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Geht doch - oder?!

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
187 Seiten
Deutsch
treditionerschienen am21.03.20221. Auflage
Es ist ein Buch mit 33 kuriosen, humorvollen und auch anrührenden Kurzgeschichten, in denen es um Menschliches und allzu Menschliches im Alltag geht. Die Geschichten sind tatsächlich erlebt und dann aufgeschrieben worden. Der Leser wird mehr als einmal schmunzeln und sich vielleicht auch in der einen oder anderen erzählten Begegnung wiedererkennen.

Jahrgang 1948, pensionierte Lehrerin, verwitwet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Ostfriesland. Zuvor veröffentlichte sie mit weiteren Autoren zusammen das Buch : 'Wir können auch anderes - Unternehmen Ruhestand' , Autorenteam Leer , das ebenfalls im tredition Verlag erschienen ist. Schreiben, Malen und Musizieren sind ihre großen Leidenschaften.
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Produkt

KlappentextEs ist ein Buch mit 33 kuriosen, humorvollen und auch anrührenden Kurzgeschichten, in denen es um Menschliches und allzu Menschliches im Alltag geht. Die Geschichten sind tatsächlich erlebt und dann aufgeschrieben worden. Der Leser wird mehr als einmal schmunzeln und sich vielleicht auch in der einen oder anderen erzählten Begegnung wiedererkennen.

Jahrgang 1948, pensionierte Lehrerin, verwitwet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Ostfriesland. Zuvor veröffentlichte sie mit weiteren Autoren zusammen das Buch : 'Wir können auch anderes - Unternehmen Ruhestand' , Autorenteam Leer , das ebenfalls im tredition Verlag erschienen ist. Schreiben, Malen und Musizieren sind ihre großen Leidenschaften.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783347582507
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum21.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten187 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1928 Kbytes
Artikel-Nr.12572178
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Der geheimnisvolle Dr. Extrano

Könntest du bitte, bitte, bitte morgen früh nach I. fahren und meinen Termin absagen? Maries Stimme war eine Mischung aus Panik und Verzweiflung. Sie hatte kurz vorher vom Tode ihrer Schwiegermutter erfahren und in aller Hektik das gesamte Programm für das Wochenende umgeändert, um zu ihrem Schwiegervater nach Köln fahren zu können. Ich kann den Arzt nicht erreichen , jammerte sie und ich hörte sie durchs Telefon mit Pfannen und Töpfen klappern. Da ist nur die Ansage und kein AB, auf den ich sprechen könnte.

Keine Panik! , beruhigte ich sie. Ich fahre hin und kläre das.

Danke, danke, tausend Dank! , seufzte sie erleichtert auf. Ich hätte ja Frauke gebeten, die wohnt in der gleichen Straße, aber die erreiche ich auch nicht.

Mach dir keine Gedanken, du kannst dich auf mich verlassen , versicherte ich ihr erneut. Ich fahre zu Dr. Extrano und erkläre ihm, warum du nicht kommen kannst.

Und das tat ich am nächsten Morgen in aller Frühe.

Der Mediziner wohnte am Ende einer sehr langen Straße, die über die Ortsgrenze hinausging und in einen Schotterweg mündete, der zwischen Maisfeldern und saftigen Wiesen weiterführte in eine idyllische Landschaft, von Wallhecken durchzogen und von Weiden umrahmt. Hier hatte der Arzt Dr. Martin Extrano seine Praxis in seinem Privathaus eingerichtet.

Ihn umgab eine Aura des Außergewöhnlichen, des Besonderen, wenn nicht sogar des Charismatischen. Seine Patienten kamen nicht nur aus ganz Deutschland angereist, sondern auch aus dem Ausland, um seine Diagnose einzuholen und sich für viel Geld seinen unkonventionellen Heilungsmethoden zu unterwerfen. Wer gesundheitliche Probleme hatte und bei anderen Medizinern gescheitert war, ließ sich einen Termin bei Dr. Extrano geben und wartete auch gern ein halbes Jahr auf denselben. Dr. Extrano war kompetent, erfolgreich - und teuer.

