Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Soltau, Stadt - Land - Fluß

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
treditionerschienen am22.11.2018
Berichte und Geschichten zur Stadt Soltau und ihrer umgebenden Heideregion, mit Beiträgen zu folgenden Themen: - Beruf und Handwerk - Ohne Wasser geht es nicht! - Kinder und Erwachsene - Der 17. April 1945 (Einmarsch der britischen Streitkräfte in Soltau) - Gesundheit und Natur - Eisenbahnen in der Heide - Anekdoten

Dipl.-Ing.
mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
BuchGebunden
EUR19,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextBerichte und Geschichten zur Stadt Soltau und ihrer umgebenden Heideregion, mit Beiträgen zu folgenden Themen: - Beruf und Handwerk - Ohne Wasser geht es nicht! - Kinder und Erwachsene - Der 17. April 1945 (Einmarsch der britischen Streitkräfte in Soltau) - Gesundheit und Natur - Eisenbahnen in der Heide - Anekdoten

Dipl.-Ing.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783746946344
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum22.11.2018
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse47147 Kbytes
Artikel-Nr.12566406
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Erinnerungen

Kindheit und Spaziergänge auf Soltauer Wegen

Irgendwann kommt man offenbar in ein Alter, in dem die eigene Kindheit mit Nostalgie und einer gewissen Wehmut betrachtet wird. Vor allem, wenn man lange Zeit nicht in seiner Heimatstadt gewohnt hat und diese bei jeder Rückkehr mit ihren Veränderungen oder eben dem Unveränderten neu erfährt. Es besteht für in die Ferne Gezogene wohl ein besonderer Drang, die alte Heimat in ihren Details wieder zu erkunden. Dabei lassen sich der Vergleich mit der Vergangenheit und die damit verbundenen Gedanken nicht vermeiden.


Bild 1 Postkarte 1952: Der Eingang zum Böhmewald an der Kurve Bornemannstraße - Mühlenweg. Statt des Weges zum früheren Sportplatz befindet sich heute dort der Rhododendronpark vor der Soltau-Therme. Rechts lud schon damals die sogenannte Grotte zum Verweilen ein. Heute fehlt die Sitzbank.



Bild 2 Der Kaffeegarten der Gaststätte Zum Neuen Hause mit seiner Tanzfläche. Dieses Ensemble verschwand durch den Brand der Lokalität im Oktober 2003 und wurde inzwischen mit Wohnhäusern bebaut.


Im Leben des Verfassers hat es einmal eine Zeit gegeben, in der er jeden Sonntagnachmittag mit seinen Eltern den obligatorischen Spaziergang absolvieren mußte. Das war früher so üblich, da gab es keine Diskussion. Auch wenn andere Kinder unserer Straße an diesem Tag zusammen spielen durften, mir war es strikt verboten. Begründung: Die anderen wollen auch ihre Ruhe haben. Nun gut. Wie so oft im Leben hat es nicht geschadet. Im Gegenteil, heute verbinde ich schöne Erinnerungen mit jenen Sonntagen und den dann gegenüber Schultagen doch andersgearteten, meist ruhigeren Beschäftigungen.

Wir machten uns vorwiegend in den Böhmewald auf. Der entferntere Kuhbach oder der Weg an der Böhme entlang, bis nach Tetendorf, standen oft auf dem Sonntagsprogramm. Ein Haupteindruck, der aus jenen Tagen von diesen Spaziergängen haftenblieb, ist das Grün der Natur, das die Wege säumte und das heute noch zum Bild Soltaus gehört.

Zum Kaffeetrinken kehrten wir natürlich regelmäßig ein. Damals schon konnte man im Garten des früheren Gasthauses Zum Neuen Hause an der Harburger Straße, kurz vor Einfrielingen, bei gutem Wetter im Freien sitzen. Meine Erinnerung an eine betonierte Fläche in der Mitte der Anlage ist noch lebendig. Meine Eltern schwärmten immer: Hier haben wir früher ausgiebig getanzt! Allerdings konzentrierte ich mich mehr auf eine bekannte Orangenlimonade mit rotem Punkt, die ich dort regelmäßig bekam.

Nachdem auch Tetendorf sein bekanntes Gasthaus und damit einen großen Teil seiner Ausflugsattraktivität vor einigen Jahren eingebüßt hat, gibt es im alten Stadtgebiet und seiner direkten Umgebung keine typischen Gartenlokale mehr, die unter hohen Eichen, Buchen oder Linden den sommerlichen Besucher zur erfrischenden Rast einladen.1

Das Neue Haus konnte immer über drei verschiedene Spazierwege angesteuert werden. Die Route mit dem meisten Grün führte uns durch den Böhmewald, am Freibad und an Schütten Peters Fischteichen vorbei und kurz vor Einfrielingen über die Böhme-Brücke. Dieses Bauwerk besitzt in der Erinnerung vieler Soltauer Jungen einen besonderen Stellenwert als Zieleinlauf. In kalten, schneereichen Wintern, mit richtiger Mannschaft besetzt, erreichte sie ein guter Bob gerade noch. Vorausgesetzt, man konnte vorher mit einem Affenzahn die vereiste Rodelbahn hinunterdonnern.

Ein anderer Weg führte uns oft durch die Hübeeten. Hinter dem Autohaus Mielmann an der Harburger Straße entlang, gefolgt von einem alten Kiefernbestand, passierten wir den Steiluferbereich der Böhme, genau gegenüber den erwähnten Fischteichen. Kurz dahinter konnte man sich, gerade bevor die oben beschriebene Brücke in Sicht kam, wunderbar die Schuhe in einer Matschpassage, die ein querender Wassergraben nie austrocknen ließ, verschmutzen. Zur Böhme hin verschwand der Wasserlauf durch ein Gestrüpp aus undurchdringlichen und teils stacheligen Sträuchern. In meiner Erinnerung blieb die ganze Szene als urwaldartig haften.


