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Die Geschichte der Kunst

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am17.10.20231. Auflage
Mit diesem Buch liegt eine neue, umfassende Geschichte der Kunst vor, glänzend und mit spielerischer Leichtigkeit erzählt von der englischen Kunsthistorikerin Charlotte Mullins. Es ist höchste Zeit für eine aktuelle und globale Neubetrachtung - denn die Kunstgeschichte wurde bisher vor allem aus eurozentristischer Perspektive und am Beispiel vorwiegend männlicher Protagonisten erzählt. Wir begeben uns auf eine faszinierende Zeitreise, die bei den ersten Bildzeugnissen in der Frühsteinzeit beginnt und bei jüngsten Phänomenen wie NFTs aufhört. Neben den klassischen Meisterwerken werden gleichrangig auch die Nok-Terrakotten Nigerias, mexikanische Wandmalereien oder die feministische Kunst der Guerilla Girls vorgestellt - vor unseren Augen entsteht so ein wahrhaft weltumspannendes Panorama, das auch bisher vernachlässigte Positionen einbezieht.

Charlotte Mullins ist freie Kunstkritikerin für verschiedene Magazine sowie die BBC und lebt in London.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR38,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR28,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR28,99

Produkt

KlappentextMit diesem Buch liegt eine neue, umfassende Geschichte der Kunst vor, glänzend und mit spielerischer Leichtigkeit erzählt von der englischen Kunsthistorikerin Charlotte Mullins. Es ist höchste Zeit für eine aktuelle und globale Neubetrachtung - denn die Kunstgeschichte wurde bisher vor allem aus eurozentristischer Perspektive und am Beispiel vorwiegend männlicher Protagonisten erzählt. Wir begeben uns auf eine faszinierende Zeitreise, die bei den ersten Bildzeugnissen in der Frühsteinzeit beginnt und bei jüngsten Phänomenen wie NFTs aufhört. Neben den klassischen Meisterwerken werden gleichrangig auch die Nok-Terrakotten Nigerias, mexikanische Wandmalereien oder die feministische Kunst der Guerilla Girls vorgestellt - vor unseren Augen entsteht so ein wahrhaft weltumspannendes Panorama, das auch bisher vernachlässigte Positionen einbezieht.

Charlotte Mullins ist freie Kunstkritikerin für verschiedene Magazine sowie die BBC und lebt in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406806230
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum17.10.2023
Auflage1. Auflage
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Illustrationenmit 173 Abbildungen
Artikel-Nr.12370746
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1
Erste Spuren


Südfrankreich vor 17.000 Jahren - zwei Menschen zwängen sich durch eine Felsöffnung und folgen einem langen, verschlungenen Höhlengang. Zu ihren Füßen bahnt sich ein rauschender Fluss unermüdlich seinen Weg durch das Gestein. Es ist pechschwarz um sie herum, kein Laut der Außenwelt dringt zu ihnen. Der Ältere trägt eine Fackel, deren qualmende Flamme Lichtfinger über die Wände huschen lässt. Die Blicke des Jugendlichen, der ihm folgt, gleiten über Zeichnungen von Bisons und Hirschen an den Wänden. Manchmal ist es so eng, dass sie auf allen vieren kriechen müssen. Ab und zu machen sie einen Bogen um das Skelett eines Höhlenbären, dem frühere Besucher die Reißzähne ausgebrochen haben, um sie zu Anhängern und Halsketten zu verarbeiten.


1⢠  Bisonskulptur, ca. 17.000 Jahre alt, Höhle von Tuc d Audoubert, Frankreich


Schließlich erreichen sie den äußersten Punkt des Höhlensystems, mehr als einen halben Kilometer vom Einstieg entfernt. Vorsichtig auf den Fersen balancierend, um nicht im weichen Untergrund steckenzubleiben, gehen sie in die Hocke und schneiden mithilfe eines scharfen Felssplitters, den sie zu diesem Zweck mitgebracht haben, einen schweren Klumpen Ton aus dem feuchten Höhlenboden. Ihre Füße sinken etwas ein, als sie den wuchtigen Klumpen aufheben und ihn zu einem freistehenden Felsen schleppen. Dort machen sie sich ans Werk. Unter ihren Händen verwandelt sich der Brocken allmählich in zwei Bisons, beide etwa so groß wie der Arm eines Erwachsenen. Die Tiere schmiegen sich den Formen an, die ihre Felsunterlage vorgibt, und heben sich zugleich stolz von der Oberfläche ab. Das männliche Tier bäumt sich hinter dem weiblichen auf.

