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Todesstrich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Atlantis Literaturerschienen am21.09.2023
Drei Menschen, drei Welten: Lisa Kunz ist die neue Leiterin des Dezernats Leib und Leben der Kantonspolizei Bern, jener Abteilung, die sich mit den schlimmsten aller Verbrechen befasst: mit Totschlag und Vergewaltigung, mit vorsätzlicher Tötung und kaltblütigem Mord. Schon als Kind hat sie lieber Detektivin als mit Puppen gespielt und wähnt sich am Ziel ihrer Träume. Renate Berger hat geglaubt, dass sie es vielleicht doch noch schaffen kann, dass mit der Geburt ihrer Tochter ein neues Leben beginnt, ein Leben ohne Drogen. Aber die Sucht ist stärker. Bruno Bärtschi ist ein Mann vom Land, klein gewachsen, grob kariertes Hemd, schwere Schuhe, Hände wie Pranken. Er ist das mittlere von neun Kindern und der Einzige, der bei seiner Mutter auf dem elterlichen Hof geblieben ist und in dem Zimmer schläft, in dem er sein ganzes Leben geschlafen hat. Drei Geschichten, die unaufhaltsam aufeinander zusteuern und unwiederbringlich miteinander verwoben werden, als eine Prostituierte vom Berner Drogenstrich spurlos verschwindet.

Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Emmental, ist Autorin und freie Journalistin. Sie arbeitete bei der NZZ am Sonntag, beim Schweizer Fernsehen SRF und bei der Berner Zeitung Der Bund, wo sie unter anderem Gerichtsreportagen verfasste und Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie erhielt. Christine Brand hat neun Kriminalromane, zwei Bücher mit wahren Kriminalgeschichten und einen Märchenband publiziert. Zudem erschienen zahlreiche ihrer Kurzgeschichten in Anthologien. Christine Brand lebt heute in Zürich, ist aber öfter auf Reisen als zu Hause: Mit 44 entschied sie, ihren Traumjob und die Wohnung zu kündigen und sich von nahezu allem Besitz zu trennen. Seitdem schreibt sie am liebsten in einem Strandcafé auf Sansibar mit Blick auf das Meer.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
BuchKartoniert, Paperback
EUR21,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextDrei Menschen, drei Welten: Lisa Kunz ist die neue Leiterin des Dezernats Leib und Leben der Kantonspolizei Bern, jener Abteilung, die sich mit den schlimmsten aller Verbrechen befasst: mit Totschlag und Vergewaltigung, mit vorsätzlicher Tötung und kaltblütigem Mord. Schon als Kind hat sie lieber Detektivin als mit Puppen gespielt und wähnt sich am Ziel ihrer Träume. Renate Berger hat geglaubt, dass sie es vielleicht doch noch schaffen kann, dass mit der Geburt ihrer Tochter ein neues Leben beginnt, ein Leben ohne Drogen. Aber die Sucht ist stärker. Bruno Bärtschi ist ein Mann vom Land, klein gewachsen, grob kariertes Hemd, schwere Schuhe, Hände wie Pranken. Er ist das mittlere von neun Kindern und der Einzige, der bei seiner Mutter auf dem elterlichen Hof geblieben ist und in dem Zimmer schläft, in dem er sein ganzes Leben geschlafen hat. Drei Geschichten, die unaufhaltsam aufeinander zusteuern und unwiederbringlich miteinander verwoben werden, als eine Prostituierte vom Berner Drogenstrich spurlos verschwindet.

Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Emmental, ist Autorin und freie Journalistin. Sie arbeitete bei der NZZ am Sonntag, beim Schweizer Fernsehen SRF und bei der Berner Zeitung Der Bund, wo sie unter anderem Gerichtsreportagen verfasste und Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie erhielt. Christine Brand hat neun Kriminalromane, zwei Bücher mit wahren Kriminalgeschichten und einen Märchenband publiziert. Zudem erschienen zahlreiche ihrer Kurzgeschichten in Anthologien. Christine Brand lebt heute in Zürich, ist aber öfter auf Reisen als zu Hause: Mit 44 entschied sie, ihren Traumjob und die Wohnung zu kündigen und sich von nahezu allem Besitz zu trennen. Seitdem schreibt sie am liebsten in einem Strandcafé auf Sansibar mit Blick auf das Meer.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783715275284
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1571 Kbytes
Artikel-Nr.12464854
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2


