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Andromeda

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Europa Verlagerschienen am29.09.2023
Die Studentin Sofie hat keine Worte für das Gefühl der Heimatlosigkeit, das sie empfindet. Als Praktikantin im renommierten Verlag Rydéns in einem Stockholm von vor zehn Jahren ist sie zunächst unsicher und ängstlich. Das ändert sich, als der desillusionierte Verlagsleiter Gunnar sie einlädt, Partnerin bei der Arbeit an der verlagseigenen Kronjuwelenreihe Andromeda zu werden, unter der anspruchsvollste Literaturtitel herausgegeben werden. Beide verbindet die Liebe zur Literatur, die die Kunst und die Schönheit dahinter sieht und nicht die nackten Zahlen. Sie leben in ihrer eigenen Welt, einem abgegrenzten Universum des geschriebenen Wortes, in dem sie dem kulturellen Verfall entgegenwirken wollen und das sie so lange wie möglich aufrechtzuerhalten versuchen. Für Sofie ist Gunnar der einzig wahre Mann an ihrer Seite. Insgeheim wünscht sie sich, dass er sich zu ihr bekennt und seine Frau verlässt. Als Gunnar stirbt, verliert sie nicht nur ihren Gefährten und Ansprechpartner, sondern auch ihren Rückhalt im Verlag. Dazu kommt, dass die Andromeda-Serie ihre besten Tage hinter sich hat und eingestellt werden soll. Allmählich wird Sofie klar, dass sie ihr Leben neu ordnen muss ... Eindringlich schildert Therese Bohman die Geschichte zweier Menschen, vereint in ihrer Einsamkeit, die an Werten und Vorstellungen festhalten, die im modernen Literaturbetrieb von heute keinen Platz mehr haben.

Therese Bohman, geb. 1978, ist eine schwedische Schriftstellerin und Kulturjournalistin. Im Jahr 2010 erschien ihr Debütroman Die Ertrunkene in Schweden. Das Buch wurde ein internationaler Erfolg und sogar von Oprah's Book Club empfohlen. 2014 bzw. 2016 kamen zwei weitere Romane von ihr heraus: Den andra kvinnan (dt. Die andere Frau) und Aftonland (dt. Abendland). Andromeda ist Bohmans viertes Buch. Ricarda Essrich, geb. 1976, studierte in Köln Skandinavistik und Linguistik. Heute lebt und arbeitet sie als Fach- und Literaturübersetzerin in Düsseldorf und überträgt sowohl Romane als auch Sachliteratur aus dem Schwedischen, Norwegischen und Dänischen ins Deutsche. Für den Europa Verlag hat sie bereits Scheintot von Louise Boije af Gennäs übersetzt.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextDie Studentin Sofie hat keine Worte für das Gefühl der Heimatlosigkeit, das sie empfindet. Als Praktikantin im renommierten Verlag Rydéns in einem Stockholm von vor zehn Jahren ist sie zunächst unsicher und ängstlich. Das ändert sich, als der desillusionierte Verlagsleiter Gunnar sie einlädt, Partnerin bei der Arbeit an der verlagseigenen Kronjuwelenreihe Andromeda zu werden, unter der anspruchsvollste Literaturtitel herausgegeben werden. Beide verbindet die Liebe zur Literatur, die die Kunst und die Schönheit dahinter sieht und nicht die nackten Zahlen. Sie leben in ihrer eigenen Welt, einem abgegrenzten Universum des geschriebenen Wortes, in dem sie dem kulturellen Verfall entgegenwirken wollen und das sie so lange wie möglich aufrechtzuerhalten versuchen. Für Sofie ist Gunnar der einzig wahre Mann an ihrer Seite. Insgeheim wünscht sie sich, dass er sich zu ihr bekennt und seine Frau verlässt. Als Gunnar stirbt, verliert sie nicht nur ihren Gefährten und Ansprechpartner, sondern auch ihren Rückhalt im Verlag. Dazu kommt, dass die Andromeda-Serie ihre besten Tage hinter sich hat und eingestellt werden soll. Allmählich wird Sofie klar, dass sie ihr Leben neu ordnen muss ... Eindringlich schildert Therese Bohman die Geschichte zweier Menschen, vereint in ihrer Einsamkeit, die an Werten und Vorstellungen festhalten, die im modernen Literaturbetrieb von heute keinen Platz mehr haben.

