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Studienbuch Heilpädagogik

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
430 Seiten
Deutsch
Kohlhammer Verlagerschienen am20.09.20231. Auflage
Das 'Studienbuch Heilpädagogik' zeigt die veränderten Anforderungen an eine moderne Pädagogik der Inklusion und Partizipation auf. Studierende der Heilpädagogik/Inclusive Education werden in den Wissensbestand des Faches eingeführt und mit aktuellen Perspektiven vertraut gemacht: In den Diskursen geht es um Gleichheit und Differenz, um Mechanismen der Erzeugung von Behinderung, um Inklusions-, Exklusions- und Stigmatisierungserfahrungen, um interdisziplinäre und transdisziplinäre Handlungsfelder, um eine verstärkte Lebenswelt- und Sozialraumorientierung, um Kompetenzen eigenständigen und partizipativen Forschens. Damit will das Buch die notwendigen Grundlagen und Konzepte vermitteln, um Menschen mit Ausgrenzungserfahrungen fachlich angemessen zu unterstützen und zu begleiten. Diesen Weg der Heilpädagogik/Inclusive Education hin zu einer Menschenrechtsprofession, die zur Realisierung von Selbstbestimmung, Menschenwürde und Teilhabechancen von Menschen mit Behinderungen beiträgt, legt das Buch dar. Es stellt die relevanten Analyse- und Reflexionskompetenzen vor, die Fachkräfte benötigen, um Gefährdungen und Barrieren der Inklusion und Partizipation zu erkennen und abzubauen und die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe zu erweitern.

Prof. Dr. phil. Jens Jürgen Clausen ist Erziehungswissenschaftler und lehrt in Bachelor- und Masterstudiengängen der Heilpädagogik sowie in Fort- und Weiterbildungen. Er leitete den BA-Studiengang Heilpädagogik/Inclusive Education an der KH Freiburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR39,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR34,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR34,99

Produkt

KlappentextDas 'Studienbuch Heilpädagogik' zeigt die veränderten Anforderungen an eine moderne Pädagogik der Inklusion und Partizipation auf. Studierende der Heilpädagogik/Inclusive Education werden in den Wissensbestand des Faches eingeführt und mit aktuellen Perspektiven vertraut gemacht: In den Diskursen geht es um Gleichheit und Differenz, um Mechanismen der Erzeugung von Behinderung, um Inklusions-, Exklusions- und Stigmatisierungserfahrungen, um interdisziplinäre und transdisziplinäre Handlungsfelder, um eine verstärkte Lebenswelt- und Sozialraumorientierung, um Kompetenzen eigenständigen und partizipativen Forschens. Damit will das Buch die notwendigen Grundlagen und Konzepte vermitteln, um Menschen mit Ausgrenzungserfahrungen fachlich angemessen zu unterstützen und zu begleiten. Diesen Weg der Heilpädagogik/Inclusive Education hin zu einer Menschenrechtsprofession, die zur Realisierung von Selbstbestimmung, Menschenwürde und Teilhabechancen von Menschen mit Behinderungen beiträgt, legt das Buch dar. Es stellt die relevanten Analyse- und Reflexionskompetenzen vor, die Fachkräfte benötigen, um Gefährdungen und Barrieren der Inklusion und Partizipation zu erkennen und abzubauen und die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe zu erweitern.

Prof. Dr. phil. Jens Jürgen Clausen ist Erziehungswissenschaftler und lehrt in Bachelor- und Masterstudiengängen der Heilpädagogik sowie in Fort- und Weiterbildungen. Er leitete den BA-Studiengang Heilpädagogik/Inclusive Education an der KH Freiburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783170338104
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten430 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3765 Kbytes
Artikel-Nr.12467863
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung

Die Heilpädagogik ist eine moderne Wissenschaft und Praxis der Inklusion und Partizipation, die ihren Fokus nicht mehr auf spezifische Beeinträchtigungen mit entsprechenden Förderungen in separierenden Einrichtungen richtet, sondern die Gefährdungen aller Menschen in den Blick nimmt, die aufgrund unterschiedlicher Differenzen benachteiligt werden und von Ausgrenzung bedroht sind. Die Heilpädagogik ist in ihrer Orientierung an den Menschenrechten und in ihren Bezügen zur UN-Behindertenrechtskonvention und zur UN-Kinderrechtskonvention eine angewandte Wissenschaft, die sich folgenden Leitgedanken verpflichtet fühlt:
·
der rechtlichen Gleichstellung aller Menschen;

·
der Wertschätzung der Unterschiedlichkeit und Vielfalt menschlichen Lebens und Erlebens sowie der Anerkennung der Bildungs- und Entwicklungsfähigkeit eines jeden Menschen;

·
der inklusiven und partizipativen Gestaltung der Bereiche Bildung und Beschäftigung, Wohnen und Gesundheit, Kultur und Freizeit sowie der politischen Teilhabe;

·
der Selbstbestimmung sowie der Ressourcen- und Sozialraumorientierung bei der Entwicklung angemessener Formen der Assistenz und Unterstützung.