»Das Büromaterial befindet sich draußen im Gang im grauen Korpus. Dort finden Sie alles, was Sie brauchen: Kugelschreiber, Filzstifte, Kuverts in allen Größen, Briefpapier et cetera et cetera. Locher, Schnellhefter oder Hängeregister können Sie direkt bei mir bestellen.«

Die kleine rundliche Frau aus dem Chefsekretariat redete ohne Unterlass. Ihre Stimme klang unangenehm hoch, schrill fast. Ihre Haare waren rot gefärbt und dünn, genau wie ihre Lippen. Die Augenbrauen hatte sie sich ausgezupft und durch einen dick aufgemalten Strich ersetzt. Ihr Alter? Schwierig zu schätzen. Aber es war gut vorstellbar, dass sie dieselbe Einführung schon einige Male in einem Ton von solch militärischer Schärfe zum Besten gegeben hatte.

»Den Eingangs-Badge haben Sie bereits erhalten, die Visitenkarten werden nächste Woche da sein. Die Blumen auf dem Pult sind vom Regierungsrat; Sie sollten sich bei ihm bedanken.«

Lisa Kunz nickte artig und ließ den Wortschwall widerstandslos über sich ergehen. Doch als sich die kleine Frau, die Mathys oder Marti hieß - Lisa Kunz hatte leider ein miserables Namensgedächtnis -, kurz abwandte, verdrehte sie hinter ihrem Rücken die Augen. Schlimmer als Mutter, dachte sie.

»Wenn Sie irgendetwas brauchen oder ein Problem haben, rufen Sie mich unverzüglich an. Ich habe Ihnen meine direkte Durchwahl auf einem Post-it auf das Pult geklebt.«

»Vielen Dank für Ihre Bemühungen, Frau ...«

»Mathys, mein Name ist Mathys«, sagte die Sekretärin beleidigt. Sie schob sich ihre goldgerahmte Brille auf der Nase zurecht, marschierte Richtung Tür und blickte noch einmal zurück. »Und vergessen Sie nie, die Fenster zu schließen, wenn Sie nach Hause gehen. Abends frischt ein Wind auf, der Ihnen sonst alles durcheinanderbringt.«

Wiederum ein artiges Nicken. Sie meinte es ja nur gut. Lisa Kunz erntete einen letzten strengen Blick der Sekretärin, als hätte sie ihre Gedanken gelesen. Dann schloss Frau Mathys energisch die Tür hinter sich. Lisa Kunz atmete laut auf. Endlich Ruhe. Endlich hatte sie ein paar Minuten für sich.

Sie stand in einem riesigen Büro mit überhoher Decke und blickte aus dem Fenster. Unter ihr schlang sich das grüne Band der Aare um die Stadt. Der Fluss strahlte eine Ruhe aus, die trügerisch war. Sie wandte sich ab, blickte zum Schreibtisch, zum neuen schwarzen Bürostuhl; aus Leder, auf Rädern, mit einer hohen Lehne. Ein richtiger Chefsessel. Ein Lächeln streifte ihr Gesicht, sie konnte es noch immer kaum glauben. Unauffällig ballte sie die Hand zur Faust.

»Jawohl! Ich habe es geschafft!«, sagte sie laut zu sich selbst.

Sie war einen langen Weg gegangen, der kurvig, steinig, nicht immer einfach gewesen war. Doch sie hatte sich nicht bremsen lassen durch die vielen Hindernisse, die ihr, teils mit Absicht, immer wieder vor die Füße geworfen worden waren. Jetzt spürte sie eine tiefe Befriedigung. »Ich bin der Chef. Weil ich gut bin. Weil ich es allen bewiesen habe!« Am liebsten hätte sie es laut in die Welt hinausgeschrien, doch sie begnügte sich mit dem leisen Selbstgespräch. Es hörte sich auch so gut an.