Die Schöpfer stehen vor ihrem Werk, beleuchtet von ihrer hocherhobenen Fackel. Die Bisons scheinen zum Leben zu erwachen, sie schütteln ihre Mähnen auf ihren wuchtigen Nacken und ihre Schwänze zucken im flackernden Licht.

â â â

Entstanden diese Skulpturen für ein Fruchtbarkeitsritual, dienten sie der Beschwörung eines magischen Schöpfungsmythos? Oder war der Jugendliche tief in das Höhlensystem geführt worden, weil dies zu einem Übergangsritus auf dem Weg zum Erwachsenenleben gehörte? Darüber können wir nur spekulieren. Die beiden Bisons in der Höhle von Tuc d Audoubert in Frankreich entstanden im Paläolithikum, der Altsteinzeit. Sie wurden in vorgeschichtlicher Zeit modelliert, lange bevor es schriftliche Aufzeichnungen gab, lange bevor die Schrift überhaupt erfunden war. Es sind die ältesten bekannten Beispiele für Reliefskulpturen - Figuren, die mit dem Hintergrund verbunden bleiben, sich aber von ihm abheben. Bis heute erhaltene Fußabdrücke im weichen Boden und Fingerspuren auf den Skulpturen geben Archäologen und Paläontologen Hinweise darauf, wie und von wem die Bisons geschaffen wurden. Es ist atemberaubend, diese Abdrücke heute zu sehen - man könnte denken, dass die Bisons gerade eben erst entstanden sind, dass die Künstler, deren Hände eben noch den Lehm formten, erst vor kurzem gegangen sind. Was wir jedoch nicht mit Sicherheit sagen können, ist, zu welchem Zweck die Skulpturen geschaffen wurden. Was bedeuteten solche Kunstwerke für unsere Vorfahren, und was können sie uns heute sagen? Hatten die Menschen der Steinzeit überhaupt eine Vorstellung davon, was «Kunst» ist?

In diesem Buch werden wir einer Vielzahl von Dingen aus unterschiedlichsten Materialien begegnen, die heute sämtlich fraglos als Kunst anerkannt sind. Doch was meinen wir eigentlich damit, wenn wir etwas mit dem so schwer zu fassenden Begriff «Kunst» bezeichnen? Was Kunst genau bedeutet und welchen Stellenwert sie in einer Gesellschaft hat, ändert sich im Laufe der Zeit. Klar ist jedoch, dass Kunst immer etwas auszudrücken versucht, was sich mit bloßen Worten nicht fassen lässt. Ein Künstler unserer Tage, der im Iran geborene US-amerikanische Maler Ali Banisadr meint, in aller Kunst, von der Höhlenmalerei bis heute, stecke Magie. Auch die Künstler der Steinzeit, so ist er überzeugt, «strebten nach dem Übersinnlichen, sie wollten etwas in visuelle Sprache übertragen, das sich nicht wirklich verstehen lässt. Kunst und Magie sind unzertrennlich.» Was bedeutet das? Banisadr meint natürlich nicht irgendeinen Hokuspokus, mit dem man Kaninchen aus dem Hut zaubert, sondern eine geheimnisvolle Kraft, eine unerklärliche Macht. Diese Art von Magie verleiht einem Gegenstand oder Zeichen an einer Wand die Fähigkeit, hochkomplexe Ideen, die weit über den Bereich der Sprache hinausreichen, schlagartig erfassbar zu machen. Künstler verstehen diese Magie zu nutzen, um die einfachsten Zeichen oder alltäglichsten Materialien - Holzkohle, Stein, Papier, Farbe - in Kunstwerke zu verwandeln.