Damit erweitern sich der Aufträge an heilpädagogische Fachkräfte: Sie begleiten Kinder und Jugendliche mit ihren Familien, aber auch erwachsene bzw. ältere Menschen in ihrem sozialen Umfeld und orientieren sich an deren Kompetenzen und Stärken. Sie erkunden Mechanismen der Exklusion, die Menschen benachteiligen, und analysieren die Widersprüche, Bedingungen und Barrieren der Teilhabe. Auf der Basis ihrer Studien- und Praxiserfahrungen über individuelle Beeinträchtigungen und strukturelle Gefährdungen gestalten sie professionelle und solidarische Beziehungen: »Komplexe Wechselwirkungen eines Behinderungsgeschehens werden nicht als grundsätzliche Barriere für Selbstbestimmung verstanden, sondern als Ausgangslage für individuelle Selbstbestimmungsmöglichkeiten« (BHP 2022, S. 8). Zu ihren Stärken gehört es, als Individualpädagogik darauf zu achten, dass die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe jeder einzelnen Person gesichert werden.

Der Begriff Heilpädagogik hat sich von seiner ursprünglichen Bedeutung entfernt (Lotz 2020). Er ist nicht selbsterklärend und vor dem Hintergrund des sich wandelnden Verständnisses hin zur menschenrechtlich-orientierten Profession nicht leicht zu vermitteln (Kronenberg 2016). Einige Hochschulen ergänzen den Titel des Heilpädagogik-Studiengangs um Begriffe wie Inclusive Education, Inklusive Bildung und Begleitung oder Inclusive Studies. Eine Ersetzung des Begriffs Heilpädagogik wird immer wieder diskutiert, doch keine Alternative (Rehabilitationspädagogik, Förderpädagogik, Integrationspädagogik, Inklusionspädagogik) hat sich bislang durchgesetzt. Und die Aufspaltung in die Heilpädagogik mit außerschulischen Handlungsfeldern einerseits und die Sonderpädagogik mit ihren Schulen für Kinder mit spezifischem Bildungsbedarf andererseits ist für Außenstehende kaum nachvollziehbar und international nicht anschlussfähig (Bürli 2020).

Eine Zusammenführung von Heilpädagogik und Sonderpädagogik zu einer Wissenschaft der Inklusion und Partizipation ist nicht in Sicht. Daher hat der Begriff der Heilpädagogik Bestand, und die Verbände wie auch die Studien- und Ausbildungsgänge bauen darauf, dass sich ihr Verständnis des Wortes Heil aus einer ganzheitlichen (holistischen) und einer umweltbezogenen (ökologischen) Perspektive und Tradition durchsetzen möge. Bisweilen mit dem Vorwurf konfrontiert, als Disziplin der Besonderung den Inklusionsgedanken nicht gerade zu befeuern (Schäper 2020), versteht sich die Heilpädagogik heute als lebenswelt- und sozialraumorientierte Wissenschaft und Praxis bei Beibehaltung ihrer speziellen Kompetenzen (Ondracek 2020b).

Diskutiert wird auch die Frage, ob die Heilpädagogik die Zuschreibung von Behinderung als Fokus ihres Auftrags benötigt (Moser & Sasse 2008), ob sie damit die binäre Ordnung (Nicht-Behinderung versus Behinderung) festschreibt (Lindmeier 2019) und ob sie so ins Abseits des Diskurses um die Anerkennung von Diversität gerät. Mit Blick auf die UN-BRK, die Behinderung als Kernbegriff nutzt, aber nicht als medizinische Diagnose oder sozialrechtliches Erfordernis, sondern als interaktionelles und kulturelles Konstrukt, sieht die Heilpädagogik ihren Auftrag darin, für die Rechte aller Menschen auf Anerkennung und Wertschätzung, Selbstbestimmung und Teilhabe in der Bildung, der Arbeit, der Kultur und Freizeit einzutreten und die Bedingungen dafür zu reflektieren. Heilpädagoginnen und Heilpädagogen arbeiten auch an Veränderungen des gesellschaftlichen Bewusstseins im Sinne inklusiver und partizipativer Strukturen, damit Kinder, Jugendliche und erwachsene Menschen, die beeinträchtigt sind oder mit chronischen Erkrankungen bzw. psychosozialen Benachteiligungen leben, die Hilfsmittel, Leistungen und Formen der Unterstützung erhalten, die sie für ihre soziale, gesellschaftliche und politische Teilhabe benötigen.

