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Der Pakt der Frauen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.03.2024
Zwei Frauen, zwei Leben - und eine Geschichte, die Mut macht
Wien 1976. Die junge Dozentin Katharina Adler sorgt bei den männlichen Kollegen regelmäßig für Schnappatmung. Selbstbewusst trägt sie knalligen Lippenstift und verbotenerweise im Hörsaal Hosen. Außerdem hat sie sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die Geschichtswissenschaft zu revolutionieren. Dafür widmet sie sich Büchern, die von Frauen geschrieben wurden, speziell Kochbüchern. Als ihr dabei eine Rezeptsammlung aus der Feder ihrer Mutter Jule unterkommt, erkennt Katharina, dass sie erst die Geheimnisse ihrer eigenen Familie aufdecken muss, bevor sie die Welt verändern kann. Gemeinsam reisen sie und Jule nach Schlesien, an Katharinas Geburtsort. Dort lernt sie, dass es nichts Stärkeres gibt als Frauen, die zusammenhalten.

Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte - teils unter Pseudonym - bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextZwei Frauen, zwei Leben - und eine Geschichte, die Mut macht
Wien 1976. Die junge Dozentin Katharina Adler sorgt bei den männlichen Kollegen regelmäßig für Schnappatmung. Selbstbewusst trägt sie knalligen Lippenstift und verbotenerweise im Hörsaal Hosen. Außerdem hat sie sich kein geringeres Ziel gesetzt, als die Geschichtswissenschaft zu revolutionieren. Dafür widmet sie sich Büchern, die von Frauen geschrieben wurden, speziell Kochbüchern. Als ihr dabei eine Rezeptsammlung aus der Feder ihrer Mutter Jule unterkommt, erkennt Katharina, dass sie erst die Geheimnisse ihrer eigenen Familie aufdecken muss, bevor sie die Welt verändern kann. Gemeinsam reisen sie und Jule nach Schlesien, an Katharinas Geburtsort. Dort lernt sie, dass es nichts Stärkeres gibt als Frauen, die zusammenhalten.

Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte - teils unter Pseudonym - bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641303747
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum20.03.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse4680 Kbytes
Artikel-Nr.12747728
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. KAPITEL

1976

Sie war die einzige Frau hier. Irritiert starrte ein Meer von Männern in ihre Richtung, während sie erhaben über sie hinwegblickte. Oder gleichgültig - so genau ließ sich das nicht sagen, schließlich handelte es sich bei der Frau um eine Marmorstatue ohne differenziertes Mienenspiel. Während die männlichen Statuen im Arkadenhof der Universität Wien große Wissenschaftler darstellten, war sie Kastalia, jene Nymphe, die diese zu Dichtung und Weisheit inspirierte.

»Wünsch mir Glück«, flüsterte Katharina ihr zu.

Jedes Mal, wenn sie Kastalia so stoisch im Kreis der Männer stehen sah, tankte sie in ihrem Schatten Mut und Selbstbewusstsein. Und fast immer war ihr zum Scherzen zumute.

»Sei übrigens froh, dass du deinen Kopf behalten hast.«

Die Wiener Universität hatte im Krieg manchen Bombentreffer abbekommen, und anders als bei der Hofburg und der Staatsoper waren die Spuren immer noch gut zu erkennen. Kastalia hatte die Zeit heil überstanden - im Gegensatz zu Kaiser Franz Joseph, der in Form einer übermenschlich großen Steinfigur die Juristenstiege bewachte. Sein Kopf war abgebrochen, und obwohl man ihn mittlerweile wieder draufgesetzt hatte, ließ die gequälte Miene an heftige Genickschmerzen denken. Oder an die erdrückende Last, das riesige Habsburgerreich regieren zu müssen.

Kastalia wirkte dagegen etwas streng, als wollte sie fragen: Was stehst du hier rum, willst du etwa zu spät kommen?

Katharina musste lächeln, legte dann aber einen Zahn zu und nahm die knapp dreihundert Meter, die das Neue Institutsgebäude vom Hauptgebäude der Universität trennten, im Laufschritt. Bevor sie es betrat, verharrte sie kurz auch hier, um sich in einem der Fenster zu mustern. Sie musste sich nicht vergewissern, ob ihre Frisur saß, denn das nussbraune Haar war seit Kurzem nur mehr streichholzlang und konnte nicht mal vom Januarwind durcheinandergebracht werden. Und dass ihre Kleidung perfekt aufeinander abgestimmt war - zu orangefarbenen Lackstiefeln trug sie eine dunkelviolette Röhrenhose und einen Pullunder mit geometrischem Muster, das beide Farbtöne aufgriff -, hatte sie schon zu Hause überprüft. Nun zückte sie den knallroten Lippenstift, um sich die Lippen nachzuziehen. Sie war noch nicht fertig, als sie eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahrnahm.