Während ich mein Auto unter einer Linde am Rande einer Wiese parkte - die wenigen Parkplätze vor der außergewöhnlichen Villa des Arztes waren alle belegt, und weitere Luxuskarossen säumten die Straßenränder - dachte ich daran, dass man sich erzählte, Dr. Extrano sei jahrelang der Leibarzt des Königs einer kleinen Insel inmitten des Pazifiks gewesen. Hatte er aus seinem Heimatort wegen der Steuer verschwinden müssen, überlegte ich, als ich auf das Haus zuging, oder war er als Arzt dermaßen gut, dass selbst ein König sich ihm medizinisch anvertraute? Und sei er nur ein König von einer sehr, sehr weit von I. entfernten Südseeinsel.

Egal, hier war ich und ich würde ganz schnell wieder weg sein. Dann blieb ich aber doch stehen, teils amüsiert, teils verblüfft angesichts des Gebäudes, in welchem er residierte, und ließ das kolossale Gebilde auf mich wirken. Vor mir schien sich der Bug eines Kreuzfahrt-Luxusliners in den ostfriesischen Himmel zu erheben. Das Haus mit den gewaltigen Ausmaßen war - schwarz. Und ganz oben, auf der Spitze, thronte eine überdimensional große Erdbeere im schönsten Erdbeerrot. Wow, der Mann weiß, wie man Aufmerksamkeit erregt!

Offensichtlich besaß er auch ein Faible für weitere ungewöhnliche Kunstobjekte. Da gab es einen inaktiven Brunnen aus ganz unregelmäßig angeordneten Backsteinen, die eher an die Überreste eines eingefallenen Hauses erinnerten. Weiter hinten im Garten erblickte ich eine Herde blauer Schafe, die sich um einen Baum scharten. Und auf dem Weg zu der überraschend schlichten Eingangstür stand ein quietschgelber Kasten, auf dem Kunstautomat stand. Ich hatte flüchtig die Assoziation eines Kondomautomaten, so wie er an der Ecke Südstraße/Kampsweg steht, auch der Gedanke an eine Telefonzelle streifte mich flüchtig.

Genau solch eine stand in der Tat im Wege, als ich zur Eingangstür schritt - gelb, wie die der Deutschen Post einstmals aussahen. Darin befand sich eine Kinder-Schaufensterpuppe, umringt von einer Schar schwarzer Rabenvögel. Aus Plastik!

Als ich ein Stück weiter ging, entdeckte ich in seinem großen Garten weitere exzentrisch anmutende Objekte. Am ungewöhnlichsten und sofort ins Auge fallend war die überdimensional gigantische Voliere - ein Meisterwerk unseres ortsansässigen Schmiedes. Hier hauste des Arztes liebster Gefährte: ein tiefschwarzer und sehr lebendiger Kolkrabe, den der Meister, wie ich später erfuhr, mit Rabe anredete (wie überaus originell!). Außerdem standen beziehungsweise lagen ein paar weitere nett bekleidete Schaufensterpuppen auf dem Rasengrün. Ganz hinten erblickte der interessierte Betrachter einen Hügel, grasbewachsen, den ein weiteres Metallobjekt, nämlich eine Art Pavillon, krönte.

Ich drückte die Tür auf und stand in einem engen Windfang, wo ein gerahmtes Wort-Bild meine Blicke auf sich zog. Der Text forderte mich streng und unmissverständlich auf, den Haus- und Praxisbesitzer nicht anonym, sondern mit seinem Titel und vollständigen Namen, nämlich Dr. Extrano anzusprechen. Ich dachte: Donnerwetter, und vermisste nur den Zusatz: Sprechen Sie nur, wenn ich Sie dazu auffordere.

Eine weitere Tür mir gegenüber führte in das Innere des Hauses, und als ich sie geöffnet hatte und in die quadratische Diele getreten war, stockte mir sowohl der Atem als auch der Fuß: Ich sah mich gegenüber einer in Viererreihen aufgestellten Stuhlgruppe, von denen alle Stühle besetzt waren. Vierundzwanzig Augen starrten mich an wie eine Marienerscheinung. Niemand sprach.

