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Die Tage, die bleiben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am17.04.2024
Warmherzig, liebevoll und so bittersüß wie das Leben!
Olivia Strauss hat definitiv keine Midlife-Crisis. Nicht wie andere fast 40-jährige Frauen in ihrem Wohnviertel, die nachmittags bei Weißweinschorle Anti-Aging-Produkte verkaufen. Olivia weiß, sie hat noch jede Menge Zeit, um ihre lange To-do-Liste abzuarbeiten: Sie wird ihre stagnierende Karriere in Angriff nehmen, mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen und endlich wieder romantische Dates mit ihrem Ehemann haben. Doch dann bekommt sie ein schräges Geburtstagsgeschenk von ihrer besten Freundin. In einer trendigen Wellness-Klinik lassen sich beide ihre Lebenszeit voraussagen. Und was als Spaß beginnt, nimmt eine Wendung, die Olivias Leben für immer verändern wird ...

Angela Brown hat einen MFA der Fairleigh Dickinson University und schreibt unter anderem für die New York Times. »Die Tage, die bleiben« ist ihr Debütroman. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in New Jersey.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWarmherzig, liebevoll und so bittersüß wie das Leben!
Olivia Strauss hat definitiv keine Midlife-Crisis. Nicht wie andere fast 40-jährige Frauen in ihrem Wohnviertel, die nachmittags bei Weißweinschorle Anti-Aging-Produkte verkaufen. Olivia weiß, sie hat noch jede Menge Zeit, um ihre lange To-do-Liste abzuarbeiten: Sie wird ihre stagnierende Karriere in Angriff nehmen, mehr Zeit mit ihrem Sohn verbringen und endlich wieder romantische Dates mit ihrem Ehemann haben. Doch dann bekommt sie ein schräges Geburtstagsgeschenk von ihrer besten Freundin. In einer trendigen Wellness-Klinik lassen sich beide ihre Lebenszeit voraussagen. Und was als Spaß beginnt, nimmt eine Wendung, die Olivias Leben für immer verändern wird ...

Angela Brown hat einen MFA der Fairleigh Dickinson University und schreibt unter anderem für die New York Times. »Die Tage, die bleiben« ist ihr Debütroman. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in New Jersey.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641318581
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum17.04.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse4155 Kbytes
Artikel-Nr.12747743
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Fünfzehn

»Schatz?«

Ich öffnete blinzelnd die Augen. Sonnenstrahlen drangen durch die Vorhänge ins Schlafzimmer. Andrew sah auf mich hinunter. Er trug seine Büroklamotten - ein Button-down-Hemd, Jeans und eine Umhängetasche aus Segeltuch. Ich streckte die Hand aus und tastete blind nach meiner Brille auf dem Nachttisch. Dann setzte ich sie auf. »Scheiße.« Ich stemmte mich hoch. »Wie spät ist es?«

»Spät.« Andrew trat an die Kommode. »Aber es gibt Kaffee.«

Ich drehte mich zur Seite, und mein Blick fiel auf meinen Lieblingskaffeebecher auf dem Nachttisch - einen alten, blau gesprenkelten Campingbecher mit dem Logo des Schriftsteller-Camps, das wir nach dem College gemeinsam besucht hatten. Der künstliche Duft der Kaffeesahne mit Haselnussgeschmack stieg mir in die Nase. Sie war vermutlich nicht das Gesündeste für meinen Körper, aber ein absolutes Muss, um morgens nicht den Verstand zu verlieren.

»Was ist gestern passiert?« Andrew ließ sich auf die Bettkante nieder, um die Schnürsenkel zu binden. »Ich dachte, du wärst zum Abendessen wieder daheim.« Er zog das Hosenbein nach unten und erhob sich. »War dein Handy aus?«

Ich wusste nicht, wie ich es ihm erklären sollte. Also nippte ich an meinem Kaffee und sah mich im Zimmer um. Die Arbeitsklamotten der letzten Woche hingen noch über unserem alten Schaukelstuhl. Fotos von Tommy zierten die Wände. Es sah alles so vorhersehbar aus - so normal. Es war schwer vorstellbar, dass ich wenige Stunden zuvor weiß Gott wo mit einer Hipster-Wahrsagerin flüssige Erde getrunken hatte. »Das ist eine lange Geschichte.«

»Gut, dass du Ende der Woche mehr als genug Zeit haben wirst, sie uns zu erzählen.« Er drückte die Schublade mit dem Hinterteil zu. »Tommy war ziemlich eingeschnappt, dass du dich verspätet hast.« Er rückte den Gurt seiner Tasche zurecht. »Als Wiedergutmachung besteht er darauf, dass es am Wochenende selbst gemachte Regenbogenpizza gibt. Keinen Tiefkühlkram. Zum Start in die Sommerferien.«