Lisa Kunz war eine groß gewachsene, athletisch gebaute Frau mit dunklen Augen und einem frech und kurz geschnittenen blonden Haarschopf. Sie hatte eine kleine Nase, die nach ihrem Geschmack eher zu klein war, und hohe Wangenknochen, die sie härter erscheinen ließ, als sie in Wirklichkeit war. Aber sie hatte ein hübsches, symmetrisches Gesicht, mit einem reinen, hellen Teint. »Ein Gesicht für die Werbung«, hatte ihr ein Freund einmal gesagt, der in der Grafikbranche arbeitete. Am besten hätte sie wohl in einen Werbespot für modische Outdoorkleidung gepasst. Doch das Modeln überließ sie lieber anderen. Überhaupt war sie dafür viel zu alt. Lisa Kunz war gerade einundvierzig geworden, und die Vergänglichkeit hatte soeben damit begonnen, sich mit kleinen Hinweisen immer wieder in ihr Bewusstsein zu drängen. Die ersten Falten, die ersten grauen Haare. Ein Alter, in dem nahezu alle ihre Freundinnen verzweifelt und zuweilen mit unnatürlichen Mitteln doch noch versuchten, eigenen Nachwuchs in die Welt zu setzen.

Sie selbst verfolgte zurzeit ein ganz anderes Projekt. Seit heute stand sie dem Dezernat Leib und Leben der Kantonspolizei Bern vor, jener Abteilung, die sich mit den schlimmsten aller Verbrechen befasste: mit Totschlag und Vergewaltigung, mit vorsätzlicher Tötung und kaltblütigem Mord. Das »Gräueldezernat«, wie ihr Mann Marc zu sagen pflegte. Sie konnte ihm in diesem Punkt nicht widersprechen. Manchmal schien es ihr, als behielte er immer recht. Ab sofort war sie also Chefin dieses Gräueldezernats, Chefin von einer Handvoll Frauen - und fast dreißig Männern. Und sie wollte jedem und jeder einzelnen von ihnen beweisen, dass der Entscheid des Polizeikommandanten Martin Schürch, sie auf den Chefsessel zu hieven, richtig gewesen war.

Denn Lisa Kunz fand, sie sei eine gute Polizistin. Und sie war sich ziemlich sicher, dass sie auch hier, so weit oben auf der Leiter, eine gute Chefin sein würde.

Schon als kleines Kind war ihr klar gewesen, dass sie zur Polizei gehen musste. Das war weder Wunsch noch Wahl gewesen, sondern eine Erkenntnis, ein Auftrag, der einzig mögliche, der vorgezeichnete Weg. Während andere Mädchen noch mit ihren Puppen spielten, hatte sie als »Detektivin« bereits fiktive Verbrechen aufgeklärt. Sie hatte sich einen Detektivausweis gebastelt, war heimlich durch das Dorf geschlichen, hatte dessen Bewohner beobachtet und ausspioniert, und alles und jeder waren ihr verdächtig erschienen. In jedem zweiten Quartierbewohner hatte sie einen potenziellen Mörder erkannt. Am liebsten hätte sie sie alle verhaftet und hinter Gitter gebracht - was sich allerdings als ein nicht ganz so einfaches Unterfangen herausgestellt hatte, für das kleine Mädchen, das sie damals war. Später dann hatte sie in einem Anwaltsbüro eine kaufmännische Lehre absolviert, weil die nicht zu lange dauerte, und unmittelbar danach, als sie das verlangte Mindestalter endlich erreicht hatte, war sie zur Polizei gegangen. In der Polizeischule war sie eine der ersten Frauen gewesen und hatte davon profitiert, dass die Polizei zwar noch immer eine Männerdomäne war, aber gleichzeitig eine gewisse Sensibilisierung in Sachen Geschlechterfrage stattgefunden hatte. So war zum Beispiel die Erkenntnis, dass eine vergewaltigte Frau sinnvollerweise von einer Frau und nicht von einem Mann befragt werden sollte, nach und nach auch in das überaus männliche Bewusstsein der Polizeibeamten gedrungen. Da es im Polizeidienst damals noch nicht viele Frauen gab, kam Lisa Kunz schon früh und oft zu solchen Einsätzen, und einem Karrieresprung direkt in die Abteilung für schwere Straftaten stand nichts im Wege. Nicht unbedingt zur Freude ihrer männlichen Kollegen, die manchmal jahrelang auf einem weniger spektakulären Außenposten sitzen blieben. Aber Lisa Kunz war selbstbewusst genug, um ihren beachtlichen Werdegang nicht bloß der sogenannten Frauenförderung zuzuschreiben. Sie wusste, dass sie nicht nur eine gute Polizistin war, sondern auch in allen Situationen die Übersicht behielt, sich nie auf nur einen einzigen Lösungsweg einschoss - und vor allem, dass sie über ein untrügliches Bauchgefühl verfügte. Letzteres würde sie zwar nie so kommunizieren. Es würde zu ihrem Nachteil ausgelegt, nähme sie das Wort Bauchgefühl auch nur in den Mund. Ihre Kollegen würden die Aussage überheblich als Weibersache abtun und sie selbst als unglaubwürdig darstellen. Doch ihr Instinkt, mochte er auch noch so weiblich sein, hatte sie bislang noch nie im Stich gelassen. In den allermeisten Fällen war auf ihren Bauch Verlass. So sehr, dass es ihr manchmal selbst fast unheimlich war.

