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Modern Heartbreak - Feministischer lieben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
294 Seiten
Deutsch
Leykam Buchverlagerschienen am25.09.2023
»Einmal die feministische Liebe, danke!« Liebe ohne Patriarchat Es beginnt traurig: Laura Melina Berling zeigt uns die Geschichte ihres Heartbreaks. Ausgehend vom eigenen Liebeskummer webt sie eine große Geschichte über die Liebe in modernen Zeiten. Darüber, wie sich patriarchale Muster, Geschlechterstereotype und andere Machtstrukturen immerzu in unser Liebesleben einmischen und darüber entscheiden, wen wir warum begehren. Sie wirft einen Blick auf die Geschichte der Liebe und fragt sich, warum sie uns so viele andere nicht glücklich sind. Warum wir swipen und swipen, aber doch nicht weiterwissen. Was ist Liebe und was nicht? Können wir Liebe intersektionaler, machtkritischer und feministischer gestalten? Wie gehen wir gesellschaftlich mit Verlust und Trennungen um und wie verweben sich unsere privaten Geschichten mit romantischen Klischees?   »Modern Heartbreak« ist persönlich, analytisch, kritisch - und es gibt Hoffnung in Zeiten, in denen die Liebe dringend gebraucht wird.

Laura Melina Berling wird eigentlich Lina genannt, ist im Internet als feministische Bloggerin und auf Insta-gram als @littlefeministblog unterwegs. Dabei beschäftigt sie sich vor allem mit den Themen Körper, Sexualität, mentale Gesundheit, Intersektionalität und Gender. Zudem arbeitet sie als freie Autorin und berät als Sozialpädagogin junge Menschen in schwie-rigen Lebenssituationen. Bei Leykam sind bereits zwei Jugendbücher »Selma, Küsse, Kuddelmuddel« und »Yunus, Zocken, Liebeszeugs« erschienen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

Klappentext»Einmal die feministische Liebe, danke!« Liebe ohne Patriarchat Es beginnt traurig: Laura Melina Berling zeigt uns die Geschichte ihres Heartbreaks. Ausgehend vom eigenen Liebeskummer webt sie eine große Geschichte über die Liebe in modernen Zeiten. Darüber, wie sich patriarchale Muster, Geschlechterstereotype und andere Machtstrukturen immerzu in unser Liebesleben einmischen und darüber entscheiden, wen wir warum begehren. Sie wirft einen Blick auf die Geschichte der Liebe und fragt sich, warum sie uns so viele andere nicht glücklich sind. Warum wir swipen und swipen, aber doch nicht weiterwissen. Was ist Liebe und was nicht? Können wir Liebe intersektionaler, machtkritischer und feministischer gestalten? Wie gehen wir gesellschaftlich mit Verlust und Trennungen um und wie verweben sich unsere privaten Geschichten mit romantischen Klischees?   »Modern Heartbreak« ist persönlich, analytisch, kritisch - und es gibt Hoffnung in Zeiten, in denen die Liebe dringend gebraucht wird.

Laura Melina Berling wird eigentlich Lina genannt, ist im Internet als feministische Bloggerin und auf Insta-gram als @littlefeministblog unterwegs. Dabei beschäftigt sie sich vor allem mit den Themen Körper, Sexualität, mentale Gesundheit, Intersektionalität und Gender. Zudem arbeitet sie als freie Autorin und berät als Sozialpädagogin junge Menschen in schwie-rigen Lebenssituationen. Bei Leykam sind bereits zwei Jugendbücher »Selma, Küsse, Kuddelmuddel« und »Yunus, Zocken, Liebeszeugs« erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783701183272
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum25.09.2023
Seiten294 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2612 Kbytes
Artikel-Nr.12487019
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

LIEBE UND SCHULD. WARUM WIR DENKEN, DIE LIEBE SCHEITERT AN UNS SELBST.
Beziehungen

Ich habe die Erfahrungen meiner Kindheit immer noch nicht bewältigt und sie winden sich ständig in mein Leben und meine Liebe hinein. Ebenso wie die gesellschaftlichen Erfahrungen, die ich damals machte, bzw. die Verknüpfung beider. Ich spüre sie auch in meinen Freund*innenschaften oder bei der Arbeit, aber vor allem in der Romantik, denn in sie habe ich lange die größte Hoffnung gesetzt. Ich habe immer noch wenig Raum für Trauer, aber große Sehnsucht nach einem Zuhause, nach Geborgenheit und Liebe. Doch es scheint nie so recht zu funktionieren. Meine Beziehungen, Dates und Situationships* sind meist extrem chaotisch, ich bin nicht glücklich, ich date und merke, dass ich immer wieder in unangenehme Situationen komme, und dann date ich weiter und schon habe ich den Salat. Und ich komme aus diesem Salat nicht raus. Sobald ich die eine unangenehme Erfahrung überwunden glaube, lauert schon die nächste auf Tinder oder auf einer Party oder in einer Beziehung.

