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Narbengold

Unter meiner Haut
tolino mediaerschienen am01.07.2023
Als ein neuer Nachbar neben ihr einzieht, nimmt sie sich fest vor, dass das Ganze nicht über Freundschaft hinausgehen soll... Leseprobe: Akne Inversa: Chronische Abszesse, die die Haut vernarbten. Perfekte Achseln wie in der Deowerbung würde ich nie wieder bekommen. Egal, wie viele Cremes und Deos ich darauf schmierte. Ich musste begreifen, dass ich aufhören konnte, mich an etwas zu klammern, das für mich unerreichbar war. Unheilbar erkrankt. Chronische Krankheit. Ein Leben lang damit konfrontiert. Zwei aufreibende Realitäten innerhalb von so wenigen Stunden brachten das Fass zum Überlaufen. Nicht zu heulen, war ein harter Kampf. Ich wusste nicht, warum ich es nicht zuließ. Es war doch niemand hier, den es stören würde. Kein einziger Mensch würde es bemerken. Still und heimlich. Träne für Träne. Erleichterung würde es mit sich bringen. Das würde mir guttun. Gleichzeitig erlöste mich die Erkenntnis: Der Stein der Schuld, der kalt und schwer in meinem Magen gelegen hatte, rutschte Stück für Stück weiter. Wurde leichter. Wurde kleiner. Ich war nicht Schuld an dieser verdammten Krankheit. Ich war nicht ansteckend. Ich war nicht ekelerregend und da draußen gab es viele weitere Menschen, denen es genauso erging wie mir. Wir teilten das gleiche Schicksal: Dazu verdammt, gegen eine Krankheit zu kämpfen, die mir schon so Vieles genommen hatte. Mein Sexleben war ein Desaster, wenn es denn überhaupt mal existierte. Freunde und Familie verstanden nicht, was ich durchmachte. Mein Arbeitgeber war voreingenommen und hielt mich für träge, dabei war es die Erkrankung. Sie allein bremste mich aus. Welche Wahl hatte ich in dieser Situation? Weitermachen wie bisher? Das brachte nichts. Kämpfen gegen dieses Biest, das wie ein Parasit in mir lebte? Das war meine Chance. Zum allerersten Mal war ich dieser Erkrankung ebenbürtig und ihr nicht schutzlos ausgeliefert. Ich wollte stärker sein als jeder Schmerz, den ich je durch diese Erkrankung erlebt hatte.....

Katharina Koch, geboren 1991, würde gern alles essen können, ohne zuzunehmen. Da das aber trotz unzähliger Versuche nicht geht, widmet sie sich jetzt eben einem realistischeren Traum: Schreiben zum Hauptberuf machen. Sie lebt mit ihrem Ehemann in einer kleinen Stadt in NRW.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99

Produkt

KlappentextAls ein neuer Nachbar neben ihr einzieht, nimmt sie sich fest vor, dass das Ganze nicht über Freundschaft hinausgehen soll... Leseprobe: Akne Inversa: Chronische Abszesse, die die Haut vernarbten. Perfekte Achseln wie in der Deowerbung würde ich nie wieder bekommen. Egal, wie viele Cremes und Deos ich darauf schmierte. Ich musste begreifen, dass ich aufhören konnte, mich an etwas zu klammern, das für mich unerreichbar war. Unheilbar erkrankt. Chronische Krankheit. Ein Leben lang damit konfrontiert. Zwei aufreibende Realitäten innerhalb von so wenigen Stunden brachten das Fass zum Überlaufen. Nicht zu heulen, war ein harter Kampf. Ich wusste nicht, warum ich es nicht zuließ. Es war doch niemand hier, den es stören würde. Kein einziger Mensch würde es bemerken. Still und heimlich. Träne für Träne. Erleichterung würde es mit sich bringen. Das würde mir guttun. Gleichzeitig erlöste mich die Erkenntnis: Der Stein der Schuld, der kalt und schwer in meinem Magen gelegen hatte, rutschte Stück für Stück weiter. Wurde leichter. Wurde kleiner. Ich war nicht Schuld an dieser verdammten Krankheit. Ich war nicht ansteckend. Ich war nicht ekelerregend und da draußen gab es viele weitere Menschen, denen es genauso erging wie mir. Wir teilten das gleiche Schicksal: Dazu verdammt, gegen eine Krankheit zu kämpfen, die mir schon so Vieles genommen hatte. Mein Sexleben war ein Desaster, wenn es denn überhaupt mal existierte. Freunde und Familie verstanden nicht, was ich durchmachte. Mein Arbeitgeber war voreingenommen und hielt mich für träge, dabei war es die Erkrankung. Sie allein bremste mich aus. Welche Wahl hatte ich in dieser Situation? Weitermachen wie bisher? Das brachte nichts. Kämpfen gegen dieses Biest, das wie ein Parasit in mir lebte? Das war meine Chance. Zum allerersten Mal war ich dieser Erkrankung ebenbürtig und ihr nicht schutzlos ausgeliefert. Ich wollte stärker sein als jeder Schmerz, den ich je durch diese Erkrankung erlebt hatte.....

