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Mord bei Kerzenschein

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am21.05.2024
Ein hochstaplerischer Geisterjäger bringt Licht ins Dunkel
Oxfordshire, 1924: Arbuthnot 'Arbie' Swift, selbsternannter Geisterjäger und sich der Inexistenz des Übernatürlichen bestens bewusst, wird zum Einsatz gerufen. Angeblich treiben sich Geister im Anwesen seiner Nachbarin herum. Doch während Arbie vorgibt, den Spuk zu untersuchen, geschieht das Ungeheuerliche: Die Hausherrin wird tot aufgefunden. Aber wie - und von wem - wurde sie getötet, wenn alle Fenster und Türen ihres Zimmers von innen verschlossen waren? Sollte es tatsächlich Geister geben? Schon bald findet Arbie sich zwischen geheimen Liebesaffären und tragischen Verlusten wieder, die Wahrheit und Fiktion vor seinen Augen immer mehr verschwimmen lassen ...
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextEin hochstaplerischer Geisterjäger bringt Licht ins Dunkel
Oxfordshire, 1924: Arbuthnot 'Arbie' Swift, selbsternannter Geisterjäger und sich der Inexistenz des Übernatürlichen bestens bewusst, wird zum Einsatz gerufen. Angeblich treiben sich Geister im Anwesen seiner Nachbarin herum. Doch während Arbie vorgibt, den Spuk zu untersuchen, geschieht das Ungeheuerliche: Die Hausherrin wird tot aufgefunden. Aber wie - und von wem - wurde sie getötet, wenn alle Fenster und Türen ihres Zimmers von innen verschlossen waren? Sollte es tatsächlich Geister geben? Schon bald findet Arbie sich zwischen geheimen Liebesaffären und tragischen Verlusten wieder, die Wahrheit und Fiktion vor seinen Augen immer mehr verschwimmen lassen ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783749906727
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum21.05.2024
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1051 Kbytes
Artikel-Nr.12372771
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL ZWEI

»Hast du es auch schon gehört? Angeblich soll das Dorf innerhalb der nächsten sieben Jahre elektrifiziert werden.«

Die Stimme schien aus dem Nichts zu kommen. Val und Arbie hielten, die Teetassen dicht vor ihren Gesichtern schwebend, inne.

Gehorsam hatten sie sich um Viertel vor vier auf den Weg nach Old Forge gemacht, um Tee mit Miss Phelps zu trinken. Val trug ihr bestes Sonntagskleid und Arbie einen wundervoll geschnittenen Sommeranzug. Wie immer fand Val seine mühelose Eleganz höchst ärgerlich, konnte jedoch nicht umhin anzuerkennen, dass er sehr gut aussah. Den Fußmarsch zum anderen Ende des Dorfes legten sie in beiderseitigem mürrischem Schweigen zurück.

Wie so viele Gebäude hatte auch Old Forge sich im Laufe der Jahrhunderte ziemlich verändert. In diesem Fall war aus einer schlichten Schmiede ein gewaltiger Landsitz mit verschiedenen Anbauten geworden, nicht unbedingt ein Herrenhaus, doch auch nicht mehr das Heim eines einfachen Handwerkers. So war es weder Fisch noch Fleisch, bestand aus dem vor Ort abgebauten cremefarbenen Cotswold-Stein und verfügte über eine Unzahl mit grauem Schiefer gedeckter Dächer von verschiedener Höhe und Form. Folge war, dass das Haus innen wie außen unerwartete Ecken und Biegungen aufwies. Manche Fenster bestanden aus winzigen Bleiglasscheiben, bei anderen handelte es sich um breite Panoramafenster, wie sie in der georgianischen Zeit in Mode gewesen waren. Die Kamine, die willkürlich aus den Dächern zu ragen schienen, waren in Höhe und Breite unterschiedlich und verliehen dem Haus einen eigenartigen, aber nicht von der Hand zu weisenden Charme. Über einer recht improvisiert wirkenden Veranda wucherte eine uralte Glyzinie die südliche Mauer empor und trug mit ihrer Blütenpracht das Ihre zum malerischen Ambiente bei.

Obwohl Val und Arbie ihr ganzes Leben in diesem Dorf verbracht hatten, hatten sie noch nie einen Fuß in das Haus gesetzt. Miss Phelps beschränkte ihre Einladungen auf Relikte der viktorianischen Ära, wie sie selbst eines war. Als sie also die mit Kies bestreute Auffahrt hinaufgingen und an dem kunstvoll gearbeiteten Griff der Türglocke zogen (vermutlich das Werk eines der Schmiede, die in diesem Haus einst lebten), wussten sie deshalb nicht, was sie erwartete.