Therese Bohman, geb. 1978, ist eine schwedische Schriftstellerin und Kulturjournalistin. Im Jahr 2010 erschien ihr Debütroman Die Ertrunkene in Schweden. Das Buch wurde ein internationaler Erfolg und sogar von Oprah's Book Club empfohlen. 2014 bzw. 2016 kamen zwei weitere Romane von ihr heraus: Den andra kvinnan (dt. Die andere Frau) und Aftonland (dt. Abendland). Andromeda ist Bohmans viertes Buch. Ricarda Essrich, geb. 1976, studierte in Köln Skandinavistik und Linguistik. Heute lebt und arbeitet sie als Fach- und Literaturübersetzerin in Düsseldorf und überträgt sowohl Romane als auch Sachliteratur aus dem Schwedischen, Norwegischen und Dänischen ins Deutsche. Für den Europa Verlag hat sie bereits Scheintot von Louise Boije af Gennäs übersetzt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958905795
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum29.09.2023
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2504 Kbytes
Artikel-Nr.12528555
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.

DAS VERLAGSHAUS LIEGT, wie ein Schiff vertäut, mitten in der Stadt, ein großes, helles Gebäude, von einer Dachterrasse gekrönt. Ein Gitter aus Holz und Granit bildet die Fassade, im Wind wehen Flaggen mit einem zwar verschnörkelten, aber deutlich erkennbaren R. R wie Rydéns.

Auf dieser Dachterrasse finden die Feste statt. Dort oben fühlt man sich, als würde einem die ganze Stadt zu Füßen liegen. Die Dunkelheit kommt immer näher und hüllt einen ein, während das Stimmengewirr der Gäste anschwillt und zahlreiche Lichterketten eingeschaltet werden. Hinter der Bar stehen junge Männer in weißen Hemden und schwarzen Westen, die einen kühlen Weißwein einschenken und das Glas auf einen kleinen Untersetzer aus Pappe stellen, den das gleiche R ziert wie die Flaggen: eine goldene Folierung auf cremefarbenem Untergrund. Es heißt, man habe solche Untersetzer sogar in Strindbergs Nachlass gefunden.

Das Herbstfest markiert den eigentlichen Beginn des Bücherjahres. Erwartung liegt in der Luft wie vor Schulbeginn, die Autorinnen und Autoren dieser Saison tummeln sich hier, die Hoffnungen, die die Finanzabteilung in sie setzt, schwer auf ihren Schultern lastend.

Doch die Frühjahrsfeste sind die besten, die legendären. Dann steht man dort im schier ewig dauernden Maiabend, sieht, wie sich die Dämmerung allmählich über die Dächer und Kirchtürme senkt, und alles wirkt ganz leicht. Es ist nicht schlimm, wenn wir Angestellten ein Glas zu viel trinken, denn in diesem Moment müssen wir nicht repräsentieren und professionell sein. Wir dürfen das vergangene Jahr feiern, die Preise und Nominierungen, die bisher außer mit der obligatorischen Torte zum Kaffee an einem Nachmittag im Dezember nicht festlich begangen worden sind, weil alle vor Weihnachten so gestresst waren. Wir feiern die Debüts des Frühjahrs, die besser gelaufen sind als erwartet. Wir vergessen für einen Moment, dass noch einige Wochen harter Arbeit vor uns liegen angesichts all dessen, was noch vor Mittsommer in den Druck gehen soll, vergessen die letzten Korrekturschleifen, Klappentexte und Probedrucke, Manuskripte, über denen man einschläft und sie am Ende fast auswendig kennt, jene Bücher, die im Herbst für neue Lobreden und Nominierungen sorgen sollen. Unter einem lavendelfarbenen Himmel trinken wir noch ein Glas.

Von diesen Festen hatte ich gehört, lange bevor ich bei Rydéns anfing.

