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Draculas Gast. Ein Schauerroman mit dem ursprünglich 1. Kapitel von 'Dracula'

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am03.04.2024
Während einer Ausfahrt ins Umland von München gelangt ein Engländer auf den Friedhof eines verlassenen Dorfes. Dort wird es auf turbulente Weise gruselig, eine Vampirin fällt ihn an, ein weißer Wolf leckt seine Kehle, und auf Geheiß von Graf Dracula werden bayerische Kavalleristen in Marsch gesetzt. All dies entsprang der Fantasie von Bram Stoker, der »Draculas Gast« aus dem Material zu seinem weltberühmten Dracula-Roman entwickelt hat. Die schaurigen Begebenheiten, von denen Stoker in diesem Band erzählt, führen unter anderem auch nach Nürnberg, wo ein übermütiger Tourist unbedingt den Nervenkitzel erleben möchte, in der dort ausgestellten »Eisernen Jungfrau« zu stecken.
Ein echter Stoker! Jetzt in Leder!
Die namensgebende Kurzgeschichte ist eine Vorerzählung zu »Dracula« und spielt in München


Abraham Stoker, geboren 1847 in Dublin, war bis zu seinem achten Lebensjahr durch eine Krankheit ans Bett gefesselt. Nach Abschluss seines Studiums begann er zunächst eine Beamtenlaufbahn, zog aber bald nach London, wo er 27 Jahre lang als Sekretär und Manager des Shakespeare-Darstellers Henry Irving tätig war. 1912 starb Stoker arm und unbekannt in London, genau zehn Jahre bevor sein Dracula durch Murnaus Film Nosferatu zum dunkelsten Held der Weltliteratur wurde. Heute kennt man Bram Stoker fast ausschließlich als den geistigen Vater von Dracula, obwohl er auch Kurzgeschichten, Theaterkritiken, Vorträge und 16 weitere Romane verfasste.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextWährend einer Ausfahrt ins Umland von München gelangt ein Engländer auf den Friedhof eines verlassenen Dorfes. Dort wird es auf turbulente Weise gruselig, eine Vampirin fällt ihn an, ein weißer Wolf leckt seine Kehle, und auf Geheiß von Graf Dracula werden bayerische Kavalleristen in Marsch gesetzt. All dies entsprang der Fantasie von Bram Stoker, der »Draculas Gast« aus dem Material zu seinem weltberühmten Dracula-Roman entwickelt hat. Die schaurigen Begebenheiten, von denen Stoker in diesem Band erzählt, führen unter anderem auch nach Nürnberg, wo ein übermütiger Tourist unbedingt den Nervenkitzel erleben möchte, in der dort ausgestellten »Eisernen Jungfrau« zu stecken.
Ein echter Stoker! Jetzt in Leder!
Die namensgebende Kurzgeschichte ist eine Vorerzählung zu »Dracula« und spielt in München


Abraham Stoker, geboren 1847 in Dublin, war bis zu seinem achten Lebensjahr durch eine Krankheit ans Bett gefesselt. Nach Abschluss seines Studiums begann er zunächst eine Beamtenlaufbahn, zog aber bald nach London, wo er 27 Jahre lang als Sekretär und Manager des Shakespeare-Darstellers Henry Irving tätig war. 1912 starb Stoker arm und unbekannt in London, genau zehn Jahre bevor sein Dracula durch Murnaus Film Nosferatu zum dunkelsten Held der Weltliteratur wurde. Heute kennt man Bram Stoker fast ausschließlich als den geistigen Vater von Dracula, obwohl er auch Kurzgeschichten, Theaterkritiken, Vorträge und 16 weitere Romane verfasste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641318574
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum03.04.2024
SpracheDeutsch
Dateigrösse978 Kbytes
Artikel-Nr.12747747
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Draculas Gast

Als wir zu unserer Fahrt aufbrachen, schien die Sonne hell über München, und der Frühsommer lag in der Luft. Bevor wir abfuhren, kam Herr Delbrück (der Maître d´hôtel des Vier Jahreszeiten, in dem ich abgestiegen war) barhäuptig an die Kutsche und sagte, nachdem er mir eine angenehme Ausfahrt gewünscht hatte, zu meinem Kutscher; indem er weiter den Türgriff festhielt:

»Denk daran, dass ihr bei Einbruch der Dunkelheit zurück sein müsst. Der Himmel ist noch klar, aber der frische Nordwind kann einen plötzlichen Sturm bringen.« Dann fügte er lächelnd hinzu: »Aber ich bin davon überzeugt, dass du dich nicht verspäten wirst, denn du weißt, welche Nacht wir heute haben.«

Johann antwortete nachdrücklich: »Ja, Herr«, berührte seinen Hut und fuhr rasch an.

Als die Stadt hinter uns lag, fragte ich ihn, nachdem ich hatte halten lassen: »Johann, welche Nacht ist heute?«

Er bekreuzigte sich, während er lakonisch erwiderte: »Walpurgisnacht.« Dann zog er seine Uhr, eine große, altmodische silberne Zwiebel, und warf einen Blick darauf, wobei er die Augenbrauen zusammenzog und leicht mit den Schultern zuckte.

