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Wicca · Kelten · Schamanen

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
208 Seiten
Deutsch
Verlag Anton Pusteterschienen am11.09.2023
Was hat die Venus von Willendorf mit dem neuen Hexenkult zu tun? Warum üben längst vergangene Zeiten und Kulturen eine so große Faszination auf uns moderne Menschen aus? Sei es eine neue Netflix-Serie oder ein anstehendes Wikinger-Reenactment: Es wimmelt darin nur so von vorchristlicher Symbolik. Doch welche archäologischen »Beweise« liegen diesen Fiktionen zugrunde, die im Zeichen der (vermeintlichen) Rekonstruktion bis hin zur Wiederbelebung »uralter« Religionen stehen? Dieses Buch gibt einen Überblick über das Neuheidentum, betrachtet das Phänomen durch die archäologische Brille und liefert Antworten auf viele Fragen: Was sind die historischen Anknüpfungspunkte des Neuheidentums? Welche unterschiedlichen Gruppen gibt es in Europa? Welche Rolle spielen dabei Erde und Natur? Was ist tatsächlich bekannt über die spirituellen Vorstellungen jener Menschen, die Stonehenge bauten, und waren das wirklich die, die wir heute »Kelten« nennen? Kompakte Informationen zum Neuheidentum Für Fans der Fantasy-Szene, Anhänger*innen spiritueller Praktiken sowie Interessierte an alten Religionen und Archäologie Mit Fotos von Fundorten, alten Objekten und (nachgestellten) Ritualen

Jutta Leskovar, Studium der Ur- und Frühgeschichte sowie Geschichte in Wien. Seit 2001 Sammlungsleiterin am Oberösterreichischen Landesmuseum. www.jutta-leskovar.at
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR24,00
E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
EUR16,00

Produkt

KlappentextWas hat die Venus von Willendorf mit dem neuen Hexenkult zu tun? Warum üben längst vergangene Zeiten und Kulturen eine so große Faszination auf uns moderne Menschen aus? Sei es eine neue Netflix-Serie oder ein anstehendes Wikinger-Reenactment: Es wimmelt darin nur so von vorchristlicher Symbolik. Doch welche archäologischen »Beweise« liegen diesen Fiktionen zugrunde, die im Zeichen der (vermeintlichen) Rekonstruktion bis hin zur Wiederbelebung »uralter« Religionen stehen? Dieses Buch gibt einen Überblick über das Neuheidentum, betrachtet das Phänomen durch die archäologische Brille und liefert Antworten auf viele Fragen: Was sind die historischen Anknüpfungspunkte des Neuheidentums? Welche unterschiedlichen Gruppen gibt es in Europa? Welche Rolle spielen dabei Erde und Natur? Was ist tatsächlich bekannt über die spirituellen Vorstellungen jener Menschen, die Stonehenge bauten, und waren das wirklich die, die wir heute »Kelten« nennen? Kompakte Informationen zum Neuheidentum Für Fans der Fantasy-Szene, Anhänger*innen spiritueller Praktiken sowie Interessierte an alten Religionen und Archäologie Mit Fotos von Fundorten, alten Objekten und (nachgestellten) Ritualen

Jutta Leskovar, Studium der Ur- und Frühgeschichte sowie Geschichte in Wien. Seit 2001 Sammlungsleiterin am Oberösterreichischen Landesmuseum. www.jutta-leskovar.at
Details
Weitere ISBN/GTIN9783702581091
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum11.09.2023
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse19904 Kbytes
Illustrationendurchgehend farbig bebildert
Artikel-Nr.12605668
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Neuheidentum - ein Überblick

Im Neuheidentum gibt es zahlreiche Übereinstimmungen zwischen den verschiedenen Gruppen, doch ebenso viele Unterschiede. Im Folgenden soll das Phänomen grundlegend beschrieben werden.
Was sind die dominierenden (Selbst-)Bezeichnungen?

In Ablehnung des Sektenbegriffs ist innerhalb der Religionswissenschaften der Terminus Neue Religiöse Bewegungen entstanden.1 Zahlreiche weltanschauliche Gruppierungen werden unter diesem Sammelbegriff wissenschaftlich analysiert. Das Neuheidentum, oder englisch Paganism, ist ein (kleiner) Teil dieser Bewegungen. Davon wird innerhalb der Pagan Studies der Bereich des New Age, der Göttinnenspiritualität und der Naturreligionen unterschieden, wenngleich es natürlich auch zahlreiche Überschneidungsbereiche gibt.2

Der Begriff selbst - Neuheidentum - ist nicht ausschließlich innerhalb der Wissenschaften entstanden bzw. wird nicht rein zu Forschungszwecken benutzt. Vielmehr bezeichnen sich die handelnden Personen selbst häufig als Heid*innen bzw. Neuheid*innen. Im Englischen lautet das bereits notierte Wort an sich paganism (mit kleinem p ), es hat sich jedoch die Schreibung mit großem P eingebürgert. Mit der sehr selbstbewussten Selbstbezeichnung als Pagans soll durchaus die Bewertung des eigenen Glaubens als gleichberechtigte Religion neben anderen unterstrichen werden.3 Die im Englischen mögliche Unterscheidung zwischen pagan und Pagan zur Differenzierung eines allgemeinen Begriffs und eines modernen Phänomens auch im Sinne einer selbstgewissen Eigenbezeichnung ist im Deutschen bei Nutzung des Begriffs Heidentum schwer möglich. Die Verwechslungsgefahr mit einem Begriff für historische Phänomene ist zu groß, wenn keine zwei eindeutig unterscheidbaren Schreibweisen möglich sind. Entsprechend haben sich die vorangestellten Kürzel Neo- und Neu- und der Begriff Neuheidentum eingebürgert; der Begriff neo-paganism wird im Englischen teilweise als abwertend abgelehnt.4

Der Begriff Heide bzw. Neuheide 5 ist in unserer gegenwärtigen Kultur tendenziell immer noch negativ besetzt. Heiden sind jene, die außerhalb des etablierten kulturellen und religiösen Systems stehen. Das Wort pagan leitet sich von paganus (auf der Heide, also außerhalb der Zivilisation lebende Menschen) ab.6 Wenn Neuheid*innen sich selbst also bewusst so bezeichnen, verweisen sie auf ihre gegen das Christentum, vor allem auf die Zeit vor der Etablierung des Christentums in Europa gerichtete Haltung. Entsprechend wurde das Wort auch als Gegen- oder Kampfbegriff bezeichnet.7

Die Etablierung der Pagan Studies vor allem im englischsprachigen Raum hat auch zu Diskussionen geführt, welches Heidentum nun Forschungsgegenstand sei. Denn unbestrittenermaßen existierte neben dem eindeutig neuen Heidentum (mit seiner Entstehungsgeschichte frühestens ab dem 19. Jahrhundert) ein altes Heidentum, das diese Bezeichnung aufgrund seiner Vorchristlichkeit erhalten hat. Grundsätzlich gilt, dass der Begriff (Neo-)Paganism bzw. Neuheidentum (contemporary paganism) auch innerhalb der Pagan Studies nicht einheitlich definiert ist8, was aber nicht von allzu großer Bedeutung ist - es ist keineswegs selten der Fall, dass eine Wissenschaft ihren eigenen Forschungsgegenstand nicht in Übereinstimmung aller Forschenden festlegen kann.

Neuheidentum , Neopaganismus , Paganism und modernes Heidentum/contemporary paganism sind die Begriffe, mit denen die moderne Forschung derzeit hauptsächlich operiert. Darunter subsumiert werden Gruppen und Strömungen, die sich in ihren Religionsentwürfen auf die Vergangenheit beziehen, und deren Anhänger*innen sich als Personen wahrnehmen, die eine (prä-)historische Religion wiederaufleben lassen bzw. fortführen.9 Entsprechend gibt es Definitionen von Paganism, die traditionelle östliche Religionen oder Voodoo etc. miteinbeziehen; es wurde auch Kritik daran geübt, den Terminus Paganism auf Religionen zu übertragen, deren Anhänger*innen ihn selbst gar nicht verwenden.10
Wie groß ist die Zahl der Anhänger*innen?

Eine innerhalb der Pagan Studies häufig diskutierte Frage betrifft die Anzahl der Anhänger*innen neuheidnischer Religionen. Die Erhebung ist naturgemäß schwierig, denn einerseits können oder wollen nicht alle Neuheid*innen, aus unterschiedlichsten Gründen, öffentlich zu ihrer Religion stehen. Andererseits unterscheiden sich die Erhebungssysteme der einzelnen Länder stark voneinander. Wird man nach seinem religiösen Bekenntnis gefragt, gibt es in den seltensten Fällen die Möglichkeit, Druidentum oder Wicca anzukreuzen, und nicht jede*r möchte derartige Begriffe der Liste der zur Wahl angebotenen Religionen schriftlich hinzufügen. Die Schwierigkeit, seriöse Zahlen anzugeben, hängt auch mit dem niedrigen Grad der Organisation neuheidnischer Gruppen zusammen. Man muss nicht zwangsläufig seine Mitgliedschaft in irgendeiner nachweisbaren Form (Beitrittserklärung, Taufe) festhalten. Man ist einfach Neuheidin bzw. Neuheide - aufgrund einer höchstpersönlichen Entscheidung. Insofern sind Anhänger*innenzahlen nicht durch Auswertung von Mitgliederlisten fassbar, denn diese werden nicht (zentral) geführt.

