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Ufo 78

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Assoziation Aerschienen am12.10.20231. Auflage
Das Ende der 70er-Jahre in Italien: Gegenkultur, Kommunen, Drogenexperimente. Eskalation der linken Militanz, staatliche Repression, rechte Geheimbünde. 1978 wird Aldo Moro entführt und ermordet. Das Land im Ausnahmezustand. Während all dies geschieht, sehen immer mehr Italiener fliegende Untertassen. Außerirdische und Ufos haben Hochkonjunktur. Wu Ming mischen in herrlich schräger Weise Geschichte und Fiktion, Popkultur und Filmgeschichte. Sie werfen einen neuen Blick auf ein Schlüsseljahr der italienischen Geschichte, um es aus dem Gefängnis der bleiernen Zeit zu befreien.

Seit 1994 trat unter dem Phantomnamen Luther Blissett eine Gruppe subkultureller Aktivisten aus Bologna auf, die nach zahlreichen spektakulären Aktionen im Stile der Kommunikationsguerilla ihr Tätigkeitsfeld auf die Literatur verlegten. Mit ihrem Reformationsepos »Q« gelang ihnen ein Überraschungserfolg. Der »theologische Thriller« wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und avancierte zum internationalen Bestseller. Anschließend setzten die Autoren ihre Arbeit unter dem Namen Wu Ming fort. Seitdem hat das Kollektiv mehrere Romane veröffentlicht. In deutscher Erstausgabe erschienen bei Assoziation A ihre Roman »54«, »Altai«, »Kriegsbeile«, »Manituana« sowie »Die Armee der Schlafwandler«.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR28,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextDas Ende der 70er-Jahre in Italien: Gegenkultur, Kommunen, Drogenexperimente. Eskalation der linken Militanz, staatliche Repression, rechte Geheimbünde. 1978 wird Aldo Moro entführt und ermordet. Das Land im Ausnahmezustand. Während all dies geschieht, sehen immer mehr Italiener fliegende Untertassen. Außerirdische und Ufos haben Hochkonjunktur. Wu Ming mischen in herrlich schräger Weise Geschichte und Fiktion, Popkultur und Filmgeschichte. Sie werfen einen neuen Blick auf ein Schlüsseljahr der italienischen Geschichte, um es aus dem Gefängnis der bleiernen Zeit zu befreien.

Seit 1994 trat unter dem Phantomnamen Luther Blissett eine Gruppe subkultureller Aktivisten aus Bologna auf, die nach zahlreichen spektakulären Aktionen im Stile der Kommunikationsguerilla ihr Tätigkeitsfeld auf die Literatur verlegten. Mit ihrem Reformationsepos »Q« gelang ihnen ein Überraschungserfolg. Der »theologische Thriller« wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und avancierte zum internationalen Bestseller. Anschließend setzten die Autoren ihre Arbeit unter dem Namen Wu Ming fort. Seitdem hat das Kollektiv mehrere Romane veröffentlicht. In deutscher Erstausgabe erschienen bei Assoziation A ihre Roman »54«, »Altai«, »Kriegsbeile«, »Manituana« sowie »Die Armee der Schlafwandler«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862416400
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum12.10.2023
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2764 Kbytes
Artikel-Nr.12533519
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

VORGESCHICHTE
26. AUGUST 1976

Im Sommer kamen früher regelmäßig Pfadfindergruppen zum Monte Quarzerone. Wie Zugvögelschwärme fielen sie von einem Tag auf den anderen in Forravalle ein. Sie kamen aus der näheren Umgebung, von der Riviera und von der anderen Seite des Apennin. Sie kamen in ein Grenzgebiet, das anders ist als der Rest der Toskana; schon ein bisschen Ligurien und mit einer ganz eigenen Sprache, von der Sprachwissenschaftler behaupten, es handle sich um Dialekte der Emilia, aber erzählt man das den Lunigianesen, zucken sie nur mit den Achseln: »A parlàn cóm parlàn«, man rede einfach so wie man eben rede.

Manchmal kamen nur Jungen, manchmal nur Mädchen, sie kamen nur selten gemeinsam. Vor der Schranke an der Waschstelle stiegen sie aus dem Reisebus, wo auf dem kleinen, nicht asphaltierten Platz bereits ein etwa vierzigjähriger Mann mit Adlernase auf sie wartete: Vizeinspektor der Forstpolizei Elio Gornara, den im Dorf jeder nur Gheppio nannte. Er wartete auf sie, um sie mit seinem grünen Jeep zu der Stelle zu begleiten, an der sie ihr Lager aufschlagen konnten.

