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Sämtliche Erzählungen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
580 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am15.01.20241. Auflage
Der große Romanautor Juan Carlos Onetti hat ein Leben lang auch Geschichten geschrieben, ja sein Schreiben ist aus dem Bedürfnis entstanden, Geschichten zu erzählen. Von den frühen, mutwillig gegen die Konventionen flacher Einfühlung gerichteten Stücken über die großen, romanhaft komplexen Erzählungen bis hin zu den eigenwillig skizzierten Erzählkernen seiner späten Jahre enthält der vorliegende Band sämtliche Erzählungen. Und sosehr jede davon ihre eigene Form besitzt, so deutlich zeichnet sich die innere Zusammengehörigkeit des erzählerischen Werks ab. Nicht nur, dass Gestalten aus seinen Romanen auftauchen, vielmehr tritt nach und nach hervor, wie Onettis Erzählen aus dem ebenso vitalen wie skeptischen Bedürfnis stammt, sich erzählend ein Anderes vorzustellen. Dies aber in einer unerhörten Konkretion der sichtbaren, gelebten Welt.


Juan Carlos Onetti (*1909 in Montevideo, Uruguay, ?1994 in Madrid, Spanien) ist vielfach und zu Recht als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller bezeichnet worden. 1932 erschien im Rahmen eines Literaturwettbewerbs eine Erzählung von ihm in der argentinischen Tageszeitung La Prensa. Sein erster Roman, El Pozo (dt. Der Schacht, 1989), folgte 1939 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Er veröffentlichte insgesamt elf Romane und zahlreiche Erzählungen sowie zwei Sammlungen von Artikeln, von denen die Mehrzahl ins Deutsche übersetzt wurde.

Bis 1975 lebte er abwechselnd in Buenos Aires und Montevideo, arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuters, war lange Jahre als Direktor der städtischen Bibliotheken in Montevideo tätig und publizierte regelmäßig in verschiedenen uruguayischen Zeitschriften. Erst mit dem Roman La vida breve (1950, dt. Das kurze Leben, 1978) erlangte er einen gewissen Bekanntheitsgrad, blieb aber noch viele Jahre lang eine Art »Geheimtipp« und erst in relativ hohem Alter wurden ihm Ruhm und Achtung zuteil. In La vida breve erschuf er den fiktiven Kosmos um die Stadt Santa María, der in vielen weiteren Romanen und Erzählungen auftauchen sollte.

Während der Diktatur, die seit 1973 in Uruguay herrschte, wurde Onetti einige Monate lang in Haft gehalten. 1975 ging er mit seiner vierten Frau, der Geigerin Dorothea Muhr, ins Exil nach Madrid, wo er bis zu seinem Tod blieb und die Romane Dejemos hablar al viento (dt. Lassen wir den Wind sprechen, 1986), Cuando entonces (dt. Magda, 1989) und Cuando ya no importe (dt. Wenn es nicht mehr wichtig ist, 1996) veröffentlichte.

Der uruguayische Nationalpreis für Literatur wurde ihm gleich zweimal verliehen: 1962 und nach der Rückkehr der Demokratie noch einmal 1985. Außerdem erhielt er 1980 den wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den Cervantes-Preis.

1994 erschien die erste Ausgabe der Cuentos completos (dt. Willkommen, Bob. Gesammelte Erzählungen, 1999) in Buenos Aires. Am 30. Mai desselben Jahres starb Juan Carlos Onetti 84-jährig in Madrid.

Fast alle großen Autoren Lateinamerikas erkennen Onettis Einfluss auf ihr eigenes Werk an, und von vielen wird er für den ...
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextDer große Romanautor Juan Carlos Onetti hat ein Leben lang auch Geschichten geschrieben, ja sein Schreiben ist aus dem Bedürfnis entstanden, Geschichten zu erzählen. Von den frühen, mutwillig gegen die Konventionen flacher Einfühlung gerichteten Stücken über die großen, romanhaft komplexen Erzählungen bis hin zu den eigenwillig skizzierten Erzählkernen seiner späten Jahre enthält der vorliegende Band sämtliche Erzählungen. Und sosehr jede davon ihre eigene Form besitzt, so deutlich zeichnet sich die innere Zusammengehörigkeit des erzählerischen Werks ab. Nicht nur, dass Gestalten aus seinen Romanen auftauchen, vielmehr tritt nach und nach hervor, wie Onettis Erzählen aus dem ebenso vitalen wie skeptischen Bedürfnis stammt, sich erzählend ein Anderes vorzustellen. Dies aber in einer unerhörten Konkretion der sichtbaren, gelebten Welt.