Katharina Koch, geboren 1991, würde gern alles essen können, ohne zuzunehmen. Da das aber trotz unzähliger Versuche nicht geht, widmet sie sich jetzt eben einem realistischeren Traum: Schreiben zum Hauptberuf machen. Sie lebt mit ihrem Ehemann in einer kleinen Stadt in NRW.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757964870
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten361 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse334
Artikel-Nr.12485803
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Seine weichen Lippen lagen auf meinen. Ich entspannte mich und ließ mich fallen. Seine Hände wanderten langsam von meiner Achselhöhle an meiner Brust vorbei hinunter zu meiner Hüfte. Ein wohliges Kribbeln durchzog meinen gesamten Körper. Als sich seine Zunge zwischen meine Lippen drängte, wurde mir bewusst, dass wir schon bald einen Schritt weitergehen würden. Es war an mir, die Oberhand zu behalten.

Mit zartem Stupsen seiner Zunge verführte er mich zu einem feuchten Tanz. Es fühlte sich wunderbar an. Sanft drängte er mich gegen die Wand. Mit einem Mal waren seine Hände überall. Am Rücken. Am Bauch. An meiner Taille. Am Po. Auf den Oberarmen und dann wieder am Bauch. Sobald er den Versuch unternahm, seine Hand durch den engen Jeansbund zu schieben, stoppte ich ihn. Bis heute waren wir nie zuvor so weit gegangen.

Nicht heute , flüsterte ich zwischen zwei Küssen, dabei hielt ich sein Handgelenk umklammert.

Elias zog die Hand weg und stützte seine Handflächen gegen die Wand, drängte seinen Körper fester an mich. Mir wurde heiß. Dann ergriff er mein Gesicht und intensivierte den Kuss. Du bist so sexy!

Geschmeichelt sah ich zu Boden. Der Umgang mit Komplimenten war bisweilen kompliziert. Da mir keine Antwort einfiel, sagte ich nichts. Mir war bewusst, dass meine locker sitzende Jeans und die weinrote Bluse absolut nicht heiß waren.

Eher bieder.

Langweilig.

Durchschnittlich.

Er strich mir eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste mich erneut. Seine Finger streichelten über meine Taille, um sich dann an meine Hüften zu legen. Er drückte seinen Unterleib gegen meinen, sodass seine Beule deutlich zu spüren war. Mein Herz klopfte so schnell und meine Hände wurden feucht.

Du bringst mich um den Verstand , wisperte er mit rauer Stimme.

Verunsichert biss ich mir auf meine Unterlippe. Seine grauen Augen waren vor Lust verschleiert. Dennoch labte ich mich an seinen Worten. In diesem Moment zählte nur, dass er auf mich stand und meinen Körper heiß fand.

Erneut küsste er mich leidenschaftlich. Ich schloss die Augen und gab mich den Schmetterlingen in meinem Bauch hin.

Nur kurze Zeit später versuchte er schon wieder, seine Hand durch den Jeansbund in mein Höschen zu befördern. Seine Fingerspitzen waren kaum in meiner Hose verschwunden, da hielt ich ihn erneut auf. Als er dennoch versuchte, sich weiter vorzukämpfen, ergriff ich sein Handgelenk und hielt ihn fest.

