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Die Rückkehr der Ungleichheit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Hamburger Edition HISerschienen am30.10.2023
Immer mehr Vermögen liegt in immer weniger Händen. Oder anders gesagt: Die Reichen haben sich vom Rest der Gesellschaft entfernt, und die Superreichen haben sich von den Reichen entfernt. Die enorme Vermögensungleichheit bringt uns zurück in die Vergangenheit. Sie la?sst, so der renommierte Soziologe Mike Savage, Zustände aufleben, von denen wir dachten, wir hätten sie u?berwunden: dynastischen Elitismus, Klientelismus und vererbte Privilegien. Die ökonomische Ungleichheit verschärft so auch kulturelle, soziale und politische Konflikte. Und diese Entwicklungen untergraben letztlich die Grundlagen liberaler Demokratien: den Glauben an Fortschritt fu?r alle und das Vertrauen in die Fürsorge der politischen Gemeinschaft fu?r ihre Mitglieder. Die Rückkehr der Ungleichheit ist eine bahnbrechende Studie, die durch ihre theoretische Breite und ihre historische Herangehensweise einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis der Auswirkungen wachsender Ungleichheit leistet. Darüber hinaus entwickelt Mike Savage in seinem hochaktuellen Buch Vorschläge, wie wir den Herausforderungen begegnen ko?nnen: analytisch streng, aber leidenschaftlich argumentierend.

Mike Savage ist Professor für Soziologie an der London School of Economics. Das Hamburger Institut für Sozialforschung zeichnet ihn mit dem Siegfried-Landshut-Preis 2022 aus. Monika Krause ist Professorin an der London School of Economics und Ko-Direktorin dees LSE Human Rights.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR45,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR40,99

Produkt

KlappentextImmer mehr Vermögen liegt in immer weniger Händen. Oder anders gesagt: Die Reichen haben sich vom Rest der Gesellschaft entfernt, und die Superreichen haben sich von den Reichen entfernt. Die enorme Vermögensungleichheit bringt uns zurück in die Vergangenheit. Sie la?sst, so der renommierte Soziologe Mike Savage, Zustände aufleben, von denen wir dachten, wir hätten sie u?berwunden: dynastischen Elitismus, Klientelismus und vererbte Privilegien. Die ökonomische Ungleichheit verschärft so auch kulturelle, soziale und politische Konflikte. Und diese Entwicklungen untergraben letztlich die Grundlagen liberaler Demokratien: den Glauben an Fortschritt fu?r alle und das Vertrauen in die Fürsorge der politischen Gemeinschaft fu?r ihre Mitglieder. Die Rückkehr der Ungleichheit ist eine bahnbrechende Studie, die durch ihre theoretische Breite und ihre historische Herangehensweise einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis der Auswirkungen wachsender Ungleichheit leistet. Darüber hinaus entwickelt Mike Savage in seinem hochaktuellen Buch Vorschläge, wie wir den Herausforderungen begegnen ko?nnen: analytisch streng, aber leidenschaftlich argumentierend.

Mike Savage ist Professor für Soziologie an der London School of Economics. Das Hamburger Institut für Sozialforschung zeichnet ihn mit dem Siegfried-Landshut-Preis 2022 aus. Monika Krause ist Professorin an der London School of Economics und Ko-Direktorin dees LSE Human Rights.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783868544930
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum30.10.2023
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6183 Kbytes
Artikel-Nr.12750104
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Einleitung: Worin besteht die Herausforderung der Ungleichheit?

Teil I Ungleichheit in Zeit und Raum

Teil II Ungleichheit, Imperium und Niedergang der Nationen

Teil III Die Politik der Ungleichheit im 21. Jahrhundert

Anmerkungen
Glossar
Abbildungen
Tabellen
Literatur
Danksagung

Monika Krause
Laudatio zur Verleihung des Siegfried-Landshut-Preises
Die Frage nach dem sozialen Wandel
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Leseprobe

Vorwort

In den vergangenen zehn Jahren haben wir uns an die Vorstellung gewöhnt, die Ungleichheit sei die prägende Herausforderung unserer Zeit. Diese Einschätzung wirkt mittlerweile fast banal. In diesem Buch untersuche ich unter soziologischen Gesichtspunkten, worin genau diese Herausforderung besteht und wie wir ihr am besten begegnen können. Dabei wähle ich einen Ansatz, der sich von den vorherrschenden sozialwissenschaftlichen Methoden unterscheidet, die gestützt auf neue Datensätze und analytische Rahmen angewandt werden, um die wirtschaftliche Ungleichheit zu messen und die verschiedenen Achsen zu betrachten, auf denen die Ungleichheit wirkt. Diese Forschung ist unverzichtbar, und in meiner Untersuchung stütze ich mich auf ihre Erkenntnisse. Doch die empirische Dokumentation an sich genügt nicht. Wir müssen die übergeordneten theoretischen und politischen Probleme, mit denen uns die Ungleichheit konfrontiert, besser verstehen. Wir sind an einem entscheidenden Punkt in der Geschichte der Menschheit angelangt, und nur wenn wir den Charakter dieses Augenblicks richtig verstehen, werden wir begreifen, dass die Ungleichheit eine noch größere Herausforderung ist als angenommen.