Wenn Künstler die Skulptur eines Tiers formen oder eine Gestalt malen, dann streben sie nicht notwendigerweise nach größtmöglicher Lebensähnlichkeit, sondern sie versuchen, etwas Wesentliches über dieses Tier oder diese Gestalt zum Ausdruck zu bringen. Daher ist aller Kunst - ganz gleich, wie unterschiedlich sie auf den ersten Blick erscheint - letztendlich etwas gemeinsam. Während der gesamten Geschichte (und Vorgeschichte) der Menschheit haben Künstler stets nach dem besten Ausdrucksmittel für ihre Ideen gesucht. Darin liegt die der Kunst eigene «Magie», mit uns in Verbindung zu treten und uns innerlich zu berühren, auch wenn wir manchmal selbst nicht erklären können, wie das geschieht. Kunst kann uns helfen, die Welt und unseren Platz in ihr mit anderen Augen zu sehen und ein wenig klarer zu bestimmen. Mit anderen Worten: Kunst hat die Kraft, vieles zu bewirken und zu verändern.

In diesem Buch unternehmen wir eine Reise, die uns von einigen der ältesten Fundstätten von Kunst bis in unsere Tage führt, und wir erforschen, wie Kunst und Künstler unsere Welt geformt und beeinflusst haben. Allerdings bietet sich uns hier kein eindeutiger Pfad durch die Geschichte an, auch wenn das frühere Darstellungen gerne behaupten. Wir sind vielmehr auf einem Netz vielfältig miteinander verschlungener Pfade unterwegs, die uns durch die Zeit führen. Manche Künstler, wie die Schöpfer der beiden Bisons, hat die Zeit in der Anonymität versinken lassen, andere wurden zu Lebzeiten verehrt, sind aber heute weitgehend vergessen. Manche Künstler kennt praktisch jeder, während viele von nicht geringerem Talent weit weniger gewürdigt werden. Zusammen werden wir die Welt der Kunst durchstreifen, vergessenen Künstlern die ihnen gebührende Ehre erweisen und die traditionelle Auffassung dessen, was Kunstgeschichte ist, zu erweitern versuchen.

Unsere Reise beginnt, so unglaublich es klingt, vor 100.000 Jahren, als der Homo sapiens zum ersten Mal Farbe herstellte, indem er Rötel und rotes Ockergestein zerrieb und diesen Pigmentstaub mit Fett vermischte, das er aus im Feuer erhitzten Knochen gewann. In der südafrikanischen Blombos-Höhle fand man Meeresschnecken mit 100.000 Jahre alten Farbrückständen. Kunst ist aus dieser Zeit nicht erhalten, womöglich diente Farbe, die in den Schneckengehäusen aufbewahrt wurde, auch zur Körperbemalung oder kam bei Bestattungsriten zum Einsatz. Doch die Möglichkeit zur Herstellung von Farbe, und damit zur planvollen und kreativen Veränderung der Welt, war hier bereits angelegt.

Bereits bevor der Homo sapiens vor rund 60.000 Jahren begann, sich nach Europa und Asien auszubreiten, hatte er dekorative Spuren auf Gegenständen und Wänden hinterlassen. Verzierungen können Oberflächen ansprechender wirken lassen, aber sie enthalten keine tiefere Botschaft. Punkte und Kreuze auf einem Tongefäß wollen uns nichts darüber erzählen, was es bedeutet, ein Leben als Mensch zu führen. Das kann nur die Kunst. Bislang wurden keine prähistorischen Wandgemälde in Afrika gefunden, aber die Ähnlichkeiten zwischen späteren Beispielen aus Indonesien und Europa weisen Gemeinsamkeiten auf, deren Ursprung man im Afrika vor der Zeit des großen Aufbruchs vermuten kann - eine verlockende Theorie, aber bisher nicht mehr als das.

Zu den frühesten bekannten von Menschen hinterlassenen Spuren gehören Anhäufungen von Punkten und Handabdrücken, die man zusammen mit Tierabbildungen an Höhlenwänden fand. Rote Ockerfarbe wurde mithilfe eines hohlen Vogelknochens über die an die Wand gelegte Hand geblasen, wodurch eine Schablonenzeichnung, oder ein «Stencil», wie man heute sagen würde, entstand. In der Chauvet-Höhle in Frankreich findet sich an vielen Stellen der Handabdruck ein und derselben prähistorischen Person, die man an einem gekrümmten kleinen Finger erkennt. In Borneo gibt es frühe...
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