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Die Halbwertszeit von Glück

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
431 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am29.02.20241. Aufl. 2024
Kann Glück mehr als nur ein Augenblick sein?

Paris 2019: Mylènes Glück steht eigentlich nichts mehr im Weg. Doch dann wird durch eine erschütternde Enthüllung ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Mylène fragt sich: Kann man überhaupt glücklich sein, solange man nicht weiß, wer man ist?

DDR-Grenzgebiet 1987: Einsiedlerin Johanna findet im Wald ein 17-jähriges Mädchen und versteckt es vor den Grenztruppen. Dadurch wird sie unversehens mit einer Vergangenheit konfrontiert, von der sie glaubte, sie längst hinter sich gelassen zu haben. Aber auch Erinnerungen an vergangenes Glück kommen wieder hoch. Doch darf man irgendwann wieder glücklich sein, auch wenn die eigene Schuld zu groß ist?

Los Angeles 2003: Bei einem Unglück ist Hollys Kollegin Jay ums Leben gekommen - und das nur, weil sie spontan für Holly eingesprungen ist. Von Schuldgefühlen geplagt, versucht Holly unter einem Vorwand, Jays Freund und Sohn etwas Glück zurückzugeben. Aber hätte auch sie selbst es verdient, wieder glücklich zu sein?

Ergreifend und kunstvoll verknüpft Louise Pelt die Geschichten dieser drei starken Frauen miteinander und erzählt mit kraftvoller, klarer Sprache von ihrer unbezwingbaren Sehnsucht nach Glück.



Louise Pelt wurde 1982 in Hamburg geboren. Mit dem Kinderopernchor bereiste sie früh die Welt, studierte anschließend Anglistik und Germanistik und schrieb einige Jahre für Film und Theater. DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK schrieb sie als Roman, obwohl vieles und viele dagegensprachen. Vielleicht ist Mut ihre größte Superkraft - auf jeden Fall aber hat er ihre schönste Geschichte hervorgebracht. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Alster und Elbe.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextKann Glück mehr als nur ein Augenblick sein?

Paris 2019: Mylènes Glück steht eigentlich nichts mehr im Weg. Doch dann wird durch eine erschütternde Enthüllung ihre ganze Welt auf den Kopf gestellt. Mylène fragt sich: Kann man überhaupt glücklich sein, solange man nicht weiß, wer man ist?

DDR-Grenzgebiet 1987: Einsiedlerin Johanna findet im Wald ein 17-jähriges Mädchen und versteckt es vor den Grenztruppen. Dadurch wird sie unversehens mit einer Vergangenheit konfrontiert, von der sie glaubte, sie längst hinter sich gelassen zu haben. Aber auch Erinnerungen an vergangenes Glück kommen wieder hoch. Doch darf man irgendwann wieder glücklich sein, auch wenn die eigene Schuld zu groß ist?

Los Angeles 2003: Bei einem Unglück ist Hollys Kollegin Jay ums Leben gekommen - und das nur, weil sie spontan für Holly eingesprungen ist. Von Schuldgefühlen geplagt, versucht Holly unter einem Vorwand, Jays Freund und Sohn etwas Glück zurückzugeben. Aber hätte auch sie selbst es verdient, wieder glücklich zu sein?

Ergreifend und kunstvoll verknüpft Louise Pelt die Geschichten dieser drei starken Frauen miteinander und erzählt mit kraftvoller, klarer Sprache von ihrer unbezwingbaren Sehnsucht nach Glück.



Louise Pelt wurde 1982 in Hamburg geboren. Mit dem Kinderopernchor bereiste sie früh die Welt, studierte anschließend Anglistik und Germanistik und schrieb einige Jahre für Film und Theater. DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK schrieb sie als Roman, obwohl vieles und viele dagegensprachen. Vielleicht ist Mut ihre größte Superkraft - auf jeden Fall aber hat er ihre schönste Geschichte hervorgebracht. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Alster und Elbe.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751756259
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.02.2024
Auflage1. Aufl. 2024
Seiten431 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1151 Kbytes
Artikel-Nr.12611502
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


MARGARETHE
November 1938

Sie wusste, dass es keine gute Idee war, das Haus jetzt noch zu verlassen, es war sogar ausgesprochen dumm. Ihre Mutter hatte sie angefleht, nicht zu gehen, hatte auf das Kind im Bett verwiesen, und selbst ihr Vater war laut geworden, dabei hatte er sich das in all den Jahren mit seiner eigensinnigen Tochter stets verkniffen.

Aber hatte sie denn eine Wahl? Verstanden ihre Eltern nicht, dass sie nicht anders konnte, als noch einmal loszulaufen und sich zu versichern, dass alles in Ordnung war?

In Ordnung. Margarethe musste sich das Lachen versagen, das sich ihre Kehle hinaufdrängte, bitter und zäh. Seit einigen Jahren schon war nichts mehr in Ordnung, sie waren nur sehr gut darin geworden, sich etwas anderes einzureden. Wenn das Unmögliche Wirklichkeit wurde, blieb nicht viel mehr als der Schmerz über die eigene Kurzsichtigkeit.