Ich möchte das nicht , sagte ich leise, aber bestimmt. Das ging mir einfach viel zu schnell.

Bitte, Louisa , flüsterte er mit durchdringendem Blick.

Nein, nicht heute, Elias.

Warum denn nicht? Wir daten mittlerweile seit fast drei Monaten. Ich habe schon begriffen, dass du nicht leicht zu haben bist. Wieso also noch weitere Spielchen?

Mein Herz sank mir in die Hose. Warum war es ein Problem, ein Weilchen länger zu warten? Weshalb drängte er plötzlich so? Gab es mit Voranschreiten der Zeit eine unsichtbare Linie, die festlegte, dass der Moment gekommen war, intim miteinander zu werden? Wieso kannte ich diese Spielregel nicht?

Entmutigt begegnete ich seinem selbstbewussten Blick, unfähig etwas zu antworten. Er drängte unbeirrt seinen Unterleib an meinen Körper. Dass er trotz der klaren Zurückweisung weiterhin hart war, beunruhigte mich so sehr, dass mein ganzer Körper anfing zu zittern.

Ich möchte heute einfach nicht , versuchte ich es erneut, hörte aber selbst, wie dünn und eingeschüchtert meine Stimme klang.

Also wenn du deine Tage hast, das stört mich wirklich nicht , sagte er mit einer Selbstverständlichkeit, die mir endgültig die Schuhe auszog.

I-I-ich ... Doch da gab es keine weiteren Worte in meinem Kopf für diese Unverschämtheit. Ich war wie erstarrt, war schlicht nicht fähig, mich zu bewegen, zu handeln oder auch nur verbal zu reagieren.

Er nutzte den Moment und küsste meinen Hals. Seine Hände fuhren wieder über meinen Körper nach hinten zu meinem Po, den er kräftig drückte.

Mit was für einem Mann hatte ich die vergangenen Monate meine Zeit verbracht?

Ja, wir waren einige Male ins Restaurant gegangen, hatten Filme im Kino gesehen und zusammen in Diskotheken gefeiert.

Ich stand auf ihn. Wirklich. Er war ordentlich und gepflegt. Seine Fingernägel waren immer sauber, was mir außerordentlich wichtig war. Den Spleen besaß ich schon länger. Außerdem verhielt er sich normalerweise charmant, nett und lustig. Wir hatten so viele Abende lachend verbracht. Ich hatte mich so wohl in seiner Nähe gefühlt. Er hatte meine Welt an dem Tag auf den Kopf gestellt, als wir uns kennengelernt hatten. Ich dachte, er wäre endlich mal jemand mit Verständnis und Geduld.

Wer war der Mann, der heute versuchte, um jeden Preis intim mit mir zu werden? War das wirklich noch Elias oder sein bösartiger Zwilling, von dem er mir bisher nichts erzählt hatte?

Elias, stopp , brachte ich endlich hervor, sobald seine Hand wieder auf meinem Bauch lag. Es klang zwar zittrig, aber zumindest sagte ich überhaupt etwas.

Stell dich nicht so an, Süße! Er hob seine Hand an meine Wange. Mit dem Daumen strich er über meine erhitzte Haut.

Sein Blick drang tief in mich ein und löste ein Schaudern aus. Aber keinen von diesen guten, die er mir schon so oft beschert hatte, sondern einen fiesen, der mir eine unbehagliche Gänsehaut über den Rücken trieb und alles unangenehm erzittern ließ.

Wirklich! Ich will das nicht! , wiederholte ich etwas bestimmter.

Er trat einen Schritt von mir zurück. Ihm war die Kränkung deutlich anzusehen, während er die Stirn in tiefe Falten zog. Bist du noch Jungfrau, oder was?

Der forsche Tonfall war wie ein Schlag in die Magengrube. Keuchend sah ich ihn an. Nein!

Na also. Wo ist das Problem?

Ich war unschlüssig, ob ich nicht lieber verschwinden sollte. War es nicht besser, wenn ich diese Entscheidung traf, statt mich wieder bloßstellen zu lassen? Es schien nicht so, als würde er die Wahrheit verstehen.

Ich will nicht. Fertig. Aus!

