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Drachentöter - Die Rache

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Bibellesebund Verlagerschienen am09.10.2023
Nachdem Georg den Drachen besiegt hat, will er eigentlich die Früchte seiner Heldentat ernten. Doch dazu kommt es nicht. Ein weitaus mächtigerer Feind stellt sich ihm in den Weg und Georg muss lernen, dass er keineswegs unverwundbar ist. Gekränkt und betrogen kämpft Georg um seine Ehre. Er ändert sein Wappen und geht in die Schule der Ritterschaft. Doch wie es scheint, ist Rache kein wirksames Mittel gegen die Ungerechtigkeiten der Welt. Wer Wind sät, erntet Sturm ...

Ronald Dunckert, Jahrgang 1967, ist verheiratet und Vater von vier Kindern, Illustrator und Mitgründer der Werbeagentur »unikat«, sowie der »Kleinen Propheten« in Wuppertal.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNachdem Georg den Drachen besiegt hat, will er eigentlich die Früchte seiner Heldentat ernten. Doch dazu kommt es nicht. Ein weitaus mächtigerer Feind stellt sich ihm in den Weg und Georg muss lernen, dass er keineswegs unverwundbar ist. Gekränkt und betrogen kämpft Georg um seine Ehre. Er ändert sein Wappen und geht in die Schule der Ritterschaft. Doch wie es scheint, ist Rache kein wirksames Mittel gegen die Ungerechtigkeiten der Welt. Wer Wind sät, erntet Sturm ...

Ronald Dunckert, Jahrgang 1967, ist verheiratet und Vater von vier Kindern, Illustrator und Mitgründer der Werbeagentur »unikat«, sowie der »Kleinen Propheten« in Wuppertal.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955685386
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum09.10.2023
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2349 Kbytes
Artikel-Nr.12530122
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Zum Autor
Die Handlung des ersten Buches
Vorwort
DIE KRÄNKUNG
DAS ANGEBOT
IRRWEGE
DER TAUSCH
DER GEFANGENE
DIE FLUCHT
DIE WÄCHTER
SCHLUSS
HINWEISE
AUFLÖSUNGEN
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Leseprobe


DIE KRÄNKUNG

Jegliches Ding hat seine Zeit

und alles Vornehmen unter dem Himmel seine Stunde.

Zeit zum Niederreißen und Zeit zum Erbauen.

Zeit, Steine zu werfen, und Zeit, Steine zu sammeln.

Zeit zum Schweigen und Zeit zum Reden.

Zeit zum Lieben und Zeit zum Hassen.

Der Krieg hat seine Zeit, der Friede hat seine Zeit.

(AUS DEM BUCH DES PREDIGERS)

as Kloster der Grauen Brüder lag auf der kahlen Kuppe eines Berges, der von ausgedehnten Wäldern umgeben war. Zwischen der äußeren Mauer und dem Haupteingang führte einen der Weg durch einen lieblichen Garten voll blühender Blumen und schattenspendender Bäume. Ein Bachlauf bewässerte den Garten und staute sich in einem Teich, auf dem sich Seerosen ausbreiteten. Libellen schwirrten darüber. Aus diesem Garten ragte ein steinerner Bogen auf, dem Eingangsportal gegenübergelegen und teilweise von Efeu und wildem Wein überwuchert. In diesen Bogen waren Worte aus dem Evangelium des Johannes eingraviert: »Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.«

An den Rändern dieses üppigen Gartens schlossen sich die Nutzgärten an. Hier wuchsen Obst und Gemüse, hier baute man Getreide an, das gemahlen und zu Brot verarbeitet wurde, hier pflanzte man Kräuter, die sowohl für die Küche wie auch als Arznei gebraucht wurden.

Diese Nutzgärten zogen sich seitlich um das Gebäude herum und endeten an der Rückseite des Klosters, wo die Landschaft einen ganz anderen Eindruck erweckte. Hier war der Boden karg und steinig. Trockenes Gras wuchs spärlich darauf und stachelige Hecken säumten die blanken Felsen.

An dieser Stelle war ich damals bei meinem ersten Besuch des Klosters dem Drachen begegnet. Hier befand sich der Hintereingang, wo über dem Tor stand »Ich bin die Tür«. Durch diese Tür hatte ich mich damals in das Kloster geflüchtet.

