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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am14.02.2024
Diese Spürnasen auf vier Pfoten lösen jeden Fall! In den 12 Geschichten spielen die Vierbeiner die Hauptrollen, agieren als unbestechliche Zeugen, verhindern Entführungen, apportieren Beweismaterial oder entlarven den Mörder. Begleiten Sie unsere tierischen Protagonisten durch aufregende Abenteuer und skurrile Begegnungen. Jede Geschichte, verfasst von hundeverliebten Autorinnen und Autoren, bietet ein einzigartiges Zusammenspiel aus Spannung und Humor. Ein Muss für alle Krimifans und Hundeliebhaber!

Ingrid Werner hat sich mit ihren Berufen Bankkauffrau, Juristin, Heilpraktikerin und Mutter von drei Kindern perfekt auf das Schreiben von Krimis vorbereitet. Seit 2010 mordet sie auf dem Papier - in kurz oder lang. Ihre Kurzkrimis wurden mehrfach für Krimipreise nominiert und sie bekam das begehrte Stipendium »Tatort Töwerland«. Neben Krimis sind Hunde ihre Leidenschaft. Diese Anthologie widmet sie ihrer wundervollen Retriever-Mix-Hündin Sammi. Mehr Informationen zur Autorin: www.werner-ingrid.de
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDiese Spürnasen auf vier Pfoten lösen jeden Fall! In den 12 Geschichten spielen die Vierbeiner die Hauptrollen, agieren als unbestechliche Zeugen, verhindern Entführungen, apportieren Beweismaterial oder entlarven den Mörder. Begleiten Sie unsere tierischen Protagonisten durch aufregende Abenteuer und skurrile Begegnungen. Jede Geschichte, verfasst von hundeverliebten Autorinnen und Autoren, bietet ein einzigartiges Zusammenspiel aus Spannung und Humor. Ein Muss für alle Krimifans und Hundeliebhaber!

Ingrid Werner hat sich mit ihren Berufen Bankkauffrau, Juristin, Heilpraktikerin und Mutter von drei Kindern perfekt auf das Schreiben von Krimis vorbereitet. Seit 2010 mordet sie auf dem Papier - in kurz oder lang. Ihre Kurzkrimis wurden mehrfach für Krimipreise nominiert und sie bekam das begehrte Stipendium »Tatort Töwerland«. Neben Krimis sind Hunde ihre Leidenschaft. Diese Anthologie widmet sie ihrer wundervollen Retriever-Mix-Hündin Sammi. Mehr Informationen zur Autorin: www.werner-ingrid.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839278284
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum14.02.2024
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.12608338
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Tote Haut
Catharina Aydemir

Es fiel mir schwer, meinen Ekel zu verdrängen, als ich die Plastiktüte über das noch warme Häufchen stülpte und das verknotete Bündel mit einem gekonnten Wurf im nächsten Mülleimer versenkte. Noch sechs regenverhangene Tage, dann würden meine Nachbarn das zottelige Tier, das jetzt über die kniehohe Absperrung zum Ufer des Nymphenburger Kanals sprang, wieder abholen. Dass ich dann nicht mehr in aller Herrgottsfrüh Gassi gehen musste, beruhigte den Morgenmuffel in mir. Bis dahin würde die Hündin allerdings mit ihren Matschpfoten meinen hellen Teppichboden vollends zerstört haben und die frisch gekauften Wiener würden sich vermutlich auch weiterhin in Luft auflösen.

Ich klappte den Kragen meines Mantels hoch. Coco Flanell, wohl irgendeine Kreuzung aus irischem Wolfshund und Scheuerbürste, stolperte schwanzwedelnd auf mich zu und zerrte einen Ast aus dem Gestrüpp.

»Jaa, fein â¦ Komm, lass aus!«, lobte ich die Hündin halbherzig, während sie mir erdige Pfotenabdrücke auf die Wildlederstiefel stempelte. Knurrend verteidigte Coco ihre Trophäe, die ich ihr versuchte abzunehmen. Durch einen plötzlichen feuchten Hundenieser bekam ich das Stück Holz zu fassen. Artig legte die Hündin den Kopf schräg, hechelte und wartete, bis ich ihr die Beute wieder aushändigte.

»Was ist das denn?« Mich beschlich ein ungutes Gefühl.

Coco, deren Aufmerksamkeitsspanne glücklicherweise der eines Goldfischs glich, raste bereits wieder einer aufgeschreckten Taube hinterher. Da ich keine Latexhandschuhe dabeihatte, schlüpfte ich mit der Hand in eine der Kottüten, betupfte damit einen Fleck auf dem Ast und verrieb die klebrige Substanz zwischen den Fingern. Mein medizinisches Studium brauchte ich nicht, um die dunklen Flecken als Blut zu identifizieren. Ich roch am Holz. Eine unterschwellige chemische Note mischte sich unter den Geruch nach Eisen und Moder. Wie bei Coco vorhin kitzelte es auch mich in der Nase.

