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Der Fuchs in den Dünen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
330 Seiten
Deutsch
treditionerschienen am18.11.2022
Mit 45 lebt Peter Pokorny auf der Sonnenseite. Er hat alles, wovon er immer geträumt hat. Als erfolgreicher Wirtschaftsanwalt fährt er einen tollen Sportwagen und genießt das gute Leben. Während eines Ausflugs an die polnische Ostseeküste steht er plötzlich an einer Wegscheide: sein altes Leben endet abrupt. Auf der Suche nach sich selbst und nach der Liebe verstrickt sich Peter Pokorny in die kriminellen Machenschaften eines polnischen Oligarchen. Dabei vollzieht er eine innere Wandlung. Ist er mutig genug, sein altes Le-ben hinter sich zu lassen? Findet er die Liebe?

Daniel Schaup lebt an der schönen Elbe in Magdeburg. In seinen Romanen und Erzählungen gelingt es ihm, im Kopf des Lesers einen mitreißenden Film entstehen zu lassen - er ist mitten im Geschehen und doch Beobachter. Die Lektüre ist kurzweilig und gleichzeitig ein Bildungserlebnis. Wer seine Romane und Erzählungen liest, lernt etwas über die Welt und über sich selbst.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMit 45 lebt Peter Pokorny auf der Sonnenseite. Er hat alles, wovon er immer geträumt hat. Als erfolgreicher Wirtschaftsanwalt fährt er einen tollen Sportwagen und genießt das gute Leben. Während eines Ausflugs an die polnische Ostseeküste steht er plötzlich an einer Wegscheide: sein altes Leben endet abrupt. Auf der Suche nach sich selbst und nach der Liebe verstrickt sich Peter Pokorny in die kriminellen Machenschaften eines polnischen Oligarchen. Dabei vollzieht er eine innere Wandlung. Ist er mutig genug, sein altes Le-ben hinter sich zu lassen? Findet er die Liebe?

Daniel Schaup lebt an der schönen Elbe in Magdeburg. In seinen Romanen und Erzählungen gelingt es ihm, im Kopf des Lesers einen mitreißenden Film entstehen zu lassen - er ist mitten im Geschehen und doch Beobachter. Die Lektüre ist kurzweilig und gleichzeitig ein Bildungserlebnis. Wer seine Romane und Erzählungen liest, lernt etwas über die Welt und über sich selbst.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783347771451
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum18.11.2022
Seiten330 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3556 Kbytes
Artikel-Nr.12574236
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Die Kanonenkugel

Ich bin wieder hergestellt. Die Schusswunde ist verheilt. Eine Narbe, klein und rund wird bleiben - als Erinnerung oder Markierung. Mein Knie und mein Knöchel zwicken noch, auch da sei alles gut, sagt der Arzt. Ich bin geheilt! Was ist Heilung? Die Operation, die Medikamente, die Physiotherapie - alles hat mich fit gemacht. Mein Körper funktioniert! Die Ärzte sind zufrieden. Alle Werte sind im Normalbereich. Ich bin geheilt! Dennoch fühle ich mich sonderbar. Es ist nachgerade so, als taumle ich durch die eingestürzten Kulissen meines Lebens. Seit Tagen nagen zwei Fragen an mir: Wer war ich? Wer bin ich?

Ich bin Peter Pokorny, ein erfolgreicher Anwalt in den besten Jahren meines Lebens. Von ganz unten habe ich mich hochgearbeitet. Eine eigene Kanzlei gegründet! Ich besitze alles, wovon ich als Junge träumte. Ich bin reich. Seit Jahren verdiene ich mehr als ich ausgeben kann. Die schönsten Dinge leiste ich mir. Ich lebe in einer wunderbaren Wohnung in der chaotischsten Stadt der Welt. Alles ist perfekt! Perfekt? Wie sieht ein perfektes Leben aus?

Ich bin Peter Pokorny. Ein erfolgreicher Anwalt, der zum ersten Mal nicht weiß, was all das soll. Es muss weitergehen wie es immer weitergeht. Das ganze Leben läuft Tag für Tag ab. Wir können nichts dagegen tun. Die Sonne geht jeden Morgen unweigerlich auf, ob wir es wollen oder nicht. Nach vierundzwanzig Stunden startet ein neuer Tag. Jeder Tag dreht das kleine Rädchen unseres Lebens ein Stückchen weiter - immer weiter.