An diesem sonnigen Nachmittag war kein Drache zu sehen, stattdessen konnte man schon von Weitem die Geräusche von Spaten und Spitzhacken hören, mit denen das Land bearbeitet wurde. Mit vereinten Kräften waren die Mönche dabei, die Nutzgärten zu erweitern und weiteres Land urbar zu machen. Seite an Seite mit den Klosterbrüdern arbeitete auch ich hier unter der sengenden Sonne. Es machte mir Freude, ihnen etwas zurückzugeben, nachdem ich nun schon über ein Jahr lang ihr Gast war.

»Georg, mein Sohn!«

Ich ließ den Spaten sinken und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Mit Hacke und Schaufel war ich schon den ganzen Nachmittag damit beschäftigt, Steine aus dem Acker des Klosters zu graben. Obst und Gemüse sollten hier einmal aus der Erde wachsen. Aber bis dahin schien es noch ein weiter Weg zu sein.

»Vor den Erfolg setzten die unsterblichen Götter den Schweiß«, sagte Bruder Gerlach mit dem Silberbart. Der Alte war von der mühsamen Feldarbeit befreit, die ansonsten für alle Bewohner des Klosters zum Pflichtprogramm gehörte. Ordensregel nannten sie es. Dazu gehörte es eben auch, das Land zu bebauen und alles dort anzupflanzen, was die Brüder zum Leben brauchten. »Steht das auch in der Bibel?«, fragte ich.

Bruder Gerlach klopfte mir lachend auf den Rücken. »Gut aufgepasst!«, lobte er mich. »Nein, das ist natürlich nicht aus der Bibel. Das hat ein alter griechischer Dichter gesagt, Hesiod hieß er.«

Bruder Gerlach bereitete es großes Vergnügen, mir Zitate aus der Bibel zu nennen, die ich mir einprägen sollte. Oft unterhielten wir uns dann auch über den Zusammenhang, in dem diese Worte standen. Trafen wir uns später wieder, fragte er nach, was ich davon behalten hatte. Sein Gedächtnis schien unerschöpflich zu sein.

»Der Mann war übrigens nicht nur Dichter, sondern auch Bauer«, erläuterte der Alte. »Du merkst also: Er wusste, wovon er redete.«

Bruder Ludger kam vorbei. Auch er war schweißnass und trug einen Spaten über der Schulter. »Muss ich mir Sorgen machen?«, keuchte er. »Du zitierst Heiden, Bruder Gerlach?«

»Wenn sie kluge Sachen sagen, warum nicht?«

Der Alte schmunzelte und ließ sich auf einer der steinernen Bänke nieder. Ich setzte mich neben ihn.

»Steine sammeln hat seine Zeit, Steine wegwerfen hat seine Zeit«, sagte er und blinzelte in die Sonne.

»Und wer hat das gesagt?«, fragte ich.

»Das ist diesmal aus der Bibel«, antwortete er, »von König Salomo.«

Ich wunderte mich, wie Bruder Gerlach das alles behalten konnte.

»Ich freue mich, dass du dich so eifrig einbringst, Georg. Man könnte meinen, du gehörtest schon ganz dazu.«

»Ich bin jetzt über ein Jahr bei euch. Ich habe viel gelernt. Aber deshalb ist es auch Zeit, wieder aufzubrechen.«

»Ich dachte mir, dass du das sagen würdest«, sagte der Alte, ohne die Augen zu öffnen. »Mein Leben ist schon fast zu Ende gelebt. Aber dein Leben liegt noch vor dir. Pläne schmieden ist das Privileg der Jugend.«

Eine Weile schwiegen wir gemeinsam. Dann sagte ich: »Damals, als ich zum ersten Mal bei euch im Kloster war, hast du mir die Geschichte vom Erlöser erzählt, der dem Drachen den Kopf zertreten soll. Das hat mich sehr beschäftigt. Aber so ganz verstanden habe ich es immer noch nicht.«

Bruder Gerlach schaute mich an und drehte sein Gesicht dann wieder in die Sonne. »Na, das hätte mich auch gewundert«, sagte er.

»Erklärst du s mir?«

Eine Weile lang kraulte der Alte seinen silbernen Bart und schwieg. Dann sagte er: »Gott hatte ein Problem - wenn du erlaubst, dass ich das so sage.«

Ich zuckte mit den Schultern. Natürlich durfte er das sagen - zumindest, wenn er mich fragte und der strenge Bruder Ludger gerade nicht in Hörweite war.