Eine Heilpädagogik, die als Wissenschaft und Praxis der Inklusion und Partizipation den Anforderungen des 21. Jahrhunderts entsprechen will, muss bisherige Gewissheiten hinterfragen und neue Ansätze erproben. Sie muss das Verhältnis zwischen einer Pädagogik der Vielfalt (Prengel 2019a) mit der Anerkennung und Wertschätzung von Diversität und einer Pädagogik der Differenz (Lindmeier 2019), die sich der Gefahr separierender Ansätze bewusst ist, kritisch reflektieren und den Umgang mit Differenz neu durchdenken. In ihren Studiengängen hat sie die Kompetenzen zu stärken, die benötigt werden, um »der Unterschiedlichkeit ihrer Klientel, der Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die unter erschwerten Bedingungen leben, gerecht zu werden und sie durch ein differenziertes und passgenaues Angebot personal-â, situations- und familienbezogen mit Blick auf den Sozialraum zu begleiten« (BHP 2022, S. 5/6). Sie hat sich in den Institutionen und Organisationen, im gesellschaftlichen Raum und im Alltag von Menschen mit Beeinträchtigungen mit diesen gemeinsam für die konsequente (Weiter-)âEntwicklung inklusiver und partizipativer Strukturen, Kulturen und Praktiken einzusetzen.

In diesem aktuellen Selbstverständnis sieht sich die Heilpädagogik in der Pflicht, theoriegeleitet und praxisnah zum Aufbau neuer Strukturen und angemessener Assistenzformen bei der Sicherung von Teilhabe beizutragen. Dabei ist sie sich der Tatsache bewusst, dass sie erheblich an den Prozessen der Separierung von Menschen mit Beeinträchtigungen beteiligt war, die zum Ausschluss aus Lern- und Lebenszusammenhängen geführt haben. Auf der anderen Seite setzte sie sich für die Unterstützung derjenigen Personen ein, die pädagogisch und gesellschaftlich ausgegrenzt wurden, auch wenn sie die Gefährdungen und Gefahren der Exklusion durch ihr fachliches Wirken nicht aufheben konnte. Die Umsetzung der UN-BRK und der UN-KRK sowie die Anerkennung einer menschrechtsbasierten Pädagogik bedeutet für die Heilpädagogik, ihre Konzepte auf die Anforderung der Konventionen hin zu transformieren. Das Aufgabenfeld von Heilpädagoginnen und Heilpädagogen ändert sich, die Rollen der Begleitung von Bildungs- und Entwicklungsprozessen, der Mediation in heterogenen Gruppen und des Brückenbauens in das Gemeinwesen werden angenommen (Stein 2011). Damit ist nicht aufgegeben, was diese Profession schon lange und weiterhin auszeichnet:
·
Das Wissen um die Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit jedes Menschen, das sich in dem Bemühen um das Verstehen des Gegenübers zeigt.

·
Die Orientierung an den positiven Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen mit dem Blick auf die Entfaltung von Fähigkeiten und Potentialen und die Absage an defizitäre Sichtweisen.

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Der ganzheitliche Zugang, also die Betrachtung der körperlich-seelischen und geistigen Einheit der Person in ihrem Umfeld sowie die ökologische Ausrichtung und die Einbeziehung sozialer Kontexte in die heilpädagogische Arbeit.

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Die Gestaltung von dialogischen Beziehungen, die unabhängig von Fähigkeiten des sprachlichen Ausdrucks und der Symbolbildung das Verhalten (oder: Nicht-Verhalten) einer Person als mögliche intentionale Mitteilung begreifen und individuelle Interaktionsmuster reflektieren.


Verstehen ist immer begrenzt, aber gerade in der Heilpädagogik notwendig, um ein Denken in vorgefertigten und kategorisierenden Einteilungen zu vermeiden: »Zentrale Voraussetzung für gelingende inklusive Prozesse ist der kontinuierliche Versuch des Fremdverstehens; die eigene Perspektive zu verlassen, um sich in den anderen hineinzufühlen und die Welt aus seinen Augen zu betrachten« (Traxl 2014,...
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