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Reschensee

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
248 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am10.07.20231. Auflage
Als in Graun begonnen wurde, das Dorf zu räumen, da haben die Leute geweint. Einige sind in Baracken untergekommen oder notgedrungen ausgewandert. In das italienische Pustertal oder nach Österreich. Mit der Stauung des Reschensees im Sommer 1950 versanken das gesamte Dorf Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen in den Fluten. Mehr als 1000 Betroffene wurden durch das von staatlicher Willkür geprägte Bauprojekt zur Stromgewinnung ihrer Existenz beraubt. Für Touristen, die das Vinschgau in Südtirol besuchen oder über den Reschenpass fahren, ist der mahnend aus dem Reschensee herausragende Kirchturm St. Katharina eine Attraktion. Doch bei den Menschen, die die Flutung ihres damaligen Zuhauses noch miterlebt hatten, steigt noch heute die Wut empor, wenn sie auf das letzte Überbleibsel von ihrer ehemaligen Heimat blicken. Die einheimische Bevölkerung hatte zum Teil sogar am Bau der Staumauer mitgearbeitet. Die Menschen dort haben dabei ihr eigenes Grab geschaufelt. Der Roman beschreibt in einer sehr persönlichen Erzählung das Leben und Schicksal einer Familie und eines Ehepaars in Graun, die zusehen mussten, wie ihre Häuser in den Fluten versanken. Aber sie haben nicht aufgegeben und für ihre Zukunft gekämpft. Aber dennoch hat sie das Schicksal immer wieder stark gebeutelt.

Hans G. Hirsch lebt im nördlichen Baden Württemberg. Der verheiratete Polizeihauptkommissar wurde inzwischen pensioniert und hat zunächst begonnen, seine dienstlichen Erlebnisse durch das Schreiben zu verarbeiten. Daraus ist seine Leidenschaft für die Literatur entstanden. `Reschensee`ist sein viertes Werk. Er versucht in seinen Büchern die persönlichen Gespräche situationsbedingt in den Familien wiederzugeben. Dabei sollen gleichzeitig auch geschichtliche Ereignisse aufgerarbeitet und Spannung erzeugt werden. Dabei nimmt der Autor den Leser in das persönliche Leben und in die intimsten Ereignisse seiner Romanfiguren mit.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextAls in Graun begonnen wurde, das Dorf zu räumen, da haben die Leute geweint. Einige sind in Baracken untergekommen oder notgedrungen ausgewandert. In das italienische Pustertal oder nach Österreich. Mit der Stauung des Reschensees im Sommer 1950 versanken das gesamte Dorf Graun und ein Großteil des Dorfes Reschen in den Fluten. Mehr als 1000 Betroffene wurden durch das von staatlicher Willkür geprägte Bauprojekt zur Stromgewinnung ihrer Existenz beraubt. Für Touristen, die das Vinschgau in Südtirol besuchen oder über den Reschenpass fahren, ist der mahnend aus dem Reschensee herausragende Kirchturm St. Katharina eine Attraktion. Doch bei den Menschen, die die Flutung ihres damaligen Zuhauses noch miterlebt hatten, steigt noch heute die Wut empor, wenn sie auf das letzte Überbleibsel von ihrer ehemaligen Heimat blicken. Die einheimische Bevölkerung hatte zum Teil sogar am Bau der Staumauer mitgearbeitet. Die Menschen dort haben dabei ihr eigenes Grab geschaufelt. Der Roman beschreibt in einer sehr persönlichen Erzählung das Leben und Schicksal einer Familie und eines Ehepaars in Graun, die zusehen mussten, wie ihre Häuser in den Fluten versanken. Aber sie haben nicht aufgegeben und für ihre Zukunft gekämpft. Aber dennoch hat sie das Schicksal immer wieder stark gebeutelt.

Hans G. Hirsch lebt im nördlichen Baden Württemberg. Der verheiratete Polizeihauptkommissar wurde inzwischen pensioniert und hat zunächst begonnen, seine dienstlichen Erlebnisse durch das Schreiben zu verarbeiten. Daraus ist seine Leidenschaft für die Literatur entstanden. `Reschensee`ist sein viertes Werk. Er versucht in seinen Büchern die persönlichen Gespräche situationsbedingt in den Familien wiederzugeben. Dabei sollen gleichzeitig auch geschichtliche Ereignisse aufgerarbeitet und Spannung erzeugt werden. Dabei nimmt der Autor den Leser in das persönliche Leben und in die intimsten Ereignisse seiner Romanfiguren mit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757850500
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum10.07.2023
Auflage1. Auflage
Seiten248 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.13210231
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Nauders in Tirol
Spätsommer 2022

In dem idyllischen Tiroler Bergdorf Nauders regnete es schon seit den frühen Morgenstunden. Die sonst so gewaltigen Gebirgszüge waren im Dunst der Regenschauer verschwunden. Das mächtige Grau dominierte die großflächigen Wolken, die unbeweglich am Himmel standen.

