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Der Engel unterm Tisch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
treditionerschienen am23.10.2023
Weihnachtsmann, Nikolaus und Osterhase sind seit jeher die besten Freunde der zwölfjährigen Charlotte. Jedes Jahr zur rechten Zeit bekommt sie Besuch von ihnen, auch wenn ihr das keiner glaubt. Doch in diesem Jahr ist etwas anders. In diesem Jahr kauert nur ein weinender Engel unter ihrem Schreibtisch. Lassen Sie sich die Adventszeit verschönern durch ungewöhnliche Geschichten, in denen ein Senio-renchor so gut singt, wie man es ihm niemals zugetraut hätte, oder sich nervige Großfamilien, au-ßergewöhnliche Weihnachtsmänner und viele mehr tummeln. Vierundzwanzig Weihnachtsge-schichten laden Sie zum Schmökern und Vorlesen ein.

Mit dem Schreiben begonnen hat Cathrin Block schon in der Grundschule, aber erst Ende der Achtzigerjahre, nach der Familienphase, wurde daraus mehr. Erschienen sind seither etliche Kurzgeschichten (nachzulesen in der Anthologie 'Blaue Welt'), ein weiteres Buch mit Gedichten und Geschichten zum Thema Weihnachten (Das Weihnachtsbuch) sowie ein Roman (Der Fühlweber - Asche des Feindes). Cathrin Block lehrte lange literarisches Schreiben an der Volkshochschule. Heute lebt sie in Hannover, hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelsöhne.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR23,90
BuchKartoniert, Paperback
EUR13,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,00

Produkt

KlappentextWeihnachtsmann, Nikolaus und Osterhase sind seit jeher die besten Freunde der zwölfjährigen Charlotte. Jedes Jahr zur rechten Zeit bekommt sie Besuch von ihnen, auch wenn ihr das keiner glaubt. Doch in diesem Jahr ist etwas anders. In diesem Jahr kauert nur ein weinender Engel unter ihrem Schreibtisch. Lassen Sie sich die Adventszeit verschönern durch ungewöhnliche Geschichten, in denen ein Senio-renchor so gut singt, wie man es ihm niemals zugetraut hätte, oder sich nervige Großfamilien, au-ßergewöhnliche Weihnachtsmänner und viele mehr tummeln. Vierundzwanzig Weihnachtsge-schichten laden Sie zum Schmökern und Vorlesen ein.

Mit dem Schreiben begonnen hat Cathrin Block schon in der Grundschule, aber erst Ende der Achtzigerjahre, nach der Familienphase, wurde daraus mehr. Erschienen sind seither etliche Kurzgeschichten (nachzulesen in der Anthologie 'Blaue Welt'), ein weiteres Buch mit Gedichten und Geschichten zum Thema Weihnachten (Das Weihnachtsbuch) sowie ein Roman (Der Fühlweber - Asche des Feindes). Cathrin Block lehrte lange literarisches Schreiben an der Volkshochschule. Heute lebt sie in Hannover, hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelsöhne.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783384000491
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.10.2023
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7062 Kbytes
Artikel-Nr.12605742
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Findelkind

Roxy, komm da weg!

Charlotte zog an der Leine, aber ihr Border Collie stand unverrückbar vor einem Tannendickicht am Waldrand und wedelte heftig mit dem Schwanz.

Was ist los mit dir? Nun komm endlich, es ist kalt , sagte Charlotte ärgerlich. So kannte sie ihre Hündin gar nicht. Normalerweise folgte Roxy aufs Wort. Und wenn sie ausnahmsweise etwas interessanter fand als Charlottes Befehle, dann bellte sie. Doch diesmal stemmte sie sich stumm mit ihrer ganzen Kraft gegen den Zug der Leine. Ihre Zunge hing weit heraus, ihre Nasenlöcher zuckten und ihre Rute flog so heftig hin und her, dass ihr ganzer Körper mitschwang. Kein Laut drang aus ihrer Kehle, nicht mal ein leises Knurren.

Charlotte hockte sich ächzend neben die Hündin und legte den Arm um sie. Was hast du denn, Roxy? Das sind junge Bäume, nichts weiter , sagte sie.

In diesem Moment drang aus dem Dickicht ein Geräusch, das klang, als würde ein kleines Tier jammern. Charlotte spähte in das Dunkel hinter den bereiften Zweigen, aber sie konnte in der frühen Dämmerung nichts erkennen.

Wieder dieses Geräusch.

Hast du etwa ein Kätzchen gefunden? Charlotte wuschelte durch das Fell zwischen Roxys Ohren. Ein Rehkitz konnte es jetzt im Winter ja nicht sein.

