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Fatima boxt

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Fatima ist ruhig, völlig unsportlich und intelligent. In der Schule ist sie eine Einzelgängerin, zumindest seit ihr Bruder einige Monate zuvor gestorben ist. Er war der Grund, weshalb sie ein Kopftuch trug. Damals traute sich niemand, sie zu beleidigen, doch jetzt hat sich das grundlegend geändert. Sie ist zum Opfer geworden. Als sie bei einem dieser Attacken Beistand von einer jungen Unbekannten bekommt, ändert sich ihr Leben von Grund auf. Plötzlich beginnt sie, die Welt in einem völlig neuen Licht zu sehen. Es ist ein Leben, das ihr gleichzeitig Angst macht und doch ganz neue Perspektiven bietet. Doch es gibt viele Hindernisse auf ihrem neuen Weg, die es scheinbar unmöglich machen, dass Fatima ihr Glück findet.

Olaf Hauke, geboren 1965, ist studierter Betriebswirt und arbeitet in der Verwaltung. Er schrieb zunächst Krimis, für die er mit dem Förderpreis der Stadt Seelze ausgezeichnet wurde. Mittlerweile handeln seine Erzählungen jedoch von Schicksalen und Gefühlen, menschlichen Beziehungen, Romantik und Sehnsucht. Eine Kritik bezeichnete seine Geschichten als 'Krimis der Herzen'. Olaf Hauke lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Göttingen.
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Produkt

KlappentextFatima ist ruhig, völlig unsportlich und intelligent. In der Schule ist sie eine Einzelgängerin, zumindest seit ihr Bruder einige Monate zuvor gestorben ist. Er war der Grund, weshalb sie ein Kopftuch trug. Damals traute sich niemand, sie zu beleidigen, doch jetzt hat sich das grundlegend geändert. Sie ist zum Opfer geworden. Als sie bei einem dieser Attacken Beistand von einer jungen Unbekannten bekommt, ändert sich ihr Leben von Grund auf. Plötzlich beginnt sie, die Welt in einem völlig neuen Licht zu sehen. Es ist ein Leben, das ihr gleichzeitig Angst macht und doch ganz neue Perspektiven bietet. Doch es gibt viele Hindernisse auf ihrem neuen Weg, die es scheinbar unmöglich machen, dass Fatima ihr Glück findet.

Olaf Hauke, geboren 1965, ist studierter Betriebswirt und arbeitet in der Verwaltung. Er schrieb zunächst Krimis, für die er mit dem Förderpreis der Stadt Seelze ausgezeichnet wurde. Mittlerweile handeln seine Erzählungen jedoch von Schicksalen und Gefühlen, menschlichen Beziehungen, Romantik und Sehnsucht. Eine Kritik bezeichnete seine Geschichten als 'Krimis der Herzen'. Olaf Hauke lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Göttingen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757964474
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten200 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse261
Artikel-Nr.12480402
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 6

Sie hatte es geschafft, unbemerkt durch den Hausflur in die Wohnung zu gelangen. Mutter hatte mit jemandem lautstark telefoniert, war aber im Wohnzimmer gewesen. Fatima hatte ihren Rucksack in ihr Zimmer geworfen, sich danach ins Bad geflüchtet.

Zitternd stützte sie sich auf das Waschbecken, im gleichen Moment spürte sie, wie ihre Knie ihr den Dienst versagten. Sie schaffte es noch, den nötigen Abstand von der Keramik zu bekommen, um nicht mit dem Kinn auf den Rand des Beckens zu schlagen. Dann sank sie zitternd auf dem Läufer mit dem grässlichen Muster zusammen. Alles drehte sich, dabei fühlte sie nicht mal Schmerzen, außer einem leichten Brennen an der Unterlippe. Dort musste sie ein Tritt erwischt haben, ehe sie die Hände vor das Gesicht bekommen hatte.

Der Schock saß tief, hatte sich noch nicht mal ansatzweise gelöst. Wie hatte es nur passieren können? Der Tag war doch so ruhig verlaufen, zu ruhig, das wurde ihr ganz allmählich klar.

Sie hatte, außer mit Liane und Doktor Sattler, nur noch mit zwei Mädchen aus ihrer Klasse gesprochen, allerdings nicht über ihre offenen Haare. Dabei war es kaum anzunehmen, dass niemand sie in ihrer Veränderung bemerkt hatte.

Irgendwann war die nagende innere Unruhe verflogen, sie hatte sogar in der Pause ein Brötchen bei dem schuleigenen Kiosk gekauft, ein Luxus, den sie sich nur selten gönnte.

Irgendwann hatte sie Hassan gesehen, wie er die Außentreppe hochlief. Ob er sie bemerkt hatte, konnte sie nur raten. Sie war nicht vor ihm davongelaufen, hatte jedoch eine Begegnung mit ihm nicht gerade beschleunigt.