Dennoch wurden bereits viele Versuche unternommen, zu der oben gestellten Frage Sinnvolles beizutragen,11 weniger allerdings bislang im deutschen Sprachraum. Beispielsweise erhob man für Neuseeland im Jahr 2001, dass bei einer Gesamteinwohner*innenzahl von damals 3,7 Millionen 5 862 Personen pagan waren. Im selben Jahr wurden für Kanada 21 080 (auf 29 639 030 Einwohner*innen, 0,071 % der Bevölkerung) und für Australien 24 156 (0,13 % der Bevölkerung) Pagans bzw. Anhänger*innen einer Naturreligion dokumentiert, zu der beispielsweise die australische Statistik Pagans, Wiccans, Druids, pantheists und animists zählt.12 Für die USA liegen unterschiedliche Schätzungen und Erhebungen vor, die Ergebnisse zwischen 0,069 % und 0,259 % der Gesamtbevölkerung ergeben.13 Schätzungen für das United Kingdom gehen von 30 000 bis 120 000 Neuheid*innen aus.14 Innerhalb der Pagan Studies wird ausgehend von diesen Zahlen diskutiert, ob das Neuheidentum als World Religion zu bezeichnen ist15, und ob ausgehend davon eine wissenschaftliche Beschäftigung überhaupt gerechtfertigt ist. Naturgemäß haben die Pagan Studies zumindest letztere Frage eindeutig positiv beantwortet und in Form intensiver Forschung in die Tat umgesetzt.
Was sind die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Gruppen?

Allen neuheidnischen Gruppierungen ist eine Verbindung mit der Vergangenheit gemein. Manche Gruppen und Personen versuchen, sich einer bestimmten Tradition zu verschreiben bzw. einem Motivbündel, das sie als einzelne Tradition identifizieren - also beispielsweise keltisch . Andere wiederum sehen in allen neuheidnischen Ausprägungen nur unterschiedliche Zugänge zum gleichen System, weswegen sie in eklektizistischer Manier aus zahlreichen Traditionen der ganzen Welt und unterschiedlicher Perioden wählen. Ein konkretes Beispiel eklektizistischen Vorgehens ist etwa die Praxis innerhalb von Wicca, Gottheiten unterschiedlichster Kulturkreise in Rituale einzubeziehen.16 Die Wahl wird von persönlichen Vorlieben ebenso geprägt wie von Traditionen, die sich innerhalb von Wicca etabliert haben. Beispielweise wird die Göttin Brigid mit dem Jahreskreisfest Imbolc verbunden. Göttinnen werden auch für zweckbezogene Rituale herangezogen - beispielsweise Epona, um Autos zu weihen17.
Brigids Kreuz Woraus beziehen die Strömungen ihre Legitimation - und worin wurzelt die Popularität?

Entgegen der Annahme vieler Neuheid*innen, ihre Religion sei die Fortsetzung beziehungsweise Wiedererweckung einer tatsächlich ursprünglich heidnischen, das heißt also vorchristlichen Religion, sind sämtliche neuheidnischen Religionen unserer Zeit Entwicklungen des 20. Jahrhunderts.18 Das Neuheidentum ist somit vor allem eines: neu. Es ist in modernen Kulturkontexten der (westlichen) Welt entstanden und bezieht seine Rechtfertigung aus Elementen der (prä-)historischen Vergangenheit. Es ist nicht tatsächlich eine Fortsetzung dessen, was Menschen prähistorischer Kulturen in vorchristlichen Perioden in Europa oder anderswo geglaubt und rituell gelebt haben. Zumindest ist es aufgrund der Quellenlage gar nicht möglich, komplexe Zusammenhänge wie ganze Religionen für bestimmte Zeiten und Regionen zu rekonstruieren. Daran alleine muss ein solcher rekonstruktionistischer Versuch bereits scheitern.
Darstellungen von...
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