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Klassische Musik erleben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
216 Seiten
Deutsch
treditionerschienen am21.09.2021
Das Buch wendet sich an Musikliebhaber, welche die klassische Musik als inneres Erlebnis begreifen und sich vertiefend mit den spezifischen Fragestellungen auseinandersetzen möchten. Der Autor verarbeitet für fachlich Interessierte theoretische Grundlagen und persönliche Erfahrungen als Pädagoge und Interpret. Dabei werden einerseits Themen wie Hörgewohnheiten und Möglichkeiten einer intuitiven Musikerlebniswirkung beleuchtet, Aufgaben und Grenzen der Interpretation beschrieben sowie andererseits die Entwicklung der klassischen Instrumentalmusik umrissen, wobei anhand von Beispielen verschiedene Werkgattungen behandelt werden.

Gottfried Hemetsberger, geboren 1952, Pädagoge, Pianist, Autor. Studium Klavier, Musikpädagogik und Philosophie in Wien. Neben der langjährigen pädagogischen Tätigkeit als Professor für Klavier an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Oberösterreich, Konzerttätigkeit in verschiedenen Kontinenten und Veröffentlichungen im Bereich der Musikpädagogik und Musikästhetik. Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDas Buch wendet sich an Musikliebhaber, welche die klassische Musik als inneres Erlebnis begreifen und sich vertiefend mit den spezifischen Fragestellungen auseinandersetzen möchten. Der Autor verarbeitet für fachlich Interessierte theoretische Grundlagen und persönliche Erfahrungen als Pädagoge und Interpret. Dabei werden einerseits Themen wie Hörgewohnheiten und Möglichkeiten einer intuitiven Musikerlebniswirkung beleuchtet, Aufgaben und Grenzen der Interpretation beschrieben sowie andererseits die Entwicklung der klassischen Instrumentalmusik umrissen, wobei anhand von Beispielen verschiedene Werkgattungen behandelt werden.

Gottfried Hemetsberger, geboren 1952, Pädagoge, Pianist, Autor. Studium Klavier, Musikpädagogik und Philosophie in Wien. Neben der langjährigen pädagogischen Tätigkeit als Professor für Klavier an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Oberösterreich, Konzerttätigkeit in verschiedenen Kontinenten und Veröffentlichungen im Bereich der Musikpädagogik und Musikästhetik. Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783347382411
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum21.09.2021
Seiten216 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2656 Kbytes
Artikel-Nr.12571494
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



2 Klassische Instrumentalmusik

Der Terminus Klassik ist ein sehr häufig verwendeter und auch vielschichtiger Begriff, dennoch ist der Begriff klassische Musik im allgemeinen Sprachgebrauch relativ eindeutig. Er meint die Summe von Stilen der abendländischen Kunstmusik, ist die Abgrenzung von anderen Musikgattungen wie Pop und Beat und beinhaltet gleichzeitig stillschweigend zumindest bis zum Aufkommen der atonalen oder etwas eindeutiger definiert der atonikalen2 Musik den Anspruch des Schönen wie auch der seelischen Bereicherung und Erbauung. Diese Begrifflichkeit ergibt sich auch aus der Tradition des Wortes.

Im Rahmen dieser Schrift gilt das Interesse dem Konzertbetrieb der somit als absolut zu bezeichnenden Musik, da die Oper als Gesamtkunstwerk, bei dem verschiedene Wahrnehmungsebenen angesprochen werden und vor allem das gesprochene Wort eine wesentliche oder auch tragende Rolle übernimmt, einen spezifisch zu hinterfragenden Inhalt darstellt. Die zeitliche Abgrenzung erfolgt zum einen von der sogenannten Alten Musik, somit der Musik des Mittelalters und der Renaissance, da dieser Musikbereich wiederum nach eigenen Gesichtspunkten zu beleuchten wäre. Zum anderen ergibt sich mit dem Aufkommen der Avantgarde im 20. Jahrhundert und deren Selbstverständnis ebenfalls eine prinzipiell neue Situation, die nur mehr bedingt nach den Kriterien der klassischen Musik zu subsumieren ist, zumindest nicht mit derselben Stringenz, wie sich das bei den Stilepochen vom Barock bis zur klassischen Moderne ergibt.

Das Wort klassisch wird auch als Stilbezeichnung verwendet, wenn von der Zeitspanne der Klassik mit ihrem Höhepunkt und Zielpunkt der Wiener Klassik mit Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven gesprochen wird.

