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Der Blabla-Wumms

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Klartext Verlagerschienen am10.10.2023
Warum sprechen so viele Politikerinnen und Politiker, wie sie sprechen, und sagen dabei nichts? Was bringt es, Wortungetüme wie Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung zu erfinden und sich von allen Formulierungen immer die komplizierteste auszusuchen? Können Olaf Scholz und Co. Nicht anders, wollen sie nicht anders, dürfen sie nicht anders? Und welche Rolle nehmen dabei die Medien ein? 'Spiegel'-Bestsellerautor Lars Haider und FUNKE Chefredakteur Jörg Quoos geben in diesem Buch die Antworten, die man von der Politik normalerweise nicht bekommt - und zwar so, dass man sie verstehen kann!

Jörg Quoos ist seit 2015 Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion in Berlin. Der gebürtige Heidelberger begann seine Karriere bei der Rhein-Neckar-Zeitung, war Redakteur der BZ in Berlin, Stellvertreter des Chefredakteurs bei BILD, sowie Chefredakteur des FOCUS. Spiegel'-Bestsellerautor Lars Haider ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Im Klartext Verlag sind von ihm 'Olaf Scholz. Der Weg zur Macht' und 'Das Phänomen Markus Lanz. Auf jede Antwort eine Frage' erschienen. Sein Podcast 'Entscheider treffen Haider' erscheint wöchentlich.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextWarum sprechen so viele Politikerinnen und Politiker, wie sie sprechen, und sagen dabei nichts? Was bringt es, Wortungetüme wie Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung zu erfinden und sich von allen Formulierungen immer die komplizierteste auszusuchen? Können Olaf Scholz und Co. Nicht anders, wollen sie nicht anders, dürfen sie nicht anders? Und welche Rolle nehmen dabei die Medien ein? 'Spiegel'-Bestsellerautor Lars Haider und FUNKE Chefredakteur Jörg Quoos geben in diesem Buch die Antworten, die man von der Politik normalerweise nicht bekommt - und zwar so, dass man sie verstehen kann!

Jörg Quoos ist seit 2015 Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion in Berlin. Der gebürtige Heidelberger begann seine Karriere bei der Rhein-Neckar-Zeitung, war Redakteur der BZ in Berlin, Stellvertreter des Chefredakteurs bei BILD, sowie Chefredakteur des FOCUS. Spiegel'-Bestsellerautor Lars Haider ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Im Klartext Verlag sind von ihm 'Olaf Scholz. Der Weg zur Macht' und 'Das Phänomen Markus Lanz. Auf jede Antwort eine Frage' erschienen. Sein Podcast 'Entscheider treffen Haider' erscheint wöchentlich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783837525953
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum10.10.2023
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse824 Kbytes
Artikel-Nr.12528544
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Niemand hat die Absicht, eine Frage zu beantworten
Warum Politiker am liebsten gar nicht mit Journalisten sprechen würden - und es trotzdem tun

Wenn Markus Lanz in der nach ihm benannten ZDF-Sendung im Gespräch mit einem Politiker nicht weiterkommt, sagt er gern einen Satz wie: Sie kennen das Spiel. Ich stelle die Fragen, Sie geben die Antworten.

Schön wär s.

Die Realität ist anders und sie lässt sich gut an einem Interview beschreiben, das das Hamburger Abendblatt vor ein paar Jahren im Bundeskanzleramt mit Angela Merkel geführt hat. Ein Treffen mit ihr war für die meisten Journalisten grundsätzlich keine Freude. Viel mehr als 30, vielleicht maximal 45 Minuten waren bei der Kanzlerin nicht drin, die normalerweise selbst den Kaffee für ihre Gäste einschenkte, um die Dauer des Besuches nicht unnötig zu verlängern. Wir waren damals zu dritt ins Kanzleramt gekommen: zwei Reporter und einer der besten und unauffälligsten Fotografen, die es in Berlin gibt. Die genannten Eigenschaften waren wichtig, weil Angela Merkel eine Sache noch weniger mochte als Fragen, die ihr gestellt wurden - nämlich, dass Bilder von ihr gemacht wurden.

Wir wurden von Regierungssprecher Steffen Seibert empfangen, er brachte uns ins Vorzimmer der Bundeskanzlerin. Fünf Minuten nach dem vereinbarten Gesprächstermin ging die Tür auf, Angela Merkel gab erst einem der Reporter, dann dem Fotografen die Hand, drehte sich um und wollte um die Ecke zurück in ihr Büro gehen, als Steffen Seibert ihr hinterherrief: Frau Bundeskanzlerin, die Herren sind heute zu dritt gekommen. Was er damit sagen wollte, war: Sie haben vergessen, den zweiten Reporter zu begrüßen. Merkel drehte sich sichtlich genervt um, nickte dem Mann zu und sagte: Sie standen im Licht.

