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Ganz wie ein Mensch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Eisele eBookserschienen am29.02.2024Auflage
Nominiert für den PEN/Faulkner Award 2024 In den Hügeln von Los Angeles, gleich unter dem Hollywood-Schriftzug, lebt einer der gefährlichsten und hungrigsten Bewohner der Millionenstadt: Ein einsamer Berglöwe, der die heißen und beutearmen Tage damit verbringt, den Wanderern in den Hollywood Hills bei neurotischen Gesprächen zuzuhören, ein nahegelegenes Obdachlosencamp zu bewachen und Insekten zu fressen.  Als ein Feuer im Camp ihn zwingt, den Weg über die Highways nehmen, findet er sich auf einmal in der Stadt wieder, von der er schon so viel gehört hat: 'Ellay'. Hier begegnet er nicht nur neuen Gefahren, sondern auch einer möglichen Retterin - und einem alten Bekannten, mit dem er noch eine Rechnung offen hat ... In atemloser, außergewöhnlicher Sprache beschreibt der Löwe seine Sicht auf eine schnelle, hitzige und traumatisierte Welt, und erzählt so letztendlich doch nicht von sich - sondern von uns Menschen. 

Henry Hoke machte seinen Abschluss am California Insitute of the Arts, an dem er fünf Jahre lehrte, und unterrichtet heute Kreatives Schreiben an der University of Virginia. Seine Arbeiten erschienen in Electric Literature, Triangle House und The Offing. Er ist außerdem Autor mehrerer Bücher und lebt in Brooklyn. Die Gedankenwelt des Berglöwen in Ganz wie ein Mensch hat Henry Hoke zwar erfunden, den Berglöwen gab es jedoch tatsächlich. Sein Name war P-22 und er lebte in den Hollywood Hills, bis er 2022 eingeschläfert werden musste. Sein Tod löste Beileidsbekundungen und Lobeshymnen aus. Ganz wie ein Mensch war 2024 unter den Finalisten für den PEN/Faulkner Award for Fiction.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

KlappentextNominiert für den PEN/Faulkner Award 2024 In den Hügeln von Los Angeles, gleich unter dem Hollywood-Schriftzug, lebt einer der gefährlichsten und hungrigsten Bewohner der Millionenstadt: Ein einsamer Berglöwe, der die heißen und beutearmen Tage damit verbringt, den Wanderern in den Hollywood Hills bei neurotischen Gesprächen zuzuhören, ein nahegelegenes Obdachlosencamp zu bewachen und Insekten zu fressen.  Als ein Feuer im Camp ihn zwingt, den Weg über die Highways nehmen, findet er sich auf einmal in der Stadt wieder, von der er schon so viel gehört hat: 'Ellay'. Hier begegnet er nicht nur neuen Gefahren, sondern auch einer möglichen Retterin - und einem alten Bekannten, mit dem er noch eine Rechnung offen hat ... In atemloser, außergewöhnlicher Sprache beschreibt der Löwe seine Sicht auf eine schnelle, hitzige und traumatisierte Welt, und erzählt so letztendlich doch nicht von sich - sondern von uns Menschen. 

Henry Hoke machte seinen Abschluss am California Insitute of the Arts, an dem er fünf Jahre lehrte, und unterrichtet heute Kreatives Schreiben an der University of Virginia. Seine Arbeiten erschienen in Electric Literature, Triangle House und The Offing. Er ist außerdem Autor mehrerer Bücher und lebt in Brooklyn. Die Gedankenwelt des Berglöwen in Ganz wie ein Mensch hat Henry Hoke zwar erfunden, den Berglöwen gab es jedoch tatsächlich. Sein Name war P-22 und er lebte in den Hollywood Hills, bis er 2022 eingeschläfert werden musste. Sein Tod löste Beileidsbekundungen und Lobeshymnen aus. Ganz wie ein Mensch war 2024 unter den Finalisten für den PEN/Faulkner Award for Fiction.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961611928
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum29.02.2024
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3368 Kbytes
Artikel-Nr.12753955
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Ich habe noch nie einen Menschen gefressen aber heute könnte es so weit sein

In meinem Gestrüpp werde ich vom Knallen einer Peitsche geweckt und gucke raus und sehe einen wuchtigen Mann in einer braunen Lederjacke mit einem braunen Hut auf dem Kopf der die Peitsche über zwei anderen Menschen schwingt einem Mann und einer Frau

Die Frau hält ein Telefon hoch und sagt Du siehst genau wie er aus o mein Gott

Der Mann mit der Peitsche lächelt und lässt sie noch mal knallen und da ist was tief in meinem Bauch was kein Hunger ist

Hunger habe ich auch

Der Mann ohne Peitsche legt sich auf den Rücken und spreizt die Beine und hebt die Füße zum Himmel und ruft Okay los schnalz dagegen schnalz mir einfach leicht gegen die Eier

Der Mann mit der Peitsche reißt den Arm nach hinten und nach vorn und die Peitsche knallt vor dem liegenden Mann auf die Erde und der liegende Mann sagt Ja ja

