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Golf und Golems

Die Wächter von Magow 2
tolino mediaerschienen am01.07.2023
Nats furchtbares Familientreffen wird jäh unterbrochen, als ein SUV durch das Schaufenster des Restaurants bricht. Gesteuert wird er von einem besoffenen Golem, einem Wesen, das es eigentlich nicht mehr geben sollte. Und er ist hinter Nats großem Bruder her! Wer will Orion umbringen? Warum? Kann Nat seinen Bruder retten, obwohl er der schlechteste Vampir aller Zeiten ist? Währenddessen sitzt Sofie in Untersuchungshaft und langweilt sich zu Tode. Ihre einzige Ablenkung sind Blutsaugersoaps... und eine sprechende Taube, die behauptet, ihr helfen zu können. Enthält: Gourmetblut, Golems und ein brennendes Golfmobil.

In einer magischen Vollmondnacht paarten sich ein Einhorn und ein Regenbogen und zeugten Regina Mars. Geboren, um Kaffee zu trinken, lebt sie im Süden Deutschlands und erfreut die Welt mit ihren poetischen Romanen, in denen die Liebe stets gewinnt und Witze so dumm, albern und fragwürdig sein dürfen, wie sie wollen.
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Produkt

KlappentextNats furchtbares Familientreffen wird jäh unterbrochen, als ein SUV durch das Schaufenster des Restaurants bricht. Gesteuert wird er von einem besoffenen Golem, einem Wesen, das es eigentlich nicht mehr geben sollte. Und er ist hinter Nats großem Bruder her! Wer will Orion umbringen? Warum? Kann Nat seinen Bruder retten, obwohl er der schlechteste Vampir aller Zeiten ist? Währenddessen sitzt Sofie in Untersuchungshaft und langweilt sich zu Tode. Ihre einzige Ablenkung sind Blutsaugersoaps... und eine sprechende Taube, die behauptet, ihr helfen zu können. Enthält: Gourmetblut, Golems und ein brennendes Golfmobil.

In einer magischen Vollmondnacht paarten sich ein Einhorn und ein Regenbogen und zeugten Regina Mars. Geboren, um Kaffee zu trinken, lebt sie im Süden Deutschlands und erfreut die Welt mit ihren poetischen Romanen, in denen die Liebe stets gewinnt und Witze so dumm, albern und fragwürdig sein dürfen, wie sie wollen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757963569
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten212 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse872
Artikel-Nr.12486917
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Fisch und Blut

 

Der Geruch nach Blut tränkte die Luft, Reißzähne blitzten und ein bleicher Mann hackte unbarmherzig auf sein Opfer ein.

Alles war wie immer.

Wie an jedem Abend, den Nat mit seiner Familie im Kiba verbrachte, ihrem liebsten Sushirestaurant. Nun, gerade wünschte er, sie würden seltener hier speisen. Oder sich überhaupt sehen.

»Hast du mit Nikolas geredet?«, fragte seine Mutter und sah ihn über den Rand ihres Weinglases hinweg an. Das träge schwappende Blut darin hinterließ einen Film auf dem Glas. Nat roch es bis hierher. Jeder am Tisch roch es, das kühle Eisen, den süßen Duft des Lebens. Schließlich waren sie Vampire.

Sobald auch nur ein Tropfen Blut im Raum floss, selbst im Nebenzimmer, überdeckte er alles andere. Das leise Murmeln der Gespräche, das Klackern von Mahagonistäbchen auf Porzellantellern. Den köstlichen Geruch des Seebarschs, den Takeo gerade vor ihnen in winzige Happen zerteilte, nur, um ihn mit einer lässigen Handbewegung in Reis und Seetang einzuwickeln und so gekonnt auf den Teller zu schmeißen, dass zwischen den einzelnen Rollen je exakt ein Zentimeter Platz war. Der Tisch direkt bei dem Sushi-Chef war der beste im ganzen Restaurant, also hatte Nats Vater ihn reserviert. Die Familie de Sangeville verdiente nur das Beste. Zumindest behauptete Nats Vater das.

Das Kiba war kein offizielles Vampirrestaurant, aber es war ganz darauf ausgerichtet, diese Klientel zu bedienen. Die Frontscheiben des Restaurants waren nachtschwarz getönt und auf der Getränkekarte standen zwölf Sorten Blut, vom gewöhnlichen Schweineblut bis zum schwer zu beschaffenden original australischen Straußenblut, das Nats Mutter gerade trank.