Wieder jammerte es leise. Roxy sah Charlotte an und fuhr ihr mit der Zunge über die Wange. Dann wand sie sich aus der Umarmung und wollte zwischen die Tannen schlüpfen. Doch Charlotte hielt sie zurück. Du bleibst hier. Ich mache das. Stöhnend richtete sie sich auf. Obwohl das nicht gut ist für meine alten Knochen, hörst du? Aber ich will nicht, dass du jemanden verletzt, verstanden? Dann drückte sie sich entschlossen durch die Zweige. Wahrscheinlich würde sie es bereuen, wenn sie ein krankes Tier fand, doch jetzt hatte sie die Neugier gepackt.

Aber es war kein Kätzchen, es war ein Kind. Oh mein Gott! , murmelte Charlotte.

Das bewusstlose Mädchen lag verkrümmt zwischen den Stämmchen, sein zerfetztes Kleid war viel zu dünn bei diesem Wetter, seine nackten Füße blau gefroren und sein ganzer Körper übersät mit blutigen Kratzern.

Charlotte kniete sich daneben, zog es an die Brust und schlang ihren Mantel um die Kleine. Sie konnte höchstens fünf Jahre alt sein und ihr Körper fühlte sich eisig an. Das Mädchen stöhnte.

Keine Angst , murmelte Charlotte beruhigend. Dann machte sie sich, das Kind fest in ihren Armen, auf den mühevollen Rückweg durch die Bäume.

Roxy sprang an ihr hoch, als sie zurückkam. Aber auch diesmal blieb die Hündin stumm. Es schien, als wolle sie die Kleine nicht erschrecken. Sie schnüffelte nur an den Kleiderzipfeln, die aus Charlottes Mantel lugten, und leckte den schlaff herabhängenden Fuß. Und dabei flog ihr Schwanz immer noch hin und her.

Los, Roxy, wir müssen auf dem schnellsten Weg nach Hause , sagte Charlotte. Sie bückte sich - das Kind war erstaunlich leicht - und nahm die Hundeleine auf. Dann beeilten sich beide, zu den Häusern am Stadtrand zu kommen.

Für eine Fünfjährige besaß das Mädchen seltsame Proportionen, zu lange Beine, zu lange Arme und alles sehr, sehr zart. Charlotte zog die Kleine als Erstes aus und steckte sie in die warme Badewanne. Sie hatte gelesen, dass man Unterkühlungen damit wirksam bekämpfen konnte. Dann holte sie Jodtinktur und Pflaster und verarztete die zahlreichen Schrammen. Besonders schlimm sahen zwei tiefe Schnitte rechts und links der Wirbelsäule aus. Zum Glück waren sie bereits verschorft, aber Charlotte beschloss, das Mädchen gleich morgen dem Arzt vorzustellen.

Als sie das Kind, eingehüllt in eines von ihren T-Shirts, im Gästezimmer fest in die Bettdecke einpackte, schlug die Kleine endlich die Augen auf, grüne Augen von einer so intensiven Farbe, wie Charlotte sie noch nie gesehen hatte. Zuerst war der Blick des Mädchens noch etwas trübe, doch als er sich klärte, glomm Panik darin auf. Das Kind keuchte und drückte sich so fest in das Kissen, wie es konnte.

Vorsicht , sagte Charlotte sanft, du hast ein paar tiefe Wunden am Rücken. Sie dürfen nicht wieder aufbrechen. Und hab keine Angst, bei mir bist du sicher.

Aber erst, als Roxy ihre Schnauze auf die Bettkante legte, entspannte sich die Kleine ein wenig.

Wie heißt du denn , wollte Charlotte wissen.

Das Mädchen sah Roxy an. Dann schob es seine Hand aus der Decke und berührte die Hundeschnauze. Roxy ließ sich das gefallen, ohne einen Muskel zu bewegen.

Elaina , murmelte Charlottes Gast schließlich. Die Stimme, zart, irgendwie zwitschernd und wunderschön, passte zur Erscheinung des Mädchens.

Das ist aber ein hübscher Name , sagte Charlotte und stand auf. Ich habe ein bisschen Suppe heißgemacht. Möchtest du die haben?

Die Kleine sah wieder die Hündin an, dann nickte sie. Erstaunlicherweise blieb Roxy, wo sie war, als Charlotte den Raum verließ.