Sie hatte sich kaum dafür interessiert, als Hitler zum Reichskanzler ernannt worden war, hatte zwar die besorgten Blicke ihrer Eltern bemerkt, die Worte, die ungesagt blieben, sobald sie den Raum betrat, doch echte Sorgen hatte sie sich nicht gemacht.

Was kümmerte sie schon das bisschen Politik? War letztere nicht genauso flüchtig wie die Mode, so unbeständig wie ein Frühlingswind, launisch vielleicht, aber im Grunde doch harmlos?

Doch das, was dann gekommen war, war nicht nur ein Lüftchen.

Es war ein Sturm, und mittlerweile verstand Margarethe, dass er noch lange nicht vorüber war.

Max und sie hatten sich schon eine Ewigkeit gekannt, ohne dass es jemals etwas bedeutet hätte. Seit sie denken konnte, hatte ihr Vater seine Uhren bei den Goldbergs gekauft, »solides Handwerk, tadellose Qualität«. Margarethe fragte sich manchmal, ob er es wohl bereute, sie für die Reparatur in den Laden geschickt zu haben, ob er sich manchmal wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können. Das, was zwischen Max und ihr passiert war an jenem siebten Februar vor bald vier Jahren, ließ sich jedenfalls nicht zurückdrehen, es ließ sich nicht wegwischen und auch nicht verbieten. Die Liebe war kein bloßes Gefühl, sondern eine Wahrheit. Wer sie einmal erkannt hatte, konnte weder Augen noch Herz davor verschließen. So war es, wenn man etwas fand, was man nicht gesucht hatte.

Ihre Eltern mochten Max, so wie sie seine Familie im Grunde mochten. Vernünftige Leute waren diese Goldbergs, die gute Arbeit leisteten und damit zu einem kleinen Wohlstand gekommen waren. Warum nur mussten sie Juden sein?

Nicht dass Charlotte und Carl Freygang etwas gegen Juden gehabt hätten, für sie zählte der Mensch und nicht seine Konfession. Aber die Umstände legten nun mal nahe, dass es nicht einfach werden würde.

Max und seine Eltern redeten sich ein, dass es sich nur um eine vorübergehende politische Laune handelte, und auch Margarethe versuchte daran festzuhalten. Wie schlimm konnte es schon werden? Die Leute würden bestimmt rechtzeitig zur Vernunft kommen.

Als sie vor zwei Jahren festgestellt hatten, dass sie schwanger war, hatte Max nicht eine Sekunde gezögert und um ihre Hand angehalten. Ihre Eltern hatten sie schon zuvor gedrängt, mit der Ehe zu warten, bis sich alles etwas beruhigt hatte. Aber wie es aussah, warteten sie vergeblich.

Irgendwann hatte sich auch Max auf die Seite von Carl und Charlotte gestellt und sie überredet, das Kind im Elternhaus zu bekommen und aufzuziehen. Für Johanna war ihr Vater bisher ein Besucher geblieben.

»Sobald Ruhe einkehrt, holen wir alles nach«, versicherte Max wieder und wieder, und sie gab sich große Mühe, ihm zu glauben. Sie hegte keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Absichten, aber die Sache mit dem Beruhigen bereitete ihr schlaflose Nächte. Würde denn jemals wieder Ruhe einkehren in diesem Land? Im Moment sah es nicht danach aus.

Schon vor Jahren waren die Leute angehalten worden, nicht mehr in jüdischen Geschäften einzukaufen, aber das hier ging weit darüber hinaus. Sie hatte noch nicht verstanden, was der genaue Auslöser gewesen war, warum es überhaupt passierte und gerade jetzt, doch eines wusste Margarethe mit Gewissheit: dass Max und seine Familie in Gefahr waren. Vor einigen Monaten hatten seine Eltern ihre Wohnung verloren und waren bei Freunden untergekommen. Max selbst wohnte seitdem im hinteren Teil der Uhrmacherei - und dort musste Margarethe ihn jetzt unbedingt finden.

»Geh nach Hause, Mädchen!« Ein Mann mit schwarzen Händen und aufgeschürften Hosen lief ihr entgegen und deutete die Straße hinab. »Dahinten ist die Hölle los!«

Margarethe konnte nicht sagen, wie alt er war, und noch viel weniger, ob er zu den Guten oder den Bösen gehörte - wer konnte das heute schon noch? Aber selbst wenn sein Rat gut gemeint war, konnte sie ihn nicht befolgen. Sie würde keine Ruhe finden, bevor sie nicht wüsste, dass es Max gut ging.

Wenn nur das verfluchte Kopfsteinpflaster nicht wäre! Ein paar Mal war Margarethe beim Laufen bereits umgeknickt und fast gestürzt, der linke Knöchel schmerzte im enggebundenen Stiefel - und beinahe war sie dafür dankbar. Solange sie sich auf ihren Fuß konzentrieren konnte, musste sie nicht fühlen, wo Schmerz und Angst sonst noch schwelten. Konnte eine kleine Hölle sie am Ende vor einer größeren bewahren?