Ich erkannte, dass er auf diese Weise respektvoll gegen die unnötige Verzögerung protestieren wollte, und ließ mich in die Polster zurücksinken, nachdem ich das Zeichen zur Weiterfahrt gegeben hatte. Er fuhr schnell, als müsse er verlorene Zeit einholen. Die Pferde schienen hin und wieder ihre Köpfe aufzuwerfen und misstrauisch die Luft einzusaugen. Bei diesen Gelegenheiten sah ich mich oft besorgt um. Die Straße war ziemlich eintönig, denn wir überquerten eine Art Hochebene, über die der Wind hinwegpfiff.

Als wir so fuhren, sah ich eine offenbar wenig benützte Straße, die sich durch ein kleines Tal schlängelte. Sie wirkte so einladend, dass ich Johann halten ließ, obwohl ich ihn vielleicht dadurch beleidigte - und als wir standen, erklärte ich ihm, er solle jener Straße folgen.

Er gebrauchte alle möglichen Ausflüchte und bekreuzigte sich dabei mehrmals. Dies erregte meine Neugier, und ich stellte ihm einige Fragen. Er antwortete ausweichend und sah wiederholt protestierend auf seine Uhr. Schließlich sagte ich:

»Nun gut, Johann, ich möchte dieser Straße folgen. Du brauchst mich nicht zu begleiten, wenn du keine Lust hast; ich möchte aber wissen, weshalb du nicht mitkommen willst - mehr verlange ich nicht.«

Anstatt zu antworten, schien er sich vom Bock zu werfen, so schnell erreichte er den Boden. Dann streckte er die Hände flehend nach mir aus und bat mich eindringlich, nicht zu gehen. Sein Deutsch enthielt gerade genügend englische Brocken, sodass ich ungefähr verstand, was er sagen wollte. Er schien im Begriff zu sein, mir irgendetwas zu erklären, das ihn offenbar erschreckte; dann brachte er es jedoch nicht heraus, sondern bekreuzigte sich stattdessen und sagte: »Walpurgisnacht!«

Ich versuchte mit ihm zu diskutieren, aber es ist schwer, einen Menschen zu überreden, dessen Sprache man nicht beherrscht. Der Vorteil war entschieden auf seiner Seite, denn obwohl er unbeholfen und gebrochen Englisch sprach, verfiel er wieder in seine Muttersprache, wenn er aufgeregt war - und dabei sah er jedes Mal wieder auf seine Uhr.

Dann wurden die Pferde unruhig und begannen zu schnauben. Johann war plötzlich kreidebleich, sah sich ängstlich um, lief dann nach vorn, ergriff die Zügel und führte die Pferde fünf oder sechs Meter weiter. Ich folgte ihm und erkundigte mich, warum er das getan habe. Er bekreuzigte sich, wies auf die Stelle, an der unsere ­Kutsche eben noch gestanden hatte, zeigte auf ein Kreuz am Weg und sagte zuerst auf Deutsch, dann auf Englisch: »Ihn begraben - was sich selbst getötet haben.«

Ich erinnerte mich an den alten Brauch, Selbstmörder an Wegkreuzungen einzuscharren. »Ah! Jetzt verstehe ich - ein Selbstmörder! Wie interessant!« Aber ich konnte nicht begreifen, weshalb die Pferde so erschrocken waren.

Während wir sprachen, hörten wir einen Laut, der wie eine Mischung zwischen einem Jaulen und einem Bellen klang. Er kam aus weiter Feme; aber die Pferde wurden sehr unruhig, und Johann hatte große Mühe, sie wieder zu beruhigen. Er war blass und sagte: »Das klingt wie ein Wolf - aber trotzdem gibt es jetzt keine Wölfe hier.«

»Nein?«, fragte ich. »Ist es nicht lange her, dass es in der Nähe der Stadt Wölfe gegeben hat?«

»Im Frühling und Sommer gibt es schon sehr lange keine mehr«, antwortete Johann, »aber mit dem Schnee sind sie noch vor wenigen Jahren gekommen.«

Während er die Pferde auf den Hals klopfte und sie zu beruhigen versuchte, zogen dunkle Wolken am Himmel auf. Der helle Sonnenschein verschwand plötzlich, und wir erzitterten unter einem kalten Windstoß. Das war jedoch nur eine Art Warnung gewesen, denn die Sonne trat wieder hinter den Wolken hervor.

Johann legte eine Hand über die Augen, beobachtete den Horizont und sagte in seinem Englisch: »Der Sturm von Schnee, er kommt bald.« Dann sah er wieder auf seine Uhr, hielt aber weiter die Zügel fest - die Pferde scharrten und schnaubten noch immer - und kletterte auf den Bock, als sei jetzt die Zeit gekommen, unsere Fahrt fortzusetzen.

Ich blieb hartnäckig und stieg nicht sofort ein. »Sag mir, was du von diesem Ort weißt«, verlangte ich und deutete die Straße entlang ins Tal.

