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Federlos

Thriller mit Triller
Anostomus Verlagerschienen am01.07.2023
'Federlos' ist ein raffiniert konstruierter Hessen-Krimi, dessen Handlungsstränge auf einen überraschenden Höhepunkt hinführen. Ein spannend erzählter Science Thriller mit lebensnahen Charakteren und einem außergewöhnlichen Thema: ein Muss für alle Birder, Ornithologen und Krimifreunde! ==> Das Buch wurde in die Longlist des tolino media Preis 2023 aufgenommen. <== Der Mord an einem Ornithologen gibt Kriminalkommissarin Karola Bartsch Rätsel auf: In einem Frankfurter Pharmaunternehmen liegt eine übel zugerichtete Leiche, daneben zuckt ein Ziegenmelker mit blutigem Schnabel. Exotische Vögel flattern hektisch in ihren Laborkäfigen und die zahlreichen verdächtigen Mitarbeiter verhalten sich nicht weniger seltsam. Während die Kommissarin und ihr Team in der Mainmetropole ermitteln, geht Ex-Drogenfahnder Karsten einen ganz anderen Weg. Er reist in die Vergangenheit des Opfers, bis er selbst zum Gejagten wird.

Uwe Krüger ist Schriftsteller, Verlagskaufmann und Biologe und ein Spross der Sechziger Jahre. Er bezeichnet sich selbst gerne als 'Generalist mit einem Hang zum Speziellen'. Langjährige Mitarbeit bei einem weltweit agierenden Großhandel für Aquarienfische. In seiner Freizeit sucht er seltene Vögel und Ideen für den perfekten Mord.
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Produkt

Klappentext'Federlos' ist ein raffiniert konstruierter Hessen-Krimi, dessen Handlungsstränge auf einen überraschenden Höhepunkt hinführen. Ein spannend erzählter Science Thriller mit lebensnahen Charakteren und einem außergewöhnlichen Thema: ein Muss für alle Birder, Ornithologen und Krimifreunde! ==> Das Buch wurde in die Longlist des tolino media Preis 2023 aufgenommen. <== Der Mord an einem Ornithologen gibt Kriminalkommissarin Karola Bartsch Rätsel auf: In einem Frankfurter Pharmaunternehmen liegt eine übel zugerichtete Leiche, daneben zuckt ein Ziegenmelker mit blutigem Schnabel. Exotische Vögel flattern hektisch in ihren Laborkäfigen und die zahlreichen verdächtigen Mitarbeiter verhalten sich nicht weniger seltsam. Während die Kommissarin und ihr Team in der Mainmetropole ermitteln, geht Ex-Drogenfahnder Karsten einen ganz anderen Weg. Er reist in die Vergangenheit des Opfers, bis er selbst zum Gejagten wird.

Uwe Krüger ist Schriftsteller, Verlagskaufmann und Biologe und ein Spross der Sechziger Jahre. Er bezeichnet sich selbst gerne als 'Generalist mit einem Hang zum Speziellen'. Langjährige Mitarbeit bei einem weltweit agierenden Großhandel für Aquarienfische. In seiner Freizeit sucht er seltene Vögel und Ideen für den perfekten Mord.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757930547
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten382 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse737
Artikel-Nr.12503732
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Sonntag, 17. Mai, 20.30 Uhr

Sie umkreisen sich, hektisch atmend, die Augen starr, kein Blinzeln erlaubt. Nervöses Schlucken, höhnisches Aufplustern. Die beiden Kämpfer belauern einander im grellen Licht der Scheinwerfer, suchen in der Deckung des Gegners nach einer Blöße. Endlich stürmen sie aufeinander los, ohne Plan um sich schlagend, jung und wild. Von den Zuschauerbänken stürzt Gelächter und Grölen zu ihnen herunter, oben sitzt das Publikum und schaut zu mit aufgerissenen Augen, grinsenden Lippen. Hände schieben sich Geldscheine zu oder halten Bierflaschen.

In der Arena unten ächzen sie, belagern sich wieder und scharren im Sand. Die anfeuernden Rufe werden lauter: Das Publikum will etwas sehen für sein Geld.

Ein zweites Aufeinandertreffen, endlich. Begeistertes Brüllen in den Rängen. Schlagen und Hacken, das erste Blut. Dann trifft einer der spitz zugefeilten Stahlbolzen, die an den Beinen befestigt sind, die Brust des Gegners. Noch mehr Blut. Mehr begeisterte Schreie vom Publikum. Aus der Wunde in der Brust spritzt rote Flüssigkeit, das Krächzen bleibt in der Kehle stecken. Schmerzen überall. Der Tod kommt. Und von den Rängen der Beifall, denn der Kampf ist entschieden. Dann aber eine unerwartete Pause im Spiel, das Publikum in der Arena verstummt. Über den beiden Gegnern - der eine stolz die Brust aufgeplustert, der andere verblutend am Boden - greift groß und mächtig die Hand eines Gottes hinunter. Packt den Verletzten, vorsichtig, fast zärtlich, hebt ihn hoch, schmiert sich sein Blut in die Finger.