Natürlich lag etwas Seltsames um Elaina. Es war nicht nur die Tatsache, dass ihre Wunden rasend schnell verheilten und dass sie nicht einmal einen Schnupfen bekam. Bereits am nächsten Tag gab es nur noch zwei Narben am Rücken. Den Plan mit dem Arzt konnte Charlotte aufgeben, dem Kind ging es wieder gut. Was Charlotte mehr beunruhigte, war die Angst der Kleinen. Es brauchte Tage, bis das Mädchen sie überwand und vermutlich war es Roxy zu verdanken, dass Elaina langsam Vertrauen fasste. Die Hündin wich der Kleinen nicht von der Seite und das Mädchen schien stumm mit ihr zu kommunizieren. Natürlich tauchten bei Charlotte seltsame Gedanken über die Herkunft ihres Gastes auf, aber die tat sie als Hirngespinste ab. Elfen und Kobolde gehörten in Märchengeschichten, nicht ins wirkliche Leben.

Viel wichtiger war, dass Elaina etwas zum Anziehen bekam. Charlotte änderte ein paar Kinderkleider, die sie aufgehoben hatte, falls ihre Tochter irgendwann selbst ein Baby haben würde. Und am dritten Tag beschloss sie, ihren Fund bei der Polizei zu melden. Irgendwo gab es sicher Eltern, die verzweifelt nach ihrem Kind suchten.

Doch kaum, dass sie ihre Absicht verkündet hatte, verkroch sich Elaina im hintersten Winkel der Wohnung. Und Roxy setzte alles daran, dass Charlotte nicht zur Tür hinauskonnte. Sie zwickte ihr sogar ins Bein, als Charlotte sich an ihr vorbeidrängen wollte. Das hatte die Hündin noch nie gemacht! Charlotte war so überrascht, dass sie ihren Mantel wieder auszog. Sie würde ihr Findelkind eben später melden, dann, wenn Elaina genug Vertrauen gefasst hatte und etwas mehr von sich erzählte. Und auf jeden Fall würde sie die Zeitungen nach einem vermissten Mädchen durchsuchen.

Charlottes Entschluss, vorerst nicht zur Polizei zu gehen, schien Elaina endgültig aufzutauen. Sie begann zu singen, wunderschöne Lieder, und Charlotte mit Fragen zu löchern.

Wo sind deine Kinder?

Ich habe nur eine Tochter. Mia lebt in Malaysia.

Hast du keinen Mann?

Nein, der ist schon seit ein paar Jahren tot.

Was ist das da am Fenster?

Das ist ein Weihnachtsstern. Der leuchtet, weil es jetzt draußen so dunkel ist. Und bald ist Heiligabend, deshalb schmückt man seine Wohnung mit solchen Sachen.

Von sich selbst gab die Kleine nichts preis. Und auch in der Zeitung stand nichts über ein verschwundenes Kind.

Charlotte begann, Elainas Gesellschaft zu genießen. Gemeinsam machten sie weite Spaziergänge mit Roxy. Sie kochten zusammen, aßen zusammen, spielten Gesellschaftsspiele und abends schauten sie sich Filme aus Charlottes reichhaltiger Videosammlung an. Am liebsten mochte Elaina Weihnachtsgeschichten. Es war schön, wieder jemanden zu haben, mit dem man reden konnte, auch wenn es nur ein Kind war, allerdings ein sehr verständiges.

Kommt deine Tochter bald? , fragte Elaina eines Abends, nachdem sie wieder einen Film angeschaut hatten. Darin war es darum gegangen, dass man Heiligabend mit der Familie feierte.

Charlotte lächelte die Kleine an. Nein, in diesem Jahr kann Mia leider nicht nach Hause kommen. Man hat ihr diesmal keinen Urlaub bewilligt. Aber das macht nichts, du bist ja jetzt da und mit dir wird es genauso schön. Was meinst du, wollen wir morgen einen Tannenbaum kaufen?

Elaina sagte nichts, sondern kuschelte sich nur enger an Charlotte.

Zwei Nächte später wachte Charlotte auf, weil jemand an ihrer Schulter rüttelte. Elaina und Roxy standen neben ihrem Bett. Elaina trug Anorak und Schal und hatte die Hand auf Roxys Kopf gelegt.

Was ist los? , fragte Charlotte schlaftrunken.

Ich muss jetzt gehen , sagte Elaina. Ich möchte mich verabschieden.

Was? ...

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Autor

Mit dem Schreiben begonnen hat Cathrin Block schon in der Grundschule, aber erst Ende der Achtzigerjahre, nach der Familienphase, wurde daraus mehr. Erschienen sind seither etliche Kurzgeschichten (nachzulesen in der Anthologie "Blaue Welt"), ein weiteres Buch mit Gedichten und Geschichten zum Thema Weihnachten (Das Weihnachtsbuch) sowie ein Roman (Der Fühlweber - Asche des Feindes).Cathrin Block lehrte lange literarisches Schreiben an der Volkshochschule. Heute lebt sie in Hannover, hat zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelsöhne.