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Ein Weihnachtsmann für alle Fälle

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am21.09.2023
Ein Cosy-Krimi mit ganz viel Herz und Humor. Den Geist der Weihnacht hatte sich Josefine Jeschiechek ganz anders vorgestellt. Dass er in Form ihrer ermordeten Schwester im glitzernden Engelskostüm vor ihr steht, irritiert sie noch mehr als der Umstand, deren florierende Weihnachtsmann-Agentur geerbt zu haben. Aber auch hier ist nicht alles Lametta, was glänzt. Warum verschwindet ein Mitarbeiter nach dem anderen,und wer verbirgt sich hinter dem Decknamen »Zwarte Piet«? Schnell wird Josefine klar: Jemand hat es auf die Agentur abgesehen - und auf ihr Leben.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 und 2023 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Kurzkrimi« nominiert. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln. www.elke-pistor.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin Cosy-Krimi mit ganz viel Herz und Humor. Den Geist der Weihnacht hatte sich Josefine Jeschiechek ganz anders vorgestellt. Dass er in Form ihrer ermordeten Schwester im glitzernden Engelskostüm vor ihr steht, irritiert sie noch mehr als der Umstand, deren florierende Weihnachtsmann-Agentur geerbt zu haben. Aber auch hier ist nicht alles Lametta, was glänzt. Warum verschwindet ein Mitarbeiter nach dem anderen,und wer verbirgt sich hinter dem Decknamen »Zwarte Piet«? Schnell wird Josefine klar: Jemand hat es auf die Agentur abgesehen - und auf ihr Leben.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 und 2023 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Kurzkrimi« nominiert. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln. www.elke-pistor.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071249
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3728 Kbytes
Artikel-Nr.12464866
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Zu sterben war für Beate Silberzier ein vollkommen neues Erlebnis. Ein Aspekt, den sie unter anderen Vorzeichen sicherlich begrüßt hätte, denn sie war ein von Natur aus vielseitig interessierter und durchaus auch wagemutiger Mensch. Zumindest hätte sie sich, wäre sie darum gebeten worden, so beschrieben. Ansonsten hätte sie sich vor sechs Jahren bestimmt nicht darauf eingelassen, einen vor sich hin dümpelnden Weihnachtsmann-Mietservice zu übernehmen. In einem Alter, in dem andere bereits sehnsuchtsvoll auf den Silberstreif der Rente am Zehnjahreshorizont blickten, war sie zur Jungunternehmerin geworden. Auch wenn sich das »jung« definitiv auf die Agentur und nicht auf ihre Person bezog. Mit vierundfünfzig war man nicht mehr jung. Man fühlte sich höchstens so oder redete es sich ein. In diesem Alter auf das Äußere bezogene Adjektive wie »flott« und »frisch« oder Zuschreibungen wie »Weltenkenntnis« und »Erfahrungsvielfalt« waren bei genauerer Betrachtung keine Komplimente.

Wobei, wenn sie ehrlich zu sich war, war das Ganze damals ohnehin kein auf Erfahrung und Kenntnis aufbauendes Geschäftsunternehmen gewesen, sondern eine spontane Aktion, bei der eine rasch eskalierende Party und erhebliche Mengen an prickelndem Prosecco eine Rolle gespielt hatten. Was musste sie sich auch immer auf idiotische Wetten einlassen? Sich schneller als der Wettgegner aus dem Weihnachtsmannkostüm heraus- und in ein Engelskostüm hineinzuwurschteln, brachte in der Regel keine Vorteile im Leben.

Aber da Beate seit jeher lieber auf die Ausnahme statt auf die Regel setzte, hatte sie nicht nur die Wette, sondern auch den Einsatz gewonnen. Sie hegte allerdings den dringenden Verdacht, dass der Verlust für ihren Wettgegner gar keiner gewesen war, vor allem, als sie die Geschäftsberichte sah. Überhaupt machte er einen sehr erleichterten Eindruck, als er ihr den Schlüssel übergab und erklärte, erst einmal für ein paar Monate ins Ausland zu verreisen. Die kleine Miete für Laden und Wohnung solle sie auf ein Konto auf den Seychellen überweisen. Und nein. Eine Nachsendeadresse gebe es nicht.