Da sie an keine Betreuung und keinem Kurs teilnahm, war nach der letzten Stunde für sie Schulschluss gewesen. Sie hatte sogar noch darüber nachgedacht, sich für den Kurs in der Näherei anzumelden, obwohl sie diese geduldige, stille Arbeit nicht sonderlich reizte. Aber sie hatte schon öfter den Eindruck gehabt, dort vielleicht ein oder zwei Freundinnen zu finden, etwas, was sie schon lange vermisste.

Sie hatte kaum das Schulgelände verlassen, als der Überfall passiert war. Sie hatte nichts bemerkt, keine Verfolgung, keine Bedrohung, nichts.

Sie hatte ohne jede Vorwarnung einen massiven Schlag in den Rücken bekommen. Als sie auf das Pflaster gestürzt war, hatte sie gerade noch die Hände vor das Gesicht bekommen. Jemand hatte sie in die Seite getreten, alles war ganz still, schnell und lautlos abgelaufen. Der Schlag gegen den Kopf hatte ihr förmlich die Sinne geraubt, alles hatte dumpf und kalt geklungen.

Dann war es mit einem Mal vorbei, vielleicht ein oder höchstens zwei Minuten später. Sie hatte sich über die Nase gewischt, Blut auf ihrem Handrücken gesehen. Niemand war aufgetaucht, um ihr zu helfen.

Wie lange sie dort gelegen hatte auf dem staubigen Pflaster, konnte sie nur raten. Der Schmerz hatte nur ganz schleichend eingesetzt, als sie sich aufrichtete und verschwommen ihre Umgebung wahrgenommen hatte. Die Autos hatten geklungen wie die Brandung eines weit entfernten Meeres.

Sie wusste nicht mehr, wie sie genau auf die Beine gekommen war, wie sie jeden einzelnen Schritt geschafft hatte, um nach Hause zu kommen. Es musste eine Ewigkeit gedauert haben, doch Zeit hatte in diesen Minuten, vielleicht Stunden, jede Bedeutung verloren.

Sie hörte Schritte ihrer Mutter auf dem Flur, hielt für einen Moment den Atem an. Doch sie schien lediglich vorbei zu gehen, ohne darauf zu achten, wer im Bad war.

In Fatimas Kopf machte sich ein dumpfer, hämmernder Schmerz breit. Die Angreifer hatten ihr einige Male gegen den Schädel getreten.

Sie konnte sich weder an Schreie noch Beschimpfungen erinnern, nur an eine Stimme, die sie wie aus weiter Ferne gehört hatte. Oder hatte sie sich das nur eingebildet?

Ihre Hose war fleckig, aber schien nicht gerissen zu sein, ebenso wie ihre Bluse. Langsam zog sie sich aus. Die Hüfte schmerzte. Schon jetzt war ihr klar, dass sich dort bald ein großer, blauer Fleck bilden würde, genauso wie am rechten Oberschenkel. Da musste sie ein Schuh oder ein Gegenstand getroffen haben.

Ansonsten schien alles an ihrem Körper zu funktionieren, zwar angestrengt und schmerzhaft, aber ohne Brüche.

Langsam löste sich der Schock durch den Überfall. Tränen brachen aus ihren Augen, fielen zu Boden. Sie spürte, wie sie zu frieren begann, wie sie am gesamten Körper eine schmerzhafte Gänsehaut bekam. Ihr wurde übel, der Schwindel, der in ihrem Kopf entstanden war, griff auf ihren ganzen Körper über, so dass sie sich einfach hinlegte und für eine Weile mit einem der Handtücher zudeckte.

Es waren weniger die Schmerzen, es war dieses fürchterliche, nagende Gefühl der Ohnmacht, das von ihr Besitz ergriffen hatte.

Fatima?

Sie schreckte hoch, Mutter stand vor der Tür des Badezimmers, kam jedoch nicht hinein. Wie lange hatte sie hier gelegen?

Bist du da drin? Ist alles in Ordnung?

Fatima räusperte sich. War sie überhaupt in der Lage zu sprechen? Ja, ja, alles gut! stieß sie hervor und richtete sich auf. Sie kam zitternd auf die Beine, griff sich das Handtuch und wickelte es sich um den Körper. Dann öffnete sie die Tür.

Mutter starrte sie an. Gott, Kind, was ist passiert? fragte sie. Ihre Augen wurden groß.

Einer dieser bescheuerten Radfahrer hat mich umgefahren , sagte Fatima. Sie wusste selbst nicht, wie sie auf diese Lüge gekommen war. Sie war ihr einfach durch den schmerzenden Kopf gezogen und klang auch relativ plausibel, denn immer wieder schossen aggressive Radfahrer über den Fußweg, gerade wenn mal wieder Stau auf der Hauptstraße war.

