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Die Melodie der Wellen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am17.04.20241. Auflage
Der Sommer klingt nach Meer.

Anna hat es vermasselt. Der jungen Geigerin bleibt nur noch eine Chance, um einen Platz am Leipziger Konservatorium zu ergattern und in die Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter zu treten. Doch wie soll sie bis Ende des Sommers ihre Prüfungsangst überwinden, um bei den Nachprüfungen zu brillieren? Anna muss sich ihren Ängsten stellen und fährt nach Langeoog, um ihren Vater kennenzulernen, einen berühmten Regisseur. An der Nordsee jedoch bringt nicht nur ihr Vater, sondern auch die Liebe alles gehörig durcheinander ... 

Eine so romantische wie berührende Geschichte über Liebe, Verlust und große Träume.


Liane Wilmes, geboren 1979 in Niedersachsen, studierte Allgemeine Sprachwissenschaft, Psychologie und Neuere Deutsche Literatur- und Medienwissenschaft in Kiel. Viele Jahre arbeitete sie als Redakteurin im Online-, Print- und TV-Bereich sowie als Lektorin und Übersetzerin in Hamburg. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der Nähe von Lübeck. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag«, »Erst der Regen verzaubert das Licht« und »Das Glück tanzt aus der Reihe« erschienen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDer Sommer klingt nach Meer.

Anna hat es vermasselt. Der jungen Geigerin bleibt nur noch eine Chance, um einen Platz am Leipziger Konservatorium zu ergattern und in die Fußstapfen ihrer verstorbenen Mutter zu treten. Doch wie soll sie bis Ende des Sommers ihre Prüfungsangst überwinden, um bei den Nachprüfungen zu brillieren? Anna muss sich ihren Ängsten stellen und fährt nach Langeoog, um ihren Vater kennenzulernen, einen berühmten Regisseur. An der Nordsee jedoch bringt nicht nur ihr Vater, sondern auch die Liebe alles gehörig durcheinander ... 

Eine so romantische wie berührende Geschichte über Liebe, Verlust und große Träume.


Liane Wilmes, geboren 1979 in Niedersachsen, studierte Allgemeine Sprachwissenschaft, Psychologie und Neuere Deutsche Literatur- und Medienwissenschaft in Kiel. Viele Jahre arbeitete sie als Redakteurin im Online-, Print- und TV-Bereich sowie als Lektorin und Übersetzerin in Hamburg. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der Nähe von Lübeck. Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag«, »Erst der Regen verzaubert das Licht« und »Das Glück tanzt aus der Reihe« erschienen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841235084
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum17.04.2024
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse753 Kbytes
Artikel-Nr.13078065
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 2


Wie sich herausstellte, dreht mein Vater derzeit auf Langeoog. Und entgegen meiner Annahme haben es einige meiner zwar mehr oder weniger theatererprobten, aber in der Filmlandschaft gänzlich unbedarften Musical-Kinder tatsächlich fertiggebracht, die langbeinige Casting-Direktorin von ihrer Tauglichkeit zu überzeugen. Möglicherweise war aber auch Jonah daran nicht ganz unbeteiligt, der ihr während des gesamten mehrstündigen Auswahlverfahrens nicht von der Seite wich und verheißungsvolle Blicke mit ihr tauschte.

Ich habe zwei Tage und Nächte gebraucht, um Jonahs Plan auseinanderzunehmen und intensiv von allen Seiten zu betrachten. Achtundvierzig Stunden, in denen ich viel zu viel billigen Rotwein von der Tanke getrunken und mir gewaltige Mengen Karamellschokolade einverleibt habe. Der Gedanke, einem wildfremden Mann gegenüberzutreten und ihm vorzuwerfen, dass er mich vor fünfundzwanzig Jahren jämmerlich im Stich gelassen und meine Mutter so sehr verletzt hat, dass sie es vorzog, für den Rest ihres Lebens allein zu bleiben, und er mir damit genug Traumata verpasst hat, dass es für drei Leben reicht, war mehr, als ich ertragen konnte. Außerdem konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie eine Konfrontation mit meinem verschollenen Vater auf die Schnelle etwas an meinen Ängsten, allen voran meiner Prüfungsangst, ändern sollte. Doch wie ich es auch drehte und wendete, ich hatte keinen Plan B. Seit ich alt genug war, um eine Achtelgeige zu halten, hatte ich, mit Ausnahme meiner rebellischen Phase, immer nur danach gestrebt, an der Leipziger Musikhochschule zu studieren, wie meine Mutter dreißig Jahre vor mir, und ebenso wie sie als erfolgreiche Violinistin ganze Konzertsäle zu füllen. Ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun sollen. Mich meinen Ängsten zu stellen, war, wenn ich ganz ehrlich zu mir selbst war, der letzte brüchige Strohhalm, nach dem ich greifen konnte, bevor ich meinen Traum von einer Karriere als Konzertviolinistin an den Nagel hängen müsste.