Juan Carlos Onetti (*1909 in Montevideo, Uruguay, ?1994 in Madrid, Spanien) ist vielfach und zu Recht als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller bezeichnet worden. 1932 erschien im Rahmen eines Literaturwettbewerbs eine Erzählung von ihm in der argentinischen Tageszeitung La Prensa. Sein erster Roman, El Pozo (dt. Der Schacht, 1989), folgte 1939 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Er veröffentlichte insgesamt elf Romane und zahlreiche Erzählungen sowie zwei Sammlungen von Artikeln, von denen die Mehrzahl ins Deutsche übersetzt wurde.

Bis 1975 lebte er abwechselnd in Buenos Aires und Montevideo, arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuters, war lange Jahre als Direktor der städtischen Bibliotheken in Montevideo tätig und publizierte regelmäßig in verschiedenen uruguayischen Zeitschriften. Erst mit dem Roman La vida breve (1950, dt. Das kurze Leben, 1978) erlangte er einen gewissen Bekanntheitsgrad, blieb aber noch viele Jahre lang eine Art »Geheimtipp« und erst in relativ hohem Alter wurden ihm Ruhm und Achtung zuteil. In La vida breve erschuf er den fiktiven Kosmos um die Stadt Santa María, der in vielen weiteren Romanen und Erzählungen auftauchen sollte.

Während der Diktatur, die seit 1973 in Uruguay herrschte, wurde Onetti einige Monate lang in Haft gehalten. 1975 ging er mit seiner vierten Frau, der Geigerin Dorothea Muhr, ins Exil nach Madrid, wo er bis zu seinem Tod blieb und die Romane Dejemos hablar al viento (dt. Lassen wir den Wind sprechen, 1986), Cuando entonces (dt. Magda, 1989) und Cuando ya no importe (dt. Wenn es nicht mehr wichtig ist, 1996) veröffentlichte.

Der uruguayische Nationalpreis für Literatur wurde ihm gleich zweimal verliehen: 1962 und nach der Rückkehr der Demokratie noch einmal 1985. Außerdem erhielt er 1980 den wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den Cervantes-Preis.

1994 erschien die erste Ausgabe der Cuentos completos (dt. Willkommen, Bob. Gesammelte Erzählungen, 1999) in Buenos Aires. Am 30. Mai desselben Jahres starb Juan Carlos Onetti 84-jährig in Madrid.

Fast alle großen Autoren Lateinamerikas erkennen Onettis Einfluss auf ihr eigenes Werk an, und von vielen wird er für den ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518773574
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.01.2024
Auflage1. Auflage
Seiten580 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.13205541
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Avenida de Mayo - Diagonal - Avenida de Mayo

Er überquerte die Avenida, als der Verkehr aussetzte, und ging jetzt durch die Florida. Ein Kälteschauer rüttelte an seinen Schultern, und sofort zog ihm der Entschluss, stärker als der reisende Wind zu sein, die Hände aus der Obhut der Taschen, wölbte ihm die Brust und hob seinen Kopf auf der Suche nach einem Gott in den eintönigen Himmel. Er könnte jeder Temperatur trotzen; er könnte noch weiter dort unten leben, jenseits von Ushuaia.

Die Lippen wurden in derselben Absicht schmaler, die auch die Augen verkleinerte und den Kiefer kantig werden ließ.

Als erstes trat ihm ein übertrieben polares Bild vor Augen, ohne Hütten und Pinguine; unten weiß mit zwei gelben Flecken und oben der Himmel, ein Himmel wie fünfzehn Minuten vor dem Regen.