Meinen spezifischen Ansatzpunkt habe ich ausgehend von meinem politischen Interesse und meiner langjährigen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der sozialen Klasse als wichtiger Achse der Ungleichheit gewählt. In der heroischen sozialistischen Politik und in der marxistischen Analyse wurde der sozialen Klasse eine wichtige Rolle zugestanden, und zwar nicht nur als technisches Messinstrument, sondern auch als Gestalterin der Geschichte. Ich erinnere mich noch an das berühmte Symposion »History Workshop« in Oxford, an dem ich im Jahr 1979 als Geschichtsstudent an der Universität York teilnahm. Kurz zuvor war Margaret Thatcher Premierministerin geworden. An einem nasskalten Abend wurde ich Zeuge, wie die Doyens des Marxismus - Edward Thompson, Stuart Hall, Richard Johnson und andere - erbittert über die Vorzüge der strukturalistischen Zugänge zur Klasse stritten.1 Dies war keineswegs eine esoterische Debatte, sondern diese Forschenden beschäftigten sich leidenschaftlich mit der Klasse, die in diesem historischen Augenblick - in dem der sozialdemokratische Konsens zerbrach, der Großbritannien seit 1945 geprägt hatte - in den Mittelpunkt rückte.

Die Leidenschaft, mit der die Klassenanalyse bis dahin betrieben worden war, ging nach jenem aufregenden Abend im Jahr 1979 rasch verloren. In den 1980er Jahren gelangten führende Soziologen wie Anthony Giddens (1991, 1996), Ulrich Beck (1980) und Zygmunt Bauman (2003, 2008) zu der Überzeugung, dass die Klasse irrelevant geworden war, ein Merkmal einer Industrialisierungsära, die der rasanten Globalisierung, dem technischen Wandel und dem Aufstieg der Informationsgesellschaft wich. Einige Soziologen versuchten, »die Flamme wachzuhalten«, und erwiderten, wenn die Klassenzugehörigkeit wissenschaftlich gemessen werde, stelle sich heraus, dass sie die Lebenschancen der Menschen nach wie vor grundlegend präge (Goldthorpe und Marshall 1992). Diese Verteidigung war bis zu einem gewissen Punkt wirksam, aber sie machte die Klassenanalyse zu einem spezialisierten, technisch anspruchsvollen Randgebiet, das aus dem Gesichtsfeld der Öffentlichkeit verschwand.2 Obwohl ich an dieser Forschung beteiligt war, wurde mir klar, dass die Leidenschaft für das Studium der Klasse, die mich angesichts der politischen Debatten der 1970er Jahre angelockt hatte, verloren gegangen war. Für die methodologische Vervollkommnung war ein hoher Preis gezahlt worden.

Nach der Jahrtausendwende erlebte die Klassenanalyse in Großbritannien und anderen Teilen der Welt eine Wiedergeburt. Bis 2010 war eine »kulturelle Klassenanalyse« entstanden, die sich mit der Frage beschäftigte, wie die Klassenungleichheit erlebt wurde, und die allgegenwärtige Kraft der Kultur von Stigma, Scham und Ansprüchen beschrieb (siehe Atkinson 2010). Dies war auch Teil einer umfassenderen Auseinandersetzung mit der Frage, wie die Schnittstellen zwischen den Klassen analysiert werden mussten, insbesondere in Bezug auf Gender, race und Ethnizität (zum Beispiel Skeggs 1997; Devine u. a. 2005; Bennett u. a. 2009; Rollock u. a. 2014). Doch dieses wiedererwachte Interesse an der Klasse bereitete mich nicht auf das bemerkenswerte öffentliche Echo vor, dass die Great British Class Survey (GBCS) auslöste. Diese Erhebung, deren Ergebnisse in den Jahren 2013 bis 2015 veröffentlicht wurden, weckte nicht nur in Großbritannien, sondern auch im Ausland großes Interesse. Die intensive Debatte über die GBCS zeigte, dass die Klassenanalyse wieder in den Mittelpunkt nicht nur der akademischen Debatte, sondern des öffentlichen Interesses gerückt war.3 Sie zeigte, dass die Gesellschaft verstehen wollte, was Klassenungleichheit im frühen 21. Jahrhundert bedeutete.