»Wir machen jetzt schon Pläne fürs Wochenende?« Ich schlug die Decke zurück. Das Leben, es passierte nie im Moment, sondern war seiner Zeit immer drei Schritte voraus. »Und was zum Kuckuck ist eine Regenbogenpizza?«

»Da fragst du den Falschen.« Andrew nahm den Schlüsselbund von der Kommode. »Während du das recherchierst, lade ich Tommy bei der Schule ab.«

»O Gott!« Ich hatte Tommy das ganze Jahr über jeden Tag zur Schule gebracht. »Ist es wirklich schon so spät?«

»Ist es.«

Ich griff nach meiner Uhr, die auf dem Nachttisch lag, und warf einen Blick auf das zerkratzte Ziffernblatt. »Scheiße.«

»Tommy wartet bereits angezogen vor der Tür.« Andrew schnappte sich seine alte NYU-Baseballkappe und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. »Es ist heute nicht zufällig Verkehrte Klamotten -Tag an der Grundschule, oder?«

»Nein.« Ich schwang die Füße aus dem Bett. »Will ich wissen, warum du mich das fragst?«

»Nein, nein.« Andrew machte sich auf den Weg zur Tür. »Viel Glück mit der Pizza.« Er trat in den Flur, dann wandte er sich noch einmal um. »Eines noch: Wie alt muss Marian deiner Meinung nach werden, um dich nicht mehr in ihre lächerlichen Eskapaden hineinzuziehen?«

»Es gab keine Eskapaden.« Ich deutete auf den Gedichtsammelband aus dem Secondhandladen, der auf meinen Nachttisch lag. »Ich habe nur mein Buch geholt.« Andrew hob herausfordernd die Augenbrauen. »Was denn?« Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Glaubst du mir etwa nicht?«

»Doch, schon.« Unter uns erklang lautes Geklapper, dann hörten wir Tommy, der über den Holzboden schlitterte. »Es gibt da nur ein Problem.« Er neigte den Kopf. »Versteh mich nicht falsch, Schatz. Aber du siehst echt scheiße aus.«
Sechzehn

Ich kam mehrere Minuten zu spät in die Schule und hastete erst beim Glockenläuten über den Innenhof. Ich drängte mich zusammen mit einer Meute Schülerinnen und Schüler ins Gebäude, brach auf meinem Schreibtischstuhl zusammen und starrte erst mal aus dem Fenster. Ich sollte mich noch um einige Aufgaben kümmern, aber daran war nicht zu denken. Die Wut auf Marian ließ mich nicht los. Ich wusste, dass der Test - und Poppys aberwitzige Warnung - ein glatter Schwindel war. Ich meine, ich sollte in weniger als einem Jahr sterben? Pffft. Da musste ich mich schon von einem Zug überfahren lassen oder von einem Kreuzfahrtschiff stürzen oder ... so etwas in der Art. Trotzdem war die Klinik ziemlich extrem gewesen, selbst für Marian. Ich fragte mich, warum sie darauf bestanden hatte, dass ich - wir - Zeit damit verschwendeten.

»Sebastian will dich sehen.«

Ich drehte mich um. Hinter mir stand Christopher. Er rückte seine Fliege zurecht, die - als kleines Zugeständnis an die Jahreszeit - mit kleinen Krebsen bestickt war, und hielt einen Kaffeebecher in der anderen Hand.

»Er hat uns vorhin seine Aufwartung gemacht, um dich um ein paar Minuten deiner geschätzten Zeit zu bitten«, fuhr er fort. »Ich habe ihm gesagt, dass du normalerweise erst nach dem Klingeln der Glocke eintriffst.«

»Danke. Das war wie immer sehr nett von dir.«

»Eines noch: Wie der große Dichter einst schrieb: Könnte Schönheit wohl bessern Umgang haben als mit der Tugend?« Ich sah ihn verständnislos an. Er trank schlürfend einen Schluck Kaffee. »Oder übersetzt: Du hast Cheerios in den Haaren.«

Ich öffnete unsere Bürotür. »Na super!«

Ich trabte den Flur entlang und trat in Sebastians Büro, wo ich ihm gegenüber Platz nahm und wartete, bis er die - offenbar - längste Seite der Welt zu Ende gelesen hatte.

