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Mörderisches Traunviertel

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
336 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am21.09.2023
Ein Kriminalroman voller Charme, Humor und skurriler Charaktere. Gerade will Gruppeninspektor Georg Hammerschmied seine wohlverdiente Ruhe genießen, da wird im Nationalpark Kalkalpen am Fuße der Burgruine Losenstein ein Toter gefunden. Und zu seinem Unmut bleibt es nicht bei einem Todesfall. Es erweckt zunächst den Anschein, als seien die Personen verunglückt, doch Hammerschmied kommt das gehäufte Sterben im Ort mehr als eigenartig vor. Zumal alle Opfer eines gemeinsam haben ...

Astrid Miglar, geboren 1970 in Steyr, lebt im oberösterreichischen Reichraming, das sie mit viel Humor und Liebe zum Detail zum Schauplatz ihrer Krimis macht. Mit ihrem Mann, einem Polizisten, diskutiert sie regelmäßig über den »perfekten Mord«, um ihren Geschichten das besondere Etwas zu verleihen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin Kriminalroman voller Charme, Humor und skurriler Charaktere. Gerade will Gruppeninspektor Georg Hammerschmied seine wohlverdiente Ruhe genießen, da wird im Nationalpark Kalkalpen am Fuße der Burgruine Losenstein ein Toter gefunden. Und zu seinem Unmut bleibt es nicht bei einem Todesfall. Es erweckt zunächst den Anschein, als seien die Personen verunglückt, doch Hammerschmied kommt das gehäufte Sterben im Ort mehr als eigenartig vor. Zumal alle Opfer eines gemeinsam haben ...

Astrid Miglar, geboren 1970 in Steyr, lebt im oberösterreichischen Reichraming, das sie mit viel Humor und Liebe zum Detail zum Schauplatz ihrer Krimis macht. Mit ihrem Mann, einem Polizisten, diskutiert sie regelmäßig über den »perfekten Mord«, um ihren Geschichten das besondere Etwas zu verleihen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071201
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3794 Kbytes
Artikel-Nr.12464864
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Oberösterreichisches Ennstal. Losenstein. Burgruine. Das Panorama war sagenhaft. Nun ja, in Wahrheit hätte es sagenhaft sein können, wäre nicht gerade der Mond hinter den Wolken verschwunden und hätte dafür gesorgt, dass sich die Finsternis über das Land legte. Die Zeit zwischen ein und drei Uhr morgens war der ruhigste Abschnitt der Nacht. Es herrschte Totenstille. Die Menschen lagen im Tiefschlaf. Die wenigen Aktiven, umtriebige Zeitungsboten beispielsweise, waren noch nicht unterwegs. Lkw-Fahrer schliefen in ihren Fahrerhäusern. Alkoholisierte Fahrzeuglenker waren entweder schon zu Hause, einer Polizeikontrolle zum Opfer gefallen oder noch nicht alkoholisiert genug, sodass, Sperrstunde hin oder her, noch ein paar ordentliche Halbe Bier ausgetrunken werden mussten.

Die Frau atmete die frische Nachtluft wie im Rausch ein, während ihr Begleiter den düsteren Ausblick zu genießen schien. Der Geruch von feuchtem Erdboden hing in der Luft. Es war vorfrühlingshaft kalt. Wären sie beide jünger und verliebter gewesen, wäre diese Nacht vermutlich nicht nur eine sagenhafte, sondern vor allem auch eine romantische geworden. Keiner hätte gefroren. Sie hätten sich eng umschlungen aneinandergedrängt, sich keinen Deut um die nicht vorhandene Aussicht geschert. Mit Lust im Blick und Feuer in allen Körperteilen. So aber standen sie mit gehörigem Sicherheitsabstand hier oben und blickten auf schmale Linien, die sich durch das nächtliche Gemeindegebiet zogen, auf denen im Abstand von wenigen Metern Straßenlaternen ihr fahles Licht durch die Nacht schickten.

Rosa fühlte sich alt und erschöpft. Sie war an einen Mann gebunden, vor dem ihr grauste. Dessen Finger sie nicht mehr auf ihrer Haut ertragen konnte. Dem sie ihren Leib nach und nach entzogen, schließlich verweigert hatte. Ihre Liebe ebenso. Ekelschauer fluteten ihren Körper. Wie schön wäre die Welt doch ohne ihn. Sie kam sich genauso verbraucht vor wie die verzweifelt funkelnden Straßenlampen dort unten, die sich kaum gegen die nächtliche Finsternis wehren konnten. Die in die Jahre gekommene Ortsbeleuchtung unterschied sich deutlich von den neuen Lampen. Weiches orangegelbes Flackerlicht kämpfte erfolglos gegen hartes weißes Licht an. Nur jede zweite Lampe war aktiv, was daran lag, dass Lichtverschmutzung der Kampf angesagt wurde. Zum Ärger einzelner Gemeindebürger, die jegliche Kriminalitätsstatistik in der Schwärze der Nacht in die Höhe schnellen sahen. Völlig grundlos, wie statistische Quellen bewiesen.