Am Ende wollte ich das Schicksal entscheiden lassen. Sollten sich die Kinder wider Erwarten in die Herzen der Castingleute musizieren, würde ich Gummistiefel und Geige einpacken und an die Nordsee fahren. Wenn nicht, würde ich die Absage als Omen betrachten, den gesamten Tankstellenvorrat an Rotwein leerhamstern und mir die Decke über den Kopf ziehen. Oder mir einen unempfindlichen Therapeuten suchen.

Schließlich durften sieben von sechzehn Kindern mit nach Langeoog und ich habe es nach einem Blick in ihre und Jonahs strahlende Gesichter nicht übers Herz gebracht, einen Rückzieher zu machen. Also stehe ich mit diesen aufgeregt durcheinanderplappernden Dreikäsehochs nun an der Reling der MS Flinthörn und frage mich mit schweißnassen Händen und wild pochendem Herzen, worauf ich mich da eingelassen habe. Und ob es zum Umkehren wirklich zu spät ist.

Etliche Silber- und sogar ein paar Mantelmöwen kreischen am wolkenverhangenen Himmel, während die schaukelnde Fähre ihr ohnehin schon gemäßigtes Tempo so weit drosselt, dass sie am Anleger festmachen kann. Die rotbäckigen Touristen um uns herum mit ihren Sandalen-Socken-Kombinationen und grellbunten Outdoorjacken springen hektisch auf, noch ehe die Leinen vertäut sind. Ein wenig angespannt schnappe auch ich mir meinen Geigenkasten, die Kuriertasche und den geblümten Rollkoffer und taumele, die wilde Bande vor mir herscheuchend, an den mittlerweile menschenleeren Reihen vorbei Richtung Ausgang. Das dunkelblaue Meer schwappt aufgewühlt gegen die Kaimauer und schlägt gegen die Planken der anderen Boote.

Ein ganzer Haufen Leute tummelt sich schon am verregneten Anleger, um einen Platz in der kleinen, bunten Inselbahn zu ergattern, die den Fährhafen mit dem Ortskern von Langeoog verbindet.

»Anna, ich habe keinen Regenschirm eingepackt«, ächzt Leo, begnadete Querflötenspielerin und großer Fan britischer Heavy-Metal-Bands aus den Neunzigern. »Ich werde ja ganz nass.«

»Wir haben noch gar nicht richtig Mittag gegessen, Anna«, brummt Felix, kugelrunder Saxophonist, der beim Tanzen aussieht wie ein betrunkener Pinguin. »Und meine Lunchbox ist längst leer.«

»Du kannst meinen Apfel haben.« Der in sich gekehrte Filmfreak Miguel, der nie übt und mit seiner Geige trotzdem alle anderen in die Tasche steckt, kramt in seinem Rucksack herum.

»Ist die Bahn voll? Holt uns niemand ab? Müssen wir etwa laufen, Anna?« Quasselstrippe Lisa, deren Gitarrenspiel an guten Tagen glatt Ed Sheeran Konkurrenz machen könnte, setzt eine irritierte Miene auf. »Ich habe gelesen, dass die Inselbahn ganze sieben Minuten braucht, um die Strecke zum Ortskern zurückzulegen. Stell dir mal vor, wie lange wir zu Fuß brauchen würden. Und dann noch mit dem vielen Gepäck. Nerea hat zwei Koffer dabei.«

