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SOLO IM KESSELTREIBEN

Der Krimi-Klassiker aus Schottland!
Signum-Verlagerschienen am01.07.2023
Privatdetektiv Solo Malcolm hat nichts gegen Kontakte mit der Unterwelt - sofern ihm diese Kontakte nützlich sind. Diesmal erhofft er sich einen wertvollen Tipp für einen neuen Auftrag. Als Solo zu den Treffpunkt im Londoner Hafenviertel kommt, ist Lew Eckler bereits da. Doch der Gangster wird ihm nichts mehr verraten - er ist nämlich tot... Der Roman SOLO IM KESSELTREIBEN um den Privatdetektiv Solo Malcolm aus der Feder des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; ? 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1961; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1969. Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; ? 19. April 1975) war ein schottischer Kriminal-Schriftsteller.
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Produkt

KlappentextPrivatdetektiv Solo Malcolm hat nichts gegen Kontakte mit der Unterwelt - sofern ihm diese Kontakte nützlich sind. Diesmal erhofft er sich einen wertvollen Tipp für einen neuen Auftrag. Als Solo zu den Treffpunkt im Londoner Hafenviertel kommt, ist Lew Eckler bereits da. Doch der Gangster wird ihm nichts mehr verraten - er ist nämlich tot... Der Roman SOLO IM KESSELTREIBEN um den Privatdetektiv Solo Malcolm aus der Feder des schottischen Schriftstellers John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; ? 19. April 1975) erschien erstmals im Jahr 1961; eine deutsche Erstveröffentlichung erfolgte 1969. Der Signum-Verlag veröffentlicht eine durchgesehene Neuausgabe dieses Klassikers der Kriminal-Literatur.

John Cassells (ein Pseudonym des Bestseller-Autors William Murdoch Duncan - * 18. November 1909; ? 19. April 1975) war ein schottischer Kriminal-Schriftsteller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757966317
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1474
Artikel-Nr.12498891
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

  Erstes Kapitel

 

 

Nach dem Mädchen hätte sich jeder Mann umgedreht. Sie war groß und schlank und feingliedrig, und das honigfarbene Haar hing ihr lose auf die Schultern herab. Sie hatte klare, ebenmäßige Züge und einen Mund, der vielleicht eine Spur zu groß war - aber mir persönlich gefällt das. Ich fand, zu diesem Gesicht gehörten blaue Augen, doch im Moment war sie zu weit weg, als dass ich die Farbe ihrer Augen hätte erkennen können.

Sie stand an der Tür zu meinem Büro am Adrian Walk. Die langen, weißen Finger umschlossen fest die Klinke. Sie trug einen grünen Plastikregenmantel, auf dem Wassertropfen glänzten. Etwa dreißig Sekunden lang stand sie so da und musterte mich wortlos.

Ich stand auf. Ich sah, wie sich der Ausdruck ihrer Augen veränderte, als ich mich aufrichtete, doch noch immer hüllte sie sich in Schweigen.

»Guten Tag«, sagte ich. »Mein Name ist Malcolm - Solo Malcolm. Was kann ich für Sie tun?«

Langsamen Schrittes trat sie ein und schloss behutsam die Tür hinter sich. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Füllung der Tür. Unbewegt blieb sie so stehen, während ich um meinen Schreibtisch herumging.

»Mein Name ist Joyce Locke«, erklärte sie schließlich.

Ich ließ mich auf dem Schreibtischrand nieder. Das alte Möbel ächzte unterdrückt.

Sie runzelte die Stirn.

»Sind Sie dafür nicht ein bisschen schwer?«, meinte sie.

»Kann sein. Der Schreibtisch ist daran gewöhnt. Er hält s aus. Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Verraten Sie mir lieber, was Sie zu mir führt.«

Sie löste sich von der Tür und kam langsam auf müh zu. Ja, ihre Augen waren blau - tiefblau wie Kornblumen. Sie sah mich an und lächelte ein klein wenig; doch ihre Hände waren ineinander gekrampft, als koste es sie Anstrengung, ihre Gelassenheit zu bewahren. Sie trat zu dem Stuhl, der für meine Besucher bereitsteht.

»Kann ich mich setzen?«

»Bitte. Dazu ist der Stuhl ja da.«

Sie setzte sich.

»Danke.«

Sie öffnete ihre Handtasche und nahm eine Packung Zigaretten heraus. Dann nahm sie eine Zigarette aus der Packung und wartete darauf, dass ich ihr Feuer geben würde.

