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Alte Wege

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am01.08.2024Auflage
Robert Macfarlane folgt den alten Wegen - jenen Pfaden, Hohlstraßen, Fuhrten, Feld- und Seewegen, die seit der Antike die menschlichen Siedlungsräume miteinander verbinden und noch immer als unsichtbare Wegweiser unsere Bewegungen bestimmen. Seine Reise führt den wichtigsten Naturschriftsteller Großbritanniens von den englischen Kreidefelsen zu den einsamen Vogelinseln Schottlands, von den Kulturlandschaften Spaniens zu den Pilgerrouten Palästinas und bis in den Himalaya. Sie lässt ihn in fünftausend Jahre alte Fußstapfen treten und in einem kleinen Segelboot auf den nächtlichen Atlantik hinaustreiben. Er lauscht den Geschichten, die diese alten Wege noch immer erzählen, und den Stimmen derjenigen, die er auf seinen Fußmärschen begegnet: andere Wanderer, Spaziergänger und Sinnsucher, sogar tibetanische Mönche.

Robert Macfarlane, 1976 in Nottinghamshire geboren, lehrt Literaturwissenschaft in Cambridge, ist Essayist und Kritiker und gilt als wichtigster britischer Autor des Nature Writing. Bei Ullstein sind bislang Karte der Wildnis und Alte Wege erschienen. Sein Buch Die verlorenen Wörter wurde mit dem BAMB Beautiful Book Award 2017 sowie als Hay Festival Book of the Year und als The Sunday Times Top Ten Bestseller ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR38,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextRobert Macfarlane folgt den alten Wegen - jenen Pfaden, Hohlstraßen, Fuhrten, Feld- und Seewegen, die seit der Antike die menschlichen Siedlungsräume miteinander verbinden und noch immer als unsichtbare Wegweiser unsere Bewegungen bestimmen. Seine Reise führt den wichtigsten Naturschriftsteller Großbritanniens von den englischen Kreidefelsen zu den einsamen Vogelinseln Schottlands, von den Kulturlandschaften Spaniens zu den Pilgerrouten Palästinas und bis in den Himalaya. Sie lässt ihn in fünftausend Jahre alte Fußstapfen treten und in einem kleinen Segelboot auf den nächtlichen Atlantik hinaustreiben. Er lauscht den Geschichten, die diese alten Wege noch immer erzählen, und den Stimmen derjenigen, die er auf seinen Fußmärschen begegnet: andere Wanderer, Spaziergänger und Sinnsucher, sogar tibetanische Mönche.

Robert Macfarlane, 1976 in Nottinghamshire geboren, lehrt Literaturwissenschaft in Cambridge, ist Essayist und Kritiker und gilt als wichtigster britischer Autor des Nature Writing. Bei Ullstein sind bislang Karte der Wildnis und Alte Wege erschienen. Sein Buch Die verlorenen Wörter wurde mit dem BAMB Beautiful Book Award 2017 sowie als Hay Festival Book of the Year und als The Sunday Times Top Ten Bestseller ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843731485
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum01.08.2024
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse5270 Kbytes
Artikel-Nr.12579504
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Pfad
Fährteâ~âTrampelpfade & Hohlwegeâ~âEis blauâ&âklarâ~âUtsi´s Stoneâ~âEin Labyrinth von Freiheitâ~âEinvernehmliches Tunâ~âWunschlinienâ~âGeorge Borrowâ~âDie »horrors«â~âGeistertrassenâ~âEin territoriales Musterâ~âKosmisch-komische Visionenâ~âEdward Thomasâ~â»Geduldige sublunare Beine«â~âHänselâ&âGretelâ~âHodologieâ~âSchritte als Wissenâ~âTraumpfadeâ~âDer »Weg der Verdammnis«â&âSternschnuppenschwärmeâ~âBiogeografieâ~âDas poetische Knistern des Hochspannungsmasts
Menschen sind Tiere, und wie alle Tiere hinterlassen wir auf Schritt und Tritt Spurenâ: sichtbare Zeichen in Schnee, Sand, Schlamm, Gras, Tau, Erde oder Moos. Die Jägersprache besitzt ein lichtes Wort für diese Art von Ein- und Abdruckâ: Fährte . Die Fährte eines Tieres ist seine Spur. Nur vergessen wir heute oftmals, dass auch wir Spuren hinterlassen, weil wir zumeist auf Asphalt oder Beton laufen - Materialien, die nicht leicht zu prägen sind. »Immer und überall sind Menschen gegangen und haben die Erde mit sichtbaren und unsichtbaren, symmetrischen und mäandernden Pfaden überzogen«, schreibt Thomas Clark in seinem eindrücklichen Prosagedicht In Praise of Walking (Lob des Wanderns). Tatsächlich sieht jeder, der seine Aufmerksamkeit auf Pfade und Wege richtet, dass die Landschaft von ihnen durchfurcht ist - im Schatten des modernen Straßennetzes, das sie zuweilen schräg oder im rechten Winkel kreuzen. Spricht man all die verschiedenen Namen für Wege schnell vor sich hin, werden sie gleichsam zum Gedicht oder zur Liturgieâ: Saumpfade, Pilgerpfade, Feldwege, Viehtrifte, Leichenwege, Trampelpfade, Stege, Ley-Linien, Deichwege, Heckenwege, Handelspfade, Treidelpfade, Pässe, Gassen, Pisten, Gehsteige, Chausseen, Hohlwege, Wanderwege, Kreuzwege, Dammwege, Kirchwege, Seewege, Reitwege, Heide­wege, Rennsteige.

