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In Bedrängnis

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Dörlemann eBookerschienen am21.09.2023
»Die beeindruckendste Lektüre des Jahres ist schlicht und ergreifend die Entdeckung von Richard Hughes' Roman aus dem Jahr 1938, ein kleines Meisterwerk über die Todesangst auf einem Schiff, das in einen Hurrikan gerät - und über alles Sein.« Simon Schama, The Guardian Der Dampfer Archimedes ist ein Frachtschiff in allerbestem Zustand, als er den Hafen von Norfolk, Virginia, verlässt, um an einem wunderschönen sonnigen Herbsttag durch den Panamakanal nach China zu fahren. Seine Ladung besteht aus Tabak und Altpapier. Doch kaum erreicht es die karibischen Inseln, gerät das Schiff durch einen unerhörten Sturm in schwerste Bedrängnis. Während vier Tagen kämpfen Captain Edwardes und seine Mannschaft, vom Ersten Offizier über den Leitenden Ingenieur bis zum chinesischen Maat um die Archimedes - und um ihr Leben.

RICHARD HUGHES, geboren 1900 in Surrey, England. Seine frühe Kindheit wurde durch den Tod zweier Geschwister und des Vaters geprägt, die Mutter arbeitete nach dem Tod des Vaters als Journalistin. Nach dem Ersten Weltkrieg ging Hughes nach Oxford, wo er zum Star der universitären Literaturszene avancierte. Bereits 1922 publizierte er einen Gedichtband. Eines seiner Theaterstücke wurde im gleichen Jahr im Londoner West End aufgeführt. Hughes' erster Roman, A High Wind in Jamaica, erschien 1928 und wurde in Großbritannien und in den USA ein Bestseller. In Bedrängnis folgte zehn Jahre später.
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Produkt

Klappentext»Die beeindruckendste Lektüre des Jahres ist schlicht und ergreifend die Entdeckung von Richard Hughes' Roman aus dem Jahr 1938, ein kleines Meisterwerk über die Todesangst auf einem Schiff, das in einen Hurrikan gerät - und über alles Sein.« Simon Schama, The Guardian Der Dampfer Archimedes ist ein Frachtschiff in allerbestem Zustand, als er den Hafen von Norfolk, Virginia, verlässt, um an einem wunderschönen sonnigen Herbsttag durch den Panamakanal nach China zu fahren. Seine Ladung besteht aus Tabak und Altpapier. Doch kaum erreicht es die karibischen Inseln, gerät das Schiff durch einen unerhörten Sturm in schwerste Bedrängnis. Während vier Tagen kämpfen Captain Edwardes und seine Mannschaft, vom Ersten Offizier über den Leitenden Ingenieur bis zum chinesischen Maat um die Archimedes - und um ihr Leben.

RICHARD HUGHES, geboren 1900 in Surrey, England. Seine frühe Kindheit wurde durch den Tod zweier Geschwister und des Vaters geprägt, die Mutter arbeitete nach dem Tod des Vaters als Journalistin. Nach dem Ersten Weltkrieg ging Hughes nach Oxford, wo er zum Star der universitären Literaturszene avancierte. Bereits 1922 publizierte er einen Gedichtband. Eines seiner Theaterstücke wurde im gleichen Jahr im Londoner West End aufgeführt. Hughes' erster Roman, A High Wind in Jamaica, erschien 1928 und wurde in Großbritannien und in den USA ein Bestseller. In Bedrängnis folgte zehn Jahre später.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783038208990
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum21.09.2023
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1529 Kbytes
Artikel-Nr.12467876
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel Zwei

Die Archimedes lief am nächsten Nachmittag um vier Uhr von Norfolk aus und fuhr den Elizabeth River entlang in die Hampton Roads. Der Leuchtturm von Craney Island - dachte Dick - sah aus wie ein Schweizer Chalet auf Stelzen. Die gelbe Küste war niedrig und flach mit Sandstränden; auf den Roads herrschte lebhafter Verkehr - hauptsächlich Küstendampfer und lange Leichterketten.