Wo bist du verletzt? Ist was gebrochen? Sollen wir nicht besser zum Arzt gehen?

Fatima ahnte, dass ein Mediziner schnell ihre Lüge enttarnen würde. Nein, nein , wehrte sie ab. Der Idiot ist sowieso abgehauen. Ich dusche jetzt, stecke die Klamotten in die Wäsche und lege mich dann eine Stunde hin - dann ist alles wieder gut!

Mutter sah sie noch einmal zweifelnd an. Fatima spürte, dass sie ihrer Geschichte keinen rechten Glauben schenkte, aber sie schien sich nicht auf eine Diskussion einlassen zu wollen. Vielleicht fürchtete sie sich auch vor der Wahrheit.

Sie zögerte einen Moment. Na schön, ich mache dir einen starken Tee und bereite dein Bett. Wenn du noch etwas brauchst oder doch zum Arzt oder zur Polizei willst, sag mir Bescheid, ja? Ich unterstütze dich. Sie machte eine kleine Pause. Was es auch sein mag!

Fatima nickte und zog ohne weitere Erklärung die Badezimmertür hinter sich zu.

Die Geschichte mit dem Radfahrer war nicht sonderlich klug, aber so gut wie jede andere. Fatima ahnte zumindest, dass der Angriff mit dem Kopftuch zusammenhing.

Sie stellte sich unter die Dusche und ließ die warmen Strahlen auf ihren schmerzenden Körper prasseln. Der erste Schock war allmählich verflogen. Sie seifte sich gründlich ein und spülte auch ihre Haare.

Hatte Hassan sie überfallen? Aber für so einen hinterhältigen Angriff war er einfach nicht der Typ. Er hätte sich vor sie gestellt, sie beschimpft, irgendwelche religiösen Sprüche losgelassen, um sich um einen möglichen Gewaltausbruch zu rechtfertigen. Nein, ein Sprung oder Schlag in den Rücken, das war nicht seine Art, zumindest nicht bei der Schwester von Samir.

Der Junge aus der Parallel-Klasse? Das war schon eher denkbar. Er und sein Kumpan hatten deutliche Angst vor Hassan und seinen Freunden gehabt. Der Überfall konnte eine Art Rache-Aktion gewesen sein für die missglückte Belästigung vom Vortag.

Überhaupt ist es ein Wunder, dass die Typen so schnell abgehauen sind und ich einigermaßen heile nach Hause gekommen bin. Ein Blick auf ihren nassen Oberschenkel, den sie nur schwer anheben konnte, besagte das Gegenteil. Humpelnd stieg sie tropfend aus der Duschkabine.

Sie rieb sich gerade mit dem Handtuch über das Gesicht, als sie die Türklingel hörte. Sofort zuckte sie zusammen, die Angst sprang sie an wie ein hungriges Tier. Kamen die Schläger zurück? Mein Gott, und Mutter würde schutzlos die Tür öffnen!

Fatimas Hände krallten sich in das Handtuch. Nein, der Gedanke war völlig absurd, es war ein Postbote oder eine Nachbarin, auf keinen Fall der Typ aus der anderen Klasse, das war lächerlich.

Aber ein Zweifel blieb. Sie rieb sich hastig trocken und schob ihre Haare aus dem Gesicht. Sie konnte kaum nackt aus dem Bad kommen, daher wickelte sie sich schnell in das nasse Handtuch. Sie öffnete die Tür des Badezimmers einen Spalt und lauschte.

Wer auch immer geklingelt hatte, er kam die Treppe hinauf. Sie sah Mutter in der Tür stehen, sie hatte zum Glück die Kette vorgehängt, sodass ein Angreifer sie nicht einfach in die Wohnung drängen konnte.

Ja, bitte? fragte sie. Am Klang ihrer Stimme erkannte Fatima, dass Mutter den Besucher nicht kannte.

Entschuldigen Sie , hörte sie eine ihr ebenfalls unbekannte Stimme. Ich wollte nur hören, wie es ihr geht.

Fatima hatte keine Ahnung, wer da nach ihr fragte.

Ratlos blickte sie in den Flur auf Mutters Rücken. Und dann, mit einem Schlag, überfiel sie die Erinnerung. Die Stimme, die gerufen hatte! Jemand war gekommen! Die Angreifer hatten die Flucht ergriffen. Jemand hatte ihr auf die Beine geholfen, eine Frau, daran konnte sie sich plötzlich wieder erinnern!

Und die war nun hier aufgetaucht und würde binnen Sekunden Fatimas Lügengeschichte aufdecken, wenn sie nicht schnell handelte.

Mutter!

Mutter drehte sich um.

Ich habe vergessen zu sagen, dass mir jemand geholfen hat, nachdem ... nachdem der Idiot mich mit dem Rad umgefahren hat , sagte sie laut. Hoffentlich verstand die Person vor der Tür diesen...

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