Ich bin keine Freundin großer Menschenansammlungen - all diese Keime und Mikroben -, doch auch ich habe wenig Lust, den Weg zu unserem Gästehaus bei dem Schmuddelwetter zu Fuß zurückzulegen - vor allem, weil mich sieben tellergroße Augenpaare nervös anblicken, offensichtlich in der Erwartung, dass ich eine Lösung für das Problem aus dem Ärmel schüttele. Zudem sind meine gepunkteten Gummistiefel natürlich ganz unten im Koffer versteckt. Also sehe ich zu, dass ich die Kinder, die sich heute, anders als üblich, widerstandslos zu fügen scheinen, an einigen der besonders orientierungslos dreinblickenden Gäste vorbeilotse, und erwäge gerade, für die nächsten sieben Minuten die Zähne zusammenzubeißen und uns mit in ein paar ohnehin für meinen Geschmack schon übervolle, quietschblaue und hellgrüne Abteile zu quetschen, als ich aus den Augenwinkeln eine hochgewachsene Gestalt im gelben Friesennerz ausmache, die mit einem durchnässten Pappschild wedelt. Anna Novotna und die Musikmacher, steht in großen, verschwommenen Lettern darauf.

Erleichtert schiebe ich die Kinder an den Menschentrauben vorbei zu dem älteren Mann mit dem schneeweißen Vollbart und der Hornbrille.

»Moin«, begrüßt er uns lang gezogen. Seine Nase sieht aus, als hätte er sie mal gebrochen, und er hat braune, spitzbübisch blitzende Augen. »Ik bün Tomte Bekensen. Un ji mööt de Musiker ut Leipzig wesen. Sünd wi nu vulltallig?«

Ohne Umschweife nimmt er Lisa ihre Gitarre und der frühreifen Nerea, die vermutlich ihren halben Kleiderschrank eingepackt hat, ihren zweiten Koffer aus der Hand und führt uns zu einer Kutsche, die ihre besten Tage längst hinter sich hat, aber deren hintere Sitzreihen immerhin mit einer gelben Plane überspannt wurden. Ein bedröppelt dreinblickender Haflinger und ein schwarzer Friese, die Herr Bekensen an einer Straßenlaterne festgebunden hat, kauen ungeduldig auf ihren Trensengebissen herum. Die Kinder geben sich alle Mühe, sich und ihr Gepäck auf den beiden langen Sitzreihen unterzubringen, doch es ist so beengt, dass ich meine Kapuze tief ins Gesicht ziehe und mich trotz des Regens gemeinsam mit meiner Violine freiwillig zu Tomte und Lisa auf den Kutschbock quetsche.

Wir haben uns kaum gesetzt, als das Mädchen mit todernster Miene das Wort ergreift: »Wir werden für sechs Wochen hierbleiben, also die gesamten Sommerferien lang. Zwischendurch dürfen unsere Eltern uns ein paarmal besuchen. Meine Mutter hat mir zum Abschied eine Kette geschenkt mit einem Foto von ihr und mir und meinem Vater und meinem kleinen Bruder im Anhänger. Es ist unser erster Film. Mikka stottert, aber er wurde trotzdem genommen, weil auch seine Rolle einen Sprachfehler hat. Das heißt, es dauert manchmal ziemlich lange, bis die Wörter aus seinem Mund kommen, und dann klingt es so, als würden Buchstaben darin feststecken. Ich bin elfeinhalb, aber ziemlich klein für mein Alter. Am 12.12. werde ich zwölf Jahre alt. Das können bestimmt nicht viele Menschen von sich behaupten. Wenn ich groß bin, werde ich mal Schauspielerin. Ich bin schon das dritte Mal auf Langeoog. Gehören die Pferde Ihnen, Herr Bekensen? Und können Sie eigentlich nur Platt oder auch Hochdeutsch?«

Ich bin Lisas ungebremste Redeschwalle gewohnt, doch Herr Bekensen starrt seine kleine, sommersprossige Sitznachbarin mit offenem Mund an. Seine Mundwinkel zucken verdächtig. »Merlin, der Haflinger, gehört mir und Blacky, der Friese, einer Nachbarin. Ich bin vor einiger Zeit zurück nach Langeoog gezogen, in die kleine Rosenkate hinter eurem ...

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Autor

Liane Wilmes, geboren 1979 in Niedersachsen, studierte Allgemeine Sprachwissenschaft, Psychologie und Neuere Deutsche Literatur- und Medienwissenschaft in Kiel. Viele Jahre arbeitete sie als Redakteurin im Online-, Print- und TV-Bereich sowie als Lektorin und Übersetzerin in Hamburg. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in der Nähe von Lübeck.
Im Aufbau Taschenbuch sind ihre Romane »Hinter den Wolken leuchtet ein neuer Tag«, »Erst der Regen verzaubert das Licht« und »Das Glück tanzt aus der Reihe« erschienen.