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Der Tod spielt auf der Luisenburg

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am21.09.2023
Kurzweiliger Krimispaß mit Oberpfälzer Charme, Herz und Humor. Die Luisenburg-Festspiele sind in vollem Gange, als eines Abends der »Boandlkramer« auf der Freilichtbühne tot in sich zusammensackt - direkt vor den Augen von Kriminalkommissarin Klara Stern, die in der ausverkauften Vorführung sitzt. Bei Klara schrillen alle Alarmglocken, denn sie ist sich sicher: Der Darsteller ist keines natürlichen Todes gestorben. Schleunigst ruft sie ihren mürrischen Kollegen Johann Kranzfelder hinzu, und gemeinsam tauchen sie in die Theaterwelt ein - mitten in ein undurchsichtiges Netz aus Lügen und Misstrauen.

Yvette Eckstein lebt mit ihrer Familie in den westlichen Wäldern von Augsburg. Seit ihrer frühesten Kindheit liebt sie es, Geschichten zu erzählen. Dafür absolvierte sie ein Studium an der Schule des Schreibens. www.yvetteecksteinschreibt.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextKurzweiliger Krimispaß mit Oberpfälzer Charme, Herz und Humor. Die Luisenburg-Festspiele sind in vollem Gange, als eines Abends der »Boandlkramer« auf der Freilichtbühne tot in sich zusammensackt - direkt vor den Augen von Kriminalkommissarin Klara Stern, die in der ausverkauften Vorführung sitzt. Bei Klara schrillen alle Alarmglocken, denn sie ist sich sicher: Der Darsteller ist keines natürlichen Todes gestorben. Schleunigst ruft sie ihren mürrischen Kollegen Johann Kranzfelder hinzu, und gemeinsam tauchen sie in die Theaterwelt ein - mitten in ein undurchsichtiges Netz aus Lügen und Misstrauen.

Yvette Eckstein lebt mit ihrer Familie in den westlichen Wäldern von Augsburg. Seit ihrer frühesten Kindheit liebt sie es, Geschichten zu erzählen. Dafür absolvierte sie ein Studium an der Schule des Schreibens. www.yvetteecksteinschreibt.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071133
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4059 Kbytes
Artikel-Nr.12464863
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Veyr Augen seagn mair wei zwoa

Kranzfelder war geduckt durch die Öffnung in der Mitte des Bühnenbildes und somit hinter das Felsengewölbe getreten. Seine Augen orientierten sich in dem beengten und sparsam beleuchteten Gang, und er befürchtete, zwischen den rohen Wänden stecken zu bleiben. Kurz ärgerte er sich, denn vor etlichen Jahren hatte die Maria ohne ihn an einer der wenigen Backstage-Führungen teilgenommen. Er war stattdessen lieber zum Andres in die Zoiglstube auf ein frisches Gezapftes gegangen. »Es geht halt nichts über einen gescheiten Zoigl«, hörte er sich behaupten. Zudem war sich Kranzfelder sicher, dass seine Frau ihn noch heute mit ihrem fotografischen Gedächtnis vor dem Verlaufen bewahren würde.

»Hallo?«, rief er.

Keine Reaktion. Er lief ein paar zögerliche Schritte weiter den kühlen Gang entlang, drehte sich um und schimpfte in Gedanken: Halten Sie sich zu unserer Verfügung - was ist daran bitte nicht zu verstehen?

»Koa i helf n?«

Kranzfelder fuhr erschrocken herum und stieß sich dabei den Kopf hart an der Decke des Ganges. »Zefix!«, entfuhr es ihm wütend. »Für heut langt s aber!«

Vor ihm war aus dem Nichts ein großer Mann mit kräftiger Statur und schweinsartigem Gesicht aufgetaucht, auf dessen Stirn ein glänzender Film schimmerte, der sich bis über den Nasenrücken zog. Die strähnigen, mit Grau durchzogenen Haare waren teils nach hinten gelegt.

Kranzfelder erkannte ihn. Es handelte sich um Frank Birnspiel, der seit dem verfrühten Tod des Vaters die Position als Hausmeister an der Freilichtbühne übernommen hatte. »Ach, du bist s nur«, sagte er daher erleichtert. »Ich such die ganzen Schauspieler.«

»Dai san garantiert niad hier unten in den Katakomben«, antwortete Birnspiel belustigt, bemerkte aber den überforderten Blick des Hauptkommissars und zeigte Mitleid. »Kumm, i zeich da, wo.«

»Fürs Erste würde mir auch die Frau mit dem Kopftuch reichen«, bedankte sich Kranzfelder, und der Mann mit dem Schweinsgesicht schob ihn voran, zurück ans Tageslicht.