Gheppio bestand darauf, die Neuankömmlinge persönlich in Empfang zu nehmen. Er kontrollierte, ob sie angemessen ausgerüstet waren, und klärte sie über die Gefahren am Berg auf. Manche Menschen waren leichtsinnig und kamen schlecht ausgerüstet zum Quarzerone, und auch die Scouts machten da keine Ausnahme, auch wenn ihr Motto - Estote parati! - sie aufforderte, immer bereit zu sein. Das zwischen Appenin und Apuanische Alpen eingezwängte Bergmassiv mit seinen weniger hohen Gipfeln fand kaum Beachtung, es war gerade gut genug, sich die Beine zu vertreten und gute Luft zu atmen, auch wenn der Quarzerone mit seinen zahlreichen Höhlen, den senkrecht zum Rio Borro abfallenden Felswänden, den Spalten und dem brüchigen Felsgestein genauso viel Respekt verdient hätte wie ein Gipfel der Dolomiten. Die Wege in den Alpen waren überdies gut gekennzeichnet und wurden regelmäßig gepflegt, während sie hier kaum auszumachen waren, und wer ihnen folgte, ohne sie zu kennen, wurde nicht selten von dichtem Brombeergestrüpp oder einem Erdrutsch aufgehalten, und versuchte er, das Hindernis zu umgehen, konnte es damit enden, dass er sich verlief.

»Mindestens einmal im Monat müssen wir jemand suchen: Spaziergänger, Pilzsammler ⦠alles Unfälle, die sich mit größerer Achtsamkeit vermeiden ließen.«

Während Gheppio den Anführern seine Standpauke hielt, luden die Mitglieder der einzelnen Gruppen Werkzeug, Töpfe, die in grüne Hüllen verpackten Kanada-Zelte und Lebensmittelvorräte in den Jeep. War alles eingeräumt, setzte sich der Forstbeamte ans Steuer und die Jugendlichen machten sich mit geschultertem Rucksack und einem Lied auf den Lippen, um die Anstrengung vergessen zu machen, zu Fuß an den Aufstieg.

»E il ritmo dei passi ci accompagnerà, là verso gli orizzonti lontani si va!« [Der Rhythmus der Schritte wird uns begleiten, wenn fern zum Horizont wir schreiten!]

Sie bauten die Zelte auf dem Pian del Cielo auf, am Waldrand, unter den dunklen Steilwänden der Rocca Tesana. Die Wiese war das ideale Zeltlager, eine ebene, mit weichem Gras bewachsene Fläche; an einem Bach konnte man sich waschen, es gab Holz für die Feuerstellen und in der Mitte stand eine hundertjährige Buche, die Schutz vor der Sonne bot.

Sie blieben in der Regel zehn Tage, maximal zwei Wochen. Am Ende bauten sie in aller Frühe die Konstruktionen aus Pfählen und Leinen wieder ab, schütteten die Latrinen zu, holten ihre Fahnen ein und die einzigen noch sichtbaren Spuren waren die gelben Flächen im Gras, wo die Zelte gestanden hatten.

Gheppio kontrollierte, ob alles in Ordnung war, und fuhr dann Gepäck und Hausrat wieder ins Tal. Er parkte hinter der Schranke, und während die Jugendlichen das Gepäck abluden, schimpfte er wegen eines Herings oder eines Stück Papiers, das noch herumgelegen hatte.

Dann zündete er sich in aller Seelenruhe und in Erwartung einer neuen Gruppe seine Pfeife an.

Auch die Pfadfinder der Gruppe Agesci Carrara 4, die Letzten, die Ende August 76 auf dem Quarzerone ihr Zeltlager aufbauen wollten, fanden ihn rauchend am Rand der Waschanlage.

»Guten Morgen, kommen wir zu spät?«, begrüßte ihn der Gruppenleiter.

Der Vizeinspektor brummelte ein paar vorwurfsvolle Worte und klopfte seine Pfeife am Rand des Waschtrogs aus. Sie kannten sich, es war nicht die erste Gruppe, die von Simone Bartocci auf den Quarzerone begleitet wurde. Er war schon mehrmals dort gewesen und hatte auch das Sommerlager im Jahr 1973 begleitet, es war das letzte ohne Mädchen gewesen. Und seit der Zeit war es Gheppio, der Genehmigungen und Ratschläge erteilte.

»Heute Nacht wird es in Strömen regnen. Ihr müsst Kanäle um die Zelte graben, wie sich das gehört«, verkündete er.

Er holte aus seiner Umhängetasche eine von einem Gummiband zusammengehaltene Papierrolle, die Simone sofort erkannte. Es waren Fotokopien von zwei Karten des Geografischen Instituts der Armee, topografische Karten des gesamten Bergmassivs, auf denen der Forstbeamte Gefahrenstellen und andere zu vermeidende Orte markiert hatte. Die gefährlichsten Bereiche, die in jedem Fall zu meiden waren, hatte er rot umrandet. Simone hatte schon mindestens fünf dieser kostbaren Papierrollen erhalten. Sie schienen alle gleich zu sein, aber wenn man es wagte, Gheppio darauf aufmerksam zu machen, regte er sich auf und wies darauf hin, dass er sie jedes Jahr auf den neuesten Stand brachte.