Dann: Alaska, Jack London; die schweren Pelze raubten den bärtigen Männern die Anatomie - durch die hohen Stiefel wurden sie Puppen, die trotz des blauen Rauchs aus den langen Revolvern des Hauptmanns der Berittenen Polizei nicht umfallen konnten -, und als sie sich instinktiv wegduckten, fälschte der Dampf ihres Atems einen Heiligenschein für die borstigen Mützen und schmutzigen braunen Bärte. Tangas´s stellte an den Ufern des Yukon sein Gebiss zur Schau; sein Blick streckte sich aus wie ein starker Arm, um die Baumstämme auf ihrer Reise stromabwärts zu stützen - die Gischt wisperte: Tangas´s ist aus Sitka - Sitka, schön wie der Name einer Kurtisane.

An der Rivadavia wollte ein Auto ihn aufhalten; doch durch ein energisches Manöver blieb es zusammen mit einem radfahrenden Komplizen zurück. Als Trophäen des leichten Sieges nahm er zwei Scheinwerfer des Wagens mit an den einsamen Horizont von Alaska. Und konnte so in der Mitte des Straßenzugs ohne große Mühe das schwüle Flair umgehen, das Clark Gables breite Schultern und die Hüften der Crawford auf dem Filmplakat verbreiteten; nur kurz verspürte er den Impuls, dem Filmstar mit den großen Augen die Rosen, die sie zwischen den Brüsten hielt, an die Brauen zu heben. Drei Nächte oder drei Monate zuvor hatte er von der Frau geträumt, die weiße Rosen anstelle der Augen besaß. Aber die Erinnerung an den Traum war nur ein Aufblitzen in seinem Bewusstsein; die Erinnerung glitt rasch weiter, ein Segel andeutend wie das eben von der Rotationsmaschine geborene Blatt, und legte sich still unter die anderen Bilder, die hinterherfielen.

Er befestigte die geraubten Scheinwerfer am Himmel, der sich im Yukon verdoppelte, und die englische Automarke hallte in der trockenen Luft der nordischen Nacht mit energischen Whats wider, die nicht im Auspufftopf eingeschlossen blieben, sondern wie Schüsse im kalten Blau zwischen den hohen Fichten barsten, um dann wie Feuerwerkskörper zum Sternenweiß der Rockies aufzusteigen.

Als Brughtton sich duckte und sein Leib das riesige Lagerfeuer verdeckte und er, Victor Suaid, sich mit schussbereitem Coroner aufrichtete, ließ eine Frau ihre Augen und ein Kruzifix zwischen den Haaren ihres Pelzmantels aufblitzen, so dicht an seinem, dass ihre Ellbogen einander nah kamen.

Verborgen im Rücken zog Suaids Weste zwei tiefe Aquatorlinien, getrieben von seinem Atem, mit dem er den Duft der Frau und die Frau selbst, die sich unter die schneidende Kälte der Straße mischte, in sein Gehirn einfügen wollte.

Inmitten der beiden Passantenströme war die Frau bald ein Fleck, der sich auf und ab bewegte, hinaus aus dem Dunkel ins Licht der Geschäfte und erneut ins Dunkel. Aber ihr Duft blieb in Suaid und verwehte sanft und endgültig die Landschaft und die Männer; und von den Ufern des Yukon blieb nichts als der Schnee, ein Streifen Schnee von der Breite der Fahrbahn.

»Nordamerika kaufte Alaska für sieben Millionen Dollar von Russland.«

Jahre zuvor hätte dieses Wissen den Füllfederhalter von Major Astin im Geographieunterricht besänftigt. Aber jetzt war es nichts als ein Vorwand für einen neuen Tagtraum.

Er ließ zu beiden Seiten des Schneestreifens zwei Reihen berittener Soldaten wachsen. Er, Alexander Iwan, Großfürst, schritt neben Nikolaus II. durch das Spalier der Soldaten und wischte sich bei jedem Schritt mit dem Saum eines Ulsters aus Pelz den Schnee von den Stiefeln.