Karsten drückte den verletzten Vogel an seine Brust. Wut und Furcht hielten sich die Waage - wie konnten diese Typen nur. Und wie konnte er nur: Hier hereinplatzen und den Rächer der Tiere geben. Karsten umklammerte den Vogel, spürte das Pochen des kleinen Herzens durch Federn und Hemd hindurch, starrte auf die lädierte Nickhaut, hinter der ein dunkler Fleck wuchs, sich von der Pupille löste und als klebriger Tropfen im Gefieder hängen blieb. Der Hahn weinte Blut.

Karsten blickte verächtlich in die Runde aus Halbbesoffenen und Wettfreaks.

Hahnenkämpfe.

Illegale Hahnenkämpfe.

»He, Arschloch«, rief einer aus dem Publikum, eine leere Bierflasche in goldberingter Fingerhand. »Was soll das«, brüllte er weiter. »Die Show ist noch nicht zu Ende!«

Karsten spuckte aus und blinzelte gegen die Scheinwerfer an. Kurz vor neun in dieser Mainacht, ein Hauch von Dämmerung hing noch im Himmel. Das elektrische Licht blendete. »Und ob die zu Ende ist«, rief Karsten zurück. »Das sind unschuldige Tiere, ihr Wichser!«

Gegröle und Pfiffe. »Biste von Greenpeace, oder was?«, schrie Goldring und winkte mit der Flasche. »Dann kette dich doch vor den Scheißvogel.«

Die Typen im Publikum lachten, ein paar klatschten und einer rülpste so laut, dass es Karsten hier unten zwischen Stroh und Hühnerscheiße hörte. Andere musterten ihn mit finsterer Miene. Aggressiv wie hungrige Bulldoggen, dachte Karsten, und wahrscheinlich auch genauso intelligent. Nichts gegen Bulldoggen. Aber diese wütenden Blicke gefielen ihm nicht besonders. Keiner dieser Idioten wäre allein besonders gefährlich - aber es waren viele. Zu viele.

»Ich gehör zu den Bullen!«, brüllte Karsten zurück. »Meine Kollegen sind gleich da. Also, wer schlau ist, verpisst sich jetzt lieber.«

Eine Welle aus Gemurmel zwischen den Holzbänken. Die Männer hier in der zugewachsenen Schrebergartenkolonie geilten sich zwar an verbotenen Hahnenkämpfen auf, waren aber keine Schwerverbrecher. Lust auf die Polizei hatte von denen keiner.

»Sagt wer? Und welche Spezialeinheit?« Goldring ließ nicht locker und stand auf.

Karsten blinzelte. Das war echt nicht zu fassen. Ein Sonntagabend im Mai, erste Frühlingsdünste im lauen Himmel - und er stand hier, im Scheinwerferspot wie ein verdammter Stripper, mitten in einem verfallenen Schrebergarten-Areal samt dem Mief von Generationen an Grillwürstchen und Babywindeln in den klapprigen Kleingärtenzäunen. Hier stand er, mit einem halbzerfetzten, ihm sein neues Billig-Jackett vollblutenden Kampfhahn in den Armen, während ein Depp mit Goldringen und Bierflasche dumme Sprüche abgab.

Noch einmal markierte Karsten den dicken Mann, spuckte Speichel und Wörter aus: »Ihr seid die Tiere, nicht diese armen Viecher!«

Karsten drückte den gequälten, zappelnden Hahn an sich. Das Blut, eben noch in arterieller Flut herausgepumpt, tropfte nur noch aus der Wunde. Der zweite Vogel stolzierte mit aufgeplusterten Federn durch die Arena, pickte nach dem ausgelegten Stroh und hastete dann in die Plastikbox, die sein Besitzer ihm aufhielt. Der Käfig schloss sich, die Hände des Hahnenkampf-Herrchens hatten nun Platz für einen Baseballschläger. Herrchen reckte den Rücken und ging, seltsam breitbeinig, auf Karsten zu. »Verpiss dich, du Arsch!«

Der drückte den Kampfhahn an seine Brust, behutsam. »Pferd oder Schiff verloren?«, fragte er.

Der Baseballschläger zögerte. »Was?«

»Dein Gewatschel in O-Bein. Stammt das aus deiner Vergangenheit als Cowboy oder Matrose?«

Hinter Karsten tauchte ein zweiter Typ auf. Kein Baseballschläger, sondern eine Brechstange. Er grunzte: »Das ist mein Tier, das dir grad dein Hemd vollscheißt.«

Karsten drehte sich halb, behielt sowohl Schläger wie Stange im Blick, machte einen Schritt rückwärts. Das Publikum auf den im Arenakreis aufgestellten Bierbänken grölte und setzte sich wieder. Goldring brüllte: »Macht die Sau fertig!«

Die Meute freute sich auf frisches Blut - diesmal keines von Tieren.

