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Ein Vogel namens Schopenhauer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am28.03.20241. Auflage
Ein ungewöhnlicher Vogel, ein unmöglicher Mann und eine unglaubliche Reise Es ist zu heiß, das Unkraut zu üppig, und überhaupt ist das Leben eine einzige Zumutung!  Wäre an diesem Apriltag nicht urplötzlich ein seltsamer Vogel in Matteos Garten aufgetaucht, der alte italienische Philosoph wäre noch immer ganz allein auf der Welt. Doch Schopenhauer, wie Matteo den Waldrapp nennt, scheint ihn zu mögen. Und bleibt. Da erfährt Matteo, dass der Vogel zu einer Aufzuchtstation jenseits der Alpen gehört. Um noch ein wenig Zeit miteinander zu haben, beschließt er, Schopenhauer mit dem Rad selbst über die Berge zu fahren. Der Beginn einer unglaublichen Reise, die alles verändert ... Tom Diesbrock erzählt in seinem Debütroman berührend, klug und voller Humor von der Freundschaft zwischen einem alten Mann und einem verletzten Waldrapp.  Für Leserinnen und Leser von Carsten Henn und Fredrik Backman. Schlau, gesellig und sehr selten - der Waldrapp, ein ganz besonderer Vogel! Es gibt nur noch ganz wenige dieser merkwürdigen, wundervollen, vom Aussterben bedrohten Vögel weltweit. Doch seit einigen Jahren werden sie unter anderem im bayerischen Burghausen wieder ausgewildert. Da sie lange Zeit nur in Zoos lebten, kennen die Vögel die alten Zugrouten in den Süden nicht mehr. Und so werden die Waldrappküken von Menschen aufgezogen und mit Ultraleichtflugzeugen in die Toskana geleitet, wo sie überwintern, um im Frühling über die Alpen zurückzukehren.

Tom Diesbrock ist Psychologe und Autor erfolgreicher Ratgeber. Er lebt in Hamburg und arbeitet als Coach und Berater. »Ein Vogel namens Schopenhauer« ist sein erster Roman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextEin ungewöhnlicher Vogel, ein unmöglicher Mann und eine unglaubliche Reise Es ist zu heiß, das Unkraut zu üppig, und überhaupt ist das Leben eine einzige Zumutung!  Wäre an diesem Apriltag nicht urplötzlich ein seltsamer Vogel in Matteos Garten aufgetaucht, der alte italienische Philosoph wäre noch immer ganz allein auf der Welt. Doch Schopenhauer, wie Matteo den Waldrapp nennt, scheint ihn zu mögen. Und bleibt. Da erfährt Matteo, dass der Vogel zu einer Aufzuchtstation jenseits der Alpen gehört. Um noch ein wenig Zeit miteinander zu haben, beschließt er, Schopenhauer mit dem Rad selbst über die Berge zu fahren. Der Beginn einer unglaublichen Reise, die alles verändert ... Tom Diesbrock erzählt in seinem Debütroman berührend, klug und voller Humor von der Freundschaft zwischen einem alten Mann und einem verletzten Waldrapp.  Für Leserinnen und Leser von Carsten Henn und Fredrik Backman. Schlau, gesellig und sehr selten - der Waldrapp, ein ganz besonderer Vogel! Es gibt nur noch ganz wenige dieser merkwürdigen, wundervollen, vom Aussterben bedrohten Vögel weltweit. Doch seit einigen Jahren werden sie unter anderem im bayerischen Burghausen wieder ausgewildert. Da sie lange Zeit nur in Zoos lebten, kennen die Vögel die alten Zugrouten in den Süden nicht mehr. Und so werden die Waldrappküken von Menschen aufgezogen und mit Ultraleichtflugzeugen in die Toskana geleitet, wo sie überwintern, um im Frühling über die Alpen zurückzukehren.

Tom Diesbrock ist Psychologe und Autor erfolgreicher Ratgeber. Er lebt in Hamburg und arbeitet als Coach und Berater. »Ein Vogel namens Schopenhauer« ist sein erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492605960
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum28.03.2024
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6447 Kbytes
Artikel-Nr.12531900
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Das erste Kapitel

 

Das Unkraut wuchs wirklich unverschämt üppig für diese Jahreszeit, stellte Matteo missbilligend fest. Ganz zu schweigen von den Schnecken. Mussten die bereits im April so zahlreich, fett und gefräßig sein? Und viel zu heiß war es ihm auch.