Es war im Sommersemester 2009 im Rahmen eines zehnwöchigen Praktikums, und ich war stolz und freute mich darüber, zu den wenigen zu gehören, die bei einem großen Verlag untergekommen waren. Gleichzeitig hatte ich mich noch nie so unerfahren gefühlt. Bis dahin hatte ich lediglich als Aushilfe in der häuslichen Pflege und als Reinigungskraft gearbeitet, und nichts an der Tätigkeit im Verlag war für mich selbstverständlich. Ich musste jedes Detail von Grund auf lernen: welche Kleidung man trägt, wie man den Drucker und den Kopierer bedient oder wie man mit Kollegen interagiert. Und wie man mit den Hierarchien umgeht, die offensichtlich bestehen, wie mit der Erwartungshaltung der anderen, und dass man trotzdem jede Chance ergreifen sollte, um Selbstständigkeit und Initiative zu zeigen.

In den ersten Wochen weinte ich oft, wenn ich abends mit meinem Manuskriptstapel nach Hause kam.

Ich war gerade aus einer Studentenwohnung auf dem Lappkärrsberget zur Untermiete in eine Einzimmerwohnung am Skanstull gezogen und hatte nicht damit gerechnet, mich so einsam zu fühlen. Wenn ich mein Leben von außen betrachtete, sah ich ein fast schon klischeehaftes Bild der Entfremdung in einer Großstadt: Man war anderen Menschen so nah und gleichzeitig so weit entfernt. Ich war ein kleiner Mensch unter Tausenden, einer der vielen, die eilig den Ringvägen überquerten, bevor die Ampel auf Rot sprang, die Treppen zum U-Bahnsteig hinabrannte, sich in den nächstbesten Zug Richtung Norden quetschte und am Hötorget ausstieg.

An mir nagte das Gefühl, dass meinem Leben etwas fehlte, ein schwaches, schwer zu beschreibendes Mangelempfinden. Mein Umfeld bestand fast nur aus Zufallsbekanntschaften, und die würden sich wahrscheinlich nach dem Studium zerstreuen; die meisten Abende verbrachte ich allein zu Hause, lesend, umhüllt von einem Gefühl latenter Lustlosigkeit. Manchmal spazierte ich am Årstaviken entlang, folgte dem Kai nach Danvikstull und betrachtete die hell erleuchteten Fenster in Hammarby Sjöstad auf der anderen Seite der Bucht.

Nichts in meinem Leben fühlte sich richtig an, jedenfalls nicht so richtig wie bei den Menschen in meinem Umfeld. Irgendwie schienen sie mehr in der Welt verwurzelt zu sein, waren sicher, was sie mit ihrem Leben anstellen wollten und was sie tun mussten, um das zu erreichen. Dieses Gefühl frustrierte mich, hatte ich doch all das, von dem ich vor ein paar Jahren noch geträumt hatte: eine Wohnung im Stadtzentrum, bald eine abgeschlossene Ausbildung, ein Praktikum in einem großen Verlag. Bis auf die üblichen Geldprobleme einer Studentin und die Tatsache, dass der Frühling auf sich warten ließ, konnte ich mich eigentlich nicht beschweren.

Bei den Besprechungen bei Rydéns wagte ich es kaum, den Mund aufzumachen. Die anderen wirkten selbstsicher und trugen ihre Argumente entweder professionell und geschliffen oder lässig bis nonchalant vor. Beides strahlte Routine und Selbstvertrauen aus, und ich besaß weder das eine noch das andere. Häufig hatte ich das Gefühl, etwas sagen zu müssen, damit sie mein Schweigen nicht für Desinteresse hielten, und das müsste dann natürlich intelligent sein. Doch mir fiel einfach nichts ausreichend Schlaues ein. Schließlich wurde der Gedanke daran beinahe zwanghaft: So viele Besprechungen, und ich hatte immer noch kaum etwas gesagt; und wenn ich es tat, stellte ich mir vor, wie die anderen reagieren, sich umdrehen, mich anstarren und denken würden: »Sie kann sprechen?«

Eines Tages wurde einer der von Rydéns gerade erst herausgegebenen Romane in beinahe allen Tageszeitungen rezensiert und erhielt im Großen und Ganzen mäßige Kritiken. Mich erstaunte das nicht; insgeheim hatte ich mich schon gefragt, warum der Verlag das Buch überhaupt veröffentlicht hatte. An diesem Vormittag stand ich zufällig mit Gunnar, dem literarischen Leiter, allein vor dem Kaffeeautomaten im Pausenraum.

