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Die Höfe

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
361 Seiten
Deutsch
Polar Verlagerschienen am15.09.2023
Die Nacht, in der 'Git' O'Rourke einen Mann in Randy's Tavern begegnet, um sich ein Vergnügen zu gönnen, endet damit, dass Bradley Grieg tot ist. All ihre Bemühungen, einen besser bezahlten Pflegejob außerhalb von Baxter zu bekommen, sind gescheitert. 'Git' ist Krankenschwester, hat zwei Jobs und arbeitet 70 Stunden pro Woche, um sich und ihre 8-jährigen Tochter Charlie durchzubringen. Sie ahnt nicht, dass sie ihre Nacht mit einem Junkie verbracht hat, der einem Geldverleiher 18.000 Dollar übergeben soll und die nun fehlen. Als Grieg am Morgen erschossen in einem Motel aufgefunden wird, steht für Leutnant Delia Mariola fest, dass er die Nacht nicht alleine verbracht hat. 'Git' gerät immer mehr in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Carl Schmidt, Drogenhändler und Geldverleiher, macht sich ebenfalls auf die Suche nach ihr. Es ist nur eine Frage der Zeit, wer 'Git' zuerst erwischt. Die Cops, die sie mit einem Haftbefehl suchen, oder der sadistische Vollstrecker Augie Barboza.

A. F. Carter lebt und arbeitet in New York City. Bei dem Namen handelt es sich um ein Pseudonym.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
EUR21,99

Produkt

KlappentextDie Nacht, in der 'Git' O'Rourke einen Mann in Randy's Tavern begegnet, um sich ein Vergnügen zu gönnen, endet damit, dass Bradley Grieg tot ist. All ihre Bemühungen, einen besser bezahlten Pflegejob außerhalb von Baxter zu bekommen, sind gescheitert. 'Git' ist Krankenschwester, hat zwei Jobs und arbeitet 70 Stunden pro Woche, um sich und ihre 8-jährigen Tochter Charlie durchzubringen. Sie ahnt nicht, dass sie ihre Nacht mit einem Junkie verbracht hat, der einem Geldverleiher 18.000 Dollar übergeben soll und die nun fehlen. Als Grieg am Morgen erschossen in einem Motel aufgefunden wird, steht für Leutnant Delia Mariola fest, dass er die Nacht nicht alleine verbracht hat. 'Git' gerät immer mehr in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Carl Schmidt, Drogenhändler und Geldverleiher, macht sich ebenfalls auf die Suche nach ihr. Es ist nur eine Frage der Zeit, wer 'Git' zuerst erwischt. Die Cops, die sie mit einem Haftbefehl suchen, oder der sadistische Vollstrecker Augie Barboza.

A. F. Carter lebt und arbeitet in New York City. Bei dem Namen handelt es sich um ein Pseudonym.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948392826
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum15.09.2023
Seiten361 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2961 Kbytes
Artikel-Nr.12432881
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2
GIT

Mom sitzt mit einer nicht angezündeten Zigarette zwischen den Fingern auf der Bettkante. Zum Rauchen muss sie rausgehen. Ich sitze auf einem Korbstuhl und starre in den Spiegel auf meiner Schminkkommode. Kein Grund zur Eile. Es ist noch nicht mal sieben, und die beste Abschleppzeit beginnt erst nach zehn. Ich habe den Samstag genommen, weil es mein einziger freier Abend ist.

»Ich bin für das grüne Kleid«, sagt Mom.

»Nicht das schwarze?«

»Darin hast du einen flachen Hintern.«

Mein Haus liegt an der Booth Lane, hat drei Schlafzimmer, ein Wohnzimmer, eine Küche und ein zu kleines Badezimmer, das wir uns teilen müssen. Wir, das sind ich - Bridget O Rourke - und Charlie, die acht ist, außerdem meine Mutter, Celia Graham. Charlie ist in ihrem Kinderzimmer und sieht fern, wie ich durch die Gipswand hören kann.

Meine Mutter ist die Krone des Weißen Abschaums, und das ist keine Übertreibung. Sie war nach allem süchtig, für das irgendwer anders bezahlte, und in meiner Kindheit öfter weg als da. Das war ein Segen, weil in den Gesprächen mit meiner Mutter, ob betrunken oder nüchtern, die ganze Wut mitschwingt, die sie im Laufe ihres harten und bitteren Lebens angesammelt hat. Als Kind habe ich sie geschluckt. Welche Wahl hatte ich? Wenn Mom wegblieb, war ich immer froh, auch wenn ich manchmal meine Oma Jo anbetteln musste, um etwas zu essen zu bekommen.