Ursprünglich leitet sich das Wort vom lateinischen classicus ab, was gleichbedeutend mit zur ersten Klasse gehörig war, und im Gegensatz zu proletarius, der untersten Klasse, stand. In verschiedenen westlichen Kunstgattungen sind somit mit diesem Begriff auch jeweils bestimmte Zeiträume, wie etwa in der bildenden Kunst des klassischen Griechenland die Zeit des 4. und 5. Jahrhunderts vor Christus, gemeint.

Klassisch gilt ebenso als Inbegriff der Vollendung, des Vorbilds und des höchsten Ranges. Auf Musik bezogen im umgangssprachlichen Gebrauch zu finden etwa in Titeln wie Album klassischer Stücke oder Ähnliches. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird ebenso Kunstmusik der Vergangenheit oder generell Kunstmusik gemeint. Die hier erörterte europäische Kunstmusik unterscheidet sich dabei von außereuropäischer wie orientalischer oder chinesischer Musik sehr wesentlich sowohl teils aufgrund des Notensystems wie auch der spezifischen Musiktheorie, die ihrerseits in den verschiedenen Epochen der abendländischen Musik eine kontinuierliche Entwicklung erfuhr, beginnend mit der Renaissance über die Barockmusik bis zur Wiener Klassik, Romantik und Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. In der Musik ab etwa 1900 finden sich dann sehr zeitnahe verschiedene Stilrichtungen wie Impressionismus, Expressionismus, Klassizismus, Zwölftonmusik, etwas später die serielle Musik. Der Begriff der klassischen Musik ist in der Gegenwartsmusik auch deshalb nur mehr bedingt berechtigt, weil Musikformen wie Aleatorik3, elektronische Musik und experimentelle Musik sich vom ursprünglichen Begriff, Anspruch und Inhalt einer klassischen Musik teilweise auch ganz bewusst entfernt haben.

Mit dem Beginn der geschichtlichen Periode der Neuzeit hatte der Humanismus auch das kulturelle Geschehen geprägt. Die Musik des Mittelalters entwickelte sich bis zu vierstimmigen Sätzen weiter. Das vokale Madrigal entstand und damit wurde die Musik auch weltlicher, dies vor allem mit dem bekanntesten Hausmusikinstrument der damaligen Zeit, der Laute.

Die Zeit um 1600 kann als Neuzeit der Musikgeschichte und als Zeitenwende von der Renaissance zum Barock angegeben werden, wobei sich vorher Gotik und Renaissance diametral gegenübergestanden haben, wachsen jetzt die Charakteristika des Barock allmählich aus der Renaissance heraus. Die Barockzeit vom Frühbarock eines Claudio Monteverdi bis zu den Höchstleistungen Johann Sebastian Bachs im Spätbarock nimmt ebenfalls einen kontinuierlichen Verlauf. Somit ist es nicht einfach, generelle Charakteristika herauszuarbeiten, weil vieles nur von bestimmten Werken abzuleiten ist. Barocke Züge wären in diesem Sinne die Tendenz zum Großen und Monumentalen, die Steigerung der Gefühlsebene durch die Affektenlehre, die Verbindung des Jenseitigen mit dem Diesseitigen sowie die Entstehung der Dur-Moll-Tonalität und die damit verbundene Ablösung der alten Kirchentonarten. Zur gleichen Zeit setzt sich die neue Stimmung der sogenannten gleichschwebenden Temperatur durch (Andreas Werckmeister, 1691), die nun alle Tonarten auch auf dem Tasteninstrument gleichzeitig und gleichermaßen zur Verfügung stellt.

Geistesgeschichtlich ist die Zeit geprägt von wissenschaftlichen Erkenntnissen, die in der Renaissance ihren Ausgang genommen haben. So werden nun etwa auch die Errungenschaften von Johannes Kepler (15711630) bahnbrechend. In seinem Hauptwerk Harmonices mundi (Harmonik der Welt, 1619), welches er während seiner Schaffensperiode in Linz fertiggestellt hatte, werden in Zusammenschau von Kosmos, Zahl und Musik alle Teile des Universums als gleichwertig erkannt. Die Ordnung im Makrokosmos wie auch im Mikrokosmos entspricht dem Aufbau der Grundtöne der Musik. In den Verhältnissen der scheinbaren Planetenlaufbahnen (keplersche Gesetze) findet Johannes Kepler die einzelnen Stufen der Tonleiter ausgedrückt, Himmelsbewegungen werden als fortwährende mehrstimmige Musik beschrieben. Während Johannes Kepler in einer Gesamtschau und Gesamtbezogenheit von Kosmos und Mensch, ausgedrückt in der Zahl, auch den Einfluss der Musik auf das Seelenleben beschreibt, setzt René Descartes (1596-1650) ausschließlich auf rationale Erklärungen. Die Wirkung der Musik auf das Seelenleben wird als Tatsache gesetzt und dabei beschrieben, wie bestimmte Eigenschaften der Töne Empfindungen der Seele auslösen.