Die Wut in meinem Bauch wuchs. Ich spürte, wie sie die Kontrolle übernahm. Ganz egal, welchen Grund ich hatte: Er musste das Nein einfach akzeptieren. Das war mein Körper! Niemand sonst hatte zu bestimmen, ob ich mit jemandem intim wurde oder eben nicht.

Bläst du mir wenigstens einen?

Mit großen Augen sah ich ihn an. War das sein verdammter Ernst?

Willst du mich verarschen? Mein Körper löste sich aus der Starre und ich stieß ihn von mir weg. Nein heißt nein!

Verständnislos sah er mich an.

Mach´s dir gefälligst selbst! Ich warf ihm einen kurzen, angewiderten Blick zu. Ohne ein weiteres Wort rauschte ich aus dem Zimmer und durch den Flur. Im Vorbeigehen stieß ich an ein schwarzes Schränkchen, das extrem abgenutzt aussah mit der abgeplatzten Farbe. Irgendetwas fiel klirrend zu Boden, doch ich achtete nicht weiter darauf, sondern lief schnurstracks aus seiner Wohnung.

Er rief mir etwas hinterher, aber ich hörte gar nicht hin. Selbst das war mir egal. Ich hatte genug. Was bildete er sich ein? Wie hatte ich mich so in Elias täuschen können?

 

Den gesamten Heimweg zermarterte ich mir den Kopf. Zuhause angekommen, fühlte ich mich tieftraurig. Die Wut war längst verflogen, sodass Platz für Selbstmitleid war. Anscheinend war alles meine Schuld, weil es mich beschämt, die Wahrheit zu sagen. Meine Erkrankung war zu ekelerregend. Ich hasste die Umstände selbst und würde es so gern ändern, aber ein Vergessen all der erniedrigenden Erfahrungen war schlicht unmöglich. Ich konnte nicht mehr losgelöst und völlig entspannt mit einem Mann ins Bett steigen. So wie früher.

Du bist echt ekelig. Kein Wunder, dass du vor mir so lange Single warst! , hörte ich das Echo meines letzten Ex-Freundes wieder, so als hätte er das gestern erst zu mir gesagt.

Und das war nur eine von vielen. Ich kniff die Augen zusammen, um die weiteren Erinnerungen abzuschütteln. Das Verarbeiten all dieser Erlebnisse erschien mir unmöglich, weil meine Erkrankung mit all den Schmerzen und Narben jeden Tag präsent war.

Gern würde ich jemandem die Schuld für all das geben, doch wen sollte ich anklagen? Wer konnte etwas dafür? Die Ärzte sagten wahlweise, es wäre das Übergewicht oder dass ich mich nicht ausreichend waschen würde. Dann gab es wieder Doktoren, die genau das Gegenteil sagten, dass ich mich zu viel wusch und dann ausschließlich über meine Ernährung schimpften, ohne je zu fragen, was ich überhaupt aß. So oder so - all die studierten, selbsternannten Experten suchten die Schuld bei mir.

War ich wirklich schuld?

Hatte nur ich diese Hauterkrankung?

Bei all den Gedanken juckte meine Haut wieder. Mal wieder war passiert, was immer geschah, wenn ich einen Mann kennenlernte und versuchte, mich auf ihn einzulassen. Sobald es zum körperlichen Anteil kam, wurde es für mich kompliziert. Nur mit dem Unterschied, dass ich dieses Mal die Bremse gezogen hatte, bevor es demütigend wurde. Heute Abend machte ich nicht einfach mit, nur um ihm zu gefallen. Er konnte nicht sehen, wie abstoßend ich war. Vielleicht hatte ich richtig gehandelt. Ja, es tat jetzt weh. Unglaublich weh! Doch ich sollte stolz sein. Ich hatte mich selbst gerettet vor einem Mann, der mich vielleicht genau wie all die anderen verletzt hätte. Ich wollte ihn, aber ich war noch nicht an dem Punkt, ihm alles zu gestehen, ihm zu zeigen, was mich tagein tagaus quälte. Heute hatte er mir gezeigt, wie ungeduldig er war. Wäre er verständnisvoll, wenn ich ihm all die Narben zeigte?...
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