Der Kaiser hatte einen schwankenden Gang wie dieser Engländer, der Vizechef für Verkehr bei der Central. Die kleinen Stiefel blitzten zum martialischen Schritt, der schon einzig möglicher Ausdruck seiner Beweglichkeit war.

»Stalin hat die Dürre an der Wolga abgeschafft.«

»Zur hellen Freude der Schiffer, Majestät!«

Der goldene Eckzahn des Zaren gab ihm Kraft. Nichts war im geringsten von Bedeutung - Energie, Energie -, der Brustkorb gespannt unter dem Gehänge der Kordelschnüre und dem großen Kreuz, der Zottelbart von Verchenko dem Verschwörer.

An der Diagonal blieb er stehen, wo das Boston Building unter dem grauen Himmel schlief, vor dem Parkplatz mit den Autos.

Natürlich schob sich María Eugenia mit dem Schwung ihrer weißen Röcke in den Vordergrund.

Nur einmal hatte er sie in Weiß gesehen; vor Jahren. So gut als Schulmädchen verkleidet, dass die beiden gleichzeitigen Faustschläge ihrer Brüste gegen den Stoff, als sie auf die Reinheit der großen schwarzen Schleife prallten, aus dem Kind eine skeptische und müde reife Frau machten.

Er bekam Angst. Ruckartig begann die Furcht in seiner Brust aufzusteigen, bis sie fast seine Kehle erreichte. Er zündete sich eine Zigarette an und lehnte sich gegen die Wand.

Seine Beine waren von Teilnahmslosigkeit angekettet, und seine Aufmerksamkeit wurde gerefft wie die Segel des Schiffs, das den Anker geworfen hat.

Mit der Lautlosigkeit der Filmtheater seiner Kindheit schipperten die Leuchtbuchstaben durch die Fahrrinne der Anzeigetafel: GESTERN IN BASEL - ZAHL DER OPFER WIRD AUF ÜBER ZWEITAUSEND GESCHÄTZT.

Zornig wandte er den Kopf ab.

»Sollen sie doch alle verrecken!«

Er wusste, dass María Eugenia nahte. Er wusste, er würde etwas unternehmen müssen, und sein Herz geriet blödsinnig aus dem Takt. Es verdross ihn, dass er sich diesem Gedanken zuwenden musste; zu wissen, dass er sein Gehirn in sämtliche Irrgärten treiben konnte und dennoch, lange bevor er sich zur Ruhe legte, auf María Eugenia treffen würde an einer Kreuzung.

Trotzdem unternahm er automatisch einen Fluchtversuch.

»Für eine Zigarette ... ginge ich bis ans Ende der Welt ...«

Zwanzigtausend Plakate plagiierten sich lautstark selbst in der Stadt. Der Mann mit der makellosen Frisur und Zahnreihe streckte den Leuten seine rote Hand hin und darin das Päckchen, aus dem - zu ¼ und ¾ - zwei Zigaretten ragten, wie die Kanonen eines Zerstörers, die auf die Langeweile der Passanten zielten.

»... bis ans Ende der Welt.«

María Eugenia nahte in ihrem weißen Kleid. Ehe die Flächen des Gesichts zwischen den Strömen aus schwarzem Haar zu einem Erscheinungsbild wurden, wollte er den Angriff parieren. Seine Furcht rasselte schon auf der Höhe der Rachenmandeln:

»Weibsstück!«

Verzweifelt kletterte er hinauf zu den Leuchtbuchstaben, die einer nach dem anderen sanft wie Blasen aus der schwarzen Wand traten:

RENNFAHRER MC CORMICK STELLT NEUEN GESCHWINDIGKEIT SWELTREKORD IM AUTOMOBIL AUF

Durch Hoffnung gestärkt konnte er den Rauch auf einen Schlag ausstoßen, das O seines Mundes dabei mit der Umgebung verbinden.

ORD IM AUTOMOBIL AUF - HEUTE IN MIAMI

Der Rauchschwall verbarg als willkommene Camouflage das Profil, das sich auszuprägen begann. Ein Dreieck mit dem rauhen Teint der Wand und dem schachbrettgemusterten Boden bildend, stand der Körper dort. Die Zigarette zwischen den Fingern kündigte mit einem langsamen Rauchfaden den Selbstmord an.