Trotz - oder vielleicht eben wegen - dieses großen Interesses war die GBCS eine herausfordernde Erfahrung. Ich sah mich schärferer politischer und akademischer Kritik ausgesetzt als je zuvor in meiner Karriere. Die Erhebung hat in zweierlei Hinsicht einen Nerv getroffen. Erstens regte sie die Debatte über den »Stoff« der Ungleichheit an, über die Frage, woraus die Ungleichheit bestand. Was sind soziale Klassen? Wie viele gibt es? Wie misst man sie? Wie hängt die klassenabhängige Ungleichheit mit anderen Formen der Ungleichheit zusammen? Diese Fragen hatten die soziologische Debatte geprägt - und meiner früheren Forschung zur Klasse ihre Richtung gegeben. Aber ein zweites Thema ging in der akademischen Debatte weitgehend unter, während es in den Medien und in der Öffentlichkeit sehr viel präsenter war. Hier ging es um die Frage, was uns die GBCS über die »Jetztzeit« verriet. In welcher Gesellschaft lebten wir im Jahr 2013? Wie unterschied sie sich von der Gesellschaft früherer Zeiten? Welche Befürchtungen sollten wir in der gegenwärtigen Situation haben? War die gesellschaftliche Spaltung tiefer als je zuvor? Die Ergebnisse der Erhebung entsprachen einer pessimistischen und ängstlichen Geisteshaltung, die in der Öffentlichkeit weit verbreitet war.

Seit 2013 hat sich das Gefühl verstärkt, dass die Ungleichheit dringend in Angriff genommen werden muss. Wichtige Brennpunkte von Auseinandersetzungen und Widerstand sind die Kategorien Gender und race. Die Bewegung #MeToo, die ihren Ursprung in Enthüllungen über systematischen sexuellen Missbrauch durch den Filmproduzenten Harvey Weinstein hatte, mobilisierte Millionen Frauen, die entschlossen waren, gegen Sexismus und Frauenfeindlichkeit zu kämpfen. Die Bewegung Black Lives Matter lenkte die Aufmerksamkeit auf die verbreitete brutale Unterdrückung Schwarzer nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern in aller Welt. Sie hat gezeigt, dass der institutionelle Rassismus weiterhin fest verankert ist und dass historische Kräfte wie die Macht der Imperien und die Sklaverei weiterhin wirksam sind. Es ist vielsagend, dass historische Figuren sogar in der viel gepriesenen technologischen und digitalen Arena des globalen Kapitalismus im 21. Jahrhundert derart große symbolische Macht ausüben. Der viktorianische Imperialist Cecil Rhodes, amerikanische Konföderiertengenerale und seit Langem tote Sklavenhändler haben große Bedeutung in der Gegenwart erlangt.

Dieses Buch ist dem Bedürfnis entsprungen, die Gründe für die scheinbar unausweichliche Zunahme des Interesses an der Ungleichheit zutage zu fördern und Klarheit darüber zu gewinnen, was wir daraus über den gesellschaftlichen Wandel lernen können. Wir müssen die Bedeutung der sozialen Klasse hintanstellen und die Wirkung verschiedener einander überschneidender Achsen der Ungleichheit - darunter insbesondere race, Ethnizität und Gender - untersuchen, um diese Faktoren in einer langfristigen Perspektive zu betrachten, in der die Wiederkehr alter historischer Kräfte erkennbar wird, die jahrzehntelang selbstgefällig als bloße Relikte der Vergangenheit betrachtet wurden. Die Covid-Pandemie im Jahr 2020 hat überdeutlich gezeigt, wie notwendig eine solche Perspektive ist. Es ist kein Zufall, dass ein klarer Zusammenhang zwischen dieser Bedrohung und der Verstetigung der Ungleichheit zutage getreten ist. Kurz nach der Ausbreitung des Virus in Europa und Nordamerika tauchten in den Medien Berichte über seine ungleichen Wirkungen auf. Wohlhabende Städter zogen sich in ihre Zweithäuser auf dem Land zurück, während sich Arme und Angehörige der Arbeiterklasse in kleinen Wohnungen drängten. Die häusliche Gewalt nahm deutlich zu. Schwarze und ethnische Minderheiten - die unverhältnismäßig oft an der »Front« standen - litten eher unter dem Virus selbst und an den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. In dieser Situation trug der Ungleichheitsdiskurs dazu bei, uns das Fremde nahezubringen. Er gewann dem Schrecken der Pandemie einen Sinn ab und verknüpfte ihn mit dem mittlerweile vertrauten Diskurs der Ungleichheit. Doch er sorgte auch...
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Autor

Mike Savage ist Professor für Soziologie an der London School of Economics. Das Hamburger Institut für Sozialforschung zeichnet ihn mit dem Siegfried-Landshut-Preis 2022 aus.

Monika Krause ist Professorin an der London School of Economics und Ko-Direktorin dees LSE Human Rights.