In vielen Regionen gibt es noch die alten Wege, Verbindungstrassen zwischen den Orten, die über Pässe oder um Berge herum zu einer Kirche oder Kapelle, zu einem Fluss oder zum Meer führen. Nicht alle zeugen von einer frohen Vergangenheit. In Irland gibt es Hunderte Meilen famine roadsâ: In den 1840âer Jahren von verhungernden Menschen für fast nichts erbaute und ins Nichts führende Straßen, die auf keiner amtlichen Grundkarte verzeichnet sind. In den Niederlanden gibt es doodwegen und spookwegen - die Straßen der Toten und der Geister -, die zu den mittelalterlichen Friedhöfen führen. Spanien verfügt nicht nur über ein breites, funktionstüchtiges Netz an cañada, den Viehtriften, sondern hat auch den zigtausend Kilometer langen Camino de Santiago, dessen weit verzweigtes Wegenetz die Pilger zum Schrein in Santiago de Compostela führt. Auf dem Jakobsweg zählt jeder Schritt zweifach, einmal auf dem tatsächlichen Weg und einmal auf dem Weg des Glaubens. In Schottland gibt es clachan und rathad - schmale, gepflasterte Straßen und Gebirgspfade - und in Japan kleine Landwege, die der Dichter Basho¯ in seinem Band Auf schmalen Pfaden durchs Hinterland von 1689 beschreibt. Die amerikanischen Prärien des 19.âJahrhunderts sind von breiten Bisonwegen durchschnitten, die von dichten Bisonherden geschaffen wurden und auf denen später die ersten Siedler über die Great Plains nach Westen zogen.

Geschichtsträchtige Wege gibt es nicht nur an Land, sondern auch auf dem Wasser. Die Ozeane sind durchfurcht von Seewegen - Routen, deren Verlauf von den vorherrschenden Winden und Strömungen bestimmt ist -, und Flüsse zählen zu den ältesten Wegen überhaupt. Zum abgelegenen Zanskar-Tal im indischen Himalaya-Gebirge gibt es in den Wintermonaten nur einen einzigen Zugangâ: über den zugefrorenen Fluss. Der Zanskar fließt durch steilwandige Täler aus Schiefergestein, an deren Hängen Schnee­leoparden jagen. In den tieferen Becken ist das Eis blau und klar. Möchte jemand die Reise den Fluss hinab antreten, chadar genannt, begleiten ihn die Eislotsen , erfahrene Wanderer, die alle Gefahren kennen.

Verschiedene Pfade haben verschiedene Eigenschaften, je nach Geologie und Zweck.

Auf manchen Leichenwegen in Cumbria liegen auf der hügelzugewandten Seite flache resting stones, Absetzsteine , auf denen die Sargträger ihre Last absetzen konnten, um die müden Arme auszuschütteln und die steif gewordenen Schultern kreisen zu lassen. Auf manchen Leichenwegen im irischen Westen sind Absetznischen in den Hang gehauen, und jeder Trauernde legt einen Kieselstein in sie hinein. Die prähistorischen Trampelpfade über die Downs in Südostengland können wir noch heute nachverfolgen, weil auf dem durch jahrhundertelangen Tritt verdichteten, kreidehaltigen Boden Gänseblümchen gut gedeihen. Das Moor auf der Insel Lewis in den Äußeren Hebriden ist von tausend Wegen der Moorarbeiter durchkreuzt und erinnert aus der Vogelperspektive betrachtet an genarbtes Leder. Ich denke auch an die Serpentinen der Bergpfade im schottischen Hochland, an die mit Flaggen geschmückten und über Brücken führenden Packeselrouten in Yorkshire und Mid Wales und die eingesunkenen Grünsandpfade in Hampshire, an deren schattigen Rändern sich im Frühling gerollte Farne wie kleine Hirtenstäbe emporrecken.