Fehlendes Licht, fand die stille Beobachterin, hatte seine angenehmen Seiten. Willkommene Schattenseiten sozusagen. Rosa mochte die samtige Dunkelheit, die ihr heute Nacht zugutekommen sollte. Ihr Herz klopfte. Es wäre blöd, wenn sie vor Aufregung einen Herzinfarkt erleiden würde, noch bevor sie zur Tat schreiten konnte. Ihm wäre das wahrscheinlich gleichgültig. Nur der unnötige Ärger, wenn er einen Rettungswagen hier herauflotsen müsste, würde ihm zu schaffen machen.

Rosa warf neuerlich einen Blick in den Abgrund. Die ruhig dahinfließende Enns wand sich als silbern glitzerndes Band durch Losenstein. Ihr Blick glitt über den Fluss. Noch nie hatte Warten etwas derart Endgültiges gehabt. Sie fror und wurde ungeduldig. Es wurde Zeit. Seit etwa zehn Minuten hatte kein Fahrzeug mehr die Bundesstraße passiert. Der Zeitpunkt - es war jetzt kurz vor zwei Uhr morgens - war bestens geeignet, um sich endgültig von ihrem Mann zu trennen. Ihr Mann ahnte es noch nicht, doch sein Ablaufdatum war inzwischen deutlich überschritten. Heute war die perfekte Nacht für eine mörderische Scheidung, ausgeführt durch einen beherzten Stoß.

»Was ist jetzt? Gibt s noch was Flüssiges?«, drang seine Stimme unangenehm laut durch die Nacht. Er forderte mehr von dem Glühwein, den sie in gehaltvoller Variante zubereitet hatte. Es duftete nach Zimt, Nelken und Orangen, nach klebriger Süße und Glühweingewürzen, die unbedingt mit in den Rotwein gewollt hatten. Schnaps auch. Deutlich mehr als ein anständiger Schuss. Das plätschernde Geräusch des Glühweins, der in die Tasse floss, befriedigte seinen Wunsch nach Nachschub. Genüsslich schlürfte er das heiße Getränk.

»Perfekt!«, lobte er die süße, würzige Flüssigkeit und schmatzte genießerisch.

Ihr Plan war einfach. Idiotensicher eigentlich. Aber wie war das noch mit idiotensicheren Plänen? Kleinigkeiten konnten zur Stolperfalle werden. Es war daher unumgänglich, dass sich Anton aktiv an seinem Ableben beteiligte. Zuallererst musste er sich nahezu ins Koma saufen, wofür sie sorgen würde. Unumgänglich war auch, dass sich Antons Fingerabdrücke auf der mit Glühwein gefüllten Thermoskanne nachweisen ließen. Nicht vorhandene Fingerabdrücke auf der Thermoskanne würden bedeuten, dass er mit Handschuhen an seinen Händen gefunden werden müsste, was ausgeschlossen war, denn Anton hasste Handschuhe. Wiederholte er doch ständig, dass Handschuhe nur etwas für Waschlappen seien. Er dagegen sei ein richtiger Mann. Mit Ecken und Kanten, mit stinkenden Schweißfüßen und fallweise Mundgeruch. Ihr Mann musste also die Thermoskanne vor seinem Tod in Händen halten, denn Rosa wollte keinesfalls Ungewissheit herrschen lassen, was das Ableben ihres Mannes betraf. Ihr stand nicht der Sinn danach, als Hauptverdächtige ins Kreuzverhör genommen und mit der Frage konfrontiert zu werden, wer ihm das stark alkoholhaltige Getränk eingeschenkt habe. Also hatte sie ihm die Thermoskanne bereits zu Beginn ihres Treffens in die nur widerwillig ausgestreckte Hand gedrückt. Sie wusste, es war weit unter seiner Würde, solch niedere Handreichungen selbst zu verrichten, dennoch musste er die Kanne auf dem steinernen Tisch abstellen, der hier oben bereits seit Ewigkeiten als Jausentisch diente. Wahrscheinlich hatten darauf sogar schon die Losensteiner Raubritter ihre Fleischstücke zerlegt und mit Mädesüß gewürzten Wein getrunken.

Anschließend lief der persönliche Service genau so ab, wie er es seit jeher gewohnt war. Es gab Alkohol. So viel er wollte. Rosa beteuerte zudem, dass er sich nicht mehr hinters Steuer setzen müsse, was seinen Promillepegel eifrig nach oben trieb. Dass er das Lenkrad seines heiß geliebten Jeeps nie mehr in die Finger bekommen würde, musste sie ihm ja nicht unbedingt unter die Nase reiben.