Unter dem ausgefransten Strohhut mit den ausgeblichenen rosa Bändern, der einmal seiner Frau gehört hatte, kniete er im Beet und warf das ausgezupfte Unkraut wütend in einen Eimer und die Schnecken in einen anderen.

Die Dinge waren einfach nicht so, wie sie in Matteos Vorstellung hätten sein sollen. Eine ärgerliche, wenn auch nicht gerade ungewöhnliche Erkenntnis für ihn. Denn Matteo war es grundsätzlich zu kalt oder zu warm, zu feucht oder zu trocken, und das Licht war entweder zu penetrant hell oder deprimierend grau. Irgendetwas stimmte immer nicht. Daher befand Matteo sein Leben - wie übrigens das Leben im Allgemeinen - als eine einzige große Zumutung.

Schlichtere Gemüter würden sich vielleicht am Einzug des Frühlings erfreuen oder an den zwitschernden Vögeln und dem Sonnenschein. Nicht so Matteo. Der fand, dass um solche Selbstverständlichkeiten viel zu viel Aufhebens gemacht wurde.

Glücklicherweise war immer genug zu tun, das ihn von der Misere seiner Existenz ein wenig ablenken konnte. So wie er sich für heute vorgenommen hatte, die Beete von unnützen Pflanzen und Tieren zu säubern, damit er endlich mit dem Säen und Setzen beginnen konnte.

Matteos Garten war nicht sehr groß. Es gab einige Obstbäume, und um das kleine Haus herum, das eher eine Hütte war, waren Beete mit diversen Gemüsesorten angelegt. Und an den Grenzen zu den Nachbargärten ließ Matteo Beerenbüsche und Sträucher in die Höhe wachsen, um von den Leuten nebenan so wenig wie irgend möglich mitzubekommen.

Überdacht von einem blühenden Kirschbaum standen auf dem Rasenstück vor dem Haus eine massive, augenscheinlich selbst gezimmerte Holzbank, ein Tisch mit einer geblümten Tischdecke und ein nicht vertrauenswürdig aussehender Klappstuhl.

Dies war Matteos kleine, abgeschiedene Welt, die er kaum jemals verließ. Wer oder was seine Welt umgab und was auch immer dort geschehen mochte - es interessierte ihn schlichtweg nicht.

Umgekehrt war das allerdings nicht der Fall. Denn bei den Bewohnern der Gartenkolonie galt der verschrobene Mann als dankbares Thema für Klatsch und Tratsch. Dabei wusste man im Grunde kaum etwas über ihn. Sein Alter? Darüber gingen die Meinungen auseinander. Man war sich nur einig, dass er »nicht mehr ganz jung« war. Und sein Äußeres galt, wenn man es wohlwollend betrachtete, als »etwas vernachlässigt«.

Matteo war eine lange, dünne Erscheinung mit hängenden Schultern. Er ging immer etwas gebückt, wie große Menschen es oft tun, um kleiner zu wirken, als sie sind, weil sie nicht zu sehr auffallen wollen.

An Matteo war einiges auffällig: zum Beispiel die ziemlich lange, schmale Nase und seine hellen Augen, die unter den buschigen Augenbrauen und hinter einer silbernen Nickelbrille je nach Licht grünlich oder blau leuchteten. Oder seine Frisur. Da er es nämlich ablehnte, zum Friseur zu gehen - pure Geldverschwendung! -, sondern die Sache selbst in die Hand nahm, war sein dickes graues Haar lang und zottelig. Als müsste jeder Kamm daran verzweifeln.

Vielleicht stellt man sich so das Äußere eines besonders exzentrischen Künstlers vor. Nichts läge Matteo jedoch ferner, ihm hätte diese Vermutung ganz sicher nicht gefallen.

Gerade überlegte er, ob er eine Pause einlegen sollte. Denn sein rechtes Knie schmerzte ihn schon wieder, und seine Beine waren bereits seit einer Weile eingeschlafen. Da nahm er hinter sich ein seltsames Geräusch wahr. Das konnten nur die vermaledeiten Nachbarsbälger sein, diese verzogenen Flegel, die sich erdreisteten, auf seinem Grundstück herumzuschleichen!

Matteo drehte sich abrupt um, schon bereit, zu brüllen und zu fluchen und ... da sah er etwas höchst Absonderliches:

Mitten auf dem Rasen stand ein großer schwarzer Vogel, der mit seinem langen Schnabel im Gras stocherte. Und der jetzt aufblickte, seinen Kopf ein wenig neigte und Matteo interessiert anschaute. Dem glitt vor Schreck die Gartenhacke aus der Hand. Er starrte mit offenem Mund zurück, als würde ihm die heilige Mutter Maria persönlich erscheinen. Dann wischte er sich mit seinen von der Erde schmutzigen Händen über die Augen, was aber nichts an der Anwesenheit des Vogels änderte. Den schien Matteos Untätigkeit zu langweilen, denn er fing wieder an, den Rasen abzusuchen, nach was auch immer.