Die Tür wurde ihnen von Mrs. Brockhurst geöffnet, die seit etwa dreißig Jahren Miss Phelps´ Haushälterin war. Das »Mrs.« war jedoch nur eine Höflichkeitsanrede, denn die Dame, ein beliebtes und geachtetes Mitglied der Dorfgemeinschaft, war nie verheiratet gewesen. Nachdem sie die Gäste mit einem ehrlich gemeinten Lächeln begrüßt hatte, führte sie sie durch eine ziemlich düstere Vorhalle in einen sonnendurchfluteten Salon, der auf den großen Garten hinausging.

Miss Phelps erhob sich von einem Queen-Anne-Stuhl und hieß sie recht förmlich willkommen. Wenige Minuten später saßen Arbie und Val an einem großen runden Tisch und begannen mit dem bei einem englischen Nachmittagstee üblichen nichtssagenden Geplauder, während Mrs. Brockhurst mit Köstlichkeiten beladene Tabletts herbeischleppte. Neben dem Tee selbst, der aus einer schweren Silberkanne in zarte Tassen aus Spode-Porzellan eingeschenkt wurde, gab es Platten mit winzigen Sandwiches - natürlich ohne Brotrinde -, leckeren süßen Teekuchen, Marmelade, Sahne und dünne Keksröllchen.

Gerade hatte Miss Phelps als Gastgeberin den ersten Tee verteilt, als die Stimme mit der Nachricht der anstehenden Elektrifizierung die traute Runde störte.

Kurz darauf trat lautlos eine zweite Dame ins Zimmer. Ihr Gesicht schien leicht erhitzt, und Val schätzte sie auf Mitte sechzig. Sie war zierlich und trug ihr Haar zu einem ordentlichen Knoten zusammengesteckt, der fest mittig auf ihrem Kopf thronte. Ihr Teint war rosig, und sie betrachtete die beiden jungen Leute mit zusammengekniffenen Augen, was verriet, dass sie eine Brille brauchte, die sie vermutlich entweder aus Eitelkeit nicht trug oder aus Zerstreutheit irgendwo liegen gelassen hatte.

»Ach, das ist meine beste und älteste Freundin, Mrs. Cora Delaney. Sie besucht mich für einige Wochen und verbringt die Sommerferien hier«, stellte Amy sie ein wenig knapp vor. »Cora, Miss Coulton-James, die Tochter unseres lieben Vikars, und Mr. Swift.«

»Oh, unser berühmter Gast«, rief Cora aus und musterte Arbie forschend. »Ich hatte großes Vergnügen an Ihrem Buch, Mr. Swift. So amüsant und gleichzeitig so informativ, wenn man Ferienorte mag. Und ich muss sagen, dass Ihre Methode, Beweise für die Existenz des Übersinnlichen zu sammeln, höchst ... äh ... faszinierend klingt.« Falls da ein leicht spöttischer Unterton gewesen sein sollte, zog Arbie es vor, diesen zu überhören.

»Wie schön, dass es Ihnen gefallen hat«, erwiderte er stattdessen und um einen möglichst bescheidenen Gesichtsausdruck bemüht. Eigentlich war er noch immer aufrichtig erstaunt darüber, dass es Menschen gab, die sich überhaupt die Mühe machten, ein Buch zu lesen - selbst wenn es etwas so leicht Verdauliches wie sein Geisterführer war.

»Hast du nicht gerade über Elektrizität gesprochen?« Ebenso wie Val hatte Amy nur wenig Lust, Arbies ausgeprägtem Selbstbewusstsein neue Nahrung zu geben, und wechselte deshalb gnadenlos das Thema. »Mir kommt so etwas nicht ins Haus. Ich habe mich noch immer nicht an diese grässlichen Gaslampen gewöhnt«, entgegnete sie und bedachte die harmlose Gaslampe an der Wand neben ihr mit einem giftigen Blick.

»Oh, ich habe heute Morgen mit der Inhaberin des Dorfladens gesprochen. Sie sagte, sie habe von einem Beamten im Rathaus gehört, die Elektrizitätsgesellschaft habe eine Eingabe gemacht, um in den nächsten Jahren Strommasten bis hierher verlegen zu können«, berichtete Cora in ruhigem und inzwischen eindeutig trockenem Tonfall. Als eingefleischte Städterin fand sie das Dorfleben ziemlich amüsant. Nachdem sie sich gesetzt und umständlich ihre Röcke geordnet hatte, betrachtete sie den Tisch und die Leckereien darauf mit einem Blick, der Arbie an den eines hungrigen Spatzen erinnerte.