Die Frau drückt auf ihr Telefon und sagt Pass auf die brauch ich noch

Ich versuche die Menschen zu verstehen aber sie machen es einem schwer

Der Mann auf dem Boden ist dünn und die Frau mit dem Telefon ist dünn aber der Mann mit der Peitsche in der Hand ist dick und sein Hals quillt aus dem Kragen von seinem beigen Hemd und ich sehe eine Vene und höre das Blut durch seinen Arm fließen und immer wenn er die Peitsche schwingt spannt sich sein Arm und wird fleischig

Die Peitsche knallt auf den Boden und wirbelt Staub auf und es klingt wie das womit alle großen Katzen gequält werden

Scheiß auf den Kerl

Ich kann seine Innereien riechen

Mir läuft das Wasser im Maul zusammen und der Geifer läuft runter und macht mir die Tatzen nass

Ich schmatze lauter als die Peitsche knallt und die Leute stehen still als hätten sie mich gehört und der liegende Mann steht auf und die Frau dreht das Telefon in meine Richtung und der Mann mit der Peitsche hält die Peitsche bereit

Ja ich hab´s gehört sagt die Frau als wäre sie was gefragt worden

Ich fürchte mich nicht vor ihren Augen

Ich habe die gleiche Farbe wie mein Gestrüpp und die gleiche Farbe wie der Boden

Keiner sieht mich wenn ich es nicht will

Die Peitsche macht den wuchtigen Mann mutig und er geht langsam auf mich zu kneift die Augen zusammen und beugt sich vor und ich kann die pochende Ader in seinem Hals genau erkennen

Mein Maul öffnet sich und ich schätze die Entfernung zwischen dem Mann und seinen dünnen Freunden ab und versuche zu entscheiden ob ich ihn schnell genug ins Gestrüpp zerren kann

Ich frage mich ob sie uns verfolgen oder wegrennen würden

Ich habe seit Wochen nichts Größeres als einen Waschbären gefressen

Ich denke daran wie oft ich von dem Mann fressen kann und dass ihn die Geier nicht finden wenn ich ihn unten in den Höhlen aufhebe und dass ich dann immer und immer wieder hingehen und noch ein bisschen fressen kann

Ich denke an die vielen Nächte die wir zusammen verbringen werden

Dieser Mann und seine Eingeweide und ich

Gehn wir was essen sagt der Mann und wickelt sich dabei die Peitsche um die Faust und zieht den Hals aus der Bahn von meinen Zähnen

Die Frau klatscht in die Hände und sagt Ja ich dachte Brunch wär nicht mehr mein Ding aber das war wohl ein Irrtum

Ich sehe zu wie sie schnell den Weg runtergehen und ich lege mich schlafen weil Schlaf den Hunger vertreibt

Beim Aufwachen höre ich die letzten Wanderer für heute an meinem Gestrüpp vorbeigehen

Zwei Mädchen mit riesigen Wasserflaschen die das Sonnenlicht durch die Äste in meine Augen werfen

Es ist nicht leicht mit leerem Bauch zu schlafen aber anscheinend habe ich es geschafft

Ein Mädchen sagt Mein Gott unfassbar dass es schon dunkel ist

Ich weiß wir müssen anfangen früher loszugehn sagt das andere

Das Mädchen trinkt einen Schluck aus seiner Flasche und sagt Ich kann so oft Nein sagen und so viel absagen wie ich will die Zeit reicht trotzdem nie und das erste Mädchen sagt Das ist bloß deine Scare-City-Mentalität daran musst du echt arbeiten

Ja bloß weißt du dieses weißt du ich mag keine Veränderungen sagt das zweite Mädchen und das erste Mädchen sagt Klar aber im Kapitalismus leben wir alle in Scare City also müssen wir alle versuchen diese Scare-City-Mentalität als quasi Hauptmotivation irgendwie abzulegen

Ihre Stimmen werden leiser und dann kann ich sie nicht mehr hören und ich gähne und strecke die Pranken aus und ihre Wasserflaschen verschwinden zusammen mit ihren Körpern im Sonnenuntergang

Ich habe hier nichts verloren und sie auch nicht

Jetzt wo die Wanderer weg sind kann ich aus meinem Gestrüpp rauskommen und in die ausgetrocknete Schlucht runtergehen wo früher jede Menge Wasser geflossen ist und ich fresse Insekten und nuckle an den kleinen Rinnsalen damit mein Durst kleiner wird

Ich erinnere mich an den letzten Regen und dass ich nicht froh drüber war aber ich weiß nicht wie lang das her ist

Jetzt brauche ich Wasser aus dem Himmel oder sonst woher

Ich brauche mehr als einen schmutzigen Schluck

Ich denke an die wandernden Mädchen und die glänzenden Flaschen aus denen sie in großen Schlucken trinken und ich scharre in der Erde nach mehr Raupen und fresse sie und ich weiß ich muss eine neue Stelle zum Trinken finden