Hier führte ihr Weg sie hinter den Rundhölzern an massenhaft Stühlen mit aufeinandergestapelten Kostümen vorbei und von dort durch eine bleischwere Tür zu ihrer Linken in das Innere des Gebäudes.

Den Bereich hinter der Bühne hatte er sich irgendwie anders vorgestellt, spektakulärer, dachte Kranzfelder flüchtig.

Birnspiel lief unterdessen den scheinbar endlos langen Gang aus Spezialbeton voran. In unregelmäßigen Abständen folgten Biegungen, um sie dann über die etlichen Stufen einer breiten Steintreppe hinunter- und wieder durch eine Feuerschutztür hindurchzulotsen. Kranzfelder hatte trotz seines schmerzenden Zehs keine große Mühe, Schritt zu halten. Auf der letzten Etappe öffnete er hinter Birnspiel abwechselnd die schwarzen Türen auf der einen Seite des Ganges und warf prüfende Blicke dahinter. Die einzelnen Räume hatten Namen wie »Färbeküche« und »Kostümanprobe« und waren von unterschiedlicher Größe und Ausstattung, zum größten Teil beleuchtet, aber allesamt menschenleer. Sie bogen ein letztes Mal scharf ums Eck und blieben auf einem kurzen Flurstück stehen. An dessen Ende sah man die Tür, durch die alle Theaterangestellten in das Gebäude gelangten. Dahinter würde man durch einen Vorraum und eine letzte Tür wieder zu der Grotte nebst den Besuchereingängen gelangen.

Der Hausmeister trat zu einer der drei Türen zu ihrer Rechten und lugte flüchtig hinein. Sofort drang durch den offen stehenden Spalt aufgeregtes Stimmengewirr auf den Flur hinaus. Es handelte sich um die Frauengarderobe.

»Dann is dai sicher in der Maske«, bemerkte Birnspiel schließlich und zeigte dazu beiläufig auf die Tür, neben der Kranzfelder stehen geblieben war.

Der entschied sich dafür, zu warten, bis der Hausmeister weit genug entfernt war, um dann kurz und kräftig anzuklopfen. Dabei fiel sein Blick auf die gegenüberliegende Wand des Ganges und die vielen aneinandergereihten Mikroports, die dort einzeln an kleinen Haken hingen und mit jeweils einer Nummer versehen waren.

»Ja bitte?«, erklang es erwartungsvoll von drinnen, und Kranzfelder trat ein.

Heike Hofbauer saß vor einem der acht beleuchteten Spiegel, die sich zur Hälfte auf die beiden Seiten des sonst eher schmucklosen Raumes aufteilten. Davor zog sich jeweils eine rot lackierte Tischplatte von der einen zur anderen Wandseite, auf der allerhand Schminkutensilien, Handtücher und benutzte Waschlappen verteilt lagen. An der Decke des Raumes liefen Regalbretter in dem gleichen Rot entlang, auf denen sich Unmengen Perücken auf Styroporköpfen aneinanderreihten. Sie war dabei, sich behutsam mit zwei Wattepads die übrige Theaterschminke von den Augen zu nehmen. Ihre feinen Haare waren zu einem engen Knoten zusammengebunden, und das geblümte Tuch auf ihrem Kopf hatte sie gegen ein schwarzes Haarband getauscht. Kranzfelder stachen sofort ihre markanten Wangenknochen ins Auge, die ihr ein anmutiges Aussehen verliehen.

»Kommen Sie schon endlich herein«, wiederholte Frau Hofbauer.

»Kranzfelder - Kriminalhauptkommissar, wir wurden uns ja bereits vorgestellt. Haben Sie jetzt einen Moment für mich?«

»Ich muss Sie warnen, Herr Kommissar. Ich habe bereits alles gesagt, was ich weiß«, säuselte sie.

Er kam nicht umhin, in ihrer samtigen Stimme nebst dem fast perfekten Hochdeutsch eine gewisse Vorfreude auf das Kommende zu entlarven.

»Ich möchte es aber lieber aus Ihrem Mund hören, was Sie uns über Jens Weber verraten können, Frau Hofbauer.«

Die Musicaldarstellerin schenkte Kranzfelder einen gigantischen Augenaufschlag. »Ein großartiger Schauspieler, wirklich. Er war ein verdammtes Genie und ein ganz lieber Mensch. Hat immer tausend Prozent gegeben. Er war bei uns allen sehr beliebt.« Es entstand eine kurze Pause. »Das ist so furchtbar, und verstehen Sie mich jetzt bitte nicht falsch, aber warum dieses ganze Aufgebot an Polizei und Kriminalbeamten? Glauben Sie etwa an ein Verbrechen, Kommissar Kranzfelder?« Frau Hofbauer hatte sich mit einer eleganten Bewegung erhoben und war dicht an Kranzfelder herangetreten. Ihre grazile Silhouette berührte gestreckt seine ausladende Körpermitte, und ihre Augen sprangen wild hin und her, während sie steil zu ihm aufsah.