Um halb sieben lagen sie vor Cape Henry und setzten dort den Lotsen ab.

Schiffe mit Kurs nach Süden steuern dicht unter Cape Henry, innerhalb der Untiefen. Die Küste von hier bis hinunter nach Cape Hatteras ist merkwürdig, zumeist nur ein flacher Strandstreifen, der die Binnengewässer vom Ozean trennt, eine ziemlich verschwommene Grenze für einen so großen Kontinent. Bis dorthin lief Captain Edwardes Kurs küstennah. Doch südlich von Cape Hatteras fällt die Küste nach Westen ab; bei Cape Hatteras, um drei Uhr morgens, verabschiedete sich die Archimedes daher von Nordamerika und nahm Kurs auf die Westindische Insel San Salvador.

Ein klarer, schöner Tag. Das Meer dunkelblau wie der Himmel, in dem vereinzelt weiße Federwolken schwammen. Obwohl es bereits Spätherbst war, schien der Sommer zurückzukehren. Denn seit sie den Golfstrom passiert hatten, kompensierte die von Wolken und Nebel ungetrübte Sonne die fortgeschrittene Jahreszeit durch die Kraft, die ihr die südliche Breite verlieh. Die Archimedes war allein auf hoher See und das Festland eben erst vergessen - die glücklichste Zeit für jeden an Bord eines Schiffes.

Das heißt, sie war allein bis auf die Delphine. Denn als der Vorsteven des Schiffs das violette Glas durchschnitt, pflügte er glitzernde, schneeweiße Schaumberge auf; und etwas Schöneres als die tief im Innern dieses Glases tanzenden Delphine hatte ich noch nie gesehen. Ein Dutzend Tiere, mächtig, viel größer als ein Mensch, am Rücken olivbraun, die Flanken und der Bauch von einem leuchtenden Blassgrün; ihre Form: Gestalt gewordene Geschwindigkeit. Die spitze Schnauze vor der wulstigen Stirn teilte das Wasser perfekt, und hinter der rudernden Schwanzflosse schloss es sich wieder, so als sei nichts gewesen.

Meistens tanzten sie paarweise, glitten vor dem Steven hin und her wie Schlittschuhläufer, dann kreuzten sie - einer oben, einer unten - übereinander hinweg, drehten sich um die eigene Achse, ein silbrig grünlicher Blitz tief unten im Wasser, stiegen nach oben, bis ihre Rückenflosse die Luft wie eine weiße Feder durchtrennte, schnellten hoch wie kraftstrotzende Meerjungfrauen, haltlos vor Glück, warfen sich im Sprung auf den Rücken bald zu zweit, manchmal zu dritt, zu viert oder auch zu fünft. Plötzlich schossen zwei davon, entfernten sich vom Schiff; aus dem Nichts tauchten zwei neue auf, kreuzten den Bug und gesellten sich zu dem himmlischen Wasserspiel.

Anfangs hatte Sukie alles andere in Dicks Bewusstsein bis in den letzten Winkel hinein überstrahlt, doch schon jetzt, nach zwei Tagen, war sie geschrumpft und in der Ferne verschwunden wie das Portal, durch das man in einen Tunnel eingefahren ist; überirdisch leuchtend und heller als das Tageslicht, aber sehr weit weg und klein und scharf umrissen. Doch jetzt, als er den Delphinen zuschaute, schien sein ganzes Bewusstsein für einen Moment wieder von dem Licht überflutet, das alle dunklen Ecken sanft ausleuchtete und dann zu einem Gefühl wohliger Traurigkeit verblasste.