Ich nehme ein Taxi zum Hotel. Gestern habe ich es vom Krankenbett aus gebucht. Ich kann nach all dem nicht sofort nach Hause fahren! Obwohl ich es müsste: meine Mailbox füllt sich beständig und mein Terminkalender ist ein rotes und blinkendes Chaos. Es ist mir egal. Nicht eine Minute habe ich in den letzten Tagen an meine Arbeit gedacht. Sie wurde verdrängt, verdrängt von ihr! In meinem Kopf ist nur noch Platz für sie! Wie gelang es dieser Frau, mich dermaßen in Besitz zu nehmen. Ich muss herausfinden, wer sie ist! Ich kann sie nicht vergessen! Ich muss sie wiedersehen! Das Erinnerungsbild von ihr ist schön, sehr schön. Es beruhigt mich. Ihre geistige Gegenwart half mir durch die Schmerzen.

Vor allem hilft sie mir, wenn dieses schreckliche Tier auftaucht. Es verfolgt mich in meinen Träumen. Beständig läuft es durch meine Gedanken. Es versetzt mich in Unruhe. Seit dem Schuss werde ich ihn nicht mehr los: den Fuchs! Ich rieche seinen widerlichen Atem!

Ich gehe zum Taxistand, ein wenig unsicher, aber die Schmerzen in Knie und Knöchel sind auszuhalten. Der Fahrer spricht ein wenig Deutsch und er kennt das Hotel. Während der Fahrt durch die Stadt, zum ersten Mal in meinem Leben bin ich hier, sehe ich Menschen den Sommer genießen: sie lecken an Eistüten oder lachen, ihre Augen hinter Sonnenbrillen verborgen.

Nach zehn Minuten betrete ich die Eingangshalle des Hotels. Ich nenne meinen Namen. Der Portier dreht sich zu einem Regal um. Ich erkenne meinen Autoschlüssel in seiner Hand.

Ihr Wagen steht in der Tiefgarage , sagt er in akzentfreiem Deutsch, die Polizei hat ihn dort für sie abgestellt. Wir haben ihr Gepäck auf ihr Zimmer gebracht. Ich bedanke mich. Ob ich noch etwas brauche, fragt der Portier. Ich verneine und gehe zum Lift. In meiner Suite angekommen, überprüfe ich mein Gepäck. Alles da. Ich gehe zurück in die Empfangshalle und folge dem Schild Restaurant. Ich betrete die Terrasse. Vor mir entfaltet sich ein pittoreskes Bild: eine Komposition aus Platanen, Rosenbüschen und liebevoll gedeckten Tischen mit kleinen Lavendel-Sträußen. Ein Kaffee wird mir guttun. Die Kellnerin serviert mir eine dampfende Tasse zusammen mit einem Glas Wasser. Mein Handy klingelt. Bislang habe ich nur mit meiner Sekretärin gesprochen. Ich stelle mein Telefon aus. Der Kaffee schmeckt. Ich genieße die Sonne.

Ich weiß, ich müsste wenigstens eine Kleinigkeit essen. Seit Tagen habe ich keinen Appetit. Vielleicht ein Stück Kuchen? Der Kaffee genügt. Ich lehne mich zurück und strecke meine Beine aus. Ich spüre die Wärme der Sonne. Sie belebt mich. Ich schließe die Augen und lasse den Tag meiner Ankunft vor knapp drei Wochen in diesem Land Revue passieren: Frohgemut packte ich meine beiden Koffer und die Reisetasche in meinen Jaguar F-Type Coupé. Ich freute mich auf die lange Fahrt mit meinem neuen Wagen. Seit Kindertagen bin ich in diese Automarke vernarrt. Von meinem ersten Referendariatsgehalt hatte ich mir einen dunkelgrünen gebrauchten XJ 40 gekauft. Bis heute blieb ich der Marke treu. Ich setzte mich beschwingt hinter das Lenkrad: Endlich eine Woche Ruhe! Während der Fahrt hörte ich mich durch die Alben von Dinosaur Jr, um mich von dem weichgespülten Pop und dem grässlichen Hip Hop zu erholen, mit dem mich das Autoradio täglich anschreit. Anfangs war es nicht die Musik, die mich zu dieser Band führte, es war das Coverbild der Platte Green Mind aus dem Jahr 1991. Auf dem ist dieses Mädchen zu sehen mit der Kippe im Mund und diesem faszinierenden Blick. Wenn ich es sehe, bin ich von der Wahrheit des Satzes überzeugt, dass wer raucht, kaltblütig aussieht. Ich glaube, er ist von Brecht. Ich rauche gern!

Ich versuchte, mich ganz auf die Musik zu konzentrieren. Alle Gedanken an die Kanzlei und die bevorstehenden Termine schob ich weg, was mir von Minute zu Minute besser gelang. Nach einhundert Kilometern hielt ich auf einem Parkplatz, um ein Zigarillo zu rauchen. Ich schaffe es meistens ein halbes Jahr, nicht im neuen Auto zu rauchen. Um mich herum parkten die Familienkutschen, vorwiegend Volkswagen oder Renault, vollgestopft mit Koffern, Tüten und den obligatorischen Handtüchern, die auf den Gepäckstücken herumliegen.