Ein energisches Klopfen unterbrach abrupt ihre Gedankengänge, und die Tür öffnete sich, ehe Lisa Kunz reagieren konnte. Günther Schwarz, der oberste Staatsanwalt des Kantons Bern, trat schwungvoll in ihr Büro und kam mit ausgestrecktem Arm auf sie zu, um ihre Hand so fest zu drücken, dass es fast schmerzte.

»Ich gratuliere dir von Herzen!«, rief er fröhlich in den Raum.

Sie hatte das Gefühl, dass er es ehrlich meinte.

Günther Schwarz sah ganz und gar nicht so aus, wie man sich einen leitenden Staatsanwalt vorstellte: Mitten in seinem Gesicht prangte unübersehbar ein Zwirbelschnauz, dessen beide Enden in sorgsam gepflegte Spitzen ausliefen. Er war sein ganzer Stolz - und das einzige Haarbüschel an seinem Kopf. Sein Schädel war kahl, was sich mit seinem Alter von dreiundsechzig Jahren begründen ließ; sein Bauch war rund, was er gerne demselben Umstand zuzuschreiben pflegte. Seiner fülligen Statur hatte er es wohl auch zu verdanken, dass sein Gesicht noch immer nahezu faltenfrei war und rund und weich wirkte, was ihm einen außerordentlich zufriedenen und freundlichen Ausdruck verlieh - was allerdings trügerisch war. Einzig seine listigen Augen und sein wacher, scharfer Blick ließen vermuten, dass man es bei ihm nicht mit dem netten Großvater von nebenan zu tun hatte. Obwohl Schwarz, wenn es denn sein musste, durchaus fähig war, in ebendiese Rolle zu schlüpfen. Lisa Kunz kannte Schwarz seit einigen Jahren und schätzte ihn und seine Art.

»Eine Sekunde, ich bin gleich wieder da«, sagte Günther Schwarz und verschwand draußen im Gang, um sogleich wieder in der Tür aufzutauchen. Er zog einen kleinen Transportwagen hinter sich herein. Aktenordner türmten sich darauf, prall gefüllt mit Dokumenten über Abgründe und Schicksale.

»Ich hoffe, die Sammlung ist vollständig.« Schwarz deutete auf die vielen Ordner. »Es war gar nicht...
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Christine Brand, geboren und aufgewachsen im Emmental, ist Autorin und freie Journalistin. Sie arbeitete bei der NZZ am Sonntag, beim Schweizer Fernsehen SRF und bei der Berner Zeitung Der Bund, wo sie unter anderem Gerichtsreportagen verfasste und Einblick in die Welt der Justiz und der Kriminologie erhielt. Christine Brand hat neun Kriminalromane, zwei Bücher mit wahren Kriminalgeschichten und einen Märchenband publiziert. Zudem erschienen zahlreiche ihrer Kurzgeschichten in Anthologien. Christine Brand lebt heute in Zürich, ist aber öfter auf Reisen als zu Hause: Mit 44 entschied sie, ihren Traumjob und die Wohnung zu kündigen und sich von nahezu allem Besitz zu trennen. Seitdem schreibt sie am liebsten in einem Strandcafé auf Sansibar mit Blick auf das Meer.