Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Erschaffung vielversprechenden Viehs für Lateinamerika

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
100 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am27.09.20231. Auflage
Dieses Buch beschreibt ein Tier, das es (noch) nicht gibt, das es aber geben sollte. Die Vision vom Cabidócil begründet die mit dem aktuellen Wissen mögliche Erschaffung neuen fügsamen Viehs für die kleinbäuerliche Bevölkerung Lateinamerikas. Binnen weniger Jahrzehnte könnte aus dem größten Nagetiere der Welt, dem Capybara, nützliches Vieh mit auf längere Sicht höchstem Potenzial zur Ernährungssicherung in tropischen Überschwemmungs- und Feuchtlandschaften gezüchtet werden. Das Buch vereint eine Beschreibung der Biologie und des wirtschaftlichen Nutzens der Capybaras mit einer Übersicht über das traditionelle Vieh der Welt. Schließlich stellt es als praktische Handlungsanweisung den Weg zum Erreichen dieses Ziels vor.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextDieses Buch beschreibt ein Tier, das es (noch) nicht gibt, das es aber geben sollte. Die Vision vom Cabidócil begründet die mit dem aktuellen Wissen mögliche Erschaffung neuen fügsamen Viehs für die kleinbäuerliche Bevölkerung Lateinamerikas. Binnen weniger Jahrzehnte könnte aus dem größten Nagetiere der Welt, dem Capybara, nützliches Vieh mit auf längere Sicht höchstem Potenzial zur Ernährungssicherung in tropischen Überschwemmungs- und Feuchtlandschaften gezüchtet werden. Das Buch vereint eine Beschreibung der Biologie und des wirtschaftlichen Nutzens der Capybaras mit einer Übersicht über das traditionelle Vieh der Welt. Schließlich stellt es als praktische Handlungsanweisung den Weg zum Erreichen dieses Ziels vor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757885595
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum27.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten100 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12485359
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 Die Vision vom Cabidócil

Wenn in den Jäger- und Sammlerkulturen vor 11.000 Jahren, einige Jahrhunderte nach Ende der letzten Eiszeit, jemand gesagt hätte, es wird demnächst Tiere geben, mit denen sich unsere Lebensweise radikal ändern wird, dank derer wir nicht mehr jagen müssen, um Fleisch essen zu können, dann hätte die- oder derjenige im besten Fall Unverständnis geerntet, im weniger günstigen Fall Hohn und Spott. Diese Person wäre wohl als geistesgestört erklärt und vielleicht aus der Gemeinschaft ihrer steinzeitlichen Kultur ausgeschlossen worden. Auf jeden Fall hätte niemand etwas mit einer derartigen Vision anfangen können. Es gab zu dieser Zeit noch keinerlei fügsames Vieh anstelle des mühsam zu jagenden und schwer zu beherrschenden Wildes. Dennoch war es gerade kurz davor, unbemerkt zu entstehen.

Ein paar Jahrtausende später gab es Schafe und Ziegen, Rinder und Schweine, deren äußeres Erscheinungsbild zunächst dem Jagdwild noch sehr ähnlich war, die aber dank ihrer Handhabbarkeit doch etwas völlig anderes waren, nämlich nützliches und fügsames Vieh. In seiner Andersartigkeit sah man dieses Vieh schließlich gegenüber den Wildtieren als einen anderen Zweig der Schöpfung an, dem Menschen zum nachhaltigen Nutzen gegeben, als ein Gottesgeschenk. Die Bibel spricht davon, genauso der Koran. Die Bibel differenziert Gott machte alle Arten von Tieren des Feldes, alle Arten von Vieh und alle Arten von Kriechtieren auf dem Erdboden .1 Der Koran spezifiziert Sahen sie denn nicht, dass Wir unter dem, was Unsere Hände schufen, das Vieh machten, über das sie gebieten? Und Wir machten es ihnen gefügig. Auf einigen reiten sie, von den anderen ernähren sie sich. Und sie haben von ihnen Nutzen und Trank. 2

