedanke in der Regel aus der Gegenwart stammt (Näheres dazu in den Abschnitten 1.3 und 1.4), wird in solchen Publikationen die Vielfalt der Geschichte nicht wirklich ernst genommen, und es wird lediglich die heutige Sichtweise in die Vergangenheit projiziert. Deshalb bieten solche Mensch-Umwelt-Geschichten in der Regel keinen Erkenntnisgewinn und werden relativ schnell langweilig.

In der vorliegenden Mensch-Umwelt-Geschichte gehe ich anders vor. Ich gehe erstens nicht vom aktuellen Forschungsstand der einschlägigen wissenschaftlichen Fächer aus, sondern befrage stattdessen diese Forschungen gezielt und kritisch, ob darin ein Umweltbezug des Menschen sichtbar wird, der mehr als eine Projektion unseres heutigen Umweltbezugs in die Vergangenheit ist. Und ich gehe zweitens davon aus, dass es weder ein einziges «Prinzip» gibt, das die gesamte Mensch-Umwelt-Geschichte prägt, noch dass diese Geschichte rein zufällig oder chaotisch verläuft, sondern dass die Leitideen dieser Geschichte mit zentralen Eigenschaften der Gattung Homo sapiens in Verbindung stehen. Daher braucht es neben der Fülle der Empirie der Geschichtswissenschaften und der Nachbarfächer auch philosophische Überlegungen, um einer Mensch-Umwelt-Geschichte die notwendige Tiefe zu geben.



Sammelband oder Monographie?


Bei einer solch komplexen Thematik stellt sich sofort die Grundsatzfrage: Kann überhaupt ein einzelner Wissenschaftler über die Breite und Tiefe an Kenntnissen verfügen, die für solch ein Unterfangen notwendig sind? Die Antwort, die der Physiker und Wissenschaftstheoretiker Erwin Schrödinger (1887-1961) im Jahr 1944 darauf gegeben hat, ist auch heute noch sehr relevant:

«Wir haben von unseren Vorfahren das heftige Streben nach einem ganzheitlichen, alles umfassenden Wissen geerbt â¦ Aber das Wachstum in die Weite und Tiefe, das die mannigfaltigen Wissenszweige seit etwa einem Jahrhundert [seit 1840] zeigen, stellt uns vor ein seltsames Dilemma. Es wird uns klar, dass wir erst jetzt beginnen, verlässliches Material zu sammeln, um unser gesamtes Wissensgut zu einer Ganzheit zu verbinden. Andererseits aber ist es einem einzelnen Verstande beinahe unmöglich geworden, mehr als nur einen kleinen spezialisierten Teil zu beherrschen.

Wenn wir unser wahres Ziel nicht für immer aufgeben wollen, dann dürfte es nur den einen Ausweg aus dem Dilemma geben: dass einige von uns sich an die Zusammenschau von Tatsachen und Theorien wagen, auch wenn ihr Wissen teilweise aus zweiter Hand stammt und unvollständig ist - und sie Gefahr laufen, sich lächerlich zu machen. So viel zu meiner Entschuldigung.»[4]

Dieser Aussage von Erwin Schrödinger stimme ich voll zu. Dem heutigen wissenschaftlichen Zeitgeist würde ein Sammelband entsprechen, also die Zusammenstellung von Texten, in dem jede einzelne Epoche von einem anerkannten Spezialisten für diese Epoche verfasst ...

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Autor

Werner Bätzing, Prof. em. für Kulturgeographie, ist als Alpenforscher in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit bekannt geworden. Im Zentrum seiner Arbeiten zum Alpenraum, für die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt, stehen die Wechselwirkungen zwischen den Menschen und der Umwelt, die sich im Laufe der Geschichte immer wieder verändern.