Wir ahnten, dass danach kein Small Talk folgen und die Bundeskanzlerin die Sache schnell würde hinter sich bringen wollen. Wir hatten uns noch nicht richtig hingesetzt, da war der Kaffee schon eingeschenkt. Na, da sind Sie froh, ein Interview mit mir zu haben, was? , sagte Merkel und signalisierte damit, dass wir anfangen sollen. Das Gespräch war im Vorfeld einer Landtagswahl in Schleswig-Holstein zustande gekommen und dazu wollten wir ein paar Fragen stellen. Wir wollten als Hamburger Abendblatt auch über Hamburg sprechen, immerhin die Geburtsstadt Merkels. Der Kanzlerin selbst gefiel das alles nicht. Sie fing nach der zweiten Frage an, unruhig zu werden, nach der dritten knurrte sie: Wollen Sie jetzt die ganze Zeit mit mir über Schleswig-Holstein reden? Als der Fotograf, der sich in eine Ecke des Büros verdrückt hatte und von dort behutsam und leise fotografierte, auf den Auslöser drückte, fuhr sie ihn an: Hören Sie auf, mich so abzuschießen. Wir machten trotzdem weiter, mit einer Frage, die Hamburg-Bezug hatte und die Merkels Stimmung nicht verbesserte. Sie habe nichts zu Hamburg zu sagen und verstünde nicht, warum man sie zu einer Stadt befragen würde, nur weil sie dort auf die Welt gekommen sei, und überhaupt würde sie jetzt endlich über wichtige Themen sprechen wollen, über den Euro zum Beispiel, darüber gebe es wirklich etwas zu sagen ⦠Eigentlich hätten wir das Interview an diesem Punkt abbrechen müssen, aber wir trauten uns nicht und fingen tatsächlich an, über Europa und den Euro zu sprechen, zugegeben keine journalistische Glanzleistung. Aber immerhin eine, die sich heute eignet, um zu zeigen, was Politiker von diesem Frage-Antwort-Spiel halten, mit dem dieses Kapitel begann: nämlich nichts.

Mein Traum als Bundeskanzler war, einmal in der Woche von 20 bis 20:15 Uhr auf den großen Fernsehsendern zu den Bürgern zu sprechen , sagt Gerhard Schröder, ganz ohne die lästigen professionellen Fragesteller. Für Politiker in anderen Ländern hat sich dieser Traum erfüllt. Der ehemalige amerikanische Präsident Donald Trump konnte seine Anhängerschaft direkt via Twitter informieren und indoktrinieren, zumindest so lange, bis man ihn dort rausgeschmissen hat. Von solchen Follower-Zahlen, also Zuschauern und Lesern, wie sie Trump in den sozialen Medien hatte, sind deutsche Politiker aber weit entfernt. Sie brauchen nach wie vor Journalisten, um ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Es wird oft vergessen, dass Politiker nicht in ein TV-Studio kommen, um Fragen zu beantworten, sondern um ein riesiges Publikum zu erreichen, das es ohne den Interviewer nicht gibt , sagt Armin Wolf, Anchorman beim ORF in Österreich. Wolf ist einer der am meisten gefürchteten und respektierten Fragesteller in Europa, was ihn aber nicht davor schützt, dass auch bei ihm Politiker ignorieren, was der Moderator eigentlich wissen will. Etwa Karoline Edtstadler, Bundesministerin für EU und Verfassung im österreichischen Bundeskanzleramt, deren Dialog mit Wolf der Standard wie folgt dokumentierte:

Armin Wolf: Frau Bundesministerin, was sind denn die wichtigsten zwei Punkte, in denen sich die türkis-grüne Europapolitik von der türkis-blauen unterscheiden wird?

Karoline Edtstadler: Ich darf zunächst sagen, dass ich tatsächlich für Europa brenne. Das hat begonnen während der EU-Ratspräsidentschaft, wo ich Österreich vertreten durfte. (â¦) Und es geht jetzt darum, wirklich die Leitlinien für die nächsten Jahre auf einen guten Weg zu bringen, und da spreche ich vor allem davon, dass wir die großen Dinge gemeinsam lösen müssen, das pro-europäisch angehen und uns auch Verbündete suchen innerhalb Europas.