Der Regen trommelte unwirklich gegen die Fensterscheiben. In seinem Zimmer war es warm, fast zu warm. Thomas Brümmer träumte vor sich hin, wog seine Gedanken ab, konnte es sich noch nicht so richtig erklären. Veronika Jones hatte ihn heute Mittag in der Schule zum ersten Mal angesprochen. Völlig überraschend. Er hatte die plötzlich auftretende Röte in seinem Gesicht nicht mehr verhindern können, was ihm sehr peinlich gewesen war.

Thomas hatte die neue Mitschülerin lange Zeit überhaupt nicht beachtet. Sie war zwar sehr hübsch, aber irgendwie eine Nummer zu groß für ihn, dachte er. Kannte sie auch erst seit ein paar Wochen. Man hat sich in seiner Schule erzählt, dass sie aus Deutschland gekommen sei, aus Berlin. Ihr Vater, Tom Jones, habe dort seine Frau und damit auch seine Tochter verlassen und jetzt sei Crescencia Jones zusammen mit ihrer siebzehnjährigen Tochter Veronika wieder in das heimatliche Bergdorf Nauders gezogen.

Tom und Crescencia waren einst in Nauders aufgewachsen und auch zur Schule gegangen. Hier hatten sie sich kennengelernt.

Am 1. Mai 2005 kam dann ihre Tochter Veronika auf die Welt. Unmittelbar danach war die junge Familie verschwunden. Zusammen mit dem Baby, das erst ein paar Tage alt gewesen war, waren Crescencia und Tom ohne jegliche Vorankündigung weggegangen. Sie hatten fast alles in ihrer Wohnung zurückgelassen, Möbel, Kleider, ihre Teller und ihr Besteck. Das Haus, in dem sie gewohnt haben, hatte einst ihrer verstorbenen Urgroßtante Anna Gruber gehört. Da damals in Nauders sehr schnell bekannt geworden war, dass sie nur sehr wenige Gegenstände mitgenommen hatten, spekulierten die Leute in alle Richtungen. Ein vorbereiteter Umzug wäre natürlich anders abgelaufen. Es hatte eher nach einer übereilten Flucht ausgesehen.

Am Vorabend war es in der Bierkneipe Yetibar von Nauders noch zu einem Streit zwischen Tom Jones und seinem Bruder Woody gekommen. Aber auch Woody Jones konnte sich nicht erklären, warum sein Bruder mit seiner Familie plötzlich verschwunden war. Das hatte er damals zumindest behauptet. Der Grund der Auseinandersetzung sei lediglich eine kleine Unstimmigkeit unter Brüdern gewesen. Nichts Wichtiges. Man hatte auch schon einiges getrunken. Woody zeigte sich aber sehr aggressiv, wenn er auf den damaligen Streit in der Yetibar angesprochen worden war.

Die junge Familie war nach ihrem Verschwinden überall in Nauders und Umgebung gesucht worden, da man auch einen Unfall nicht ausschließen konnte. Aber sie war nirgends gefunden worden. Taucher suchten sogar den Reschensee ab, weil ein Zeuge in der Nacht zuvor die Familie dort gesehen haben wollte. In der Nähe von Graun. Am Kirchturm St. Katharina, der noch heute als politisches Mahnmal aus dem Wasser ragt und täglich an das versunkene Dorf Alt-Graun erinnert.

Der Zeuge Johann Haselgruber, ein zweiundachtzig-jähriger Bürger aus Graun, wollte zusätzlich auch noch Stimmen gehört haben, die aus dem Kirchturm gekommen seien. Auch habe er ganz leise, fast gespenstisch, die Glocken von St. Katharina läuten hören.

Aber die Taucher hatten die junge Familie weder im Kirchturm noch im See finden können. Außerdem waren die Glocken vom Kirchturm St. Katharina bereits Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts abgehängt worden. Jedoch wollten einzelne Bürger, die das Fluten des Reschensees hautnah miterleben mussten, später immer wieder die Glocken des Kirchturms gehört haben ...

Der Vorfall, der sich damals Mitte Mai im Jahr 2005 abgespielt hatte, war im Lauf der Jahre immer mehr in Vergessenheit geraten.

Erst durch das kürzliche Auftauchen von Crescencia Jones mit ihrer Tochter Veronika wurde er wieder zum interessanten Gesprächsthema stigmatisiert.

Dass der Vater, Tom Jones, bei der Rückkehr nicht dabei war, verstärkte natürlich die Neugier der Bürgerschaft, ⦠auch über Nauders hinaus.

Heute Mittag, direkt nach dem Unterrichtsende, war dann Veronika völlig überraschend auf Thomas zugekommen. Ob er vielleicht etwas Zeit habe, sie würde bei einigen Grammatikaufgaben nicht so richtig durchblicken. Hatte sie das wirklich ernst gemeint? Er musste seine Mitschülerin erst einige Sekunden überrascht anschauen, bevor er überhaupt zu einer Antwort fähig gewesen war. Nachdem er sich gefasst und einigermaßen gesammelt hatte, stammelte er verlegen: Ja ⦠gut, sagen wir 17.00 Uhr? Bei mir? Sie hatte nur leicht genickt und sich dann zufrieden lächelnd weggedreht.