Rosa trug Handschuhe. Eine vernünftige und praktische Entscheidung. Seine Finger dagegen waren eiskalt. Stumm, jeder mit einer Tasse Glühwein in der Hand, lehnten sie am Geländer, dessen vordringliche Aufgabe darin bestand, sie vor dem Abgrund zu schützen. Hinter ihnen ragten die Reste der Hauptburg auf. Atemwölkchen und der heiße Dampf des Getränks bildeten einen ungewöhnlichen Kontrast zum düsteren Hintergrund. Gerade beschien wieder helles Mondlicht die Ruinen, die ebenso aus der Szenerie eines Gespensterfilms hätten stammen können.

»Eine mondbeschienene Nacht ist wirklich etwas Schönes«, flüsterte er, was auf den Alkoholgehalt des Weins zurückzuführen war, denn Romantik lag ihm nicht im Blut.

Rosa zögerte. Sie überlegte, ob es nicht eine andere Lösung für ihr Problem gab. Scheidung? Nein, diese Variante der Trennung lehnte sie strikt ab. Hieß es denn nicht: »Bis dass der Tod uns scheidet â¦«?

Der kalte Schein des Todes beleuchtete die Szenerie malerisch, als er sich zu ihr umwandte. Lässig stand er am Geländer, das ihn davor bewahrte, in die Tiefe zu stürzen.

»Nachfüllen«, befahl er nuschelnd. Ergeben folgte sie seinem Wunsch. Das Geräusch des Glühweins, der aus der Thermoskanne in seine Edelstahltasse plätscherte, war deutlich hörbar und wirkte eigenartig bedrohlich. Viel zu laut, dachte sie und schraubte den Verschluss wieder auf die Thermoskanne, worauf ihr auch noch das bei der Drehbewegung entstehende Schaben auf die Nerven ging. Trotz Daunenjacke schien er zu frieren. Er klemmte sich eine Hand unter die Achsel und suchte ganz offenbar dort jene Wärme, die sie ihm eisern verweigerte. Schweigend wandte er sich schließlich ab, taumelte dabei ein wenig, was er mit einem »Hoppala« kommentierte, fing sich jedoch rechtzeitig am Geländer, das sein Gewicht sicher abstützte, und betrachtete die still dahinfließende, das Mondlicht reflektierende Enns, deren träge Ruhe ein Gefühl von Beständigkeit vermittelte. Antons Hand, in der er die zwischenzeitlich erfolgreich geleerte Tasse hielt, spreizte sich nach links ab. In den langen Jahren ihres gemeinsamen Lebens hatte sie gelernt, auf diese Zeichen zu achten. Für sie war seine Handbewegung ein überdeutlicher Hinweis darauf, dass sie ihm die Tasse abnehmen durfte. Durfte? Falsch: Musste! Und zwar rasch, weil es ihn nervte, einen überflüssigen Befehl zu erteilen, wenn doch deutlich erkennbar war, was er von ihr wollte. Zumindest hatte sie seine Tasse bis zum nächsten Auffüllvorgang an sich zu nehmen. Ob es noch zu einer weiteren Auffüllung kommen würde? Fürsorglich griff sie nach dem Becher, stellte ihn auf dem Tisch ab und trat dicht an Anton heran. Rosa küsste ihren Mann behutsam auf den Hinterkopf. Ein Abschiedskuss. Sie wartete. Irritiert darüber, dass er ihren Kuss nicht bissig kommentierte, trat sie einen Schritt zurück. Er ließ sich ihr Tun ohne übliche Widerworte oder Gehässigkeiten gefallen. Das war ungewöhnlich. Sein Alkoholpegel schien also höher zu sein als gedacht. Der vorangegangene Stammtischabend hatte sicher dazu beigetragen. Anerkennend registrierte Rosa seine Trunkenheit, rümpfte die Nase und schnüffelte angewidert an seinem Kopf. Seine Haare rochen fettig, was sowohl an den kalten Temperaturen als auch seiner häufig getragenen Haube lag. Oder auch einfach an seiner Faulheit, was Körperhygiene betraf.

»Höchste Zeit für eine Haarwäsche«, murmelte sie und zuckte zusammen, entsetzt über ihren Übermut....
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Autor

Astrid Miglar, geboren 1970 in Steyr, lebt im oberösterreichischen Reichraming, das sie mit viel Humor und Liebe zum Detail zum Schauplatz ihrer Krimis macht. Mit ihrem Mann, einem Polizisten, diskutiert sie regelmäßig über den »perfekten Mord«, um ihren Geschichten das besondere Etwas zu verleihen.