»Nathanael Onyx Ludovico.« Er hasste es, wenn sie seinen vollen Namen sagte. »Hast du mir zugehört?«

Nat sah auf seinen Teller, als wäre er zwölf und nicht einundzwanzig. »Ja.«

»Und? Hast du noch einmal mit Nikolas gesprochen?« Ihre Stimme war kühl und beherrscht wie immer, aber eine verzweifelte Note klang durch. »Vielleicht überlegt er es sich ja noch einmal, wenn ihr euch in Ruhe unterhaltet.«

Nat holte tief Luft. »Es ist vorbei.«

»Aber«, sie umklammerte das Glas mit einer perfekt manikürten Hand, an der mehrere Ringe funkelten, »ihr wart doch so lange zusammen.«

»Nicht mal ein Jahr.« Nat stieß die angehaltene Luft wieder aus und sah sich unauffällig nach Hilfe um. Er fand keine. Sein Vater beobachtete Takeos Messerstecherei und seine Schwester versuchte vergeblich, ihr höhnisches Lächeln zu verbergen. Er konnte dankbar sein, dass Vesper nicht laut kicherte. Seine einzige Hoffnung war sein älterer Bruder Orion, aber der zuckte nur mit den Schultern und lächelte entschuldigend.

Da musst du durch, Kleiner, sagte sein Blick, bevor er ihn wieder auf sein Handy senkte. Vermutlich schrieb er seiner Verlobten. Im Gegensatz zu Nat hatte er ja noch eine Beziehung.

»Ach, Nathanael.« Seine Mutter schloss die schwarz umrandeten Lider. »Jemanden wie Nikolas findest du nie wieder. Du könntest dir wirklich ein wenig Mühe geben, ihn zurückzuerobern.«

»Keine Chance.« Vespers Mundwinkel kräuselten sich. »Der nimmt Nat nie zurück. Ist schon ein Wunder, dass einer wie Nikolas es so lange mit ihm ausgehalten hat.«

Nat wollte protestieren, verkniff es sich aber. »Genau. Sie hat recht. Keine Chance.« Er nippte an seinem Glas Schweineblut. Es war ausgezeichnet. Kein Vergleich zu dem billigen Dosenblut aus ihrem WG-Kühlschrank, das er gerade so viel lieber getrunken hätte. Am liebsten in Gesellschaft von Isa und Vivi oder sonst wem, der ihn nicht mit Fragen löcherte. Die Wunde, die Nikolas geschlagen hatte, war noch so frisch, dass sie pochte und suppte.

»Du hast keine Chance, weil du es nicht versuchst.« Mit einem Zug trank seine Mutter ihr Glas leer. »Nathanael, du musst lernen, dich wie ein Erwachsener zu benehmen. Im Leben bekommt man nichts geschenkt.«

»Und im Tod?«, versuchte er den schwächsten Witz, der ihm einfiel. »Technisch gesehen sind wir ...«

»Nathanael, lenk nicht ab. Du warst dir nie bewusst, was es bedeutet, ein Sohn unserer Familie zu sein.«

Oh nein, ein Vortrag. Nat lächelte vorsichtig und versuchte, ihn mit einem »Aber ich bin schon fast über Nikolas hinweg« abzuwenden. Es funktionierte nicht.

Seine Mutter legte los. Und Nat schaltete ab. Er betrachtete sie wie durch eine Glasscheibe. Manchmal hatte er das Gefühl, von seiner gesamten Familie durch eine unsichtbare Wand getrennt zu sein. Seiner eleganten Mutter, die in ihrem schwarzen Etuikleid kaum älter als Mitte dreißig wirkte. Seinem Vater, dem die Haare verwegen in die Stirn hingen und dessen perfekt geschnittenes Hemd ihn dennoch als astreinen Gentleman auswies.

Vesper war so dunkelhaarig wie ihre Eltern und trotz Pubertät pickelfrei und perfekt. Alle drei sahen eher wie Models aus als wie eine Familie. Nur einer übertraf ihre Lässigkeit und Eleganz noch: Orion. Wegen ihm waren sie hier. Ihm zu Ehren war das heutige Treffen anberaumt worden.

Nats Bruder war gerade zu einem der weltweit besten Architekten unter 30 gekürt worden. Und garantiert war er der coolste. Die trügerische Ruhe, mit der er im Stuhl hing, war so unübertroffen vampirisch, dass jeder andere Blutsauger im Raum vor Neid erblasst wäre, wenn sie nicht alle schon so blass wie Raufasertapete gewesen wären.

Nat saß zwischen ihnen wie ein tollpatschiges Kaninchen zwischen Raubkatzen. Nicht nur, weil er Hasenzähne hatte. Auch, weil er blondgelockt war und weil sein rundes Gesicht sich immer noch weigerte, den Babyspeck abzugeben.

»Aber das Hauptproblem ist deine Einstellung«, sagte seine Mutter. »Du denkst nicht wie ein Vampir, Nathanael.«

Vesper kicherte fast lautlos.