Wohl kaum. Das Chaos überall ließ sich nicht ausblenden. Das Leben hatte Feuer gefangen wie die Papierseiten eines Buches, und nun schrieb die Welt eine neue Geschichte.

Klirrende Fensterscheiben, das Fauchen von Flammen, Gebrüll und Schreie. Margarethe ballte die Hände zu Fäusten und sandte in Gedanken ein stummes Gebet aus.

Doch als sie ihr Ziel endlich erreicht hatte, sah sie, dass alles Hoffen vergebens war: Das Schaufenster der Uhrmacherei H. G. Goldberg war zerschlagen, Flammen griffen aus dem Ladeninneren nach draußen.

»Max!« Margarethe fuhr mit den Fingern in den Kragen ihres Mantels, weil es sonst nichts gab, woran sie sich hätte festhalten können, und stürmte auf das Geschäft zu. Auf der Straße drängten sich Hunderte Menschen, Bewohner und Geschäftsleute aus den umliegenden Häusern, aber auch Plünderer und solche, die für diesen Albtraum verantwortlich waren, Regisseure des Unvorstellbaren.

»Max!« Margarethe riss ein paar Männer zu sich herum, doch sie blickte immer nur in leere Gesichter. Irgendwo musste er doch stecken!

Der Rauch brannte in ihren Augen und machte ihr das Atmen schwer. Energisch packte sie eine schmale Frau an der Schulter und schrie ihr ins Gesicht: »Max Goldberg! Haben Sie den jungen Goldberg gesehen?«

Die Fremde schüttelte erschrocken den Kopf.

Jetzt erst bemerkte Margarethe, dass die Frau ein Kind im Arm hielt, ungefähr so alt wie Johanna. Beide trugen nicht mehr als ein Nachthemd am Leib. Nur einen Herzschlag später ertönte ein Knall aus einem der brennenden Geschäfte.

»Wir müssen weg«, flüsterte die Frau und wollte mit dem hustenden Kind davonlaufen, aber Margarethe hielt sie am Arm zurück.

»Warten Sie!« Sie schlüpfte aus ihrem Mantel und legte ihn der Frau über die Schultern. Verwirrt blickte sie in Margarethes Augen, aber bevor sie etwas sagen konnte, schob Margarethe sie schon von sich und lief auf die brennende Uhrmacherei zu.

»Max!« Sie schrie seinen Namen, doch gegen das lärmende Feuer hatte sie keine Chance. Nie im Leben hätte sie sich ausmalen können, dass so etwas geschehen könnte, dass es überhaupt möglich wäre. Sie hatte auf das Gute im Menschen vertraut, auf die Vernunft gebaut, aber nun wurde sie von einer Wirklichkeit überwältigt, an die sie nicht hatte glauben können und wollen. Der Mensch war kein Mensch mehr, sondern ein Monster. Und in diesem Moment griffen seine Klauen nach Max und ihrem Glück.

Margarethe kletterte durch die zerbrochene Schaufensterscheibe und wurde von einem Beben erschüttert. Sie konnte nicht sagen, ob es der Boden war, der unter ihren Füßen schwankte, oder nur ihre Knie, die vor Angst zitterten, aber sie hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Auf der Straße hörte sie dumpf Menschen schreien, sie solle zurückkommen, aber sie schenkte ihnen keine Beachtung. Sie musste Max finden und ihn hier rausholen, koste es, was es wolle.

Ungläubig wanderte Margarethes Blick durch das Geschäft, das sie in den vergangenen Jahren wie ein zweites Zuhause zu lieben gelernt hatte. Die Schränke und Auslagen waren zertrümmert worden, und die Flammen fraßen sich an den Vorhängen und Holzvertäfelungen hinauf an die Decke. Hier hatte Max ihr erklärt, wie sich die Zeit zusammensetzt. Momente, die aus Sekunden bestanden und Ewigkeiten standhielten.

Nicht mehr lange, dann würde alles in sich zusammenfallen.

»Max!« Hustend stieg Margarethe über die Trümmer in Richtung Werkstatt. Der Rauch war so dicht, dass sie im hinteren Teil des Ladens kaum etwas erkennen konnte. »Max, ich bin es!« Sie rang nach Atem, aber in der Luft lag nur Verderben. »Max!« Ihre Rufe gingen in ein hässliches Keuchen über, und Margarethe musste würgen. Röchelnd ging sie in die Knie, und mit einem Mal drängte sich ein schrecklicher Gedanke in ihr schwindendes Bewusstsein. Wenn sie Max verlieren würde - was nützte es dann noch,...

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Louise Pelt wurde 1982 in Hamburg geboren. Mit dem Kinderopernchor bereiste sie früh die Welt, studierte anschließend Anglistik und Germanistik und schrieb einige Jahre für Film und Theater. DIE HALBWERTSZEIT VON GLÜCK schrieb sie als Roman, obwohl vieles und viele dagegensprachen. Vielleicht ist Mut ihre größte Superkraft - auf jeden Fall aber hat er ihre schönste Geschichte hervorgebracht. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Alster und Elbe.
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