Ich reagierte nicht. Ich blieb ruhig sitzen und sah zu, wie sie in ihrer Tasche nach Streichhölzern suchte. Schließlich steckte sie die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Dann strich sie sich glättend über den Wollrock, den sie trug und blickte zu mir auf.

»Nun, mein Fräulein?«, fragte ich.

»Frau«, verbesserte sie und blickte auf den Ring an ihrem Finger.

Es war ein schmaler Reif aus Weißgold. Er sah neu aus. Verständlich, dachte ich. Sie war ja noch so jung, höchstens fünfundzwanzig.

»Mrs. Locke«, sagte sie, und es klang ein wenig schüchtern, als müsste sie sich selbst erst an den Klang des Namens gewöhnen. »Mrs. Allan Locke.«

Ich war ein wenig verwundert. Die meisten verheirateten Frauen nämlich, die James Solo Malcolm in seinem Büro aufzusuchen pflegen, kommen nur, weil sie die Fesseln der ehelichen Gemeinschaft möglichst rasch abzustreifen wünschen. Von mir bekommen sie alle die gleiche Antwort. Für dieses Spiel bin ich nicht zu haben.

Sie saß schweigend da und rauchte, während sie mich aufmerksam ansah.

»Ich brauche Hilfe«, bemerkte sie schließlich.

»Seit wann sind Sie verheiratet?«, fragte ich.

»Seit zehn Tagen.«

»Und da brauchen Sie jetzt schon Hilfe? Anscheinend ein kurzes Glück.«

Sie lächelte schwach. »Sie missverstehen mich.«

»Keine Scheidung?«

»Nein. Ich liebe meinen Mann.«

»Das hört man selten in meinem Beruf. Ich hoffe, Sie entschuldigen mein Erstaunen.«

Sie wirkte leicht verblüfft.

»Ist das Ihr Ernst?«

»Gewiss. Die meisten meiner Klientinnen gestehen mir früher oder später schamhaft, dass ihnen ihr Ehemann zuwider ist.«

Sie starrte auf die Zigarette in ihrer Hand.

»Sie sind ein Zyniker«, bemerkte sie.

»Ja, vielleicht. Mein Beruf hat mich dazu gemacht. Deshalb versuche ich auch immer gleich reinen Tisch zu machen, ehe gutaussehende junge Damen versuchen, mich zu etwas zu überreden, dem ich nicht zustimmen kann. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man auf diese Weise am leichtesten mit den Dingen fertig wird. Man macht ihnen seinen Standpunkt klar, noch ehe sie anfangen, ihr Herz auszuschütten. Wenn man sie nämlich erst zu Wort kommen lässt, ist es meist nicht so einfach, sie wieder zum Schweigen zu bringen.«

»Sie glauben also nicht an Scheidung?«, meinte sie nachdenklich.

»Ganz recht. Wie man sich bettet, so liegt man. Das ist meine Devise. Deshalb will ich mit solchen Sachen nichts zu tun haben. Ich verdiene mir mein Geld lieber auf andere Art.« Ich zog meine Pfeife aus der Tasche und begann, sie zu stopfen. »Und jetzt wissen Sie Bescheid. Für Scheidungssachen bin ich nicht zuständig. Wenn Sie ein anderes Problem haben, bin ich gern bereit, es mir anzuhören.«

Ich stand auf, ging um meinen Schreibtisch herum und ließ mich in dem Sessel dahinter nieder.

Sie wandte keinen Blick von mir.

»Sie müssen gut hundertachtzig Pfund schwer sein und sind bestimmt eins sechsundachtzig groß«, stellte sie fest.

»Falls Sie sich für meine Maße und Gewichte interessieren«, versetzte ich, »bin ich gern bereit, Ihnen genaue Angaben zu machen. Allerdings sehe ich nicht ein, inwiefern das von Bedeutung sein sollte.«

Ihr Körper zitterte leicht. Es war ein seltsames Zittern. Ich sah, wie ihre Lippen bebten und ihre Hände sich noch mehr ineinander krampften. Sie saß da und blickte mich an. Nach einigen Sekunden beruhigte sie sich wieder. Doch ich wusste jetzt, dass sie Angst hatte. Sie beugte sich vor und drückte die halbgerauchte Zigarette im Aschenbecher aus.

»Es ist von großer Bedeutung«, sagte sie leise. »Ich meine, Ihre Körperkraft und Ihre Größe. Ich brauche jemanden wie Sie. Jemanden, der mich schützen kann - und ihn.«

Ich antwortete nichts.