Armin Wolf: Ich unterbreche Sie ungern in Ihrer ersten Antwort, aber das hat gar nichts mit meiner Frage zu tun. Wie wird sich die türkis-grüne Europapolitik von der türkis-blauen unterscheiden?

Karoline Edtstadler: Ich kann von mir sprechen und da gibt es einen pro-europäischen Zugang, den ich auch weiterverfolgen werde. Der Zugang ist der, dass wir die großen Dinge gemeinsam lösen, die Frage der Migration etwa.

Armin Wolf: Den Unterschied kenne ich immer noch nicht.

Das Beispiel zeigt zwei Dinge. Erstens, dass selbst ein cleverer Journalist wie Armin Wolf damit scheitern kann, auf seine Fragen eine Antwort zu erhalten, auch wenn er sie wiederholt. Zweitens, dass Politiker eben nicht Politiker geworden sind, um sich von Journalisten vorschreiben zu lassen, was und worüber sie zu sprechen haben. Sie wollen die Zeit, die sie im Fernsehen haben, oder die Zeilen, die ihnen in Zeitungen oder auf Internetportalen bei einem Interview zur Verfügung gestellt werden, nutzen, um eigene zentrale Botschaften zu platzieren. Im besten Fall ergibt sich das durch eine Frage, die entsprechend umgedeutet oder erweitert werden kann, im schlechtesten Fall muss man die Frage ignorieren und als Mittel zum Zweck nutzen. Wenn man als Fragesteller möchte, dass jemand einen Satz genau so formuliert, wie man das will, dann muss man sich einen Papagei anschaffen. Der macht das , sagt der SPD-Politiker Ralf Stegner. Und weiter: Die Rollenverteilung zwischen Journalisten und Politikern sollte schon sein, dass die einen fragen, was sie möchten, und die anderen sagen, was sie für richtig halten.

Das kann dazu führen, dass Journalisten Grundregeln aus ihrer Ausbildung vergessen, etwa die, in Interviews möglichst offene Fragen zu stellen und keine, auf die die Befragten Ja oder Nein sagen können, um wenigstens einmal eine klare Antwort zu bekommen. Oft gelingt es nicht, es ist erstaunlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Politiker selbst bei Livesendungen über die Fragen hinweggehen, als seien sie gar nicht gestellt worden. Statt eine direkte Antwort zu geben, sagt man einfach: Bevor ich dazu komme, würde ich gern auf einen Punkt eingehen, den ich für noch wichtiger halte , oder: Das ist eine interessante Frage, aber lassen Sie mich vorher ⦠Diese Art, Fragen zu ignorieren, hat einen eigenen Namen, man nennt sie die 3-T-Technik, die T stehen für touch, turn und tell. Soll heißen: Der Politiker streift mit seiner Antwort kurz die Frage, die ihm gestellt worden ist, und wendet sich dann dem Thema zu, über das er lieber sprechen will und auf das er besser vorbereitet ist.

Wem das zu kompliziert ist: Noch einfacher ist es, insbesondere bei TV-Interviews, auf die erste Frage, die gestellt wird, so lange wie möglich zu antworten. Österreichische Politiker scheinen alle zu denselben Medientrainern zu gehen, die ihnen genau das empfehlen , sagt Armin Wolf. Denn je länger sie reden, desto weniger unangenehme Fragen kann der Interviewer stellen. In seinem Land gebe es kaum noch Politiker, die Antworten unter einer Minute geben würden. Besonders raffiniert wird es, wenn ein Politiker versucht, eine Frage in mehreren Teilen zu beantworten, so nach dem Motto: Es gibt drei Argumente, die mir in diesem Zusammenhang wichtig sind. Erstens ⦠Spätestens dann hat der Interviewer verloren, weil er gezwungen ist, seinen Gast alle drei Punkte...
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Autor

Jörg Quoos ist seit 2015 Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion in Berlin. Der gebürtige Heidelberger begann seine Karriere bei der Rhein-Neckar-Zeitung, war Redakteur der BZ in Berlin, Stellvertreter des Chefredakteurs bei BILD, sowie Chefredakteur des FOCUS.
Spiegel"-Bestsellerautor Lars Haider ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Im Klartext Verlag sind von ihm "Olaf Scholz. Der Weg zur Macht" und "Das Phänomen Markus Lanz. Auf jede Antwort eine
Frage" erschienen. Sein Podcast "Entscheider treffen Haider" erscheint wöchentlich.

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