»Wäre das nicht spannend für dich, liebe Amy? Wir sind natürlich schon seit Jahren elektrifiziert«, fügte sie, an Arbie gewandt, hinzu und beäugte dabei den Früchtekuchen. »Es ist so viel sauberer, und anders als Gaslicht riecht es auch nicht.«

Sie nahm sich einen Teller, stürzte sich auf den Kuchen und beförderte mit einer geschickten Bewegung des silbernen Tortenhebers ein Stück auf ihren Teller.

»Wenn du Tee möchtest, bedien dich«, meinte Amy in einem Ton, der ebenfalls so trocken war, dass selbst die Sahara vor Neid erblasst wäre. »Und ich sage es noch einmal: Mir kommt so etwas nicht ins Haus. Es ist gefährlich, das habe ich wenigstens gehört. Außerdem soll es schon einige Menschenleben gefordert haben. Ein Teufelszeug! Also, was ... Ach, hier ist ja mein zweiter Sommergast.«

Val und Arbie stellten fest, dass ihre Gastgeberin ein wenig zugänglicher wurde. »Reggie, ich dachte schon, du hättest vergessen, dass wir zum Tee Besuch erwarten.«

Während sie noch sprach, kam ein schlanker weißhaariger Mann hereingeschlendert und betrachtete die sich biegende Tafel mit einem erfreuten Lächeln. »Ach, Mrs. Brockhursts Teekuchen. Amy, ich schwöre, einer der beiden Gründe, warum ich jedes Jahr herkomme, ist Mrs. Brockhursts Teekuchen.«

Cora schmunzelte leicht, während Amy aufrichtig erfreut lächelte. »Das kann ich mir denken, du alter Gauner.« Sie neckte ihn sogar!

Ebenso gebannt wie verdattert beobachteten Arbie und Val die Szene. Wer hätte gedacht, dass Miss Amy Phelps so viel Humor besaß?

Vielleicht hatte ihre Gastgeberin ihre Gedanken gelesen, denn sie vollführte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, kümmern Sie sich nicht um Reggie, er ist ein wenig kauzig«, teilte sie ihnen lässig mit. »Er hält sich für einen Künstler, so wie meine liebe Mama, und pflegt im Sommer gern seine verschiedenen Steckenpferde. Dazu verkriecht er sich in Mamas altem Atelier. Unsere Familien kennen sich schon so lange, dass sie praktisch miteinander verschmolzen sind. Reggie und mein verstorbener Bruder Francis sind zusammen zur Schule gegangen. Die Ferien hat er immer hier verbracht.«

»Meine Eltern hielten sich damals in Indien auf«, fügte Reggie erklärend hinzu, setzte sich, griff nach einem Teller und hielt sich an den Sandwiches schadlos.

Arbie, der ihn sofort als Nahrungskonkurrenten erkannte, folgte rasch seinem Beispiel. Val sah zu, wie er sich den Teller vollhäufte, und auch Cora spähte hinter ihrer Teetasse hervor und folgte amüsiert dem Treiben.

»Ja, Amy hat recht. In den Schulferien sind Francis und ich durchs Haus getobt wie eine Horde wilder Tiere.« Reggie seufzte zufrieden auf. »Und als Erwachsene haben wir die Tradition irgendwie aufrechterhalten. Ich war fast so oft hier wie in meinem eigenen Haus, nicht wahr, meine liebe Amy? Natürlich haben wir auch zusammen den Kontinent unsicher gemacht und lange Reisen unternommen, um die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Francis hatte ein Händchen dafür, abgelegene Dörfer in den Bergen zu entdecken, wo wir uns von Ziegenkäse und Feigen ernährten.«

Amy seufzte leise auf, als sie den Namen ihres Bruders hörte. »Ich vermisse alle meine Geschwister so sehr, doch Francis fehlt mir am meisten. Ich weiß, dass ich das nicht sagen sollte, aber es ist nun einmal so. Er hatte das gewisse Etwas und war auch Mamas Liebling«, fügte sie in sachlichem Ton und ohne eine Spur von Eifersucht hinzu.

»Aber wenigstens hast du deinen Neffen und deine Nichte, die dich an sie erinnern«, wandte Cora mit leiser Stimme ein.

Arbie...
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