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Unser Leben mit Werder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Verlag die Werkstatterschienen am06.11.20231. Auflage 2023
Werder-Anhänger erzählen: Persönliche Geschichten über Werder Bremen Ein Vereinsbuch, das seinesgleichen sucht: Was bedeutet es für die eigene Hochzeitsfeier, wenn der liebste Fußballverein zur selben Zeit Deutscher Meister wird? Und wie ergeht es vierhundert Fans des SV Werder Bremen in einem Sonderzug, in dem alle Toiletten gesperrt sind? Daniel Schalz hat diese und viele weitere Fangeschichten in einem Fußballbuch der besonderen Art versammelt: Hier steht weniger das Spiel im Vordergrund, es geht um die unzähligen Erlebnisse abseits des Platzes, die das Leben der Werderfans nachhaltig geprägt haben. - Lustige, traurige und kuriose Fußballgeschichten: Hauptsache Grün-Weiß! - Einblicke in die Fankultur - Fußball-Stories aus der Fankurve - Eine Kooperation mit der Deichstube Turbulente Zeiten auf und neben dem Rasen: Ein Fußballverein und seine persönlichsten Anekdoten Ob es die Geschichte von Henning Scherf ist, der mit dem Bürgermeister von Haifa in der Ostkurve des Weserstadions auf Neonazijagd geht, die Prügelattacke Bremer Studienräte auf den Schiedsrichter in den 1950er Jahren oder die Metamorphose von Willi Lemke, einst HSV-Mitglied, dann Werder-Fan: Die bunte Fangeschichten-Sammlung, in der es auch um magische Schals oder einen gestohlenen Mittelpunkt geht, hält viel Überraschendes parat, einiges zum Schmunzeln und manchmal auch Trauriges. Eines haben die Fußball-Stories der Werderfans aber immer gemeinsam: Sie zeigen die Liebe zum Verein und die große Bedeutung, die der SV Werder Bremen auch abseits des Spielfelds für seine Anhänger hat. Ein perfektes Geschenk für Fußballfans, deren Herz intensiv für Grün-Weiß schlägt!mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR29,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR23,99

Produkt

KlappentextWerder-Anhänger erzählen: Persönliche Geschichten über Werder Bremen Ein Vereinsbuch, das seinesgleichen sucht: Was bedeutet es für die eigene Hochzeitsfeier, wenn der liebste Fußballverein zur selben Zeit Deutscher Meister wird? Und wie ergeht es vierhundert Fans des SV Werder Bremen in einem Sonderzug, in dem alle Toiletten gesperrt sind? Daniel Schalz hat diese und viele weitere Fangeschichten in einem Fußballbuch der besonderen Art versammelt: Hier steht weniger das Spiel im Vordergrund, es geht um die unzähligen Erlebnisse abseits des Platzes, die das Leben der Werderfans nachhaltig geprägt haben. - Lustige, traurige und kuriose Fußballgeschichten: Hauptsache Grün-Weiß! - Einblicke in die Fankultur - Fußball-Stories aus der Fankurve - Eine Kooperation mit der Deichstube Turbulente Zeiten auf und neben dem Rasen: Ein Fußballverein und seine persönlichsten Anekdoten Ob es die Geschichte von Henning Scherf ist, der mit dem Bürgermeister von Haifa in der Ostkurve des Weserstadions auf Neonazijagd geht, die Prügelattacke Bremer Studienräte auf den Schiedsrichter in den 1950er Jahren oder die Metamorphose von Willi Lemke, einst HSV-Mitglied, dann Werder-Fan: Die bunte Fangeschichten-Sammlung, in der es auch um magische Schals oder einen gestohlenen Mittelpunkt geht, hält viel Überraschendes parat, einiges zum Schmunzeln und manchmal auch Trauriges. Eines haben die Fußball-Stories der Werderfans aber immer gemeinsam: Sie zeigen die Liebe zum Verein und die große Bedeutung, die der SV Werder Bremen auch abseits des Spielfelds für seine Anhänger hat. Ein perfektes Geschenk für Fußballfans, deren Herz intensiv für Grün-Weiß schlägt!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783730706794
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum06.11.2023
Auflage1. Auflage 2023
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse40261 Kbytes
Artikel-Nr.12750045
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

WIR WERDEN UNS NIE ALLEINE LASSEN

VON ARND ZEIGLER

Meine tiefe Liebe zum SV Werder betrachte ich heute als großen biografischen Glücksfall für mein komplettes weiteres Leben, inklusive allem, was noch kommen mag. Sie begann mit Neugier, wurde erstaunlich schnell zur Leidenschaft und endete nie.

Bis Werder und ich uns zum ersten Mal scheu begegneten, nahm meine Fußballfankarriere einen nicht unüblichen Verlauf. Meine beiden älteren Brüder guckten Fußball, ich guckte mit. Ich lernte, dass es da was zu freuen und zu begeistern gibt, und ich wollte das auch. Mein großer Bruder Ingo ließ mich in seinen Fußballbüchern schmökern, und je neugieriger ich wurde, umso mehr war ich mir sicher, dass ich dazugehören wollte bei diesem geheimnisvollen Zirkel von Menschen, die beim Fußballgucken schreien vor Glück, lachen, weinen und fluchen.