Sanne Laser, eine junge Studentin im ersten Studienjahr. Sehr bemüht, sehr intelligent, sehr schüchtern. Hastig senkte sie den Kopf, als hätte sie Katharina bei einer zutiefst skandalösen Handlung ertappt. Nun gut, vielleicht waren rot geschminkte Lippen in ihren Augen genau das.

Sanne ihrerseits schien ein wenig aus der Zeit gefallen. Mit ihrer weißen Bluse und dem schwarzen Faltenrock wirkte sie, als hätte es die Achtundsechziger nie gegeben. Und wenn ein Professor den Hörsaal betrat, war sie die Einzige, die sich tatsächlich erhob, wie früher in der Mittelschule.

»Kriegsbemalung«, sagte Katharina und tat so, als würde sie die Verlegenheit der jungen Frau nicht bemerken. »Wussten Sie, dass sich früher vor allem Männer geschminkt haben? Die alten Ägypter zum Beispiel stellten Farbe aus Blüten, Baumrinden und Harzen her und dachten, dass sie so das Wohlgefallen der Götter erregen könnten. Oder die Wikinger, die ihre Augen schwarz mit Kohl umrandeten, einem Farbstoff aus gebrannten Mandeln und Blei, bevor sie in die Schlacht zogen.«

Sanne hob den Blick nicht, aber Katharina glaubte zu bemerken, wie ihre Mundwinkel zuckten. Als sie sich vom Fenster abwandte und das Neue Institutsgebäude betrat, folgte Sanne ihr hastig.

»Das wusste ich gar nicht.«

»Dass Geschichte so bunt sein kann? Tja, oft hört man das Vorurteil, dass wir Historikerinnen bloß in einer Mottenkiste Staub aufwühlen. Aber mir ist Geschichte nie grau erschienen, eher farbenfroh und abwechslungsreich wie ein Gemälde von Hieronymus Bosch. Wer sich damit befasst, sollte in meinen Augen nicht herumlaufen, als wäre er zu einem Begräbnis unterwegs.« Verspätet blieb ihr Blick an Sannes dunklem Faltenrock hängen. Sie biss sich auf die Lippen. »Das war ein bisschen überspitzt ausgedrückt. Entschuldigung.«

»Stimmt es, dass Sie heute ...«, setzte Sanne an.

»Haben Sie diesen Bildwerfer bestellt?«, bellte in diesem Moment eine unwirsche Stimme. Zu dem üblichen knarzenden Ton des Paternosters, der in alle sieben Stockwerke führte, gesellte sich das Quietschen von Rädern.

Katharina fuhr herum und sah Josef Schrattenegger auf sie zukommen. Fast niemand nannte den Hausmeister beim Namen, die Leute sprachen von ihm als Hausdrachen, war er doch bekannt dafür, den Studenten die Hölle heißzumachen, wenn sie einen Kaugummi auszuspucken wagten oder - noch schlimmer - eine Zigarette unter den Schuhsohlen zertraten.

Katharina hatte nichts von beidem verbrochen, dennoch starrte Schrattenegger erst sie vorwurfsvoll an, dann das Corpus Delicti, das in diesem Fall viel größer war als ein Kaugummi oder eine Zigarette. Das, was er Bildwerfer nannte, war ein Overheadprojektor - Schrattenegger verwaltete die Geräte für Forschung und Lehre.

»Ja.« Trotz seiner finsteren Miene lächelte Katharina ihn freundlich an. »Er wird für die Vorlesung von Professor Holacek benötigt. Können Sie ihn bitte in den Hörsaal III im Keller schieben?«

Der pyknische Mann stemmte die Hände in die Hüften und atmete rasselnd ein. Sie war nicht sicher, ob er seine Erschöpfung bekunden wollte oder Luft für einen Wutanfall holte. Auch sein rotes Gesicht ließ beide Interpretationen zu. »Ein Overheadprojektor für eine Vorlesung, seit wann ist das denn notwendig? Die anderen Professoren brauchen so ein Brimborium doch auch nie. Sie sind die neue Sekretärin von Professor Holacek, oder? Sagen Sie ihm, dass die Lampe unter der Kondensorlinse sehr empfindlich ist, gut möglich, dass die nicht mehr lange funktioniert.«

Katharinas Lächeln schwand. »Herr Schrattenegger ...«

»Wissen Sie denn nicht, dass Sie es mit Fräulein Dr. Katharina Adler zu tun haben?«, rief Sanne empört. Das vorhin noch so schüchterne Mädchen plusterte sich vor dem mürrischen Hausmeister auf und stemmte nun ebenfalls mit glühend rotem Gesicht die Hände in die Hüften.