»Das waren keine guten Kritiken«, sagte er, um Konversation zu betreiben, und nickte in Richtung der Kulturteile der Tageszeitungen auf dem Tisch.

»Es war auch kein gutes Buch, wenn Sie mich fragen«, erwiderte ich.

Das war die Wahrheit. Trotzdem bereute ich meine Worte sofort. Sie waren viel kritischer herübergekommen als beabsichtigt.

»Tatsächlich?«, fragte er. »Warum?«

In seiner Frage lag nichts Aggressives, kein verletzter Stolz. Er klang aufrichtig neugierig.

»Ich finde es irgendwie zu konstruiert«, erklärte ich. »Kein echter Schmerz, keine echte Emotion. Es wirkt unehrlich.«

»Ein hartes Urteil«, stellte er ruhig fest.

Einen Augenblick lang dachte ich, dass ich mich lächerlich gemacht hatte, dass ich gegen irgendeinen Loyalitätskodex verstoßen hatte, der vorschrieb, dass man niemals die Bücher des eigenen Verlags kritisierte, dass ich vielleicht meine Chance verspielt hatte, nach dem Praktikum übernommen zu werden.

Doch in seinem Gesicht zeigte sich der Hauch eines Lächelns.

»Sie haben recht, das Gleiche habe ich bereits gesagt, als Jenny es im Herbst vorgestellt hat. Aber manchmal muss man eben nachgeben. Folgen Sie mir.«

Er ging mir voraus den Gang hinunter bis zu seinem Büro, wo er mir drei mit Gummibändern zusammengehaltene Papierstapel reichte.

»Lesen Sie die und sagen Sie mir, ob sie sich lohnen«, forderte er mich auf.

»Okay?«, sagte ich zögerlich.

»Es sind Erstlinge. Sie haben bereits eine Lektoratsrunde hinter sich, aber das muss nichts bedeuten. Wir stimmen uns am Freitagvormittag dazu ab.«

»Okay«, sagte ich wieder.

Die Aufgabe fiel mir furchtbar schwer. Ich versuchte zu erahnen, welche Meinung über die Manuskripte die richtige sein könnte, fühlte mich aber wie bei den Besprechungen bei Rydéns, wie bei den Seminaren an der Uni, in denen ich auch nie wusste, was ich über die Texte sagen sollte, die wir gelesen hatten, und mich ständig fragte, wie alle anderen so viel denken konnten. Woher hatten sie das alles? Ich war es nicht gewohnt, meine Meinung über Dinge auszudrücken. Obwohl immer wieder betont wurde, wie wichtig eigenständige Analysen und Reflexionen in den Seminaren waren, brachte einem niemand bei, wie man diese zustande brachte.

Jetzt gab es nicht einmal mehr eine Gruppe, hinter der man sich verstecken konnte, keine anderen Meinungen, auf denen man aufbauen konnte. Rasch las ich die drei Manuskripte in der Hoffnung, intuitiv zu spüren, was gut war und was schlecht. Doch mein Verstand war mir immer einen Schritt voraus,...
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Autor

Therese Bohman, geb. 1978, ist eine schwedische Schriftstellerin und Kulturjournalistin. Im Jahr 2010 erschien ihr Debütroman Die Ertrunkene in Schweden. Das Buch wurde ein internationaler Erfolg und sogar von Oprah's Book Club empfohlen. 2014 bzw. 2016 kamen zwei weitere Romane von ihr heraus: Den andra kvinnan (dt. Die andere Frau) und Aftonland (dt. Abendland). Andromeda ist Bohmans viertes Buch.Ricarda Essrich, geb. 1976, studierte in Köln Skandinavistik und Linguistik. Heute lebt und arbeitet sie als Fach- und Literaturübersetzerin in Düsseldorf und überträgt sowohl Romane als auch Sachliteratur aus dem Schwedischen, Norwegischen und Dänischen ins Deutsche. Für den Europa Verlag hat sie bereits Scheintot von Louise Boije af Gennäs übersetzt.