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Die Betrogenen zweiter Teil - Blühende Landschaften

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
316 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am29.09.20231. Auflage
Das Buch ist eine Fortsetzung des Buches - die Betrogenen - die Handlung spielt Mitte der Neunziger Jahre. Die alten Protagonisten treten auf. Zwei stehen im Mittelpunkt: Franziska Schönlebe und Franz Malef. Sie streben nach Erfolg und Anerkennung in der neuen Republik, nach ihrem kleinen Stückchen Glück in den gepriesenen Blühenden Landschaften. Es misslingt. Zumindest vorerst. Malef, arbeitslos, zunächst in einer ABM, später biete ihm ein alter Kumpel einen Job in seiner neu gegründeten Firma an. Er fängt ein Techtelmechtel mit dessen Tochter an. Malef wird entlassen, aber er hat Pläne. Franziska hat Psychologie studiert, mithilfe eines alten Liebhabers eröffnet sie ein Praxis für Psychotherapie. Dann erkrankt sie an einer bipolaren Störung. Sie hat Ängste, fühlt sich verfolgt. Auf einem Bahnhof treffen die beiden Protagonisten aufeinander. Malef verliebt sich. Was wird aus ihnen?mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR21,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextDas Buch ist eine Fortsetzung des Buches - die Betrogenen - die Handlung spielt Mitte der Neunziger Jahre. Die alten Protagonisten treten auf. Zwei stehen im Mittelpunkt: Franziska Schönlebe und Franz Malef. Sie streben nach Erfolg und Anerkennung in der neuen Republik, nach ihrem kleinen Stückchen Glück in den gepriesenen Blühenden Landschaften. Es misslingt. Zumindest vorerst. Malef, arbeitslos, zunächst in einer ABM, später biete ihm ein alter Kumpel einen Job in seiner neu gegründeten Firma an. Er fängt ein Techtelmechtel mit dessen Tochter an. Malef wird entlassen, aber er hat Pläne. Franziska hat Psychologie studiert, mithilfe eines alten Liebhabers eröffnet sie ein Praxis für Psychotherapie. Dann erkrankt sie an einer bipolaren Störung. Sie hat Ängste, fühlt sich verfolgt. Auf einem Bahnhof treffen die beiden Protagonisten aufeinander. Malef verliebt sich. Was wird aus ihnen?
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756831425
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.09.2023
Auflage1. Auflage
Seiten316 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12487251
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 2
EIN ANDERES LEBEN

Die Häuser und Straßen in Leipzigs vornehmer und altehrwürdiger Innenstadt, rund um den sogenannten Brühl, kommen einem wie Zwitterwesen vor. Sie sind alt und doch modernisiert, Bürgerhäuser aus dem 19. Jahrhundert stehen neben auf alt getrimmten Neubauten, zwischen dem Stil der Jahrhundertwende hin zum 20. Jahrhundert sieht man plötzlich eine halb eingefallene Fassade, Jugendstil neben Bauhaus, Empire neben modernen Zweckbauten. Alles sieht wie im Umbruch aus. Wie eine Dauerbaustelle. Neu asphaltierte, wunderbar glatte Straßen lösen geflickte Holperstrecken ab. Und doch gibt es in diesem Durcheinander Häuser und Fassaden, manchmal über eine Straßenlänge von 100 oder mehr Metern, die unberührt und wie stehengeblieben oder vergessen aussehen - das sind die Denkmale von Leipzigs glorreicher Zeit, als die sächsische Stadt an der Pleiße noch Zentrum der Bücherwelt, des Welthandels, ein Hort des guten und wohlhabenden, deutschen Bürgertums gewesen war.

Das Haus Am Brühl Nr. 67 ist solch ein Zwitterwesen. Äußerlich modern, wirkungsvoll verglast, mit gutem, sächsischem Sandstein verkleidet, und doch erinnert der Gesamtbau in manchem Detail an eine alte Frau, die sich, der Zeit Rechnung tragend, hat liften lassen. Da sind Fenstergesimse oder Entreetüren, da ist viel Liebenswertes, das an Vergangenes gemahnt. Es sind die Falten und Altersflecken in einem ehedem schönen Gesicht. Geht man dann hinein, zum Beispiel in die 67, über dessen Eingangsportal, das von einer großzügigen Glasblende geschützt und geschmückt wird, mit großen Lettern Forum am Brühl zu lesen ist. Dabei ist dieses Forum - alle Welt nennt jede simple Ladenpassage ohne Scham ein Forum - ist weiter nichts als eine Ansammlung verschiedener Läden und Büros.