Der damals in Mainz wirkende Schweizer Zoologe und Naturphilosoph Hans Mislin schrieb 1965: Die Überführung von Wildtieren in den Hausstand des Menschen ist wohl das schöpferischste Lebensexperiment, welches dem Menschen im Laufe seiner Geschichte gelungen ist. Es ist anzunehmen, dass er es schon sehr früh und in gewissem Sinne sogar unbewusst-instinktiv vornahm. Wenn wir heute mit unseren zahlreichen Haustieren umgehen und sie zu allerhand Verrichtungen und Leistungen anhalten, die uns nützlich sind, so hat man es in der Regel mit einem willigen und meist unterwürfigen Geschöpf zu tun. Bei der ursprünglichen Herausbildung von Haustieren musste jedoch zunächst einmal die elementare Kraft des Wildtieres gebrochen und dessen Energiestrom in nutzbare Bahnen gelenkt werden. 3

Welche evolutiven Änderungen dazu bedeutsam waren, um letztlich das Phänomen Haustier entstehen zu lassen, und welche nur Begleiterscheinungen darstellten, konnte der Erstverfasser vor allem in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gemeinsam mit seiner Mainzer Arbeitsgruppe Schritt für Schritt entschlüsseln. Daraus entstanden dann nicht nur Kongressvorträge4, wissenschaftliche Publikationen5 und Sachbücher6 zum Wesen von Haustieren, sondern etwas viel Wichtigeres. Mit der Beweisführung der Umsetzbarkeit der zoologischen Theorie in die züchterische Praxis entstand nämlich ein neues Haustier, neues Vieh. Es wurde das erste im Lauf der Menschheitsgeschichte gezielt im Zeitraffer geschaffene große landwirtschaftliche Nutztier überhaupt.7

Den so aus dem Europäischen Damhirsch binnen 20 Jahren entstandenen Neumühle-Riswicker Hirsch kann man heute in vielen erfolgreich arbeitenden landwirtschaftlichen Wildhaltungsbetrieben Deutschlands, der Schweiz und Österreichs antreffen. Man begegnet ihm aber auch in kleinen regionalen Tiergärten als für die Besucher besonders umgänglicher Hirsch. Seine Entstehung folgte getreu der grundlegenden Erkenntnis des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer: Jede neue Idee durchläuft drei Entwicklungsstufen: in der ersten wird sie belacht, in der zweiten bekämpft, in der dritten ist sie selbstverständlich .8

Bezüglich ihrer epochalen Stellung wurde diese neue Haustierwerdung bis heute allerdings kaum erkannt. Die Tiere sind äußerlich ihren Ahnen viel zu ähnlich. Der Wesensunterschied zu ihren Wildvorfahren wird zwar von landwirtschaftlichen Wildhaltern zur Erleichterung ihrer Arbeit geschätzt, in seiner grundsätzlichen Bedeutung aber bis heute in keinem Moment verstanden. Vordergründig interessiert die gehobene Größe und Produktivität dem Europäischen Damwild gegenüber meist viel mehr. Die Tierzuchtwissenschaft will die Existenz dieses Tieres nach wie vor nicht akzeptieren, da eine derartige Zucht in so kurzer Zeit von wenigen Jahrzehnten der klassischen Lehrmeinung zufolge schlicht unmöglich ist. Die Anhebung wirtschaftlich gewünschter Leistungseigenschaften oder die Züchtung neuer Leistungsrassen der klassischen Nutztiere dauert ihre normalerweise recht lange Zeit, ist aber als solches nichts Außergewöhnliches. Da die Erblichkeit solcher Eigenschaften, die mit der Haustierwerdung selbst nichts zu tun haben, in der Regel gering ist, sind diese Vorbehalte selbstverständlich zu verstehen.