Bild 3 Drei Freunde fürs Spielen: Kurzbehost traf sich der Verfasser 1958 mit seinen Spielkameraden Friedhelm Lüh mann (links) und Jörg Schwerinski (rechts) in der Rosenstraße, um das Klöterige End oder den Böhmewald unsicher zu machen.
Die beiden anderen Freunde der Mini-Gang, Günter Nitschke aus der Scheibenstraße und Wolfgang Burmester, Bäckerssohn aus der Rosenstraße, waren wohl gerade anderweitig unterwegs.


Die dritte Möglichkeit brachte uns von der anderen, westlichen Seite heran. Wir zogen die Carl-Peters-Straße hoch (heute Zum Ahlftener Flatt), die mir kleinem Mitbürger so unendlich lang vorkam. Mit ungezählten Schritten wanderten wir am damals noch aus Holz gebauten Gebäude des Wasserwerkes (ab 1960) und an Schütten Busch vorbei, manchmal zum noch weiter entfernt liegenden Ahlftener Flatt. In großem Bogen erreichten wir dann Einfrielingen. An diesem Weg hat sich, bis auf das Wasserwerk und ein paar neue Häuser, noch nicht viel geändert.

Mit der doppelten Schrittweite, die man heute als Erwachsener draufhat, ist man in Kleinstädten innerhalb kürzester Zeit an jedem Punkt des Ortes. Sollte tatsächlich einmal eine halbe Stunde herauskommen, na und? Man sieht dann wenigstens etwas vom Städtchen, was vor allem für Rückkehrer angenehm ist, die länger in der Fremde waren und die ihre Heimat neu erforschen wollen.

Nicht nur die Brause mit dem roten Punkt blieb im Gedächtnis haften. Als ich eines Tages selbst dran war, mit meinen eigenen Kindern spazierenzugehen, setzte das Gedächtnis doch wieder viel an Erinnerungen frei, die man verdrängt geglaubt hatte. Zu vielen Gegenden der näheren Soltauer Umgebung kamen allerlei Anekdoten zurück in die Gedankenwelt. Wo man den ersten Sauerampfer probiert hatte, wo die Wiese zu hoch bewachsen war und der Boden zu sumpfig erschien, als daß die Erforschung hätte gewagt werden können. Wo vermeintlich Gnome und Zwerge unter Büschen hockten, um jemanden zu erschrecken und wo Fische zu beobachten waren, denen man - wenn man erst einmal groß sei - mit Taucherausrüstung und Harpune zu Leibe rücken wollte.

Vergessen sind nicht die frühen Abende im Oktober, wenn es mit der Laterne losging. Heute sieht man die Kinder ja in der Stadt wandeln, die eine Hand an der Laterne, die andere an der Mutter. Uns Kindern ging es damals ähnlich, nur führte der Weg beliebterweise oft durch den um diese Zeit schon recht dunklen Böhmewald. Die Gruppe bestand meistens aus mehreren Freunden und einem Erwachsenen. Ich erinnere mich noch gut daran, daß wir einmal bezüglich dieser Begleitperson äußerst dankbar waren. Hatte es doch kurz vorher eine derart realistische Kasperlevorstellung gegeben, daß wir fürchteten, alle verfügbaren Ungeheuer der Puppenwelt im Wald wiederzutreffen! Die Disziplin war also hervorragend, von kleinen Strolchen keine Spur.

Wuchs man auf der einen Seite der Stadt auf, gehörte die andere lange Jahre zur unerreichbaren Ferne. So war es auch für uns Kinder vom Klöterigen End, der Gegend um die Mühlen-, Rosen- und Scheibenstraße. Richtig lernten wir die entfernteren Gegenden erst kennen, als wir die Fahrräder beherrschen konnten und die Eltern nicht jedesmal dabei waren. Aber auch das war ein länger andauernder Prozeß, der nicht ohne Blessuren ablief. Irgendwann waren unsere Umfallraten auf erträgliche Maße gesunken. Wir fuhren dann häufig in den Kuhbach oder zur Grundlosen Kuhle, oder in den damals so riesig erscheinenden Wald hinter der Hamburger Bahn in Richtung Oeningen. Erst, nachdem wir größer geworden waren, kamen die südlichen Gefilde hinter Tetendorf dran, wo man es durchaus bis Tiegen oder Meßhausen schaffte.


Bild 4 Bei Soltau gab es 1960 noch schöne Heidepartien, wie hier in den Weyer (Tiegener) Bergen. Anläßlich meiner Geburtstage kutschierte mein Vater uns Kinder zum Spielen immer dort hin. Südlich von Tiegen fuhren wir über die Uelzener Bahn am Poggenberg vorbei. Dann hatten wir, in Richtung Nordwesten, einen tollen Blick auf Soltau. Heute findet man zwischen Tiegen und Weiher vor allem Wald.


Nie vergessen werde ich, wie es das erste Mal mit dem Fahrrad über Land ging! Ein Freund hatte mich überredet. Verdammt weit weg schien das Ziel zu liegen. Wir fuhren nach Leitzingen! Das waren sage und schreibe sechs Kilometer! Aufregend schien es zu werden. Aber fahre mal einer den schnurgeraden Stremel über die Frielinger Chaussee durch den Wald bis Leitzingen. Das Wort Langeweile kannte ich damals zwar kaum, aber seine wahre Bedeutung ahnte ich bereits. Später war es eine Selbstverständlichkeit, aus Jux bis nach Fallingbostel zum Baden zu radeln.

Räuber und Gendarm spielten wir während der dunklen Abende im Herbst und Winter in der Stadt, denn im Wald hatten...

mehr