Sie sah mir in die Augen.

»Haben Sie jemals in Ihrem Leben Angst gehabt?«

»Natürlich. Oft sogar.«

Wieder zog sie zitternd die Schultern zusammen. Ich blickte auf ihre Hände und sah, dass das Nagelbett ihres linken Zeigefingers rot und entzündet war. Noch während ich darauf niederblickte, begann sie ganz automatisch, ohne sich dessen selbst bewusst zu sein, an der Nagelhaut zu zupfen.

»Ich brauche Hilfe, Mr. Malcolm«, flüsterte sie. »Ich brauche unbedingt jemanden, der mir helfen kann. Ich kann Ihnen gar nicht erklären, wie verzweifelt meine Lage ist.«

»Versuchen Sie es trotzdem einmal.«

»Ich weiß ja gar nicht, wo ich anfangen soll«, sagte sie müde. »Ich meine - ich weiß natürlich, was ich Ihnen sagen will und worum ich Sie bitten möchte, aber ich - ich habe Angst, etwas Verkehrtes zu sagen und Sie...«

»Mrs. Locke, versuchen wir doch zuerst einmal, einige grundlegende Fragen zu klären. Der Rest ergibt sich dann vielleicht ganz von selbst. Sie brauchen meine Hilfe. Sie stecken also offensichtlich in irgendwelchen Schwierigkeiten. Gut. Erste Frage: Haben Sie gegen das Gesetz verstoßen?«

Sie blickte verblüfft auf. »Nein, nein. Es ist nichts dergleichen.«

»Gut. Das ist immerhin etwas. Zweite Frage: Wollen Sie von mir verlangen, gegen das Gesetz zu verstoßen?«

»Nein, nein. Keinesfalls.«

»Fein, damit wäre auch dieser Punkt zur Zufriedenheit geklärt. Ich bin ein gesetzestreuer Bürger, wissen Sie. Und außerdem habe ich einen Ruf zu verlieren. Da ich das nicht riskieren möchte, bin ich vorsichtig. Ich habe ein paar gute Freunde hier in der Stadt, die mir die Stange halten, ganz gleich, was geschieht. Ich habe aber auch eine ganze Reihe von Feinden, denen es ein Vergnügen wäre, mich anzuschwärzen und, wenn möglich, zu ruinieren. Sie sehen, dass ich vorsichtig sein muss. So - und jetzt erzählen Sie mir einmal, worum es geht.«

Sie begann wieder, an dem entzündeten Fingernagel zu zupfen.

»Tun Sie das lieber nicht«, sagte ich. »Sie haben so hübsche Hände!«

Sie erstarrte. »Ich - ich bin wahrscheinlich nervös. Ich war mir gar nicht bewusst, dass ich...« Sie blickte auf ihre Hände nieder. Ein wenig Blut quoll aus der Wunde an ihrem Finger. »Tut mir leid. Ich werde versuchen, mich zusammenzunehmen. Die Sache ist so wichtig. Viel wichtiger, als Sie sich vorstellen können.« Ihre Stimme schwankte. »Ich werde Ihnen alles soweit wie möglich erklären. Aber Sie müssen mir eines versprechen.«

»Ja?«

Sie schüttelte ungeduldig den Kopf.

»Sind Sie bereit, mir das zu versprechen, worum ich Sie bitten werde?«

»Ich kaufe nicht die Katze im Sach, Mrs. Locke.«

»Oh.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Ich wollte Sie nur bitten mir zu versprechen, dass Sie absolutes Stillschweigen bewahren werden, falls Sie sich nicht entschließen können, mir zu helfen. Kann ich mich darauf verlassen?«

»Ach so. Ja, das geht ohne Schwierigkeiten. Sie möchten die Angelegenheit vertraulich behandelt sehen. Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Das kann ich Ihnen versprechen - vorausgesetzt, Sie machen mich nicht zum Mitwisser einer verbrecherischen Handlung. Reicht Ihnen diese Zusicherung? Mehr kann ich nicht tun.«

Sie schloss die Augen, als könne sie so besser nachdenken.

»Also gut, Mr. Malcolm«, sagte sie dann. »Ich will es riskieren.«

Sie hob ihre Handtasche vom Boden auf und öffnete sie. Aus einem Seitenetui nahm sie ein Bündel Geldscheine, das mit einem Gummiband zusammengehalten war. Sie streifte das Gummiband ab und warf Fünf-Pfund-Noten auf den...
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