Dass es im Gegensatz dazu hier um den Wandel von einem Wildtier zum fügsamen Vieh geht, zu dem vor allem mit Außenseiterselektion gearbeitet wurde,9 erscheint deshalb so uninteressant und gleichzeitig so vollkommen unmöglich, weil tieferes Verständnis um den grundsätzlichen Wildtier-Haustier-Unterschied und dessen Genese für diesen Zweig der Angewandten Biologie eigentlich nicht relevant ist und daher weitestgehend fehlt. Währenddessen ist dieses Verständnis in der aktuellen Populationsgenetik längst angekommen.10 In der heutigen online-zentrierten internationalen Haustierforschung schafft man es hingegen, die Uhr des wissenschaftlichen Fortschritts um ein halbes Jahrhundert zurückzudrehen, um unter Negierung des danach erfolgten und zu jener Zeit verständlicherweise nur offlinepublizierten Wissensdurchbruchs neue, aber in keinem Moment hilfreiche Scheindiskussionen mit moderner Methodik auf einer längst überholten Wissensgrundlage voranzutreiben.11 Molekulargenetische Erkenntnisse bestätigen das damals mit klassischen Methoden erreichte Wissen um das entscheidend in Modulationen des Neurotransmittersystems begründete Wesen der Haustierwerdung12 erstaunlich präzise, ohne dies allerdings zu realisieren.13

Evolutionsbiologisch betrachtet entsteht ein Haustier durch die Wandlung eines Wildtieres heraus aus seiner perfekten Verhaltensanpassung an seine natürliche Umwelt hin zu einer neuen, ebenso perfekten Verhaltensanpassung an eine andere, eine vom Menschen geschaffene und kontrollierte Umwelt. Dies nützt übrigens nicht nur dem Tierhalter, sondern auch dem Wohl des Tieres in seiner neuen Umgebung. Die Evolution fügsamen Viehs kommt nicht durch Zähmung oder Handaufzucht einzelner Individuen zustande, sondern durch in das Wesen des Tieres eingreifenden genetischen Wandel.8

Als der praktische Erfolg dieser Haustier-Neuzüchtung als Evolution im Zeitraffer klar abzusehen war, sprachen Leute, die von Anfang an dabei gewesen waren, vom Lebenswerk des Erstverfassers, und er war damals durchaus bereit, sich dieser Ansicht anzuschließen. Er verfasste zu dem Geschehen ein Kompendium unter anderem als methodische Anleitung, sozusagen als Kochbuch für spätere Interessenten,8 und zog sich danach aus unvorhergesehenen persönlichen Gründen viele Jahre lang von weiteren Aktivitäten zurück.

Dann entwickelten beide Verfasser gemeinsam die Vision, auf gleichem Weg in eine andere, viel höhere Sphäre vorzustoßen, in der schon das bloße Denken an das potenzielle Langzeitergebnis zu gewissem Schaudern führen mag. Langzeit meint für einen solchen Fall nicht die Jahrzehnte der Züchtung selbst, sondern die nachfolgenden Jahrhunderte der Ausbreitung zu globaler Nutzbarkeit. Der Schaffung des Neumühle-Riswicker Hirsches lässt sich zwar eine eher theoretische epochale Komponente nicht absprechen, über die Erleichterung landwirtschaftlicher Nischenproduktion in Mitteleuropa hinausgehende praktische Bedeutung hat sie aber wohl weniger.

Globale Nachhaltigkeit wird nur dann zu erzielen sein, wenn neues fügsames Vieh geschaffen wird, das Lebensräume mit voller Naturverträglichkeit zusätzlich erschließen lässt, die durch die klassischen Nutztiere trotz Jahrtausende alter Viehwirtschaft immer noch für die menschliche Ernährung unzureichend genutzt werden. Noch unzureichend genutzt - dafür bleiben nur noch temporäre Nass- und Überschwemmungslandschaften der Tropen und Subtropen. Ein für solche Gebiete ideales, großes, klassisches Haustier gibt es in Form des Wasserbüffels. Dessen enormes landwirtschaftliches Potenzial wird längst nicht mehr nur in seinem ursprünglichen...
mehr