Simone bedankte sich, nahm die Rolle und gab sie an die Gruppenführerin weiter.

»Darf ich dir Gemma, meine Gehilfin, vorstellen?«, sagte er.

»Von wegen Gehilfin!«, protestierte diese und hob die Hand, wie um ihm eine Ohrfeige zu verpassen. »Ich heiße Gemma Corsini, ich bin für die Mädchen verantwortlich«.

Gheppio schüttelte ihr die Hand: »Freut mich, Elio Gornara. Herzlich willkommen in Forravalle. Kennst du unseren Berg schon?«

Die junge Frau verneinte und der Vizeinspektor reichte ihr ein Prospekt der Gemeinde Forravalle, mit langweiligen Ortsbeschreibungen und kleinkarierten Ratschlägen von Unbekannten, die kein Mensch lesen wollte. Die einzige nützliche Information betraf die Höhlen:

Es wird behauptet, alle Höhlen des Quarzerone seien durch natürliche oder künstliche Gänge miteinander verbunden. Die bekanntesten Höhlen tragen beziehungsreiche Namen, die an Legenden erinnern (»Höhle des Kobold«), an alte Gebräuche (»Höhle der Junggesellen«), an mittelalterliche Einsiedeleien (»San Palpano«) und an historische Ereignisse. In der Chronik einer Schlacht zwischen der Republik Florenz und den Modenesen wird berichtet, dass es Letzteren gelang, die Feinde einzukreisen, indem sie einem der Gänge folgten, der heute noch als »Höhle der Herzöge« bekannt ist.

Gheppio beschränkte sich auf den Hinweis, es sei verboten, die Höhlen zu betreten, auch wenn sie mehr oder weniger einladende Namen trugen.

»Aber der größte Teil ist namenlos und viele sind noch gar nicht erforscht«, fügte er hinzu.

Wie vorhergesagt, regnete es in der Nacht. Überall auf dem Lagerplatz bildeten sich Pfützen und an den Schutzplanen der Zelte zerrten Windböen. Aber es war keines dieser heftigen Sommergewitter, die schnell wieder abziehen, auch am nächsten Tag ließ der Regen nicht nach. Erst am zweiten Morgen schien endlich wieder die Sonne und an den Ästen der Buche in der Mitte des Platzes baumelten zahlreiche, zum Trocknen aufgehängte Schlafsäcke. Die Gruppenleiter waren erleichtert, dass sie ihr Programm wegen des Wetters nicht ändern mussten. Für den Nachmittag war das »Vierundzwanzig-Stunden-Spiel« vorgesehen.

Gemma setzte ihren Motorradhelm auf, dem sie ein intergalaktisches Aussehen verpasst hatte, und Simone stieg in einen orangenen Overall, der mit Stanniolpapier in ein Astronautenkostüm verwandelt worden war. Angeregt von den Erzählungen, dass auf dem Monte Quarzerone hin und wieder Außerirdische landen würden, um tief in den Eingeweiden des Berges versteckte, geheime Labore aufzusuchen, stellte die Spielszene eine Invasion von Aliens nach. Die in mehrere Regimenter aufgeteilten Erdenbewohner mit je einem eigenen Basislager mussten sie aufhalten und sich Waffen, Munition und Lebensmittel erkämpfen.

Ausgangssituation und Startschuss für das Spiel war der Diebstahl der Abendessensvorräte durch zwei Eindringlinge vom Mars; die Lebensmittel mussten ihnen wieder abgejagt werden.

Jacopo und Margherita waren in derselben Mannschaft, was kein Zufall war. Im letzten Jahr der Gruppenzugehörigkeit weiß man, wie bestimmte Dinge funktionieren. Wenn die Anführer aufrufen, sich im Kreis zu versammeln, und in verrückter Verkleidung erscheinen, bedeutet das, gleich wird...
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Seit 1994 trat unter dem Phantomnamen Luther Blissett eine Gruppe subkultureller Aktivisten aus Bologna auf, die nach zahlreichen spektakulären Aktionen im Stile der Kommunikationsguerilla ihr Tätigkeitsfeld auf die Literatur verlegten. Mit ihrem Reformationsepos »Q« gelang ihnen ein Überraschungserfolg. Der »theologische Thriller« wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und avancierte zum internationalen Bestseller. Anschließend setzten die Autoren ihre Arbeit unter dem Namen Wu Ming fort. Seitdem hat das Kollektiv mehrere Romane veröffentlicht. In deutscher Erstausgabe erschienen bei Assoziation A ihre Roman »54«, »Altai«, »Kriegsbeile«, »Manituana« sowie »Die Armee der Schlafwandler«.