Er hatte ihr irritiert nachgeschaut.

Sein bester Freund Oliver Kramer hatte ihm von hinten rau auf die Schulter geklopft und ihn aus seinen Gedanken gerissen. Siehe da, unser Tommy macht sich an die Neue ran. Date heute Abend? Habe ich gerade noch mitbekommen. Oder habe ich mich vielleicht verhört, Tommy?

Thomas hatte ihn verärgert angesehen. Arschloch! Setze bitte keine Halbwahrheiten in die Welt, sonst bist du mein bester Freund gewesen ⦠für immer und ewig. Dann war er borniert weggelaufen.

Das war natürlich eine Schlussfolgerung, die Oliver nicht gefallen hatte. War doch nicht so gemeint, Alter. Spaß! Komm wir gehen noch bei Giovanni ein Eis essen, natürlich auf meine Kosten.

Thomas lächelte schon wieder, als Oliver den Arm freundschaftlich auf seine Schulter gelegte hatte. Beide waren gemeinsam in Richtung Ausgangstür gegangen.

Inzwischen saß Thomas in seinem Zimmer. Ungläubig schüttelte er den Kopf. Es war jetzt genau 16.30 Uhr. In einer halben Stunde würde sie kommen. Grammatik-aufgaben? War es nur ein Vorwand? Thomas war in der Klasse einer der besseren Schüler. Er beteiligte sich sehr oft aktiv am Unterricht. Meldete sich auch regelmäßig, öfter als alle anderen. Er konnte auch diejenigen Aufgaben ohne größere Mühe lösen, mit denen seine Mitschüler und seine Mitschülerinnen überwiegend ihre Schwierigkeiten hatten.

War das vielleicht der Grund, warum Veronika heute gerade ihn angesprochen hat?

Thomas sah sich in seinem Zimmer um. Man könnte schon mal aufräumen. Er wollte das Bild seiner Eltern in den Schrank legen, entschied sich aber dann doch dagegen und ließ es auf dem Schreibtisch stehen. Auch das seiner Schwester Gabriele vom letzten Urlaub vor dem Rathaus von PoreÄ.

Aber die Socken, T-Shirts, seine Lieblingsjeans und die Motorradhefte sammelte er schnell zusammen, warf die Wäsche in den alten Rattankorb. Er nannte ihn Zauberkorb, da er seine schmutzige Wäsche einfach hineinwerfen konnte und sie nur wenige Tage später frisch gewaschen und ordentlich gestapelt in seinem Kleiderschrank wohlriechend wiederfand.

Ordnete dann die Motorradhefte sogar nach ihrem Ausgabedatum und legte sie sorgfältig in das Regal.

Er war heute allein im Haus. Gabriele, seine um zwei Jahre jüngere Schwester, hatte sich nach der Schule mit ihrer Freundin verabredet und seine Eltern, beide Ärzte, hatten heute Morgen erklärt, dass sie noch eine Spätschicht anhängen müssten. Gestern seien wieder acht Coronapatienten eingeliefert worden. Innerhalb einer Stunde.

Die Intensivstation der St. Vinzenzklinik in Zams sei schon seit Wochen ausgelastet. Das Personal reduziere sich aufgrund von Kündigungen der völlig überforderten Krankenhausmitarbeiter rapide, während immer mehr Patienten eingeliefert würden. Und ausgerechnet jetzt sei auch noch dieser neue Virus Omikron aus Südafrika im Anmarsch.

Thomas überlegte. Von Südafrika an den Reschensee ⦠ein langer Weg. Durch das Klingeln an der Haustür wurde er aus seinen Gedanken gerissen.

Veronika lächelte Thomas selbstsicher an, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Mit einer kurzen Kopfbewegung bat er sie, einzutreten.

Kann ich meinen Mundschutz abnehmen? Bin doppelt geimpft.

Natürlich, wir sind ja alle in der Klasse geimpft, außer Ferdinand, aber das hat ja, wie wir inzwischen wissen, andere Gründe.

Veronika erschrak und sah ihn fragend an. Ferdinand ist noch nicht geimpft?

Thomas nickte. Ja, aber das erzähle ich dir mal später. Ist 'ne ziemlich tragische Geschichte. Der arme Ferdl muss da gerade einiges durchmachen.

Veronika lächelte unsicher und trat zögerlich ein. Sie stellte ihren Schirm in die dafür vorgesehene, bunt bemalte Milchkanne im Eingangsbereich und schaute sich interessiert um. Hübsch habt ihr s hier.

Thomas nickte nur. Sie folgte ihm durch den großen lichtdurchfluteten Flur und anschließend die Wendeltreppe hoch in den ersten Stock.

Er öffnete die Tür zu seinem Zimmer, an der ein großes Poster von Valentino Rossi hing. Es war schon etwas älter und zeigte den mehrfachen italienischen Motorradweltmeister noch auf einer...
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