Ich sah pubertierende Jugendliche, zum Familienurlaub gezwungen, auf ihre Handys starren. Eine Mutter schob einem Kleinkind vorgekaute Bananenstückchen in den Mund und ein verschwitzter Vater kontrollierte den Gepäckträger, auf dem drei Fahrräder wackelten. Ab und zu riskierte er einen Blick zu mir herüber, sicher nicht zu mir, sondern zu meinem weißen Jaguar. Ich ahnte den in seinen Augen aufblitzenden Neid. Entweder auf mein Auto oder auf mein Leben, das nicht die Last einer mit den Jahren anstrengender werdenden Frau und zwei Schlaf und Nerven raubenden Kindern mit sich herumtrug.

Ich warf mein Zigarillostumpen weg. Ich wählte den Titel Water und fuhr zurück auf die Autobahn. Der F-Type fährt sich super: sportlich und mit einer spitzenmäßigen Beschleunigung. Vielleicht kämpfe ich mit einer Midlife-Crisis, da ich mich zum zweiten Mal für ein sportliches Coupé entschieden habe? Wer die fünfundvierzig überschritten hat, schaut mit großen Augen auf den zweiten Teil seines Lebens: nochmal solange! Die Musik belebte mich, ebenso die 340 PS.

Am frühen Abend fand ich das Ferienhaus. Es liegt sehr versteckt und einsam. Endlich angekommen! Ich freute mich auf einen Schluck aus der Flasche Riesling, die in ihrer Kühlbox im Kofferraum auf mich wartete. Daneben hatte ich die Plastikbox mit der gemischten Sushiplatte gestellt, Nummer zwölf von meinem Lieblingsjapaner.

Der mir per Post zugesandte Schlüssel passte. Ich öffnete die Haustür. Auf einmal fühlte ich mich seltsam. Ich ließ mich nicht beirren. Ich freute mich zu sehr auf meine freien Tage. Vor mir lag ein gemütlicher Abend mit Riesling und guter Musik. Ich hatte mir vorgenommen, mich ganz dem Halbgott Liam zu widmen. Sicher, Oasis passt nicht unbedingt zu Weißwein und Sushi, aber Bier und Zigaretten mag ich nicht.

Mich empfing eine große Diele, ausgelegt mit polierten grauen Granitfliesen. Gegenüber der Eingangstür stand ein großes Sideboard aus Chrom und lackiertem schwarzem Holz. Es passte perfekt in diesen Raum mit seiner reduzierten Strenge. Rechterhand führte eine breite Treppe ins Obergeschoss. Links war eine Flügeltür offen und gab den Blick auf die Glasfront des Wohnzimmers frei. Ich sah ein Ensemble aus Gartenmöbeln auf der Terrasse. Ich betrat die Küche, die einmal um die Ecke mit einem Tresen ins Wohnzimmer überging. Ich war schwer beeindruckt von den schwarzen Marmorplatten und all dem Edelstahl. Der Kühlschrank hatte zwei Türen. An der einen leuchtete ein Display so groß wie mein Tablet. Dann entdeckte ich den Weinschrank, in dem sehr gute Weißweine lagen und exzellente Rotweine. Wenn ich den Besitzer des Hauses zu meinen engeren Freunden zählen würde, könnte ich mich bedienen, überlegte ich.

Wohnzimmer, Küche und Diele nahmen das gesamte Untergeschoss ein. Ich schätzte die Fläche auf gut hundert Quadratmeter. Bevor ich mir die Einrichtung genauer anschaute, auf den ersten Blick erkannte ich wunderschöne Designklassiker wie zwei hellbraune Exemplare des Egg Chair von Arne Jacobsen und Sessel und Sofa von Le Corbusier, ging ich nach oben, um mein Nachtlager zu begutachten. Die obere Etage war nicht so großzügig gestaltet. Die Atmosphäre glich eher einer Pension. An dem um die Treppe gewinkelten Gang sah ich fünf Türen. Für...

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Daniel Schaup lebt an der schönen Elbe in Magdeburg. In seinen Romanen und Erzählungen gelingt es ihm, im Kopf des Lesers einen mitreißenden Film entstehen zu lassen - er ist mitten im Geschehen und doch Beobachter. Die Lektüre ist kurzweilig und gleichzeitig ein Bildungserlebnis. Wer seine Romane und Erzählungen liest, lernt etwas über die Welt und über sich selbst.