»Ich bin ein Vampir«, murmelte Nat und blickte auf seinen Teller. Auch der eingelegte Ingwer weigerte sich, ihm zur Hilfe zu kommen. »Also denke ich auch wie einer. Ich denke nur anders als ihr.«

»Stell dich nicht dumm«, zischte seine Mutter. »Du weißt, was ich meine.«

»Aber ...«

»Hör auf deine Mutter, Nat«, sagte sein Vater, ohne den Blick von Takeos Messer zu wenden.

»Aber ... He, schau mal, hinter uns. Ist das der Minister für nokturne Angelegenheiten?«

»Lenk nicht ab.«

»Ich lenke nicht ab.« Mist. Normalerweise hatten hochrangige Vampire den gleichen Effekt auf seine Mutter wie der Geruch von verwesten Fischköpfen auf eine Straßenkatze. »Außerdem geht es dich nichts an, was mit Nikolas und mir ist. Oder nicht ist.«

Nat richtete sich auf, ballte die Fäuste und wurde endlich gerettet: Glasscherben flogen über den Tisch. Ein Klirren schrillte durch das Restaurant. Und ein schwarzes Ungetüm raste auf sie zu, die dunkle Schnauze genau auf Nats Familie gerichtet. Eisiges Scheinwerferlicht schnitt über die Tischplatte. Nats Körper reagierte automatisch: Er hechtete über den Tisch und riss seine Mutter mit sich. Hart kamen sie auf dem Boden auf. Hinter ihm splitterte ihr Stuhl, zermalmt von den breiten Reifen des SUV, der durch das Restaurant pflügte.

Ohrenbetäubendes Krachen. Etwas barst und sprühte Splitter durch die Luft.

Schrilles Kreischen drang in sein Ohr.

»Orion!«, brüllte seine Mutter. Sie wand sich unter Nat hervor.

Orion? Nat fuhr herum. Der Wagen hatte eine Schneise durch das Restaurant geschlagen, Stühle, Tische und Gäste beiseite gefegt. Erst die Wand hatte ihn aufgehalten. Mit durchdrehenden Reifen, Staub und Holzsplitter aufwirbelnd hing er dort, zerbrochene Möbel vor sich aufgeschichtet wie Treibholz.

Aber Orion war nichts passiert. Noch blasser als sonst stand er da, knapp am Rand der Schneise und strich sich die Haare aus der Stirn. Seine Hand zitterte.

»Seid ihr alle okay?«, fragte Nat und Orion blinzelte.

»Ja, glaub schon.« Sein Bruder sah sich um. Sie waren alle unversehrt. Vesper kletterte über ihren umgefallenen Stuhl und sein Vater kämpfte sich ebenfalls gerade auf die Füße.

»Orion!« Die bleichen Arme seiner Mutter schlangen sich um ihren Ältesten. »Orion!«

»He, he, mir geht's gut«, krächzte er, aber sie ließ sich kaum beruhigen.

»Das war ja klar«, murrte Vesper. »He, Mama! Mir geht's auch gut! Nur, falls du dir Sorgen gemacht hast!«

»Schön, schön, Liebling.« Ihre Mutter winkte schwach, ohne sie anzusehen oder Orion loszulassen. Der wirkte fast peinlich berührt. Und schockierter, als Nat ihn je gesehen hatte. Seine Augen waren rund wie Teller. Und dann riss er sie noch weiter auf.

»Hinter dir!«, rief er und Nat drehte sich um. Viel zu langsam.

Eine harte Pranke bohrte sich in seinen Bauch und er flog rückwärts durch das halbe Restaurant. Nur seine Vampir-Reflexe und die Kampfausbildung bewahrten ihn davor, sich das Genick zu brechen. Er rollte sich ab und war sofort wieder auf den Beinen.

»Ein Golem«, sagte er und blinzelte. Sein Mund war schneller als sein Gehirn. Denn das realisierte jetzt erst, was für ein Wesen aus dem rauchenden SUV geklettert war: Eine tönerne Gestalt, mindestens zwei Meter hoch und unförmig, als wäre sie in der Sonne geschmolzen. Grobe, dreifingrige Hände öffneten sich. Da, wo der Mund hätte sein sollen, riss etwas im Ton. Kein Laut drang heraus, aber das Ding schrie. Das erkannte Nat an der Pose.

»Ein echter Golem.« Fast hätte er gelächelt. Er hatte noch nie einen gesehen. Es war illegal, die Dinger zu bauen. Unbelebte Tonwesen, denen durch Magie Leben eingehaucht wurde. Und die zu blöd waren, mehr als einen Befehl zu befolgen. Natürlich war es illegal, die Dinger zu bauen: Mit dem falschen Befehl waren sie lebensgefährlich.
...
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