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Mord im Tropenhaus

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
280 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am10.04.20242024
Der Frieden in der sprichwörtlichen Idylle des Berner Oberlandes wird empfindlich gestört, als eine Schulklasse eine Leiche im Störbecken des Tropenhauses Frutigen entdeckt. Wenig später wird ein Teenager aus Reichenbach vermisst. Hängen die beiden Fälle zusammen? Ida und Megan Jäger, die eine pensionierte Konsulin und passionierte Besucherführende, die andere Halbkenianerin und Detektivin bei der Kapo Bern, haben alle Hände voll zu tun.

Irène Mürner ist begeisterte Weltenbummlerin, ausgebildete Lehrerin, Flugbegleiterin und Schulbibliothekarin. Acht Jahre als Polizistin waren zudem so inspirierend, dass sie mittlerweile am liebsten Kriminalromane schreibt. Nebenbei ist sie - genau wie ihre Protagonistin - passionierte Besucherführende im Tropenhaus Frutigen. Nach fünf Jahren in Kenia sowie Aufenthalten in Australien und Kanada lebt die gebürtige St. Gallerin heute mit ihrer Familie im Berner Oberland am Thunersee.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
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E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDer Frieden in der sprichwörtlichen Idylle des Berner Oberlandes wird empfindlich gestört, als eine Schulklasse eine Leiche im Störbecken des Tropenhauses Frutigen entdeckt. Wenig später wird ein Teenager aus Reichenbach vermisst. Hängen die beiden Fälle zusammen? Ida und Megan Jäger, die eine pensionierte Konsulin und passionierte Besucherführende, die andere Halbkenianerin und Detektivin bei der Kapo Bern, haben alle Hände voll zu tun.

Irène Mürner ist begeisterte Weltenbummlerin, ausgebildete Lehrerin, Flugbegleiterin und Schulbibliothekarin. Acht Jahre als Polizistin waren zudem so inspirierend, dass sie mittlerweile am liebsten Kriminalromane schreibt. Nebenbei ist sie - genau wie ihre Protagonistin - passionierte Besucherführende im Tropenhaus Frutigen. Nach fünf Jahren in Kenia sowie Aufenthalten in Australien und Kanada lebt die gebürtige St. Gallerin heute mit ihrer Familie im Berner Oberland am Thunersee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839279069
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum10.04.2024
Auflage2024
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1560 Kbytes
Artikel-Nr.12608378
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1.

Er trägt Handschuhe. Das Messer ist scharf. Weich dringt es durch die Haut ein, als er es am unteren Bauch ansetzt. Ohne Anstrengung zieht er es in Richtung Brust. Sofort klafft die Haut hässlich auseinander. Ida beobachtet, wie die Männer fasziniert zuschauen.

Eine der Frauen fragt entsetzt: »Ist er tot?«

»Ja, er ist tot«, bestätigt Ida.

»Aber warum? Gibt es nicht andere Möglichkeiten?«

Ida seufzt innerlich. Gleichzeitig macht sie sich darauf gefasst, ihre Erklärung abzugeben, warum man im Tropenhaus Frutigen darauf verzichtet, die Störe mit Hormonen zu behandeln, sie qualvoll zu streifen und danach dem Rogen Zusätze beizumischen, um ihn genießbar zu machen. Allerdings scheint es ihr diesmal erspart zu bleiben. Die zweite Frau hat inzwischen etwas Aufregenderes entdeckt und macht die Freundin darauf aufmerksam: »Sieh nur, Chloe! Lederschmuck!« Die Angesprochene bewegt sich in Richtung Schaukasten, und Ida überlässt die Frauen ihren Interessen. Währenddessen erkundigen sich die Männer nach Reifegrad, Geschmack und vor allem Preis des Schwarzen Goldes. Ida gibt gern Auskunft. Die Männer sind keine Anfänger, sie hat es schon zu Beginn festgestellt. Ihre Fragen sind weder naiv noch dumm, sondern deuten auf Erfahrung hin. Zudem riechen sie nach Geld, viel Geld.

Es ist klar, dass sich Ida auch ihre Ausführungen über die richtige Degustation beziehungsweise das Essen der Fischeier sparen kann. Die Anwesenden haben alle schon oft Kaviar konsumiert und wissen, dass man kein Silberbesteck verwendet und es sich lohnt, den Kaviar direkt ab dem Handrücken zu genießen. Sie belässt es dabei, auf die Menükarte der Titanic zu deuten und die Geschichte vom letzten Abendmahl mit der Consommé Olga zum Besten zu geben. Ja, natürlich hat die Gruppe auch schon Störfleisch gegessen. Weiß es als Delikatesse zu schätzen und fragt gleich nach der Abendkarte des hauseigenen Restaurants. Ida zählt das Wild auf und erwähnt: »Außerdem gibt es immer eine Störterrine mit Kaviar. Als Hauptmahlzeit kann ich Ihnen den confierten Stör mit saisonalem Gemüse und Kokos-Limettenschaum empfehlen. Schmeckt ausgezeichnet.« Was sie nicht erwähnt, dass der Koch auch Stör- und Egli-Knusperli anbietet. So wie sie die Gäste einschätzt, ist das nichts für sie. Jemand sagt etwas, die anderen lachen laut. Einer der Männer macht sich die Mühe, für Ida zu wiederholen: »Wir freuen uns alle auf das Essen im Anschluss.«

»Heute?«

»Ja, wir haben Hunger wie die Wölfe.« Wieder lachen die Männer. Wegen der Wölfe? Wie auch immer. Ida weiß, dass heute nichts aus einem Essen werden kann. Jedenfalls nicht im Tropenhaus. »Haben Sie reserviert?«

»Reserviert? Nein. Als wir letztes Mal hier waren, war das Restaurant halb leer.«

»Das tut mir leid. Heute nicht. Ich weiß zufällig, dass ein Bankett stattfindet, eine geschlossene Gesellschaft. Sie werden zum Essen irgendwo anders hingehen müssen.«

»Was? No way.« Bruce, wie der Mann von den anderen genannt wird, schaut Ida ungläubig an. »Das kann doch nicht sein.«

»Ich fürchte doch.«

»Das ganze Restaurant besetzt?«

»Ja, wir haben zuweilen diese Großanlässe im Haus.«

»Wir bezahlen extra.«

»Das wird Ihnen kaum helfen.«

»Bullshit. Das glaube ich jetzt nicht.«

»Ganz ruhig Bruce, wir finden eine Lösung.« Bruce flucht weiter vor sich hin, und Ida erkennt rasch, dass er sich für die Führung nicht mehr interessiert. Stattdessen zieht er sein Handy aus der Tasche und sucht offensichtlich einen Kontakt. Als sich bei der entsprechenden Nummer niemand meldet, flucht er erneut und lässt sich etwas zurückfallen. Ida geht derweil weiter. Einen Weltuntergang kann sie darin nicht erkennen, wenn die Gruppe einmal nicht hier essen, sondern sich ein anderes Restaurant suchen muss. Natürlich ist es schade, aber so ein Besuch kann jederzeit nachgeholt werden. Allerdings hält sie es nicht für ihre Aufgabe, ihnen das beizubringen.

*

Es ist dunkel. Die Stimmungslichter beleuchten nur gerade die Pflanzen in unmittelbarer Nähe. Ravichandra liebt es. Fast könnte sie irgendwo in einem echten Dschungel sein.

»Ravi!« Der Ruf klingt gedämpft durch die Glastüren. Trotzdem holt er sie unliebsam aus ihren Träumen. Pasquale kommt durch den Abendeingang und strahlt sie an. »Da bist du ja!«

»Ja.« Warum hat sie sich nur breitschlagen lassen? Sie will diesen Pasquale doch gar nicht. Trotzdem schenkt sie dem jungen Mann ein freundliches Lächeln.

»Wie geht´s dir? Hattest du einen guten Tag?«

»Ach, anstrengend und wenig lustig.«

»Ärger mit den Lehrern?«

»Nein, eigentlich nicht. Wir haben diese Woche Wirtschaftswoche. Interessiert mich überhaupt nicht. Das einzig Gute daran, dass wir keine Tests während dieser Tage haben. Hätten wir normal Schule, würde mich mein Vater niemals unter der Woche arbeiten lassen.«

»Dann bin ich ja direkt froh, dass ihr Wirtschaftswoche habt, sonst könnte ich dich gar nicht sehen.« Pasquales verliebter Blick macht Ravi verlegen. Nun wird er noch deutlicher: »Und das wäre furchtbar für mich. Den ganzen Tag habe ich mich nur auf heute Abend gefreut!«

»Hör auf, du redest Blödsinn.«

»Kein Blödsinn, ich meine es ernst. Ravi. Wirklich. Ich möchte dich als Freundin.«

»Was sagst du denn da.«

»Nein, echt. Mit jedem Mal, wenn ich dich sehe, wird mir klarer, wie viel du mir bedeutest und ...«

Rasch unterbricht ihn Ravichandra: »Pasquale, du weißt, dass daraus nichts wird. Mein Vater ...«

Diesmal lässt Pasquale Ravi nicht ausreden: »Dein Vater. Dein Vater. Wenn du willst, rede ich mit deinem Vater. Ihr lebt hier, und in der Schweiz ist es ganz normal, dass ein 17-jähriges Mädchen einen Freund hat!«

»Ja, natürlich. Trotzdem.« Ravi beißt sich auf die Lippe. Sie weiß nicht, wie lange sie noch alles auf ihren Vater schieben kann. »Meine Eltern sind anders.«

»Wie viele Jahre sind sie jetzt schon hier? Du bist in der Schweiz geboren.« Pasquale klingt genervt. »Und dein Vater arbeitet seit einer Ewigkeit hier im Tropenhaus. Selbst er muss mitbekommen haben, in was für einer Welt er lebt.«

»Das hat doch damit nichts zu tun. Auch wenn er hier lebt, hat er seine Überzeugungen und lebt er nach seinen Traditionen.«

»Aber das ist so ungerecht.« Jetzt klingt Pasquale deprimiert. »Findest du das richtig?«

»Ich weiß nicht.«

»Du weißt nicht?« Pasquales Blick ist ungläubig. Und Ravi kann es ihm nicht verübeln. Sie ist nicht ehrlich. Natürlich weiß sie, was sie richtig findet und auch, was sie will. Und ihr Vater ist nicht das Problem. Aber jetzt kann sie Pasquale unmöglich alles erklären. Rasch sagt sie: »Ich habe keine Zeit, du weißt, es geht gleich los.«

»Schon?« Die Enttäuschung steht Pasquale ins Gesicht geschrieben. Ravi wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr, obwohl sie genau weiß, wie spät es ist. Sie macht ein erschrockenes Gesicht und ruft: »Oh nein, schon fast halb! Ich muss!«

»Aber du bist doch gerade erst gekommen.«

»Es tut mir leid, die Pflicht ruft.« Sie hebt ihre Hand zum Gruß, dreht sich auf dem Absatz um und eilt den dunklen Weg in Richtung Restaurant davon. Pasquale ruft ihr hinterher: »Halt! Nicht so schnell! Wann sehen wir uns wieder?«

Ravi hebt noch einmal die Hand, dreht sich aber nicht mehr um. »Irgendwann. Ich bin wieder hier.«

»Aber wann?« Jetzt klingt er verzweifelt. Hoffentlich rennt er ihr nicht hinterher. Jetzt dreht sie sich doch um, wirft Pasquale eine Kusshand zu. »Du weißt, wo du mich findest.«

Zu ihrem Glück kommt Pablo zur Tür herein und schlägt Pasquale auf die Schulter. Die beiden begrüßen sich, und Ravi nutzt die Ablenkung, um aus Pasquales Sichtfeld zu verschwinden. Glück gehabt.

Ob es für einen kurzen Gang durch den Garten reicht? Oder muss sie sich in der Küche melden? Eine Lampe beleuchtet die Orchideen. Mystisch. Bevor jemand Ravichandra aufhalten kann, schleicht sie in Richtung Störbecken. Die Fische schwimmen unter dem schützenden Dach der Geigenfeige. Langsam jetzt, und Ravi versucht vergeblich, einen der russischen Störe nach oben zu locken. »Recht habt ihr, es ist Zeit zum Schlafen«, flüstert sie. Rasch geht sie weiter. Unter den Pfeifenblumen durch, vorbei an einer blühenden Strelitzie. Wunderschön! Immer muss sie an einen Paradiesvogel denken, der Schnabel, der Kopfschmuck. Das Patschuli sendet einen betörenden Duft aus, fast wie das Mittel, das ihre Mutter zwischen die Kleider im Schrank hängt. Kein Wunder fühlt sie sich hier wie daheim. Rasch weiter, der Kakao. Sie nimmt eine Handvoll Bohnen in die Hand. Riecht mit geschlossenen Augen daran. Himmlisch. In der Tee-Ecke kann sie nicht widerstehen und reißt ein Stück Zitronengras ab. Sie wird es ihrer Mutter nach Hause bringen. Es ist nicht das Gleiche, ob sie das getrocknete Pulver zum Kochen verwendet oder das frische Kraut. Sie muss weiter.

Ganz kurz ins letzte Haus. Als sich die Tür öffnet, schaudert sie. Es ist kühl. Ravichandra zieht ihr Jäckchen über der Brust zusammen. Helfen tut das nicht viel. Aber es ist auch hier hinten bezaubernd! Die Schildkröten sind ruhig. Und selbst der Hahn der Seidenhühner hat mit seinem Krähen aufgehört. Aber es raschelt irgendwo. Scharrt da noch ein Vogel? Schlafen die Zwergwachteln nicht? Oder ist es eine der Amseln, die sich unerlaubterweise ein warmes Zuhause über den Winter eingerichtet hat? Neugierig geht sie näher. Nein, da ist...

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