So einen schrägen Vogel hatte Matteo in seinem doch schon recht langen Leben noch nie gesehen. Der war fast einen halben Meter hoch und trug ein pechschwarzes Federkleid, das merkwürdig metallisch grünlich glänzte. Sein Kopf war dagegen kahl und rosa, mit kleinen orangenen Knopfaugen.

Am auffälligsten fand Matteo an diesem Wesen aber seinen langen, violett-roten, leicht gebogenen Schnabel. Der breit begann, dann schmal wurde und abgerundet endete - wie man es von venezianischen Masken kennt. Und aus seinem Hinterkopf ragten lange, zottelige Federn, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Matteos Frisur aufwiesen. An einem seiner kräftigen Beine trug er einen hellblauen Ring.

»Was für ein merkwürdiger Kerl«, sagte Matteo leise zu sich selbst. Da der Vogel ihn aber ignorierte und wohl ohnehin bald wieder verschwinden würde, widmete er sich wieder dem Unkraut und den Schnecken. Ab und zu linste Matteo über seine Schulter, nur um festzustellen, dass der Besucher noch immer da war. Offenbar dachte er gar nicht daran, zu verschwinden. Nach einer Weile ließ der Vogel sich im Schatten eines Buschs nieder und sah dem Menschen bei der Arbeit zu.

»Interessierst du dich vielleicht für diese Viecher?«

Er warf ihm eine Nacktschnecke zu, die der Vogel sofort gierig verschlang. Fortan bekam er jedes Exemplar, das Matteo aus seinen Beeten sammelte, bis er offenbar satt war und keine Schnecke mehr anrührte.

Laut knurrend wies Matteos Magen darauf hin, dass auch seine Mittagspause längst überfällig war. Außerdem hatte das Stechen in seinem Knie noch zugenommen. Er erhob sich quälend langsam, streckte seinen knackenden Rücken und ging ins Haus.

Nach einer Weile kam er mit einem Stück Brot, Käse und einer Bierflasche zurück und wollte sich gerade an den Gartentisch setzen, als er den interessierten Blick des Vogels sah. Ob er durstig war? Matteo füllte eine rote Plastikschüssel mit Wasser und platzierte sie in der Mitte des Rasens. Als hätte er nur darauf gewartet, ging der Vogel sogleich zur Schüssel und trank, indem er seinen Schnabel hineintauchte und dann den Kopf hob, um das Wasser herunterzuschlucken. Umständlich sieht das aus, dachte Matteo, während er einen großen Schluck aus der Bierflasche nahm.

Als der Vogel seinen Durst gestillt hatte, ließ er sich wieder im Gras nieder und schaute Matteo beim Essen zu. Höchstens zwei Meter saß er entfernt und schien überhaupt keine Angst vor dem Menschen zu haben.

»Es mag dich wundern«, sagte Matteo kauend, »aber irgendwie erinnerst du mich an Arthur Schopenhauer. Das war ein deutscher Philosoph, der im neunzehnten Jahrhundert lebte. Er hatte keine allzu hohe Meinung von den Menschen und ihrer Vernunft. Was ich übrigens nur unterstützen kann.«

Er nickte, als wollte er dieser Aussage Nachdruck verleihen. Der Vogel schien ihm tatsächlich zuzuhören.

»Man sieht es mir womöglich nicht an, aber auch ich bin ein studierter Philosoph. Früher waren es eher die alten Griechen wie Sokrates, die mich interessierten. Später dann natürlich Kant, und heute halte ich es vor allem mit Schopenhauer. Der war der Meinung, dass wir in der schlechtesten aller möglichen Welten leben.«

Matteo hob seine Schultern und wiegte den Kopf unentschlossen hin und her.

»Ich weiß nicht recht, ob das stimmt. Es gibt Tage, an denen ich ihm sofort recht geben würde ... Was denkst du?«

Als wäre er um eine Antwort verlegen, pickte der Vogel mit dem Schnabel auf dem Boden herum und schaute Matteo dann wieder an.

»Wenn es dir recht ist, werde ich dich Schopenhauer nennen.«

Kurz lief ein Lächeln über Matteos Gesicht, aber dann schämte er sich.
...
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