Und obwohl im Hintergrund Tschaikowskys 1. Sinfonie gerade einem dramatischen Höhepunkt zusteuerte, spürte ich die Stille körperlich. Mich packte unversehens ein gewisses Gruseln. Tapfer grüßte ich in die Runde, aber die einzige Reaktion war ein kurzes Senken eines Kopfes in meine Richtung. Die Blicke aller schweiften wieder ab.

Ich schaute mich um - überall gingen Räume ab: ein Büro, ein kleiner Raum mit einer Ottomane und Glastischchen (wozu sollte dieser Raum wohl dienen?), ein weiterer mit einem Schreibtisch. Ich ging auf den Raum geradeaus zu - der hatte die gigantischen Ausmaße einer Bahnhofshalle, wirkte aber mit einem riesigen, bestimmt zehn Meter langen Esstisch und den mindestens dreißig Stühlen, die um ihn herumstanden, durchaus wohnlich. Ganz am Ende rechts ging das Esszimmer, denn das war es wohl, in die Küchenzeile über, die aus einem Tresen und dahinter befindlichen Küchenschränken bestand. Ein Flügel - vielleicht ein Steinway? Ich konnte das leider nicht erkennen - vervollständigte das Bild. Mich überfiel spontan das Verlangen, in die Tasten zu greifen.

Oh, beinahe hätte ich den Arzt vergessen zu erwähnen, der über der Küchenzeile mit leuchtend weißem Kittel schwebte. Kein echter - es war eine weitere Schaufensterpuppe.

Faszinierend!

Ich stand also da in der Eingangshalle, sah mich höchst interessiert um - und bemerkte plötzlich, dass zwölf Augenpaare meinen Bewegungen synchron und stumm folgten. Schluck! Wo war bloß die Sprechstundenhilfe? Oder gab es vielleicht gar keine? Aus unsichtbaren Lautsprechern schmetterten die Bläser, untermalt von den schmelzenden Klängen des Streichorchesters. Zu dem Szenario hätte auch Richard Wagner gut gepasst.

Ja? Aus dem Nichts war eine weiß bekittelte Gestalt neben mir erschienen. Äh! , machte ich, überrumpelt von der minimalistisch, aber deutlichen Ansprache, fasste mich aber gleich wieder.

Es war keine Geistererscheinung, sondern ein älterer Herr, den ich ob seines geöffneten weißen Kittels haarscharf als Dr. Extrano identifizierte - aber besser wäre es sicher, ich fragte doch mal nach. Eingedenk der im Windfang aufgehängten Umgangsregel fragte ich also: Sind Sie Dr. Martin Extrano? (Darf s ein bisschen mehr sein?)

Er zog seine buschigen, weiß-grauen Augenbrauen nach oben und fixierte mich aus eisblauen Augen kühl und etwas von oben herab, obwohl er kaum größer war als ich. Dann nickte er, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ich bemerkte gerührt, dass er einen leichten Silberblick hatte. Die Bartstoppeln und ein weißer, fransiger Kurzhaarschnitt hätten durchaus eine Schere vertragen können. Ich brachte in sehr höflicher Manier mein Anliegen hervor. Er lauschte aufmerksam - und die anderen Anwesenden mit Sicherheit auch. Dann nickte er huld- und verständnisvoll, und ich war entlassen.

Also verabschiedete ich mich sehr freundlich und wünschte allen einen Guten Tag , bevor ich mich umdrehte und mich zwang, ruhigen Schrittes das Terrain zu verlassen, obwohl ich eigentlich das dringende Bedürfnis gehabt hätte, diesen interessanten Menschen, der...

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Autor

Jahrgang 1948, pensionierte Lehrerin, verwitwet, hat drei erwachsene Kinder und lebt in Ostfriesland. Zuvor veröffentlichte sie mit weiteren Autoren zusammen das Buch : "Wir können auch anderes - Unternehmen Ruhestand" , Autorenteam Leer , das ebenfalls im tredition Verlag erschienen ist. Schreiben, Malen und Musizieren sind ihre großen Leidenschaften.