Die Zeiten ändern sich

Vor einer Weile hätte ich nie im Leben daran gedacht einen Menschen zu fressen

Was die Mädchen gesagt haben macht Sinn

Ich weiß nicht genau was eine Scare-City-Mentalität ist

Aber ich habe eine

Hier wird von verschiedenen Leuten verschieden genannt

Meist sagen sie Ellej aber sie sagen auch der Park oder Hollywood

Das Wort höre ich oft

Ich weiß ich lebe unter dem Hollywood-Schriftzug weil die Wanderer sagen Ach guck mal wir sind unter dem Hollywood-Schriftzug und sie sagen Können wir ganz raufgehen und sie fragen Von welchem Buchstaben würdest du dich runterstürzen

Ich war schon mal oben aber nachts gehen Lichter an und man ist von überall zu sehen also bleibe ich hier unten wo ich jetzt bin

Die Aussicht interessiert mich sowieso nicht

Die Wanderer sagen Sachen wie Schau dir diese Aussicht an oder Sachen wie Das müssen wir öfter machen hier raufkommen und einen anderen Blick auf alles kriegen

Was sie sehen bringt sie dazu mit dem Finger zu zeigen oder stehen zu bleiben und sich umzudrehen und die Hände in die Hüften zu stemmen und tief durchzuatmen aber die Ferne die sie so lieben ist ein verschwommener Fleck wenn ich gucken will wohin sie gucken

Ich kann bloß sehen was genau vor mir ist

Als die Sonne hinter dem Bergkamm versinkt gehe ich von der ausgetrockneten Schlucht zum Camp

Im Camp wohnen meine Leute

Sie sind zu viert und sie haben drei Zelte aufgestellt hinter ein paar Baumreihen wo die Wanderer sie nicht sehen

Aber ich sehe im Dunkeln

Die Leute im Camp riechen vertraut ein Geruch wie Wärme oder der Wald nicht der süße Wanderergeruch von dem mir der Kopf wehtut

Und so habe ich sie vor einer Weile gefunden und ihren Müllhaufen und die kleineren Tiere die kommen und ihren Müll fressen und sich mir zum Fressen anbieten

Manchmal machen die Leute nachts ein Feuer und ich muss mich von dem Leuchten fernhalten aber das haben sie seit Monaten nicht gemacht sie fürchten sich genauso vor der Trockenheit wie ich

In der Lichtung hinter dem Camp gibt es eine Wasserpumpe und darum haben sie das Camp dort errichtet

Das ist nicht schlecht gemacht

Ich gehe zur Wasserpumpe und darunter ist eine tiefe Pfütze und ich schlecke und schlecke und schlecke

Ich bin der geheime Campbewohner

Ich bleibe an den Rändern und lasse ihre Zelte und Abdeckplanen und Vorräte in Ruhe aber ich höre sie über mich reden

Der ältere Mann im linken Zelt nennt mich Puma

Das Paar im mittleren Zelt nennt mich Leh-onn

Der junge Mann im rechten Zelt gibt mir jeden Tag einen anderen Namen aber er endet immer auf -katze

Dreckskatze oder Scheißdreckskatze oder gottverdammte Scheißkatze

Das macht mir nichts aus

Sonst ist er nett und stellt seinen Müll an einen Baum und heute Nacht ist es ein Eimer mit Hühnerknochen aber auf dem Boden vom Eimer ist noch Huhn

Das Fleisch und die Knochen schmecken nach Spucke von vielen Menschen und bald ist mein Bauch voll und ich bin dankbar und meine Augen werden feucht

Ich will meinen Leuten danken aber ich weiß wenn sie mich sehen ist unsere Beziehung am Arsch

Es wird hell und das heißt es ist Zeit zu gehen und ich nehme einen Knochen mit in mein Gestrüpp

Die Wanderer fangen früh an und ich höre Stimmen sobald ich mich versteckt habe und auf dem Knochen rumkaue

Das heißt ich höre eine Stimme eine Männerstimme

Ich kann gut zuhören sagt der Mann und ich sehe bei ihm ist eine Frau die neben ihm wandert

Der Mann sagt Wirklich ganz im Ernst ich will dir zuhören du kannst mit mir über alles reden über uns oder mich oder das Abendessen über alles ich verspreche dir ich höre bloß zu...

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Autor

HENRY HOKE machte seinen Abschluss am California Insitute of the Arts, an dem er fünf Jahre lehrte, und unterrichtet heute Kreatives Schreiben an der University of Virginia. Seine Arbeiten erschienen in Electric Literature, Triangle House und The Offing. Er ist außerdem Autor mehrerer Bücher und lebt in Brooklyn. Die Gedankenwelt des Berglöwen in Ganz wie ein Mensch hat Henry Hoke zwar erfunden, den Berglöwen gab es jedoch tatsächlich. Sein Name war P-22 und er lebte seit ca. 2010 in den Hollywood Hills, bis er 2022 wegen gesundheitlicher Probleme eingeschläfert wurde. Sein Tod löste online sowie offline Beileidsbekundungen und Lobeshymnen aus.