Am selben Abend sah er noch einmal etwas sehr Schönes, einen seltenen Anblick (außer im Chinesischen Meer): ein ferner Streifen Ozean phosphoreszierte so stark, dass er einen Widerschein in den Himmel warf. Als sie die Stelle dann erreichten, funkelte das Wasser wie das Sternenfirmament, und alles, was sich darin bewegte, war in kaltes Feuer gehüllt. In der Tiefe verströmten irgendwelche Fische ein rotierendes Licht wie ein Leuchtfeuer.

Ein seltenes und großartiges Schauspiel. Doch es rührte ihn nicht so an wie die nackten Delphine.
II

Nach vier Tagen hatten sie San Salvador erreicht.

Die kleine sommerliche Oase lag nun hinter ihnen; danach herrschten eine graue, südöstliche Dünung und eine frische Brise; das Wetter war bewölkt mit gelegentlichen Schauern. Doch es bestand keinerlei Grund, richtig schlechtes Wetter zu erwarten; das Ende der Hurrikan-Saison lag mindestens zwei Wochen zurück, die Dünung kam nicht lang und ölig, was sonst einen tropischen Sturm ankündigt, und auch die Wolken ließen keineswegs Schlimmes ahnen. Belebendes Wetter, mehr nicht.

Die Bordroutine ging ihren Gang. Während der Mahlzeiten richtete niemand unaufgefordert das Wort an den Captain. Captain Edwardes war privat keine einschüchternde Erscheinung, ja nicht einmal imposant, sein Posten hingegen schon.

Captain Edwardes besaß nicht von Natur aus jene souveräne Ausstrahlung, die so vielen Seeleuten eigen ist. Er war klein, mit etwas kindlichen, aber dunklen Zügen. Seine Augen leuchteten, doch eher vor Begeisterung als vor Stärke; und man merkte, er wäre ausgesprochen umgänglich gewesen, hätte es ihm sein Posten erlaubt. Er stammte aus Carmarthenshire, und einem gebürtigen Norfolker, wie Dick Watchett, fiel es irgendwie schwer, einem Waliser Respekt entgegenzubringen. Der Erste Offizier, Mr. Buxton, kam hingegen aus Dicks Heimat, und ihn hätte Dick insgeheim lieber auf dem Kommandoposten gesehen.

Auch Mr. Foster, der Zweite Offizier - ein derber Nordengländer - wirkte wie ein tüchtiger Seemann.

Aber ein unparteiischer Physiognom, der in der Messe Ausschau hielt nach jemand, dem er blind vertrauen konnte, hätte mit ziemlicher Sicherheit den kleinen, hageren Mann aus Devon gewählt, den Supernumerar Mr. Rabb mit den ruhigen, strahlend blauen Augen und dem energischen Kinn, der mehr einem Marineoffizier als einem Offizier der Handelsflotte glich.

Nur etwas störte an Mr. Rabb: Seine Nägel waren stets bis aufs Fleisch abgekaut.

Um zwei Uhr morgens kam das Leuchtfeuer von San Salvador in Sicht. Sie ließen es zehn oder zwölf Meilen östlich liegen und passierten zwischen dieser Insel und Rum Cay, deren weiße Zwillingsklippen im ersten Morgendämmer gerade auftauchten. Sie navigierten nun zwischen den Inseln, wahrten jedoch von allen Abstand; der blaue Turm von Bird Rock lag kurz nach dem Frühstück querab. Es herrschte weiter Schauerwetter bei mäßigem Wind und mäßiger Dünung, und den übrigen Tag sahen sie nichts mehr, bis sie um vier Uhr nachmittags den hohen Turm auf Castle Island sichteten.

Dick hatte die Westindischen Inseln noch nie gesehen; es war enttäuschend, von diesen halkyonischen Inseln jetzt nichts weiter zu erblicken als ab und zu einen Leuchtturm oder hinter dem Regenvorhang einen verwaschenen, hingeduckten Fleck.