Aus dem Konzept gebracht, zuckte Schrattenegger etwas hilflos die Schultern. »Und wenn man die Fokussierung oder den Umlenkspiegel verstellen will ...«

»Fräulein Dr. Adler arbeitet schon seit Langem auf der Universität«, fiel Sanne nun ihm ins Wort. »Und das nicht als Sekretärin, sondern als Universitätsassistentin. Sie ist Expertin für Sozial-, Alltags- und Frauengeschichte, einer ganz neuen Disziplin in der Geschichtsforschung. Promoviert hat sie bereits mit fünfundzwanzig - natürlich mit Auszeichnung -, und nun schreibt sie an ihrer Habilitation. Vermutlich wird sie die jüngste Wissenschaftlerin Österreichs sein, die jemals eine solche Arbeit abgeschlossen hat. Letztes Jahr hat sie ein mehrmonatiges Stipendium in den USA bekommen, um von dort wichtige wissenschaftliche Impulse mit nach Österreich zu bringen.«

Der Stiernacken von Herrn Schrattenegger hatte sich einen Ton dunkler gefärbt, sein Gesicht war dagegen etwas blasser geworden. »Ein Verlängerungskabel brauchen Sie aber nicht?«, grummelte er. »Zwei Meter reichen?«

Sanne war noch nicht fertig. »Heute wird sie Professor Holacek vertreten, was bedeutet, dass sie zum ersten Mal hinter dem Katheder stehen wird, ein Anblick, an den wir uns schon bald gewöhnt haben werden.«

»Nach der Lehrveranstaltung lassen Sie das Gerät stehen, den Aufzug zum Lager darf nur ich benutzen«, murmelte Schrattenegger. Auch nachdem er verstummt war, bewegte sich sein Mund noch eine Weile, als wäre ausnahmsweise er derjenige, der einen Kaugummi kaute. Der Blick, den er über Katharina schweifen ließ, bewies, dass Sannes Ausführungen seine Achtung nicht gerade hatten wachsen lassen, im Gegenteil. Vielmehr betrachtete er sie ebenfalls wie ein Gerät, und zwar eines, auf das man gut und gern verzichten konnte und dessen Funktionstüchtigkeit unberechenbar war.

Wieder holte Sanne tief Luft.

»Ich glaube, er weiß jetzt, wer ich bin«, sagte Katharina leise.

Während Schrattenegger das Weite suchte und den Overheadprojektor einfach stehen ließ, wandte sich Sanne etwas beschämt an sie. »Ich habe doch nichts Falsches gesagt, oder?«

»Nein, nein. Nur sollten wir uns jetzt beeilen. Helfen Sie mir, den Projektor in den Hörsaal zu schieben?«

Katharina trat an das Katheder. Sie fühlte sich wie ein angehender Dirigent, der zu seiner ersten Wagneroper den Takt vorgibt.

Sosehr sie es gleich genießen würde, mit ihrem Vortrag zu beginnen, kostete sie doch die Augenblicke gespannter Stille aus, um sich zu sammeln. Das selbstbewusste »Meine sehr geehrten Damen und Herren« war mehr als nur eine Begrüßung, es war eine Ansage.

Bereits zu ihren Studienzeiten hatten ebenso viele junge Frauen wie Männer geisteswissenschaftliche Studiengänge belegt, doch das hielt viele Professoren nicht davon ab, weiterhin nur den Herren einen guten Morgen zu wünschen.

»Willkommen zu Geschichte, Quellenkunde und Methodologie . Ich weiß, dass Professor Holacek für seine heutige Vorlesung angekündigt hat, über die Kategorisierung von Primär- und Sekundärquellen zu referieren. In enger Absprache mit ihm habe ich mich für eine praktische Übung entschieden. Mithilfe konkreter Beispiele will ich demonstrieren, unter welchen Gesichtspunkten sich historische Quellen auswerten...

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Die große Leidenschaft von Julia Kröhn ist nicht nur das Erzählen von Geschichten, sondern auch die Beschäftigung mit Geschichte: Die studierte Historikerin veröffentlichte - teils unter Pseudonym - bereits zahlreiche Romane, die sich weltweit über eine Million Mal verkauft haben. Ihr größter Erfolg hierzulande war »Das Modehaus«, ein Top-20-SPIEGEL-Bestseller; zuletzt widmete sich Julia Kröhn ihrem Herzensthema: den Büchern. In ihrer Dilogie »Die Buchhändlerinnen von Frankfurt« erzählt sie die Geschichte einer Verlagsbuchhandlung aus der Perspektive zweier Schwestern, von der Nachkriegszeit bis zur Studentenrevolte. In ihrem neuen Roman »Papierkinder« errichtet sie den historischen Kinderrechtlerinnen Emma Döltz, Clara Grunwald und Eglantyne Jebb ein fiktionales Denkmal in Form eines mitreißenden Romans.