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Fasel irrt sich

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
210 Seiten
Deutsch
epublierschienen am07.09.20231. Auflage
Tote und Verletzte an verschiedenen Orten Wuppertals. An den Tatorten gefundene Tarotkarten lassen einen Zusammenhang erahnen. Doch welcher ist es, und wer steckt dahinter? Die Ermittler stoßen auf indoktrinierte Schüler, 'querdenkene' Polizisten, merkwürdige Psychologen und einer Gruppe esoterischer Studenten. Chef Fasel, von Vorurteilen gebeutelt, legt sich fest. Doch er irrt sich. Praktikant Leon, von den Kollegen als komischer Vogel belächelt, hat die klarsten Gedanken. Er führt auf die richtige Spur. Ein Roman über fehlgeleitete Gedanken, die zu Gewalt führen, über Homophobie und über Wuppertal.

Jürgen Kasten, in Berlin geboren, im Ruhrgebiet aufgewachsen, lebt seit den sechziger Jahren in Wuppertal. Im Berufsleben war er u.a. Leiter von Mordkommissionen und Chef des Kommissariats für Tötungsdelikte. Nach der Pensionierung ging er mit seinen Geschichten in die Öffentlichkeit und schrieb Kurzgeschichten für Anthologien und Zeitschriften und mehrere Kriminalromane. Kasten ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller und beim SYNDIKAT.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextTote und Verletzte an verschiedenen Orten Wuppertals. An den Tatorten gefundene Tarotkarten lassen einen Zusammenhang erahnen. Doch welcher ist es, und wer steckt dahinter? Die Ermittler stoßen auf indoktrinierte Schüler, 'querdenkene' Polizisten, merkwürdige Psychologen und einer Gruppe esoterischer Studenten. Chef Fasel, von Vorurteilen gebeutelt, legt sich fest. Doch er irrt sich. Praktikant Leon, von den Kollegen als komischer Vogel belächelt, hat die klarsten Gedanken. Er führt auf die richtige Spur. Ein Roman über fehlgeleitete Gedanken, die zu Gewalt führen, über Homophobie und über Wuppertal.

Jürgen Kasten, in Berlin geboren, im Ruhrgebiet aufgewachsen, lebt seit den sechziger Jahren in Wuppertal. Im Berufsleben war er u.a. Leiter von Mordkommissionen und Chef des Kommissariats für Tötungsdelikte. Nach der Pensionierung ging er mit seinen Geschichten in die Öffentlichkeit und schrieb Kurzgeschichten für Anthologien und Zeitschriften und mehrere Kriminalromane. Kasten ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller und beim SYNDIKAT.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758401022
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum07.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten210 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2663 Kbytes
Artikel-Nr.12373082
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

Der Karlsplatz war einer von vielen in der Stadt, ein eher unbedeutender. Ambitioniert geplant mit kleinen Terrassen und Sitzecken, dazwischen etwas Grün, das sich verzweifelt an Drahtgestellen hinauf rankte, und an einem Kiosk. Gelegentlich hielten sich hier Obdachlose auf, denen der Trubel der benachbarten Innenstadt zu viel wurde. An diesem Freitagmittag zeigte sich der Platz fast menschenleer. Nur Kurt Fasel war zu sehen. Seine Kollegin Anna Schmidt stand verdeckt in dem Kiosk. Fasel lehnte lässig an dem kleinen Tresen und schaute gelangweilt umher. Sein Handy klingelte ununterbrochen. Er ignorierte es.

Fasels Name gab nur den Kollegen Anlass zu Witzen, die ihn nicht näher kannten. Der Name entsprach in keiner Weise seinem Naturell. Er war eher wortkarg. Wenn er aber als Leiter des KK 11 seine Bassstimme erhob, konnte sie laut und bestimmend sein. Dieses Timbre holte er aus der Weite seines Brustkorbs. Zwar war seine Gestalt von durchschnittlicher Größe, man sah ihm aber an, dass er mal Kraftsport betrieben hatte. Der Stock, auf den er sich jetzt lässig stützte, schien überflüssig zu sein. Ein schwarzer Gehstock mit silbernem Knauf und ebensolcher Metallspitze. Er trug ihn seit fast drei Jahren bei sich.

Dragovic hatte ihm die rechte Kniescheibe zerschossen. Fasel bekam eine Neue eingesetzt. Danach konnte er wochenlang nur mit Krücken laufen. Sobald sich alles wieder stabilisiert hatte, reichte ein Gehstock, denn er humpelte noch immer. Wie ein alter Mann kam er sich damit vor, dabei hatte er doch kaum die Fünfzig überschritten. Dann sah er in der Zeitung ein Bild des Künstlers Markus Lüpertz. Sich seiner Bedeutung bewusst, blickte Lüpertz in die Kamera, lässig auf einen schwarzen Gehstock mit silbernem Knauf gestützt.

»Das isses«, sagte sich Fasel. Seine orthopädische Gehhilfe verbannte er in den Keller und legte sich umgehend einen Stock zu, wie Lüpertz ihn trug. Wie gesagt, eigentlich brauchte er keinen mehr, aber er gefiel sich in der Pose eines Dandys.

So lehnte er am Kiosk, rechts lässig aufgestützt, in der linken Hand eine Bierflasche haltend. Zuschauer waren nur die Scharfschützen des SEK, die gut versteckt ringsum postiert waren. Sie hielten die Ausgänge der Tiefgarage im Blick und warteten auf Dragovic.

Weiträumig war alles abgesperrt. Die Rollgitter der Garage wurden geschlossen. Wenn Dragovic heraus wollte, blieben ihm nur die beiden Aufgänge zum Platz. Einer führte direkt dort hoch. Nehme er den, stünde er allerdings auf dem Präsentierteller. Der andere Aufgang endete im Innenhof des Gebäudekomplexes auf der anderen Seite der Friedrichstraße gegenüber der Komödie. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich auf diesen.

Ihr Leiter saß im obersten Stock der Rathausgalerie im Büro des Centermanagers und schaute auf Fasel hinunter, der dort nichts zu suchen hatte.

Genervt vom ständigen Handyklingeln, nahm er es endlich ans Ohr. »Was ist?«

»Fasel, hau endlich ab. Das ist eine Geiselnahme. Damit hast du nichts zu tun«, nölte der nicht minder genervte Einsatzleiter.

Fasel hatte keine Lust zu debattieren. Er hielt einen ausgestreckten Mittelfinger in die Luft.

Der Einsatzleiter fluchte.

»Schulte wird nervös. Es geht gleich los.«

»Mach nichts Unüberlegtes«, raunte Anna ihrem Chef zu. »Dragovic ist unberechenbar.«

Ihre Waffe lag griffbereit in der Durchreiche neben ihr.

»Ich kenne das Arschloch«, flüsterte Fasel zurück.

Beide hatten gemeinsam Karriere gemacht. Als Fasel noch junger Kommissar auf der Kriminalwache war, lief der ebenfalls junge Milan Dragovic ihm des Öfteren als Kleinkrimineller über den Weg. Laden- und Taschendiebstähle, hin und wieder ein Einbruch. Mehr konnte Dragovic nicht. Er war ungeschickt, hinterließ Spuren, wurde schnell als Täter identifiziert. Fasel nahm ihn mehrmals fest. Im Knast lernte Dragovic dazu. Jahre später galt er als Intensivtäter, verlegte sich auf bewaffnete Überfälle.

Vor drei Jahren trafen sie dann zufällig wieder aufeinander. Fasel verließ gerade seine Bank, wo er ein Sparkonto zugunsten seiner volljährig gewordenen Tochter aufgelöst hatte. Im Eingangsbereich stand er plötzlich Dragovic gegenüber. Er erkannte ihn trotz dessen übergezogener Maske sofort und was er vorhatte, war offensichtlich. In der Hand hielt er eine Pistole.

Fasel verzichtete auf eine Begrüßung, stattdessen schmetterte er ihm seine rechte Faust voll auf die Zwölf. Dragovic fiel um wie ein nasser Sack. Im Fallen zuckte sein Finger am Abzug der Waffe und Fasels Knie war dahin.

Die nächsten fünf Jahre sollte Dragovic in der JVA Simonshöfchen verbringen. Er spielte den geläuterten Mustergefangenen, meldete sich freiwillig zu Arbeitseinsätzen, suchte das Gespräch mit dem Gefängnispsychologen und schrieb Fasel einen langen Brief, in dem er sich für seinen Knieschuss entschuldigte. Bereits nach drei Jahren wurde er wegen außerordentlich guter Führung auf Bewährung entlassen. Eine fatale Fehleinschätzung der Gutachter. Er hatte alle getäuscht.

 

Heute Mittag war Fasel mit Anna Schmidt in der Stadt unterwegs gewesen, um einen Zeugen aufzusuchen, als sie über Funk von der Geiselnahme in dem Sportstudio hörten, das sich in dem Gebäudekomplex zwischen Gathe und Friedrichstraße befand. Schon kurz darauf stand fest, dass Dragovic der Geiselnehmer war.

Er wollte die Kasse des Studios ausrauben, wusste nicht, dass sich darin kaum Bares befand und bekam auch nicht mit, dass die junge Frau hinter dem Tresen einen stillen Alarm drückte.

Noch während Dragovic das enttäuschend wenige Geld einsteckte, hielten drei Streifenwagen vor dem Eingang auf der Gathe. Uniformierte mit gezogenen Waffen sprangen heraus und blockierten ihm den Rückzug.

Dragovic fuchtelte mit seiner Pistole herum, setzte einen Warnschuss in die Deckenbeleuchtung und zwang alle Anwesenden auf den Boden. Zwei Frauen mussten sich mit erhobenen Händen vor die Tür stellen. Dann schaute er sich nervös um. Einen Ausweg aus dieser Situation sah er nicht.

Den bot ihm nach einer halben Stunde der Verhandlungsführer der Polizei, der im Studio anrief.

»Geben Sie auf. Sie haben keine Chance, zu entkommen. Legen Sie ihre Waffe auf den Boden und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.«

Das Angebot wollte Dragovic nicht annehmen.

Er forderte einen Fluchtwagen und hunderttausend Euro. Beides sollte neben dem Aufgang oben im Innenhof bereitgestellt werden. Dragovic wusste, dass es im Studio einen Ausgang zur Tiefgarage gab, von wo aus er hinaus könnte.

Eine Stunde lang dauerten die Verhandlungen, dann teilte der Polizeisprecher mit, dass alles bereitstünde. Dragovic schnappte sich eine der Frauen, hielt ihr seine Pistole gegen den Kopf und marschierte los.

 

Die Hektik im Funkverkehr amüsierte Fasel. Was sollte die Aufregung? Dragovic war sein Part. Kurzerhand besetzte er mit Kollegin Anna den verwaisten Kiosk und wartete nun auf Dragovic.

Der nahm den richtigen Aufzug, trat oben ins Freie und schaute sich um. Niemand war zu sehen, auch kein Fluchtwagen. Demonstrativ drückte er seiner Geisel die Pistole an den Kopf und schrie: »Macht keinen Scheiß, sonst ist die Frau tot!«

Zwei der Scharfschützen saßen in richtiger Position.

»Zielperson im Visier«, meldeten sie.

»Keine Schussfreigabe. Warten.« Der Einsatzleiter klang angespannt.

Dragovic ging langsam zur Hausecke vor. Er hielt sich dicht hinter der Geisel. Seine Waffenhand zitterte leicht.

An der Bushaltestelle stand ein BMW mit offen stehenden Türen. Daneben eine Tasche. Dragovic wusste nicht, was er tun würde, wenn die Bullen ihn gelinkt hätten und gar kein Geld da drin wäre. Er ging langsam weiter, immer dicht hinter der Geisel. Jetzt hatte er die Schnellreinigung an der anderen Ecke passiert, stand fünf Meter vor dem BMW. Sein Blick irrte umher, blieb am Dach der Rathausgalerie hängen. Ein schwarz vermummter Mann stand dort, winkte ihm zu und legte demonstrativ ein Gewehr auf den Boden.

»Gut so«, murmelte Dragovic. Die Geisel zitterte. »Ruhig, wir haben es gleich geschafft.«

Er musste sie mit seinem freien Arm fest umklammern, damit sie nicht wegsackte. In seinem Rücken stand im zweiten Stock über der Reinigung ein weiterer Vermummter im offenen Fenster. »Optimale Schussposition«, flüsterte er in sein Mikrofon.

»Warten!«, kam die scharfe Erwiderung des Einsatzleiters.

In diesem Augenblick ging Fasel los. Stark humpelnd wankte er auf Dragovic zu, der ihn erst jetzt erblickte.

»Schicken sie jetzt schon Behinderte ins Gefecht?«, rief er höhnend.

Fasel stapfte unbeirrt weiter.

»Bleib stehen«, knurrte Dragovic.

Innerlich schluckte Fasel, trotzdem gelang es ihm, ein breites Grinsen aufzusetzen. Erst kurz vor Dragovic blieb er stehen und keuchte übertrieben angestrengt.

Dragovic durchschaute das Schauspiel nicht. Verunsichert richtete er seine Waffe auf Fasel und lockerte dabei den Griff um die Geisel. Die junge Frau war am Ende ihrer Kräfte. Sie sackte seitlich weg.

Fasel und Dragovic standen sich jetzt unmittelbar gegenüber.

»Drago, gib auf. Die blasen dir sonst deinen Kopf weg.«

Fasel wies zur Rathausgalerie hoch. Dort standen jetzt plötzlich drei Vermummte am Dachrand und alle zielten mit einem Gewehr hinunter.

Nur kurz hatte Dragovic den Blick von Fasel genommen, um dieses Szenario zu sehen.

Anna nutzte diesen kurzen Blick, sprintete aus ihrem Kiosk über die Straße und stand hinter einem Werbebanner in seitlicher Höhe zu Dragovic, dreißig Meter entfernt.

Das Ganze dauerte nur Sekunden. Dragovic bekam es aus den Augenwinkeln mit. Er reagierte blitzschnell....
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Jürgen Kasten, in Berlin geboren, im Ruhrgebiet aufgewachsen, lebt seit den sechziger Jahren in Wuppertal. Im Berufsleben war er u.a. Leiter von Mordkommissionen und Chef des Kommissariats für Tötungsdelikte. Nach der Pensionierung ging er mit seinen Geschichten in die Öffentlichkeit und schrieb Kurzgeschichten für Anthologien und Zeitschriften und mehrere Kriminalromane. Kasten ist Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller und beim SYNDIKAT.