Um neun Uhr abends befanden sie sich östlich von Cape Maysi, dem östlichsten Zipfel Kubas, und fuhren in die breite, als Windward Passage bekannte Meerenge zwischen Kuba und Haiti ein. Das Kap selbst liegt zu tief, als dass man es in der Dunkelheit sehen könnte, aber die hintereinander gestaffelten Reihen der Purial Mountains hoben sich undeutlich gegen den helleren Himmel ab.

Um fünf Uhr am nächsten Morgen, es tagte eben, liefen sie östlich an Navassa Island vorbei; ein unfruchtbarer Kalksteinschwamm zwischen Jamaika und Haiti. Das war das letzte Land, das sie sehen würden vor dem Erreichen Colons am Zugang des Panamakanals (wo Mr. Rabb an Bord seines eigenen Schiffes wechseln sollte). Vor ihnen lag die kurze Passage durch die offene Karibik - eine rund 48-stündige Fahrt.

Den ganzen Tag über fegte ein frischer Nordostwind, und die schwarze See war rau. Aber was bedeuten raue See und ein halber Sturm schon für ein modernes, prächtiges Schiff wie die Archimedes? Nur eine Gelegenheit, ihre guten Eigenschaften unter Beweis zu stellen; nur eine willkommene Abwechslung vom sonst enervierenden Bordalltag. Der Wind pfiff in den Drähten, Gischt schwappte übers Vordeck und erwischte mitunter einen unbesonnenen Chinesen, der in seiner papierdünnen Kattunkleidung das Raumdeck überqueren wollte. Für Dick Watchett auf der Brücke bedeutete es, dass er sich als echter Fahrensmann fühlte, und es vertrieb die triste Vorstellung, heutzutage bestünde das Seemannsleben nur aus dem Büffeln für Prüfungen und dem Abzählen von Kolonialwaren.

Gegen Abend tobte ein richtiger Sturm. Mit Schlimmerem musste man indes nicht rechnen, jetzt wo die Hurrikan-Saison vorüber war. Das Meer wogte immerhin so hoch, dass die Archimedes stampfte und rollte; und wären Passagiere an Bord gewesen, hätten sie stumm und elend in ihren Kabinen oder halberfroren in den Deckstühlen gelegen und gar nicht mehr gut ausgesehen; manche wären vielleicht auch eilig auf Deck hin und her gerannt und hätten sich kernig gegrüßt mit dem hartgesottenen Grinsen von Schmalspur-Wikingern. Aber es gab keine Passagiere an Bord der Archimedes, nicht einmal Pilger, und der einzige, der sich übergeben musste, war Thomas, und er erledigte dies dezent und diskret in den Tiefen des Nebelhorns.

Der Sturm fand seine Erklärung, als der Funkwetterbericht einging. Das Zentrum einer »tropischen Störung« lag einige hundert Meilen weiter östlich: anders gesagt, ein kreisförmig um den Kern eines Tiefdruckgebiets gruppiertes System von Stürmen, die noch früher im Jahr zu Hurrikanstärke hätten anwachsen können.

Der Bericht meldete aber eine Störung von geringer Intensität, die sich nur äußerst langsam in westlicher Richtung verlagerte. Die Meldungen der letzten fünfzig Jahre erwähnen für den Monat November keinen schweren Hurrikan. Die...

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Autor

RICHARD HUGHES, geboren 1900 in Surrey, England. Seine frühe Kindheit wurde durch den Tod zweier Geschwister und des Vaters geprägt, die Mutter arbeitete nach dem Tod des Vaters als Journalistin. Nach dem Ersten Weltkrieg ging Hughes nach Oxford, wo er zum Star der universitären Literaturszene avancierte. Bereits 1922 publizierte er einen Gedichtband. Eines seiner Theaterstücke wurde im gleichen Jahr im Londoner West End aufgeführt. Hughes' erster Roman, A High Wind in Jamaica, erschien 1928 und wurde in Großbritannien und in den USA ein Bestseller. In Bedrängnis folgte zehn Jahre später.