Versteckt, im hinteren Teil, gelangt man in das eigentliche Innere des Hauses. Hat sich hinter dem Besucher die schwere Glastür mit einem leisen Zischen geschlossen, umfängt einen fremdes, fahles Licht, ausgestrahlt von raffiniert verblendeten, modernen Designerleuchten. Alles ringsum, die Wände und Simse, sind mit vornehmen, schwarzen, weißgeäderten Marmorplatten verkleidet, auch der Fußboden besteht aus diesen mattglänzenden Platten, in die Decke raffiniert eingelassen, glimmen verschiedenfarbige Halogenlämpchen. Hier herrschen Kühle und eine Stille, die an die Ruhezeiten in der Nikolaikirche erinnert. Nicht etwa Behaglichkeit überkommt einen, nein, es ist eine kalte, unpersönliche Höflichkeit, die den Besucher wie mit einem minimalen Kopfnicken oder dem formellen Grüß Gott! empfängt.

Im Hintergrund dieses großzügigen Foyers hat man zwei Fahrstühle eingebaut, die ganz im Stile der Belle Epoque, mit goldglänzenden Fahrkörben auf und nieder schweben, fast geräuschlos verrichten sie ihre Arbeit, und dem Besucher wird die Illusion einer vergangenen Zeit vorgespielt. Um diese Fahrstühle herum windet sich eine Treppe, mit stilechtem Handlauf aus wertvollem Holz. So kann man, mit den Augen den Treppenwindungen folgend, den ganzen Fahrstuhlschacht überblicken, bis hinauf ins oberste Stockwerk. Beeindruckt steht der Besucher, der hier zum ersten Mal weilt, mit offenem Mund, ein Hort der Zurückgezogenheit, dezenter Luxus, eine Insel im Trubel der pulsierenden Stadt.

In diese Atmosphäre treten wir ein, es ist um die Mittagsstunde an einem Tag im Oktober desselben Jahres, in dem unsere Geschichte spielt.

Stille und Kühle herrschen im Treppenhaus Am Brühl Nr. 67.

Die beiden Fahrkörbe stehen still, der eine befindet sich oben im letzten Geschoss, der andere scheint im Erdgeschoss zu warten. Kein Geräusch ist zu hören. Stecknadelstille.

Plötzlich wird in einem der oberen Etagen eine Tür aufgerissen und gleich darauf heftig zugeschlagen. Es ist eine der massiven, doppelten Eichentüren mit bronzenen Beschlägen wie sie hier überall eingebaut sind. Solch eine Tür, das versteht man, verursacht einen ziemlichen Krach, wenn sie zugeschlagen wird. Nach dem Zuschlagen hört man oben im Treppenflur eilige Schritte, Schritte, die sich rasch nähern, es sind die Schritte einer Dame, erkennbar am Klappern ihrer Absätze. Die Dame eilt die Treppe herab, nein, sie nimmt nicht den Fahrstuhl, sie tappt die Stufen herunter und zwar in ziemlichem Tempo, klappklappklapp, und diese Dame tut dies nicht schweigend, nein sie schimpft dabei, sie flucht, schimpft in ordinärster Weise, wie sie in diesem Hause nicht angemessen scheint.

Oh, diese saudumme Person , hört man, diese verfluchte Schlampe. Nie wieder werde ich hierher kommen, nie wieder! Und wie um aus dieser Schimpferei ein Duett zu machen, öffnet sich oben die Tür, aus der die Dame gekommen ist, ein zweites Mal und eine weibliche, indes jüngere Stimme schreit nun, der Absteigenden oder, wie man sagen könnte, der Flüchtenden, hinterher:

Ich will Sie hier nicht wieder sehen! Sie lächerliche Person! Haben Sie das verstanden? und mit einem zweiten Wumm schließt sich die Tür.