Die Hundedame riss mich aus meinen Beobachtungen. Aufgeregt rannte sie immer wieder am schlammigen Ufer auf und ab und bellte das Wasser an.

»Bist du jetzt leise!«, ermahnte ich die struppige Hündin und stakste, noch mit dem Ast in der Hand, zu ihr.

Im trüben Wasser, zwischen schwimmendem Laub und Unrat, suchte ich den Grund für Cocos Nervosität. Als ich ihn entdeckte, stockte mir der Atem. Etwa 30 Zentimeter unter der Wasseroberfläche trieb ein menschlicher, lebloser Körper. Das Gesicht zeigte nach unten. Eine Wolke aus langen rötlichen Haaren umspielte eine klaffende Wunde am Hinterkopf. Die helle, aufgeweichte Haut der Hände si­gna­lisierte mir, dass bereits jede Hilfe zu spät kam. Erschrocken sah ich mich um. Was sollte ich tun?

Ich holte mein Handy heraus und verständigte die Polizei. Es hatte zu regnen aufgehört. Die Luft roch feucht und erdig. Hoffentlich war es noch früh genug, um auf keine weiteren Spaziergänger zu treffen. Ich zog Coco zu mir und setzte mich auf die niedrige Brüstung, die den Kiesweg vom Kanalufer abtrennte. Ihre Hinterbeine zitterten leicht. Konnte der Hauch des Todes für Cocos feinen Geruchssinn präsent sein? Gedankenverloren beobachtete ich das schaurige Treibgut und fragte mich, wie lange die tote Frau wohl schon im Wasser lag. Durch meinen Ex-Mann, einen Forensiker, hatte ich bereits einige Menschen post mortem gesehen. Mal mehr, mal weniger gut in Schuss. Die unappetitlichen Fotos von aufgeschnittenen Torsi hatte er des Öfteren auf dem Küchentisch ausgebreitet, um meine Meinung zu erfragen. Unfassbar, dass ich diesen Mann trotzdem 21 Jahre lang ertragen hatte.

Daher wusste ich allerdings, dass sich die Tote noch nicht lange im kalten Kanalwasser befinden konnte. Ein menschlicher Körper schwamm nur so lange an der Wasseroberfläche, bis die Luft aus der Lunge entwichen war. Dann sank er zum Grund und zersetzte sich dort, was je nach Wassertemperatur mehrere Jahre dauern konnte. Soweit ich es vom Ufer aus erkennen konnte, fehlte auch die schmierig weiße Fettschicht, die sich bei einem fortgeschrittenen Verwesungsprozess auf der Haut bildete. Wer hätte gedacht, dass sich das überflüssige Wissen, mit dem mich mein Ex-Mann pausenlos beschallt hatte, doch einmal als nützlich herausstellen sollte?

Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken. Mehrere Polizeiwagen hatten auf der südlichen Auffahrtsallee geparkt und Polizeibeamte sperrten den Fundort weitläufig mit Plastikband ab.

»Warum haben Sie das Beweisstück denn überhaupt angefasst?«, fragte mich Kriminalhauptkommissar Brauner und tütete den Ast ein.

»Ich hatte mit dem Hund gespielt und die Blutflecken auf ihrem Stöckchen erst gar nicht bemerkt«, passte ich die Wahrheit ein wenig an.

»Und sehen Sie sich mal den Boden an!« Seine blauen Augen funkelten durch runde Brillengläser. »Überall Pfotenabdrücke Ihrer Hündin. Können Sie mir mal erklären, wie wir da noch brauchbare Spuren des Täters selektieren sollen?«

»Wir hatten nicht vor, beim Gassigehen eine Leiche zu entdecken«, konterte ich. Kommissar hin oder her, so musste ich mich nicht zurechtweisen lassen.

»Sie müssen jetzt den Fundort verlassen, Frau Furth­mayer.«

»Doktor Furthmayer«, berichtigte ich und wunderte mich über meine Haarspalterei. Die Nennung meines Titels war mir als Dermatologin sonst egal.

»Gut, Frau Doktor.« Brauner zog das Wort unnötig in die Länge. »Sollten wir noch weitere Fragen haben, kommen wir auf Sie zu.«

Froh, die Befragung überstanden zu haben, drehte ich ihm den Rücken zu und sah zum Kanal. Feuerwehrleute in Wathosen stiegen in das hüfthohe Wasser, um die Leiche zu bergen. Der wachsame Blick der Hündin folgte dem weißen Plastiksack, den die Männer an Schlaufen hinter sich herzogen.

»Denk nicht einmal daran!«, ermahnte ich Coco und wollte eben die Leine fester packen, als sie sich losriss und ins Wasser hechtete.

»Um Himmels willen! Können Sie nicht auf Ihren Köter aufpassen?« Die Stimme des Kommissars überschlug sich. Coco schwamm zielsicher auf die Tote zu. »Sofort raus mit der Töle!«, schrie er den Einsatzkräften zu. Die Feuerwehrleute ließen den Bergesack kurzerhand auf der Wasseroberfläche liegen und dirigierten Coco wieder zum Ufer. Wie ein behaarter Gummiball sprang die tropfende Hündin auf uns zu.

»Die wird doch nicht â¦!« Die Frage des Kommissars erstarb, als Coco neben ihm das Fell ordentlich ausschüttelte.

»Igitt, geht s noch? Nehmen Sie schnellstens den Hund an die Leine!«, presste Brauner hervor und wischte sich über den hellen Mantel.

Ich nahm Coco an die kurze Leine und begab mich schleunigst auf den Heimweg.

Es wurde eine unruhige Nacht. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich die roten Haare der Toten im dunklen Wasser hin und her treiben. Nach unzähligen Versuchen einzuschlafen gab ich es auf und quälte mich aus dem Bett. Über eine dampfende Tasse Kaffee und mein Tablet gebeugt saß ich kurz darauf am Küchentisch und durchsuchte das Internet nach Berichten über das gestrige Ereignis. Coco schnarchte zusammengerollt auf ihrem Kissen. Bei der Onlineausgabe einer lokalen Zeitung wurde ich fündig.

Die junge Frau hatte wirklich höchstens eine Nacht im Wasser gelegen. Sie hatte keine Ausweispapiere bei sich gehabt und ihr durch das Wasser beschädigtes Smartphone musste erst wiederhergestellt werden. Ich scrollte weiter zu einem Foto, das bei der Identifizierung helfen sollte. Auf einem Tisch mit schwarz-weißer Zentimetermarkierung war der Unterarm der Toten abgelichtet worden. Die Haut war fast lückenlos von Tätowierungen überzogen. Ich konnte nachvollziehen, warum die Polizei für ihren Aufruf an mögliche Zeugen ein Bild der Hautverzierung statt des vom Wasser aufgedunsenen Gesichts der Frau gewählt hatte.

Die feinen Linien einer tätowierten Schwalbe sahen frisch gestochen aus, denn die Umrisse der Federn waren sauber gezogen und dunkel. Anders als bei älteren Tattoos, deren Linien oft verschwammen oder verblichen. Ich zoomte noch näher in das Bild. Unter den Schwanzfedern des Vogels blitzten weiße, narbenähnliche Flecken heraus. In meiner Praxis hatte ich oft derartige Pigmentstörungen gesehen, die auftraten, wenn sich ein Patient mit gebräunter Haut einer Tattooentfernung unterzog. Der dafür verwendete Laser konnte oft nicht zwischen dunklen Haut- und Farbpigmenten unterscheiden und die so entstandenen hellen Stellen normalisierten sich erst nach einiger Zeit.

»Na, wenn das mal kein neuer Hinweis ist!«, murmelte ich, speicherte das Fahndungsfoto in meiner Cloud und nahm einen letzten Schluck meines inzwischen kalten Kaffees.

»Coco?« Sofort hob die Hündin den Kopf und ihre Rute klopfte aufs Kissen. »Wie sieht s aus? Wollen wir zwei Mädels Gassi gehen?« Aufgeregt preschte sie zu mir und drückte die feuchte Nase an meine Hüfte. Ich strich ihr über das borstige Fell. Große Lust, dem aufgeblasenen Hauptkommissar zu begegnen, hatte ich zwar nicht, aber ich freute mich, ihm als Dermatologin einen Hinweis geben zu können, auf den die Polizei sicher noch nicht gestoßen war.

»Frau Doktor!« Wieder diese affektierte Betonung. »Wie wäre es, wenn Sie als Zivilperson Ihre Nase und die Ihres Hundes aus den Ermittlungen heraushalten würden?« Mit einem Seitenblick stierte er auf Coco, die ihre Schnauze auf seinem Bürorollcontainer abgelegt hatte.

»Also möchten Sie nichts mit meinen Informationen anfangen?« Die Überheblichkeit, mit der uns der Kommissar in Empfang genommen hatte, klang noch in mir nach.

»Doch, natürlich werden wir jeden Hinweis verfolgen. Aber haben Sie eine Ahnung, wie viele Hautarztpraxen wir kontaktieren...

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Ingrid Werner hat sich mit ihren Berufen Bankkauffrau, Juristin, Heilpraktikerin und Mutter von drei Kindern perfekt auf das Schreiben von Krimis vorbereitet. Seit 2010 mordet sie auf dem Papier - in kurz oder lang. Ihre Kurzkrimis wurden mehrfach für Krimipreise nominiert und sie bekam das begehrte Stipendium »Tatort Töwerland«. Neben Krimis sind Hunde ihre Leidenschaft. Diese Anthologie widmet sie ihrer wundervollen Retriever-Mix-Hündin Sammi. Mehr Informationen zur Autorin: www.werner-ingrid.de