Als ich nach dem ersten Jahr in der Krankenpflegeschule von zu Hause auszog, war Mom genauso überrascht wie der Rest meiner Familie. Damals hoffte ich, sie zum letzten Mal im Rückspiegel zu sehen, und dann Lebwohl, sayonara und goodbye. Doch dann wurde ich alleinerziehende Mutter, und arbeiten zu gehen und Kinderbetreuung zu bezahlen, war unmöglich. Sogar im verarmten Baxter und Post-Covid muss man für professionelle Kinderbetreuung tausend im Monat hinlegen. Also schloss ich einen Deal mit meiner Mutter: Ich gab ihr ein Dach über dem Kopf und stellte Essen auf den Tisch, sie wurde ⦠vielleicht keine richtige Großmutter, aber wenigstens ein Kindermädchen. Für Moms Leber hatte es damals kein Zurück mehr gegeben, sie war in schlechter Verfassung. Ihre Schulter- und Hüftknochen waren spitz genug, um unter das Waffengesetz zu fallen. Ihr Gesicht bestand aus tiefen Furchen. Ihr Mund war so tief eingefallen, dass es aussah, als würde sie ihre Lippen verschlucken.

Tut mir leid, wenn ich kein Blatt vor den Mund nehme. Meine Beziehung zu meiner Mutter ist rein praktischer Natur, und meine Verbitterung sitzt tief. Meiner Meinung nach bin ich ihr rein gar nichts schuldig, sondern habe Anrecht auf Wiedergutmachung. Wenigstens ist sie inzwischen nüchtern, aus gutem Grund. Sie weiß genau, dass ich sie in hohem Bogen rauswerfe, sollte sie wieder anfangen zu trinken. Und sie weiß auch, dass sie wahrscheinlich irgendwann ein Stück von meiner Leber brauchen wird.

»Okay, das grüne.« Ich stehe auf, hänge das schwarze Kleid in den Schrank und lege das grüne aufs Bett. Die kleinen Pailletten auf dem hellen Stoff wirken im grellen Licht der Schlafzimmerlampe billig und schrill, doch im Halbdunkel einer schummrigen Bar werden sie leuchten.

Ich weiß, wohin ich in ein paar Stunden fahren werde, wo ich sitzen werde, weiß, dass das blutrote Schild mit dem Namen der Bar - Randy s - die linke Seite meines Kleids und die Silberreifen an meinem Handgelenk zum Glitzern bringen wird.

»Is echt Zeit, dass du ma rauskommst, Git.« Mom kniet auf dem Boden und durchsucht einen Haufen Schuhe nach Pumps zu dem Kleid. »Hab sie.« Mom hebt die Fünfzehn-Zentimeter-Stilettos hoch. Sie sind eher silbern als grün, aber das passt schon. Mir tun schon von dem Anblick die Füße weh, aber alle paar Monate genieße ich es, mich schick zu machen und als jemand zu verkleiden, der ich nie sein kann. Nicht solange ich ein Kind großziehen muss.

Mom legt die Zigarette weg und holt ihren kleinen Koffer mit Schminkutensilien, Bürsten und Schwämmen aus der mittleren Kommodenschublade. Früher hätte sie fast mal ihren Lebensunterhalt als Kosmetikerin verdient, war aber immer zu unzuverlässig, um wirklich Erfolg zu haben. Dabei hat sie Talent, und sogar ihr leichter, aber merklicher Tremor verschwindet, wenn sie beschäftigt ist.

»Kommst du heute nach Hause? Oder morgen?« Ohne aufzusehen, zieht sie einen Augenbrauenstift aus dem Koffer. »Was soll ich Charlie sagen, wenn sie aufwacht und du bist nicht da?«

Das von einer Frau, die immer wieder wochenlang verschollen war.

»Wenn ich bei Sonnenaufgang nicht zu Hause bin, ruf die Bullen.«

»Und was sag ich?«

Da ich nicht antworte, macht sich Mom an die Arbeit. Sie zieht meine Augenbrauen nach und verlängert sie um etwa acht Millimeter. Dann sind die Lider dran. Drei verschiedene Lidschatten, die immer dunkler werden, bis beide Augen von einem hellen Grün umgeben sind, das zum Kleid passt. Ein bisschen Silberglitzer dazu und eine geschwungene, etwa zwei Zentimeter lange schwarze Linie außen neben meinen blauen Augen, dann ist das Werk vollendet.

»Wie findste das?«, fragt Mom.

Sie tritt beiseite und überlässt mich dem Spiegelbild. Ich sehe das, was ich mir erhofft habe: Partygirl, nicht Bordsteinschwalbe. Der Hauptunterschied ist, dass man für eine Nutte zahlen muss, und ich mach s umsonst. Das gibt mir das Recht, wählerisch zu sein, wenn auch nicht allzu sehr.

Der Spiegel hält meine Aufmerksamkeit noch einen Moment lang. An der zu hellen Haut ist noch was zu machen, ebenso an den linealglatten Haaren, die meine Hillbilly-Abstammung verraten. Meine Großeltern - die einzigen, die ich kenne, die Eltern meiner Mutter - sind auf der Suche nach einem besseren Leben aus West Virginia hier eingewandert. Und fanden es laut Oma Jo auch.

Kurz vor ihrem Tod verkündete Oma Jo, dass sie stolz auf mich sei. Ich würde es weit bringen, wie auch sie es weit gebracht hatten.

»Egal wie schwer das Leben in Baxter auch war, da in den Tälern war es noch viel härter. Wer nicht in den Minen geschuftet hat, dem blieb nichts anderes übrig als Gras zu fressen.«

»Hast du schon entschieden, wo du heute Abend hinfährst, Git?« Mom macht sich wieder an die Arbeit, überdeckt die kleine Narbe über meinem rechten Auge, legt Foundation auf mein Gesicht.

»Vermutlich ins Randy s.«

Randy s Tavern ist eine Bar, in der sich Männer und Frauen treffen, die auf Sex aus sind. Sonst würde man dort nicht hingehen. Das kann ein Paar auf der Suche nach einem anderen Paar sein, eine Ehefrau, deren Mann auf Dienstreise ist, oder ich, die heiß ist auf einen One-Night-Stand.

Die Bar liegt am Rand von Mount Jackson, der einzig wohlhabenden Wohngegend von Baxter. Das mit dem »Mount« ist für uns, die wir am südlichen Ende der Stadt aufgewachsen sind, ein Witz. Mount Jackson kann nur da als Mount irgendwas bezeichnet werden, wo im Umkreis von Hunderten von Meilen nichts als Flachland existiert. Das mit dem »wohlhabend« ist genauso irreführend. Zwar stimmt es, dass oben auf dem Hügel Baxter Mansion thront, eine Villa mit fünfundsechzig Zimmern. Aber die Familie ist seit Jahren nicht mehr dort gewesen, und es kursieren Gerüchte, sie würden die Fabrik bald dichtmachen. Es gibt noch kleinere Villen, die meisten verlassen, und Häuser, die von den Besserverdienenden bewohnt werden - Ärzten, Anwälten, Geschäftsleuten.

Früher einmal waren in der Stadt sechs große Fleischverarbeitungsanlangen in Betrieb, alle in Familienbesitz. Als Erste machte 1994 die Gauss-Fabrik dicht, die fünfte, Dunning Pork Products, schloss vor sechs Jahren ihre Tore. Jetzt ist nur noch die übrig, die Anfang des letzten Jahrhunderts von George Baxter gegründet wurde.

Und wenn die auch noch zumacht?

Im Mittleren Westen gibt es nichts als Mais, Rinder und Schweine. Tech-Firmen verschlägt es nicht hierher. Wenn kein Wunder geschieht und Baxter Packing auch noch schließt, heißt es »Renn um dein Leben«.

»Kannst du nicht lieber bei deinesgleichen bleiben?« Mom zerrt mich wie immer auf die Erde zurück.

»Und das wäre wo?«

Sie ist mit meinem Gesicht zufrieden, zieht einen Lockenstab aus ihrem Zauberkoffer und beginnt, mein dünner werdendes Haar zu bearbeiten, das ich noch mit einem Hut bedecken werde. Ich bin fast fertig und ganz heiß darauf, loszukommen. Mit ein bisschen Glück schwinge ich meinen mehr als befriedigten Arsch morgen früh bei Sonnenaufgang wieder zur Tür hinein. Je früher ich mich auf den Weg mache, desto besser.

»Lawton s wäre gut.«

In gewisser Weise hat Mom wahrscheinlich recht. Im Lawton s müsste ich kein Getränk bezahlen. Ich könnte mich an die Tür stellen, mit dem Finger schnippen, und schon würde sich ein Dutzend arbeitsloser Rednecks mit Namen wie Austin, Clint oder...
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