»Die Menschen hatten seine Ordnung übertreten. Die Sünde war in die Welt gekommen. Das Vertrauen zwischen den Menschen und Gott war zerstört. Die Gerechtigkeit war dahin. In seiner unendlichen Heiligkeit musste Gott eingreifen. Es ging nicht anders. Eigentlich gab es nur eine einzige angemessene Reaktion auf diesen Frevel: Er musste die Menschen, die er doch gerade erst erschaffen hatte, mit dem Tod bestrafen.«

»Hat er aber nicht gemacht«, antwortete ich. »Warum?« Der Alte dachte nach. Dann antwortete er: »Der Prophet Jesaja schreibt: Gott sprach: Sie sind ja mein Volk, Kinder, die nicht falsch sind. Darum wurde er ihr Heiland. Merkst du was? Gott liebt uns. Seine Gerechtigkeit verlangt nach Strafe, aber seine Liebe hat unendliches Mitleid mit uns. Das meinte ich damit, als ich sagte, Gott hatte ein Problem.«

»Und was hat er gemacht?«

»Er wurde ihr Heiland.«

»Du meinst: Er schickte den Menschen einen Erlöser.«

»Nein, Georg. Ich meine: Er selbst wurde dieser Erlöser. Er hat niemanden geschickt. Er kam selbst. Er kam nicht als verkleideter Gott zu Besuch, sondern er wurde so echt und real Mensch, dass er wie jeder andere Mensch geboren werden musste und auch als Mensch gestorben ist. Und dennoch war dieser Mensch, der unter dem Namen Jesus etwa dreißig Jahre lang auf der Erde lebte, gleichzeitig der ewige Gott.«

»Verrückt!«, sagte ich.

»Ja«, stimmte mir der Alte zu und lachte. »Das ist wirklich verrückt.«

In diesem Moment kam Ludger wieder vorbei. Er legte die Stirn in Falten und sagte: »Bruder Gerlach, ich weiß nicht, ob das so richtig ist, was du unserem jungen Novizen da erzählst. Erst zitierst du heidnische Dichter und jetzt erzählst du, dass Gott verrückt ist?«

Der Alte schüttelte lächelnd den Kopf. »Erstens, mein lieber Ludger: Georg ist gar kein Schüler unseres Ordens, sondern ein Gast. Zweitens: Hast du schon mal davon gehört, dass jemand aus Liebe die verrücktesten Dinge tut? Nur damit die Dame seines Herzens begreift, dass er sie liebt? So ist Gott. Er liefert sich selber aus, er opfert sich, und das macht er alles nur unsretwegen, damit wir mit unseren steinharten Herzen begreifen, wie sehr er uns liebt. Man könnte auch sagen: Er sammelt die Steine aus dem Acker unserer Herzen.« Gerlach machte eine Pause. »Nein - verstehen kann man das nicht«, sagte er. Dann pochte er auf seine Brust. »Aber spüren kann man es - wenn man sich darauf einlässt.«

»Ich wollte, ich wäre damals auf der Erde gewesen«, platzte es aus mir heraus. »Muss es nicht großartig gewesen sein, dieser Liebe zu begegnen?«

Der Alte tätschelte meine Hand »Genau, Georg, genau!« Dann hob er den Zeigefinger und seine Miene wurde ernst. »Und trotzdem - das muss man sich mal vorstellen - haben ihn viele Leute gehasst.«

»Warum?«

»Tja, warum?« Der Alte wiegte seinen Kopf hin und her. »Weil die Herzen der Menschen böse sind. Was da so alles an Steinen drin versteckt ist: Hass, Neid, Mordgedanken, verletzter Stolz ⦠Und nun kam einer, der ihnen so mir nichts, dir nichts mitten ins Herz hineinschaute. Die Menschen wollen Gott am liebsten auf Distanz halten. Dass er ihnen so nahekommt, ertragen sie nicht.«

»Verstehe ich nicht.«

»Gott ist nicht einfach ein netter Kerl, musst du wissen. Er ist heilig. Er ist ein brennendes Feuer. An Feuer kann man sich wärmen. Aber man kann sich auch daran verbrennen.«

Bruder Franz kam vorbei. »Na, haltet ihr ein Schwätzchen?«

Der Alte zwinkerte mir zu. »Genau. Ein Schwätzchen«, sagte er. »Wusstest du eigentlich, dass unser junger Freund uns verlassen will?«

»Das will ich meinen«, antwortete Franz. »Er hat da noch eine schöne Maid, die sehnsüchtig auf ihn wartet. Seit über einem Jahr steht sie jeden Abend auf dem Balkon und hält Ausschau nach ihm.«

Ich boxte ihn in die Seite.

»Ganz ehrlich, Georg, ich bedaure, dass du gehst. Aber ich würde es an deiner Stelle auch so machen.«

»Ja«, sagte der Alte gut gelaunt, »geh...
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