Mein Einstieg bei Werder war bizarr, und es fällt heute schwer, die genauen Ereignisse des betreffenden Tages zu rekonstruieren. Es war in den Siebzigern, vermutlich 1977, und im Radio auf der Hansawelle erzählte ein Mann etwas von einem Fußballspiel auf Platz 11 des Weserstadions. Es waren Spieler von Werder dabei, Bremer Sportjournalisten und aus irgendeinem Grund auch der Schlagersänger Chris Roberts, der Autogramme gab und den Anstoß des Spiels ausführte, was mir damals schon komisch vorkam. Ich erinnere mich daran, dass Radio Bremens Sportchef Helmuth Poppen mitkickte, dessen Nachname damals noch nichts Verfängliches besaß. Der immer noch recht sportliche Max Lorenz spielte mit, schoss ein Tor und jubelte theatralisch für einen Fotografen am Spielfeldrand. Am spannendsten war für mich aber das Mitwirken von Horst-Dieter Höttges, der damals noch aktiv war. Vor allem aber war er der größte Star in Werders Bundesligaelf. Ich kannte ihn aus den WM-Büchern meines Bruders. Und natürlich wollte ich bei diesem Spiel dabei sein, um mir Autogramme zu holen. Mutmaßlich meine ersten selbstgeholten Autogramme.

Höttges stand nach dem Spiel eine gefühlte Ewigkeit am Eingang zu den Umkleidekabinen, und ich war bestens ausgerüstet mit einem Stift und einem ausgeschnittenen Höttges-Bild aus der Zeitung. Den Nationalspieler beeindruckte das nicht. Er ignorierte mich und gab mir kein Autogramm, mit den Worten Nein, nein! . Für mich brach eine damals noch sehr kleine Welt zusammen, aber ich war nun Fan. Bis heute verstehe ich den tieferen Sinn dieses seltsamen Fußballspiels nicht, aber ich könnte euch noch auf den Quadratmeter genau den Flecken Rasen zeigen, wo ich das Spiel direkt neben der Seitenlinie verfolgte. Es ist bis heute der Flecken Rasen, auf dem ich mein Herz an Werder Bremen verlor.
Werder-Legenden unter sich
Danach musste es weitergehen. Ein netter Nachbar, der meinen aufkeimenden Fußball-Wahnsinn vermutlich irgendwie putzig fand, schenkte mir ein Werder-Mannschaftsposter, das damals der Bremer Ausgabe der Bild beilag. Ich radelte damit zum Training der Profis, immerhin von Kirchweyhe aus, was für einen noch eher kleinen Jungen aus heutiger Sicht eine beachtliche Leistung war. Aber ich war getrieben. Ich wollte dabei sein, ganz nah dran. Ich wollte zuschauen, ich wollte Autogramme, und ich gehörte jetzt dazu. Dass es bei Horst-Dieter Höttges normal war, meistens kein Autogramm zu bekommen, lernte ich bald. Nach vier oder fünf Radtouren Kirchweyhe - Bremen hatte ich ihn erweicht. Mein Mannschaftsposter war vollständig unterschrieben. Ich klebte es in mühevoller Kleinarbeit auf eine Holzplatte und hängte es sehr zentral in meinem Kinderzimmer auf.

Werder Bremen war damals ein Bundesligist der ersten Stunde. Immer erstklassig. Eines der ersten Bücher über den Verein hieß deshalb Immer dabei , und auch dieses Buch wurde von mir beim Werder-Training autogrammtechnisch abgearbeitet. Das Weserstadion war ein Sehnsuchtsort geworden. Ich wollte da hin, so oft wie möglich. Und es war ganz egal, ob ein Spiel stattfand, die Profis trainierten oder ich einfach nur vor der

Ein armer Verein, dazu bescheiden, familiär, übersichtlich, unaufgeregt.

Geschäftsstelle herumlungern konnte. Ich suchte die Nähe zu Werder so, wie ich zuvor in meinem Leben nur die Nähe meiner Mutter gesucht hatte. Und aus heutiger Sicht begreife ich jetzt, dass dieser Vergleich viel weniger schief ist, als er klingt.