Was sie hingegen sehr überrascht hatte, war der Erfolg. Nach einem frischen Anstrich für die Büroräume, der Umbenennung der Agentur von »Weihnachtsmann-Mietservice« in »Ho! Ho! Ho! - Die Leihnachtsmänner« und einigen Flyern in den Briefkästen von Titzelsee hatten sich die Auftragsbücher in erstaunlich kurzer Zeit gefüllt. Möglicherweise trug auch eine kreative Erweiterung des Portfolios dazu bei. Dem saisonal gebundenen Angebot »Traditioneller Weihnachtsmann«, das es mit und ohne Geschenkeservice gab, hatte sie die Figur »Lieblicher Rauschgoldengel« zur Seite gestellt, für die sie nur echte Blondschöpfe engagierte. Darüber hinaus standen nun auch »Feen«, »Elfen« und »Hexen« - wie auch die Engel jeweils als Männlein oder Weiblein - sowie eine »Ruprechtine« im eher knappen Gewand, aber niemals ohne Rute zur Auswahl. Letztere wurde ebenso wie der »Wichtel«, den es sowohl in einer Version für Kindergeburtstage als auch für Junggesellinnenabschiede gab, ganzjährig gut gebucht.

Den Start ins Geschäftsfrauenleben auf jeden Fall erleichtert hatte die tatkräftige Unterstützung von Bernhard Rösner, seines Zeichens ihr dienstältester Weihnachtsmann-Darsteller. Ihn hatte sie vom Vorbesitzer der Agentur übernommen, weil man nun mal Weihnachtsmann-Darsteller brauchte, wenn man den Weihnachtsmann darstellen wollte. Darüber hinaus war Bernhard Rösner die beste aller möglichen Besetzungen. Der Urvater aller Weihnachtsmann-Lookalikes sozusagen. Er brauchte weder ein Kissen unter dem roten Mantel noch künstliches Wangenrot, um dem apfelbäckigen Klischeebild des Santa Claus hundertprozentig zu entsprechen. Seine tiefe, dröhnende Stimme ließ die Kinder schon beim ersten »Ho!« vor Ehrfurcht erstarren, und sein langer weißer Bart hielt jeglicher Zugprobe durch patschige kleine Hände stand. Einmal konnte sie ihn sogar überzeugen, sich als vom Kunden gewünschter Wikingerkönig zu verdingen, und auch da hatte er - mit braunem Fell statt rotem Mantel, schwarz umrandeten Augen und vielen Flechtzöpfen im Bart - einen beeindruckenden Auftritt hingelegt.

Dass Mut, Ideenreichtum und gutes Aussehen allerdings nicht alles waren, was eine erfolgreiche Geschäftsfrau brauchte, musste Beate Silberzier etwa vier Monate nach der Agenturübernahme erfahren. Denn obwohl sie auf diese drei Dinge im Übermaß zurückgreifen konnte, ließ sich das Finanzamt davon nicht beeindrucken. Es wollte Zahlen. Am besten aktuelle, korrekte und diese auch noch prompt. Die sehr höfliche, aber gleichermaßen bestimmte Dame am anderen Ende der fiskalischen Telefonverbindung verweigerte rigoros jegliche Diskussion darüber, ob sich diese Zahlen gegebenenfalls im Laufe der nächsten Monate nachreichen ließen.

So stieß Candan Aydin zu den Leihnachtsmännern, und Beate befand bereits nach zwei Wochen, sie sei ein Geschenk. Nicht nur, weil die junge Frau das Zahlenwerk so meisterlich beherrschte, wie das Finanzamt es verlangte, sondern weil sie mit ihrer freundlichen und fröhlichen Art jeden zum Strahlen brachte. Es dauerte zwar fast genauso lange, bis alle in der Lage waren, ihren Vornamen richtig auszusprechen - mit weichem »Dj« am Anfang statt eines harten K -, aber Candan erwies sich diesbezüglich als sehr geduldig und zudem überaus freundlich schwierigen und/oder begriffsstutzigen Zeitgenossen gegenüber, was vermutlich auch die Basis ihres versierten Umgangs mit den Steuereintreibern war.

Vervollständigt wurde das Personalportfolio durch Bärbel Rosenbusch, ihres Zeichens begnadete Märchenerzählerin, Vorleserin und Puppenspielerin. Sie war der Star auf unzähligen Schul- und Gemeindefesten und auf Geburtstagen von Kindern, deren Eltern mehr Wert auf Dickens als Disney legten. Gemeinsam stellten sie, Bärbel, Candan Aydin und Bernhard Rösner das Kernteam der Agentur. Hinzu kam eine je nach Jahreszeit unterschiedlich große Menge an Studierenden, Hausfrauen und -männern sowie Rentnerinnen und Rentnern, die mit Darsteller-Jobs ihre Kassen aufbesserten.