Die Markierungsmethoden alter Pfade scheinen selbst einer geheimnisvollen Sage entnommen, in der es viel um Steinhaufen, Steinkreise, Sarsensteine, sogenannte hoarstones (Ehrensteine), Menhire, Meilensteine, Cromlechen und andere Landmarken geht. In den Sümpfen von Dartmoor liegen Brocken weißer Porzellanerde verstreut, um einen sicheren Weg durch die Dämmerung zu weisen, wie die Kieselspur bei Hänsel und Gretel. In Gebirgsgegenden markieren oft Findlinge die Stelle, an der sich Flüsse gut überqueren lassen, wie Utsiâ´s Stoneâ1 in den Cairngorms, der die Furt durch den Allt Mor anzeigt, durch die man zu den traditionellen Weidegebieten gelangt, ein Stein, in den von geschickter Hand die Zeichnung eines Rentiers eingeritzt ist, das im abendlichen Sonnenlicht springlebendig zu werden scheint.

Pfade und ihre Markierungen können seit Langem meinen Blick ködern, auf sich ziehen, zu sich heran und weiter auf den Weg. Der Pfad lockt das Auge, das äußere wie das innere. Der Kopf kann nicht umhin, dieser Linie über das Land zu folgen - nicht nur voran durch den Raum, sondern auch zurück durch die Zeit, hinein in die Geschichte des Weges und all derer, die ihn genutzt haben. Wenn ich einem Pfad folge, denke ich oft an seine Anfänge, daran, warum er wohl entstand, an die regelmäßigen Reisen, deren Zeuge er ist, und die Geheimnisse, die er bewahrt, all die Abenteuer, Begegnungen und Abschiede. Ich selbst bin in meinem Leben vermutlich 1â100 bis 1â200 Kilometer auf Pfaden gegangenâ: mehr als die meisten Menschen, aber nicht annähernd so viel wie die großen Wanderer. Thomas De Quincey schätzt, dass Wordsworth 280â000, vielleicht sogar 300â000 Kilometer gelaufen istâ: Seine bekanntermaßen knorrigen Beine, die »bei allen weiblichen Bekannten auf ostentative Ablehnung stießen«, wie De Quincey giftig notiert, verwandelten sich beim Wandern in Siebenmeilenstiefel. In Gedanken habe ich bereits Tausende Kilometer zurückgelegt, weil ich nachts, wenn ich nicht schlafen kann - fast jede Nacht -, die von mir gewanderten Pfade abgehe, bis ich manchmal doch in den Schlaf finde.

»Es freut mich einfach, auf ihnen zu gehen«, bringt John Clare sein Verhältnis zu Feldwegen auf den Punkt. Mir geht es genauso. »Meine linke Hand hakt sich um deine Hüfte«, verkündet Walt Whitman - freundschaftlich, erotisch, gebieterisch - in Grasblätter (1855), »Meine rechte Hand zeigt auf die Landschaften der Kontinente und die offene Straße«. Fußwege sind im besten Sinne des Wortes mundanâ: weltlich , für jeden offen. Vom Wege­recht geschützt und durch Benutzung erhalten, bilden sie ein Labyrinth von Freiheit, ein feingliedriges Netzwerk von Allmenden, das sich bis heute durch unsere aggressiv privatisierte Welt zieht, trotz aller Stacheldrahtzäune und Schranken, Überwachungskameras und Betreten-verboten -Schilder. Dass es dieses Labyrinth bei uns gibt, ist einer der wichtigsten Unterschiede zum Landnutzungsrecht in den USA.2 Die Amerikaner haben uns Briten lange um unser Fußwegesystem und die damit verbundenen Freiheiten beneidet, so wie ich die Skandinavier um ihr Allemansrätten beneide, ihr Jedermannsrecht. Diese rechtliche Übereinkunft entstand in einer Gegend ohne jahrhundertelange Feudalherrschaft und vererbte Unterwürfigkeit gegenüber der grundbesitzenden Klasse und gestattet den Bürgern, alles Brachland zu betreten, vorausgesetzt, sie...
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Autor

Robert Macfarlane, 1976 in Nottinghamshire geboren, lehrt Literaturwissenschaft in Cambridge, ist Essayist und Kritiker und gilt als wichtigster britischer Autor des Nature Writing. Bei Matthes & Seitz Berlin sind bislang Karte der Wildnis, Alte Wege und Die verlorenen Wörter erschienen. Letzteres wurde mit dem BAMB Beautiful Book Award 2017 sowie als Hay Festival Book of the Year und als The Sunday Times Top Ten Bestseller ausgezeichnet.