»Ich bitte untertänigst um Entschuldigung.« Endlich legte er das Buch beiseite. »Mögen Sie Joyce, Olivia?«

»Das muss ich wohl.« Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Ich musste in zehn Minuten in der Klasse stehen und hatte noch nichts vorbereitet. »Ich habe am Bloomsday Geburtstag.«

»Am Bloomsday!« Sebastian warf die Arme hoch und stieß dabei einen Becher Tee um. Er holte ein Stofftaschentuch aus seiner Tasche (ein echtes Stofftaschentuch!). »Was für ein Zufall!« Sebastian beseitigte den verschütteten Tee. Ich sah mich in seinem Büro um. In den Regalen drängten sich Hunderte Bücher. Ein halbes Dutzend Strickjacken hing über einem alten Lehnstuhl. Überall standen leere Teebecher. »Aber darüber wollte ich nicht mit Ihnen sprechen.«

»Geht es um den Lehrplan für das kommende Jahr?« Ich dachte an meine To-do-Liste für das Ende des Schuljahrs, die irgendwo in einer Schublade lag. »Habe ich vergessen, etwas einzureichen?« Einen Moment lang glaubte ich, er wollte mich feuern. Ich hätte am liebsten laut gejubelt. Es war wesentlich einfacher, gekündigt zu werden, als selbst zu kündigen.

Die Blakely Highschool war von Anfang an nur als vorübergehende Lösung gedacht gewesen, die mich über Wasser halten würde, bis Tommy groß genug war oder ich es endlich geschafft hatte, als Schriftstellerin durchzustarten. Ich wusste, dass es ein guter Job war, ein sehr guter sogar. Ich war nicht naiv. Trotzdem war es nicht das Richtige für mich. Es war nicht das, was ich wollte. Ich wollte nicht, dass meine Persönlichkeit immer mehr von diesem Ort abhing. Das passierte nämlich, wenn man nicht vorsichtig war. Mit der Zeit wurde man dem, was man tat, immer ähnlicher. Der Job definierte, wer man war. Man steckte fest.

Sebastian räusperte sich, dann holte er eine dünne Mappe aus einem Regal und bedeutete mir, sie zu öffnen. Im Inneren befand sich eine Broschüre, auf der ein Fluss zu sehen war, der sich durch eine bergige Landschaft schlängelte. »Der Rhein«, erklärte er. »Waren Andrew und Sie schon mal da?«

»Wir waren in den Zwanzigern einmal in Frankreich«, antwortete ich. Ich hatte keine Ahnung, worauf er hinauswollte.

Sebastian hob den Blick zur Decke. »Ich träume schon mein ganzes Leben davon, diesen Fluss zu bereisen, Olivia. Denken Sie nur an all die Sehenswürdigkeiten. Schweizer Dörfer. Der Schwarzwald. Deutschland zur Weihnachtszeit ...«

»Ich verstehe nicht ganz.« Ich reichte ihm die Broschüre. »Sollen wir auch europäische Literatur in den Lehrplan aufnehmen? Ich dachte, es gäbe keine Änderungen?«

»Das liegt an Ihnen«, verkündete Sebastian. »Meine Frau und ich reisen im Herbst ab.«

»Wie bitte?«

Ein Lächeln zeichnete sich unter seinem Bart ab. »Ich gehe in den Ruhestand, Olivia.«

»Oh.« Schweißtropfen bildeten sich unter meiner zerknitterten Bluse. »Das ist ... schön.«

Sebastian überkreuzte die Beine. »Ich habe dem Vorstand bereits mitgeteilt, dass ich Sie als meine Nachfolgerin haben möchte.«

Sebastian hatte ab und an darüber gescherzt, dass ich eines Tages seine Stelle übernehmen würde. Ich hatte dann meist höflich gelächelt und vermutet, dass er langsam an Demenz zu leiden begann. »Aber ich bin doch erst ein paar Jahre hier.«

»Sie sind fachlich versierter als alle anderen. Und Sie sind die Einzige, die bereits etwas veröffentlicht hat.« Womit er auf meinen bereits verjährten, einmaligen Erfolg als Lyrikerin anspielte.

»Danke.« Meine Wangen glühten. »Aber das ist lange her.«

Ich dachte oft an den Nachmittag kurz vor dem Ende meiner Collegezeit zurück. Marian und ich hatten einen Kurs geschwänzt und saßen an einem Tisch vor einer Bar in der Nähe des Campus. Nach einem langen, eisigen Winter war endlich der Frühling da. Auf den...

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Autor

Angela Brown hat einen MFA der Fairleigh Dickinson University und schreibt unter anderem für die New York Times. »Die Tage, die bleiben« ist ihr Debütroman. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in New Jersey.