Beate Silberzier war mit sich, der Agentur und ihrer allgemeinen Situation sehr zufrieden. Nach Jahren des rastlosen Suchens hatte sie endlich eine Aufgabe gefunden, die ihr Spaß machte. Mehr noch und viel wichtiger: eine Aufgabe, die sie nicht langweilte. Und darüber hinaus noch so etwas wie eine Ersatzfamilie. Für ein selbst produziertes Grüppchen in der Eltern-Kind-Version hatte sich in ihrem Leben nie die richtige Gelegenheit ergeben, was Beate in ihren seltenen sehr stillen Momenten bedauerte, aber niemals als Manko betrachtete.

Und so freute sie sich bereits sehr auf ihren sechzigsten Geburtstag, den sie drei Tage vor Heiligabend mit einer grandiosen Party im erweiterten Kreis ihrer Lieben, Angestellten und der Kundschaft zu zelebrieren beabsichtigte.

Ihr Tod war zu diesem Zeitpunkt Ende Oktober also nicht nur unerwartet, sondern, wie Beate befand, auch außerordentlich ärgerlich und vor allem ganz und gar nicht akzeptabel, weswegen sie ihn einfach ignorierte.


EINKAUFSLISTE:

Vogelsand

Kolbenhirse

Kressekörbchen

2 Äpfel

2 x weißer Joghurt

½ Pfund Graubrot

3 Scheiben Holländer

2 Scheiben gek. Schinken

6 Eier

2 x Hühnersuppe (kleine Dosen/Angebot?)

Gesichtscreme (günstig)

Gartenhandschuhe

Kreuzworträtselheft

1 Flasche Sekt

1 Piccolo

1 Liter Apfelsaft

Schokolade

Möhren


»Ja. Natürlich habe ich dafür Verständnis, Florian.« Josefine Jeschiechek klemmte ihr Mobiltelefon zwischen Ohr und Schulter und versuchte, mit beiden Händen die Blumenzwiebeln wieder einzusammeln, die aus dem umgestürzten Eimer gerollt waren. »Ja, Schatz. Kein Problem, wenn es Clara zu viel ist, einen Gast aufzunehmen mit dem Baby. Du musst da auf deine Frau Rücksicht nehmen. Ihr könnt mich im Sommer besuchen kommen. Das wäre schön. Die Kleine wächst so schnell, und sie soll ihre Oma doch kennenlernen.« Sie beugte sich vor, um eine weiter entfernte Zwiebel zu erreichen, verlor das Gleichgewicht und landete mit dem Knie in einer matschigen Erdvertiefung. Das lehmige Wasser drang kalt und nass durch ihre Gartenhose. »Mist.«

Sie rappelte sich hoch.

»Was?« Sie hatte Mühe, das Handy nicht zu verlieren. »Nein. Das galt nicht dir, mein Junge. Ich bin im Garten.« Mit der freien Hand versuchte sie, den gröbsten Dreck abzuwischen, erreichte aber nur das Gegenteil. »Deine Schwestern? Sarah ist doch mit ihrem Freund in den USA. Die Reise haben sie schon so lange geplant und mussten sie immer wieder verschieben. Hat sie dir das nicht erzählt?«

Josefine Jeschiechek beschloss, die klamme Kälte an ihren Beinen auszuhalten. Es gab Schlimmeres. Die Tatsache zum Beispiel, dass ihre jüngste Tochter, Lea, es vorzog, Weihnachten bei ihrem Vater und dessen ehebrecherischer Freundin zu verbringen. Sie hatte sich erstaunlich schnell an die veränderten Umstände gewöhnt. Immerhin war Christian erst im letzten Jahr ausgezogen. Zwei Wochen vor Weihnachten hatte er ihr nach dreißig Jahren und drei Kindern einseitig die Ehe aufgekündigt, um zu seiner neuen »Partnerin«, wie er es formulierte, zu ziehen. Er wolle das Leben noch genießen.

Dass sein Zukunftsplan ihre, Josefines Beteiligung ausschloss, bedauerte sie weniger, als sie erwartet hätte. Im Gegenteil....
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Autor

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 und 2023 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Kurzkrimi« nominiert. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln.
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