Es war nicht einfach, Werder damals für das Größte zu halten. Die Mannschaft war Jahr für Jahr ein Abstiegskandidat, und außer Höttges, Dieter Burdenski und dem dänischen Abwehrvirtuosen Per Röntved bestand sie aus einer Vielzahl braver Bundesligaarbeiter. Da war beim besten Willen kein Glamour zu orten, und da war auch keine Aussicht auf große Erfolge. Das Weserstadion war eine größtenteils nicht überdachte Betonschüssel mit Laufbahn ums Spielfeld, die Stehränge wirkten leicht baufällig, und damit passten sie zu Werders Fußball in jenen Jahren, dem oft kaum mehr als 10.000 Menschen zuschauen mochten. Auf Werders Mannschaftsbild waren lediglich 18 Profis zu sehen, von denen einer (Mario Kontny) zu Saisonbeginn so schwer verletzt war, dass er nie wieder ein Spiel machte. In der Werder-Geschäftsstelle, in die man über eine knarzende Treppe durch einen immer etwas schimmlig riechenden Flur gelangte, arbeiteten in meiner Erinnerung genau vier Menschen: Die Sekretärinnen Monika Dieterichs und Martina Mitschkowski, der Büroleiter Peter Fiederling, und einen Raum weiter saß noch Geschäftsführer Wolfgang Barkhausen. Das war praktisch der ganze Verein. Ich weiß die Namen noch so genau, weil alle vier in dem erwähnten Werder-Buch abgebildet waren, und natürlich mussten auch sie darin unterschreiben. Nebenbei bemerkt: Auch Fanartikel gab es damals genau vier: einen Schal, einen Aufkleber, einen Wimpel und eine Mütze. Das musste reichen.

Sagen wir, wie es ist: Werder Bremen gehörte damals zwar zur Bundesliga, war aber ein Provinzverein. Ein armer Verein, dazu bescheiden, familiär, übersichtlich, unaufgeregt. Und genau so habe ich das alles lieben gelernt. Ich wollte nicht so oft es geht gewinnen - ich wollte so oft es geht zu Werder. Und dann erst möglichst auch gewinnen, was aber nicht so wahnsinnig oft vorkam. Dafür war es besonders. Ich habe Horst-Dieter Höttges in seiner letzten Saison noch spielen sehen. Mein Papa fuhr mich aus Kirchweyhe zu den Bundesligaspielen und holte mich hinterher stets an der Ecke ab, wo die Erdbeerbrücke auf den Osterdeich trifft. Spiel für Spiel. Jahrelang. Oft musste er mich trösten. Jeder Werder-Fan meines Alters musste oft getröstet werden.

Ende der Siebzigerjahre begann ich damit, in der Westkurve das Werder-Echo zu verteilen. Das machte nicht immer Spaß, aber ich durfte umsonst ins Stadion und hatte nun einen Grund, kein Heimspiel mehr zu verpassen. Das habe ich zehn Jahre so durchgehalten. Wenn Werder spielte, wollte ich nicht in Urlaub fahren, und ich machte mir jahrelang Sorgen, zur Bundeswehr zu müssen und dann Spiele zu verpassen. Ich habe dann den Kriegsdienst verweigert. Im Grunde wegen Werder, aber das dufte damals natürlich niemand wissen. Dann begann ich als junger Reporter bei Radio Bremen. Ich lernte den auch schon genannten Helmuth Poppen kennen, war weiterhin beinharter Fan, aber bekam nun auch beruflich mit Werder zu tun. 1988 begann ich im Funkhaus in der Vahr zu arbeiten, und im selben Jahr wurde Werder Deutscher Meister. Nach der geschilderten, bewegten Vorgeschichte schloss sich für mich ein Kreis.

Ich erlebte danach Meisterfeiern und Europapokalnächte, ich war dem Verein in all den Jahren nicht von der Seite gewichen, und umgekehrt auch nicht. Es ist alles in meinem Herzen: der grummelige Höttges, der Schimmel im Geschäftsstellenflur, das zugige Stadion, Zweitligaspiele gegen Erkenschwick und Bocholt, aber auch die Meisterschale, Wunder von der Weser, Claudio Pizarro und die Champions League. Mich kann nichts mehr schocken, aber sehr vieles begeistern. Das macht Werder so toll. Ich kenne den Verein klein, grau und arm, und ich kenne ihn schillernd, jubelnd und erfolgreich. Ich teilte mir das Weserstadion bei null Grad mit 4500 Menschen, um schnatternd ein völlig ereignisloses Pokalspiel gegen die SpVgg. Bayreuth zu sehen (2:0), und ich teilte mir den Marktplatz mit 80.000 Werderanerinnen und Werderanern, um bei wundervollstem Sonnenschein das Double zu feiern, an wahrscheinlich einem der schönsten Tage, die Bremen je erlebte.

Ich habe durch Werder alles kennengelernt, was das Leben an Gefühlen zu bieten hat. Werder hat mich verzückt, empört, glücklich gemacht und frustriert. Ich habe Phasen erlebt, in denen Werder mich mutlos und trist hat fühlen lassen, und ich kenne Zeiten, in denen emotional nicht einmal der Himmel die Grenze war und mit diesem Verein absolut und restlos alles möglich schien. Ich sah Kutzops Elfmeter an den Außenpfosten patschen und Wiese in Turin den Ball verlieren, aber ich sah auch Riedles Kopfball zur Meisterschaft und Ailtons Schlenzer in München. Und ich sah Micoud.

Werder hat mir so vieles beigebracht, Werder hat mir so viel...
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