Sie hatte geweint, stellte er fest. Dabei konzentrierte Kranzfelder sich angestrengt auf das hellbraune Muttermal rechts über ihrer geschwungenen Lippe und versuchte, flach zu atmen. Frau Hofbauer war ihm ungewöhnlich nahe gekommen, was in ihm ein gewisses Unbehagen auslöste.

»Bei einem so spektakulären Ableben müssen wir der Sache natürlich schon auf den Grund gehen«, presste er hinter seinem Bart hervor, ohne dabei groß den Mund zu bewegen. »Hatte Herr Weber Familie?«

»In unserer Branche?« Sie lachte übertrieben. »Nein. Er hatte uns. Wir waren seine Familie - seine Künstlerfamilie auf Zeit , wie er immer betonte.«

Die Schauspielerin erinnerte sich mit einem verträumten Lächeln, und Kranzfelder trat demonstrativ einen Schritt zurück, genügend Platz zum Ausweichen blieb ihm jedoch nicht. Unbemerkt tauschte er den Sauerstoff in seinen Lungen aus. Nur ein paar Minuten länger und sie hätte ihm mit dieser Nähe den letzten Rest Luft genommen. Er überlegte sogar, sie auf diese Grenzüberschreitung hinzuweisen, entschied sich aber dann, mit der Befragung fortzufahren. »Hat Herr Weber auf der Bühne eigentlich immer mit echten Umdrehungen gespielt? Ist das nicht eher untypisch? Ich dachte ja immer, dass es dafür extra Requisiten gibt.«

»Bei Jens war jeder Tag, wie Sie es nennen, untypisch .«

Kranzfelder verstand nicht sofort.

»Er hatte selbst als erfahrener Schauspieler noch immer starkes Lampenfieber vor jedem seiner Bühnenauftritte, das wusste hier wirklich jeder. Deshalb hat er schon vor Jahren damit angefangen, während seiner Auftritte unbemerkt Alkohol zu trinken. Es wurde zwar nie offen darüber geredet, aber wir wissen alle, dass er vor den Auftritten heimlich seine flüssigen Requisiten ausgetauscht hat. Irgendwann hat ihm das wohl auch einen besonderen Reiz verschafft.« Frau Hofbauer zuckte die Schultern.

»Können Sie mir sagen, aus welcher Gegend Herr Weber stammt?«

»Er kommt aus Weiden, ist jedes Mal mit seinem Auto hier hochgefahren. Die meisten haben ja eine Ferienwohnung für die Saison, vor allem wenn sie von weiter weg kommen.«

»Sie auch?«

»Nein. Ich lebe nur ein paar Ortschaften entfernt in einem Häuschen, zusammen mit meinem Mann und einer betagten Katzenlady. Habe sie am Straßenrand gefunden. Das arme Wesen wurde von einem Bulldog angefahren und hatte wirklich Glück. Nicht zu vergessen mein Wellensittich, Edwin. Im Sommer spiele ich ja mittlerweile fast jede Saison auf der Luisenburg, und für den Winter suche ich mir dann meist ein anderes Arrangement.«

Kranzfelder nickte und stellte die nächste Frage aus rein persönlicher Neugierde. »Gibt es da eigentlich spezielle Personalwohnungen vom Theater aus, oder wie muss ich mir das vorstellen?« Er lehnte sich mit einer Hand an die wuchtige Tischplatte aus unlackiertem Pressspan, welche die Mitte des überschaubaren Zimmers mehr als ausfüllte.

Das Geschäft mit den Ferienwohnungen in der Region boomte, und sogar Maria hatte vor geraumer Zeit versucht, ihn von dieser zusätzlichen Einnahmequelle zu überzeugen. Platz hatten sie ja schließlich genug. Inzwischen stellte jede zweite Familie eine Einliegerwohnung oder mindestens ein Fremdenzimmer im Haus bereit.

»Nicht unbedingt, nein«, antwortete sie.

Ihr Interesse an der Unterhaltung ließ spürbar nach, und Kranzfelder lenkte das Gespräch langsam in Richtung Ende: »Wo finde...
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