Ich mag diesen Salat nicht. Ganz und gar nicht. Ich will da raus, doch es klappt nicht und damit verbunden ist eine große Scham. Ich fühle mich wie ein wandelndes Klischee - eine Frau, die sich nach Liebe sehnt und unglücklich ist. Wie die Figur in einem Roman, die ständig zu spät und traurig auf einer Party auftaucht, weil das letzte Date kurzfristig abgesagt hat, und bei der sich alle mehr oder weniger heimlich fragen: Warum hat sie keinen Partner? Sie ist doch eigentlich ganz nett. Niemand in meinem Umfeld denkt das, aber ich denke manchmal noch in diesen Klischees und deshalb frage ich mich andauernd, was da eigentlich los ist. Ob ich andere abschrecke, nicht gut genug auf meine Grenzen achte, ob ich zu viel bin, zu bedürftig oder zu vollgestopft mit Sehnsucht und Schmerz.

In mir sammeln sich hunderttausend Gefühle - ich verliebe mich in die unpassendsten Menschen. Immer in diejenigen, die weniger wollen als ich, die mir das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein, die mein Gefühl bestätigen, nicht zu genügen. Und auch hier gilt wieder: Immer ist falsch, da es auch ein paar sehr liebe Menschen und eine große und verbindliche Liebe gab. Doch das ganze Thema fällt mir nicht leicht und bereitet mir die meisten Probleme im Leben. Und das ärgert mich.

Ich möchte mich mit anderen Dingen beschäftigen - nicht mit Männern. Ich möchte dem gar nicht so viel Raum geben, ich möchte den Bechdel-Test* bestehen, ich will Ruhe haben, ich will meine Wut rausschreien, denn auch die gibt es, aber ich schaffe es nicht. Stattdessen fühle ich mich schuldig, denn ich könnte es vielleicht einfach selbst besser machen, oder?
Die Schuldfrage

Vor einigen Jahren lebte ich in Mannheim. Ich war Teil eines Freund*innenkreises voller Pärchen und ich war keins. Ich sah mein Singledasein als einen direkten Beweis dafür, nicht liebenswert genug zu sein, und so ging es mir nicht besonders gut damit. Ich kaufte mir das Buch Warum Liebe weh tut von Eva Illouz. Ich nahm es mit zu einem Treffen. Wir picknickten auf einer Wiese in der Sonne, ich las. Es waren viele Pärchen da. Sie sahen mich an und ein Freund beugte sich zu mir und fragte: Warum liest du das? Ich war irritiert. Warum denn nicht? , antwortete ich. Eine Freundin lachte und sagte: Es ist doch klar, dass du unglücklich bist, wenn du dich mit dieser Frage beschäftigst. Wieso? , fragte ich verunsichert. Na ja, beschäftige dich doch damit, warum Liebe schön ist, dann wird sie auch schön , sagte wiederum er süffisant.

Ich sackte in mich zusammen. So einfach sollte das sein? Stay positive und dann wird das auch? Ich packte das Buch weg und sagte nichts mehr. War also doch alles mein Problem. Heute würde ich ihnen gerne einen langen Vortrag halten, zum Beispiel über das Thema Schuld in Bezug auf gesellschaftliche Fragen. Geben wir uns die Schuld an einem Lebensumstand oder wird sie uns gegeben, müssen wir die Verantwortung für unser Unglück selbst tragen, auch wenn wir kein wirkliches Unrecht begehen. Manchmal ist es so, dass wir wissen, dass wir für eine Situation nichts können, doch trotzdem haben wir Schuldgefühle, erleben Scham und denken, wir machen etwas falsch. In einer neoliberalen Welt, in der jede*r das eigene Glück schmieden kann, fühlen wir uns für alles Mögliche verantwortlich, das oft kaum in unserer Hand liegt. Das können unter anderem Arbeitslosigkeit, Diskriminierungserfahrung oder auch das Unglück in der Liebe sein. Natürlich können wir so gut es geht in die Verantwortung für unser Handeln gehen, Dinge vielleicht ein bisschen ändern hier und da, eingefahrene Muster angehen oder einen Blick in unsere Vergangenheit werfen und damit umgehen lernen. Aber große gesellschaftliche Probleme lassen sich nicht individuell lösen, sondern brauchen eine soziologische Betrachtung. Liebesscheitern ist kein Einzelfall, sondern ein Phänomen. Wir alle machen unterschiedliche Erfahrungen und haben nicht dieselben Möglichkeiten, unsere Probleme anzugehen oder dieselben positiven Erfahrungen zu machen. Doch ich wusste, dass ich wohl die Antwort bekommen würde, dass ich nur meine privaten Probleme lösen müsste und dann würde das schon klappen. Mit dieser Einstellung waren meine damaligen Freund*innen natürlich nicht allein. Sie ist durch unsere Gesellschaft geprägt. Liebe bzw. Liebeskummer oder ein (unglückliches) Singledasein sind selbst verschuldet.