Die Zeit des Frühbarock ist besonders durch den Komponisten Claudio Monteverdi (1567-1643) geprägt. In Frankreich steht in der Folge der Hof des Sonnenkönigs, Ludwig XIV., mit Jean-Baptiste Lully (1632-1687) im Zentrum. Es entwickeln sich die Formen des Concerto grosso, der Suite sowie der Fuge. Am Ende des Barockzeitalters schaffen dann die beiden Hauptfiguren der Epoche Georg Friedrich Händel (1685-1759) und Johann Sebastian Bach (1685-1750) Werke, die vor allem was Johann Sebastian Bach betrifft, erst in der Folge in ihrer wahren Bedeutung erkannt werden. So verhalf zum Beispiel erst viel später der Ludwig van Beethoven-Schüler Carl Czerny mit seiner Erstausgabe von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier diesem fundamentalen Werk zu allgemeiner Bekanntheit und zum Durchbruch.

Die folgende Epoche der Stilperiode der Klassik umfasst die Vorklassik (1720-1760), die Frühklassik (1760-1780) und die Hochklassik (bis um 1820), wobei Stilmerkmale bezeichnend sind, die ganz allgemein und über die Musik hinaus Geltung haben: Übereinstimmung von Wollen und Können, Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl sowie Inhalt und Form, Harmonie als Ideal der Schönheit, Tendenz zum Allgemeingültigen. Gesellschaftlich ist die Zeit noch von der Aristokratie und dem Großbürgertum getragen. Schrittweise entwickelt sich aber eine musikalische Öffentlichkeit mit Konzertleben, Musikverlagen und musikalischen Laien. Das 18. Jahrhundert stellt generell eine Zeit des Wandels dar. Um die Mitte des Jahrhunderts vollendet sich zum einen mit Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel der barocke Stil, zum anderen haben gleichzeitig schon jene Änderungen eingesetzt, die zur Wiener Klassik führen. Prägend ist dabei eine Vereinfachung der Stilmittel, die melodische Linie wird nach den polyphonen Meisterwerken des Spätbarock zum Souverän des Satzes.

In der Frühklassik sind vor allem die Söhne Johann Sebastian Bachs zu erwähnen wie auch Leopold Mozart. In der Zeitspanne der sogenannten Wiener Klassik, etwa von 1770 bis 1820, etabliert sich schließlich die Sonatenform, die nun formal nicht nur die Sonate selbst, sondern auch die Sinfonie und diverse Kammermusikgattungen beherrscht, wobei dieses Formschema fortan die klassische Konzertmusik des gesamten 19. Jahrhunderts entscheidend prägen wird. Joseph Haydn (1732-1809), Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Ludwig van Beethoven (1770-1827) bilden das Dreigestirn, wobei Franz Schubert (1797-1828), der kongeniale Wiener Zeitgenosse Ludwig van Beethovens, als Vertreter des Biedermeier4 sozusagen zwischen den Stilen der Wiener Klassik und Romantik steht.

In der Folge wird das 19. Jahrhundert, die Zeit der Romantik, die Epoche der freischaffenden Künstler, die nicht mehr für aristokratische Auftraggeber schreiben und nicht mehr generell im Dienst der Aristokratie oder der Kirche zu stehen haben. Der Komponist schreibt jetzt primär für sein Publikum und ausschließlich der eigenen Inspiration folgend. Einerseits stoßen Neuerungen notgedrungen oft auf Ablehnung,...

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Autor

Gottfried Hemetsberger, geboren 1952, Pädagoge, Pianist, Autor. Studium Klavier, Musikpädagogik und Philosophie in Wien. Neben der langjährigen pädagogischen Tätigkeit als Professor für Klavier an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz, Oberösterreich, Konzerttätigkeit in verschiedenen Kontinenten und Veröffentlichungen im Bereich der Musikpädagogik und Musikästhetik. Goldenes Ehrenzeichen der Republik Österreich.