Er bekreuzigte sich wieder und murmelte ein kurzes Gebet, bevor er antwortete: »Dort ist etwas verwunschen.«

»Was ist verwunschen?«, fragte ich.

»Das Dorf.«

»Dort liegt ein Dorf?«

»Nein, nein. Seit Hunderten von Jahren lebt dort keiner mehr.«

Meine Neugier wurde stärker. »Aber du hast von einem Dorf gesprochen ...«

»Es hat eines gegeben.«

»Was ist daraus geworden?«

Johann erzählte eine lange Geschichte in einer ­Mischung aus Deutsch und Englisch; ich verstand nicht alles, begriff aber, dass dort vor langer Zeit - vor einigen Jahrhunderten - Menschen gestorben und ins Grab gelegt worden waren; später hatte man Geräusche unter der Erde wahrgenommen, und als die Gräber geöffnet wurden, lagen Männer und Frauen mit rosiger Haut und blutigen Mündern darin.

Um ihr Leben zu retten (und auch ihre Seelen) - hier bekreuzigte Johann sich -, flohen die Überlebenden zu anderen Orten, wo die Lebenden lebendig und die Toten tot, anstatt ... anstatt etwas anderes waren. Johann fürchtete sich offenbar davor, deutlicher zu werden. Seine Erregung nahm zu, während er diese Geschichte erzählte, und seine Fantasie schien mit ihm durch­zugehen; jedenfalls war er schließlich kreidebleich, hatte Schweißperlen auf der Stirn, zitterte am ganzen Leib und sah sich ängstlich um, als erwarte er irgendeine schreckliche Erscheinung hier in der Sonne auf dem weiten Plateau. Endlich rief er ganz verzweifelt:

»Walpurgisnacht!«, und deutete auf die Kutsche, in die ich offenbar steigen sollte.

Das brachte mein englisches Blut in Wallung; ich trat zurück und sagte: »Du hast Angst, Johann - du hast Angst. Fahr nach Hause; ich gehe allein zurück; der Spaziergang tut mir bestimmt gut.« Die Tür stand offen; ich nahm meinen Spazierstock aus Eichenholz, den ich bei Ausflügen stets mitnehme, vom Sitz, schloss die Tür, wies mit dem Stock in Richtung München und sagte: »Fahr nach Hause, Johann - die Walpurgisnacht betrifft einen Engländer nicht.«

Die Pferde waren nun unruhiger als je zuvor, und Johann konnte sie nur mühsam bändigen, während er mich aufgeregt bat, nichts Unüberlegtes zu tun.

Eigentlich tat mir der arme Kerl leid, weil er es so ernst meinte; ich musste jedoch trotzdem lachen, denn seine Englischkenntnisse schienen verflogen zu sein. In seiner Angst hatte er vergessen, dass er meine Sprache sprechen musste, um sich verständlich zu machen, und plapperte auf Deutsch weiter. Das wurde nach einiger Zeit langweilig.

Ich wiederholte den Befehl »Nach Hause!«, und wandte mich ab, um ins Tal hinabzugehen.

Johann fuhr mit einer bedauernden Geste in Richtung München davon. Ich lehnte mich auf meinen Spazierstock und sah ihm nach. Er ließ die Pferde ­einige Zeit im Schritt gehen; dann erschien ein großer und hagerer Mann über dem Hügel. Mehr konnte ich aus der Ferne nicht unterscheiden. Als der Fremde sich den Pferden näherte, scheuten sie plötzlich wiehernd; ­Johann konnte sie nicht zurückhalten, als sie die Straße entlangrasten. Ich sah ihnen nach, bis sie außer Sicht waren, und hielt dann nach dem Unbekannten Ausschau, der jedoch ebenfalls verschwunden war.

Ich schritt leichten Herzens die Nebenstraße in das hübsche Tal hinab, das Johann nicht hatte betreten wollen. Ein Grund für diese Abneigung war nicht zu erkennen, und ich marschierte einige Stunden lang, ohne an die Zeit und die Entfernung zu denken, und sah dabei weder Menschen noch Häuser. In dieser Beziehung war das ganze Tal offenbar die Verlassenheit selbst. Dies kam mir jedoch erst zu Bewusstsein, als ich nach einer Biegung auf ein lichtes Gehölz stieß; hier fiel mir erstmals auf, wie verlassen meine Umgebung...

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Autor

Abraham Stoker, geboren 1847 in Dublin, war bis zu seinem achten Lebensjahr durch eine Krankheit ans Bett gefesselt. Nach Abschluss seines Studiums begann er zunächst eine Beamtenlaufbahn, zog aber bald nach London, wo er 27 Jahre lang als Sekretär und Manager des Shakespeare-Darstellers Henry Irving tätig war. 1912 starb Stoker arm und unbekannt in London, genau zehn Jahre bevor sein Dracula durch Murnaus Film Nosferatu zum dunkelsten Held der Weltliteratur wurde. Heute kennt man Bram Stoker fast ausschließlich als den geistigen Vater von Dracula, obwohl er auch Kurzgeschichten, Theaterkritiken, Vorträge und 16 weitere Romane verfasste.