Man sieht da oben - es ist die 2. Etage - neben dieser dunkelbraunen Tür ein poliertes, glänzendes Messingschild. Darauf in der schönsten Kursivschrift Garamond : Psychotherapie Schönlebe - psychotherapeutische Behandlung und Beratung. Privat und alle Kassen. Termine nach Vereinbarung. Diplompsychologin Franziska Schönlebe

Sofort wird sich der kundige Leser fragen:

Schönlebe? Franziska? - die kenn ich doch?

Jawohl, diese Dame muss dem Leser bekannt sein, nämlich aus dem ersten Teil meines Romans Die Betrogenen . Erinnern wir uns: Zuletzt sahen wir die attraktive junge Frau, in Hamburg wohnend, in einem Penthouse am Rande des Viertels, das an die Reeperbahn grenzt. Am Venusberg 13a. Sie lebte und arbeitete als Begleitservice für Geschäftsleute, Künstler und Hochschullehrer - diskret, einfühlsam und unterhaltend - so ihr Anzeigentext.

Ursprünglich stammt sie aus dem weitgehend unbekannten, verschlafenen, kleinen sächsischen Nest namens Reinhardsdorf, welcher ziemlich südlich und nahe der Grenze zur Tschechischen Republik im Erholungs- und Landschaftsschutzgebietes Sächsische Schweiz liegt.

Zu Endzeiten der DDR im Jahre 88 war Franzi, wie sie von ihren Freunden bis heute genannt wird, noch wegen versuchter Republikflucht kurzzeitig im Gefängnis der Staatssicherheit Berlin-Hohenschönhausen inhaftiert gewesen, dann aber auf Betreiben ihres Vaters, des hohen SED-Funktionärs Karrenbusch, der bestimmte Privilegien genoss, freigelassen und nach dem Westen abgeschoben worden. Als es um den Ort ging, wo sie nach dem Übergangslager leben wollte, hatte sie sich für Hamburg entschieden, dabei hatte sie zunächst überhaupt nicht an Prostitution und das berühmte Rotlichtmilieu gedacht, nein, sondern an die Weltläufigkeit der Hansestadt, an die Bildungsstätten und die berühmte Kulturstätten. Doch bald kam sie, wie man sagt, auf den Geschmack. Sie geriet in einen Freundeskreis, wo Freizügigkeit und eine lockere Lebensweise den Alltag bestimmten. Da sie toll aussah, sich extravagant kleidete, außerordentlich gern Kontakte knüpfte, halbwegs klug zu reden verstand, viel lachte und einen intelligenten Humor besaß, war es, sozusagen über die Straße, hinüber in die Welt des Lasters und der freien Liebe, nur ein winziger Schritt. Aber sie wollte keine von diesen verachteten Bordsteinschwalben sein, die, wie man sagt mit nacktem Busen und freiem Arsch herumstolzieren, nein, sie machte sich selbstständig und betrieb ihr Gewerbe auf höherem Niveau. Sie hatte den Markt gründlich studiert und so wurde sie bald zu einer besonders gefragten und begehrten Halbweltdame ihres Faches⦠sie verdiente in zwei Monaten so viel wie ihre Mutter Irmlin, die daheim im kleinen, beschaulichen Reinhardsdorf früher hauptberufliche, jetzt ehrenamtliche Bürgermeisterin war, in eineinhalb Jahren verdiente, oder besser, erstattet bekam. Dann aber - und damit verlasse ich den ersten Band und überbrücke ein wenig - nahm sie ihr Geld zusammen und beschloss in ein anständiges Fach überzuwechseln. Psychologie war das, was sie interessierte und sie bildete sich ein, davon durch ihre bisherige Tätigkeit eine Menge zu verstehen. Also studierte sie Psychologie, und zwar in Marburg, und schloss, weil sie ehrgeizig und fleißig war, mit einem soliden gut ab. Aus ihr war nun in 4 ½ Jahren eine Diplompsychologin geworden. Da sie sich außerdem in einem Zusatzstudium hatte approbieren lassen, wollte sie von Anfang an in eigener Niederlassung arbeiten. Doch dazu brauchte sie Geld, und zwar viel mehr Geld als sie sich hatte zurücklegen können. Bei ihrer Mutter Irmlin in Reinhardsdorf war nichts zu holen, auch nicht bei ihrem Vater nicht, dem ehemaligen SED-Bonzen Karrenbusch. Der war inzwischen Witwer geworden und litt zunehmend unter fortschreitender Demenz....
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