HEUTE IN MIAMI MIT EINER DURCHSCHNITTSGESCHWINDIGKEIT VON

Auf dem goldenen Sand polierte Jack Ligett, der Manager, unterbrochen von energischen Rufen wieder und wieder die glänzenden Teile des Motors. Der Wagen mit dem Namen eines Jagdfalken glich einer riesigen schwarzen Languste, die mit zwei zusätzlichen nimmermüden Beinchen den rasiermesserscharfen Bug stützte.

Die gekrümmten Orgelpfeifen an Backbord und Steuerbord gaben gleichzeitig hier zwanzig und da zwanzig Detonationen ab, die als langsame Wölkchen davonzogen. Mit der Reifenkante auf der Höhe der Ohren begann das Rennen. Jeder Knall fand ein frohlockendes Echo in seinem Schädel, und die Geschwindigkeit war der Streifen zwischen den Fahrrillen, der als kleine Viper in seinem Bauch tanzte.

Er betrachtete Mc Cormicks Gesicht, dunkle Haut, die sich über feine Knochen spannte. Unter dem ledernen Helm, hinter den grotesken Brillenscheiben, blickten die Augen hart vor Entschlossenheit, und durch das nach Kilometern dürstende Lächeln, das seinen Mund kaum spannte, drang der kurze, zu einem Verb im Infinitiv kondensierte Befehl.

Suaid beugte sich über das Geschoss und peitschte den Wagen voran. Er peitschte, bis der...
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Autor

Juan Carlos Onetti (*1909 in Montevideo, Uruguay, ?1994 in Madrid, Spanien) ist vielfach und zu Recht als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller bezeichnet worden. 1932 erschien im Rahmen eines Literaturwettbewerbs eine Erzählung von ihm in der argentinischen Tageszeitung La Prensa. Sein erster Roman, El Pozo (dt. Der Schacht, 1989), folgte 1939 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Er veröffentlichte insgesamt elf Romane und zahlreiche Erzählungen sowie zwei Sammlungen von Artikeln, von denen die Mehrzahl ins Deutsche übersetzt wurde.

Bis 1975 lebte er abwechselnd in Buenos Aires und Montevideo, arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuters, war lange Jahre als Direktor der städtischen Bibliotheken in Montevideo tätig und publizierte regelmäßig in verschiedenen uruguayischen Zeitschriften. Erst mit dem Roman La vida breve (1950, dt. Das kurze Leben, 1978) erlangte er einen gewissen Bekanntheitsgrad, blieb aber noch viele Jahre lang eine Art »Geheimtipp« und erst in relativ hohem Alter wurden ihm Ruhm und Achtung zuteil. In La vida breve erschuf er den fiktiven Kosmos um die Stadt Santa María, der in vielen weiteren Romanen und Erzählungen auftauchen sollte.

Während der Diktatur, die seit 1973 in Uruguay herrschte, wurde Onetti einige Monate lang in Haft gehalten. 1975 ging er mit seiner vierten Frau, der Geigerin Dorothea Muhr, ins Exil nach Madrid, wo er bis zu seinem Tod blieb und die Romane Dejemos hablar al viento (dt. Lassen wir den Wind sprechen, 1986), Cuando entonces (dt. Magda, 1989) und Cuando ya no importe (dt. Wenn es nicht mehr wichtig ist, 1996) veröffentlichte.

Der uruguayische Nationalpreis für Literatur wurde ihm gleich zweimal verliehen: 1962 und nach der Rückkehr der Demokratie noch einmal 1985. Außerdem erhielt er 1980 den wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den Cervantes-Preis.

1994 erschien die erste Ausgabe der Cuentos completos (dt. Willkommen, Bob. Gesammelte Erzählungen, 1999) in Buenos Aires. Am 30. Mai desselben Jahres starb Juan Carlos Onetti 84-jährig in Madrid.

Fast alle großen Autoren Lateinamerikas erkennen Onettis Einfluss auf ihr eigenes Werk an, und von vielen wird er für den ...