Letztens schaute ich ein U.S.-amerikanisches Reality-Format, in dem eine Frau bei einer Matchmakerin (oder so) weinte, weil sie einfach keine lange Beziehung aufrechterhalten könne. Die Expertin erklärte ihr, was so viele glauben: Dass sie es schon schaffen könne, eine gute Beziehung zu haben. Sie müsse nur besser auswählen, sich mehr mit sich beschäftigen, Ratschläge annehmen und an sich arbeiten. Denn auch in der Liebe gilt das neoliberale Credo: Wir können alles schaffen, wir müssen nur wollen. Wie die blonde Frau in der Show nickte auch ich damals auf der Wiese in Mannheim verständnisvoll. Dass ich unglücklich in der Liebe war, war einfach meine Schuld. Ich hatte es doch gewusst.
Schokolade zum Frühstück

Denn genau das hatte ich sehr lange gelernt und verinnerlicht. Nachdem ich mich von Disney abgewandt hatte und älter wurde, suchte ich nach neuen Geschichten, in die ich mich einfühlen konnte. Bridget Jones wurde meine neue Identifikationsfigur. Auch sie war einsam und verzweifelt. Aber schon auch ganz lustig und cool. Daneben schaute ich häufig Sex and the City und sah Frauen dabei zu, wie sie über kaum etwas anderes als Männer sprachen, sich verliebten, trennten und Trost beieinander fanden. Ich sah mich als eine dieser Personen, die ständig nach einem Freund suchten und gleichzeitig den Drang hatten, sich davon abzuwenden, unabhängig und eigenständig zu sein.

Beides wurde mir in diesen Geschichten vermittelt und ich sog es auf. Ich sehnte mich nach Liebe, ich lehnte Liebe ab. Meine private Geschichte, meine Trauer und meine Ambivalenz zwischen Nähe und Unabhängigkeit wurden mit passenden gesellschaftlichen Antworten unterfüttert. Ich wollte eine coole, toughe Singlefrau sein und tappte von einem Klischee ins nächste. Ich sehnte mich nach Nähe, aber legte mir auch ein Verbot auf, Liebe zu wollen. Ich war verwirrt. Einerseits lernte ich, dass Frauen Liebe brauchen, und andererseits, dass sie unabhängig sein müssen. Ich wollte es irgendwie richtigmachen, verstehen, wie ich sein sollte und was Männer bzw. eine Beziehung von mir brauchte. Ich klebte ein fragwürdiges Bild von mir selbst zusammen, das aus Bridget Jones bestand, die ständig Angst hat, eine alte Jungfer zu werden und unbedingt einen Freund will, und Samantha Jones, die wie ein Mann unabhängig Sex haben kann. Alles voller Widersprüche und Unklarheiten. Und irgendwie klappte das auch nicht. Nur Sex zu haben verletzte mich, und die Beziehungen, die ich einging, scheiterten immer wieder unangenehm. Ich fragte mich ständig, was ich anders machen könnte. Im bereits erwähnten Reality-Format fragt die Matchmakerin weiter, welche Gemeinsamkeit alle scheiternden Beziehungen der Protagonistin hätten. Mich , seufzt diese und nickt verständnisvoll. Auch sie hat Liebeskummer und weiß endlich, wie sie aus diesem rauskommt. Sie muss sich einfach fragen, was sie falsch gemacht hat, und es dann endlich besser machen.

Ich möchte behaupten, dass diese Schuldzuweisung ein Aspekt ist, der Liebeskummer ausmacht. Meinen zumindest. Das ständige Gefühl, nicht zu genügen, etwas falsch zu machen, obwohl ich doch alles haben könnte, nagt an mir und frisst mich nach und nach auf. Egal wie oft ich mir sage, dass das, was ich über Liebe gelernt habe, was ich aus Filmen und Romanzen kenne, nicht der Realität...
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Autor

Laura Melina Berling wird eigentlich Lina genannt, ist im Internet als feministische Bloggerin und auf Insta-gram als @littlefeministblog unterwegs. Dabei beschäftigt sie sich vor allem mit den Themen Körper, Sexualität, mentale Gesundheit, Intersektionalität und Gender. Zudem arbeitet sie als freie Autorin und berät als Sozialpädagogin junge Menschen in schwie-rigen Lebenssituationen. Bei Leykam sind bereits zwei Jugendbücher »Selma, Küsse, Kuddelmuddel« und »Yunus, Zocken, Liebeszeugs« erschienen.
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Irem, Kurt
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