Karsten wich einen Schritt zurück, während die zwei Typen ihn einkeilten, ihm von rechts und links siegesgewisse Blicke zuwerfend. Ihre Waffen hebend, die eine aus Holz, die andere aus Eisen, näherten sie sich von beiden Seiten.

»Die Kollegen sind gleich da«, rief Karsten ihnen zu. »Macht es nicht noch schlimmer.«

»Siehst nicht aus wie 'n Bulle«, gab Brechstange zurück.

»Ihr seht auch nicht intelligent aus. Seid ihr's doch?«

Mister Baseballschläger kam von links, Herr Brechstange von rechts. Schauten sich an, um sich Mut zu machen. Sandwichblicke.

Karsten tat einen letzten Schritt zurück und schaute zum Publikum: Die meisten hockten zwar wieder auf den Bierbänken, aber einige, Goldring zum Beispiel, packten vorsorglich schon mal ihre Flaschen am Hals. Nicht gut, dachte Karsten. Mit den beiden Schlägern würde er fertigwerden - aber mit dem ganzen Rest dieser Typen? Also anders. Wie hatte sein Kollege Karl-Heinz Buchholz früher zu Karsten gesagt? »Deeskalation, Kasti. Das ist das Zauberwort.«

Er schob sich den blutenden Vogel in die Armbeuge und hob die andere Hand. »Am besten beruhigen wir uns alle mal wieder.«

Mister Baseballschläger hob seine Waffe und fletschte die Zähne.

So viel zur Deeskalation, Buchholz.

»Ich sag's euch ein letztes Mal«, brüllte Karsten laut, damit auch jeder der anderen Zipfelmützen es hörte. »Ich bin wirklich ein Bulle. Hier.« Er schob die nun freie Hand langsam in die Innentasche seines Jacketts. Fingerte nach dem kleinen Gerät, drückte den Knopf: Die Aufnahme lief - jetzt hatte er fünfzehn Sekunden. Mit dem Ausweis tauchte seine Hand wieder auf - jener Ausweis, den er damals nicht abgegeben, sondern verloren hatte. »Hier«, rief Karsten und wedelte mit dem Plastik. »Wenn ihr jetzt nicht Ruhe gebt, macht ihr mehr Bekanntschaft damit, als euch lieb ist. Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, illegales Glücksspiel - sucht's euch aus. Ein letztes Mal: Meine Kollegen sind sofort hier.«

»Ach ja?« Baseballschläger streckte seine freie Hand flach aus und legte sie als Schirm an die Stirn - pantomimisch suchend.

Also doch Seefahrer, dachte Karsten.

Theatralisch glotzte er in alle Richtungen. »Ich seh aber gar nix.«

Karsten rollte seine Hand lauschend um die Ohren: »Dann probier's halt mit hören.«

Verwirrt blickte der Typ um sich, ließ den Schläger durch die Luft fahren, zuckte endlich zurück, als Martinshörner zu jaulen begannen, langsam lauter wurden und näher kamen.

Der Erfolg dieses speziellen Konzerts war beeindruckend: Die Hahnenkampf-Arena leerte sich sekundenschnell, ließ umgestoßene Bierbänke und gluckernd schäumende Flaschen zurück. Auch Herr Baseballschläger warf nur einen ängstlichen Blick um sich, bevor er seinen Hahn samt Käfig packte und Richtung Main verschwand. Nur Brechstange zögerte noch, hin- und hergerissen zwischen Fluchtinstinkt und Gier: »Mann, der Hahn hat mich zweihundert Eier gekostet.«

Karsten hielt das verletzte Tier mittlerweile wieder vorsichtig mit beiden Armen. »Dann sei froh«, knurrte er, »dass ich dir nicht noch zwei Eier zusätzlich abnehme. Jetzt tu mir einen Gefallen und hau bloß nicht ab, sondern warte mit mir auf die Kollegen.«

Die Sirenen kamen noch näher, jaulten dringend. Schweiß lief in dicken Tropfen von der Stirn des Typen und blitzte im Scheinwerferlicht.

Der Schläger fluchte ein letztes »Dich mach ich fertig!« und rannte davon.

Auch Karsten trat den taktischen Rückzug an und hastete zu seinem Auto zurück. Fummelte dabei in seiner Jackentasche herum, bis er die kleine Fernbedienung für die Stereoanlage im Wagen fand. Er drückte auf Stopp, die Martinshörner verstummten. Grade noch rechtzeitig, hatte Karsten diese Aufnahmen doch von »Notruf Hafenkante« mitgeschnitten: In den nächsten Sekunden kam ein »Moin, hier spricht die Polizei. Sie sind umstellt«. Aber der norddeutsche Dialekt - »s-pricht« und »ums-tellt« mit näselndem Einschlag - wäre hier im Herzen von Hessen nicht wirklich gut angekommen.

Karsten grinste: Technik war schon was Feines.

Er...

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