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Die Schuld

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
312 Seiten
Deutsch
Polar Verlagerschienen am15.01.2024
Seit dem tragischen Unfall, der ihre Kindheit brutal beendete, wird Alice O'Farrell von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Im Jahr 2005 musste sie auf ihren vierjährigen Bruder Jason im Haus ihrer Eltern aufpassen. Er bemalte ihr Schlafzimmer mit Fingernagellack und sie schrie ihn an, sodass er sich verzog. Während sie die Spuren zu beseitigen versuchte, machte er sich auf den Weg in den Keller und schafft es, sich im Trockner einzuschließen, wo er starb. Von Schuldgefühlen geplagt, rannte Alice von zu Hause weg. Sie lebte auf der Straße unterm Radar, ertränkte ihre Schuld in Alkohol und zog häufig weiter, um nicht gefunden zu werden. Sechs Jahre später ist sie Alkoholikerin und arbeitet als Barkeeperin in einem heruntergekommenen Striplokal in Harrisburg. Als sie nach einer betrunkenen Nacht neben der Leiche ihres Chefs aufwacht, findet sie eine Tasche mit Drogen und 91.000 Dollar in bar. Das Geld könnte einen Ausweg sein. Es folgt eine gnadenlose Hetzjagd, angeführt von Sinclair, einem mächtigen Drogenhändler, der unerbittlich und brutal ist. Doch Alice klammert sich an die Hoffnung, dass sie ihr Leben ändern kann. Dass die Dinge besser werden. Dass sie sich eines Tages mit ihren Eltern versöhnen und sie ihr vergeben werden.

Samuel W. Gailey wuchs in einer Kleinstadt im Nordosten Pennsylvanias auf und lebt heute auf der abgelegenen Orcas Island. Seine Bücher wurden mit Steinbeck und Cormac McCarthy verglichen und von der NY Times, Publisher's Weekly, Kirkus, Esquire und anderen gelobt. Seine Geschichten sind faszinierende Studien der menschlichen Schicksale.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR26,00
E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
EUR21,99

Produkt

KlappentextSeit dem tragischen Unfall, der ihre Kindheit brutal beendete, wird Alice O'Farrell von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Im Jahr 2005 musste sie auf ihren vierjährigen Bruder Jason im Haus ihrer Eltern aufpassen. Er bemalte ihr Schlafzimmer mit Fingernagellack und sie schrie ihn an, sodass er sich verzog. Während sie die Spuren zu beseitigen versuchte, machte er sich auf den Weg in den Keller und schafft es, sich im Trockner einzuschließen, wo er starb. Von Schuldgefühlen geplagt, rannte Alice von zu Hause weg. Sie lebte auf der Straße unterm Radar, ertränkte ihre Schuld in Alkohol und zog häufig weiter, um nicht gefunden zu werden. Sechs Jahre später ist sie Alkoholikerin und arbeitet als Barkeeperin in einem heruntergekommenen Striplokal in Harrisburg. Als sie nach einer betrunkenen Nacht neben der Leiche ihres Chefs aufwacht, findet sie eine Tasche mit Drogen und 91.000 Dollar in bar. Das Geld könnte einen Ausweg sein. Es folgt eine gnadenlose Hetzjagd, angeführt von Sinclair, einem mächtigen Drogenhändler, der unerbittlich und brutal ist. Doch Alice klammert sich an die Hoffnung, dass sie ihr Leben ändern kann. Dass die Dinge besser werden. Dass sie sich eines Tages mit ihren Eltern versöhnen und sie ihr vergeben werden.

Samuel W. Gailey wuchs in einer Kleinstadt im Nordosten Pennsylvanias auf und lebt heute auf der abgelegenen Orcas Island. Seine Bücher wurden mit Steinbeck und Cormac McCarthy verglichen und von der NY Times, Publisher's Weekly, Kirkus, Esquire und anderen gelobt. Seine Geschichten sind faszinierende Studien der menschlichen Schicksale.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948392970
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum15.01.2024
Seiten312 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2215 Kbytes
Artikel-Nr.13440570
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 4

Alice spürte die Gegenwart des Mannes, bevor sie ihn sah. Neben ihr. Unter Decken und Laken, die nach Schweiß und Schlimmerem rochen. Sie warf einen Blick über die Schulter, bemerkte die wirren schwarzen Haare, die unter dem Bettzeug hervorlugten.

Während sie darüber nachdachte, was in der vorhergehenden Nacht passiert war, sah sie zur Zimmerdecke. Eine wasserfleckige hellblaue Zimmerdecke. Und nicht ihre.

Von der Decke hing eine einzelne Glühbirne an schlampig mit Klebeband zusammengeflickten Kabeln. Es war nicht die Lampe, auf die Alice normalerweise in dem heruntergekommenen Motel, in dem sie seit ein paar Monaten wohnte, starrte. Außerdem roch es hier anders. Es roch nicht muffig wie aus ihrem Heizlüfter, sondern nach billigem Rasierwasser und Spiegeleiern, und bei dem Gedanken an Spiegeleier zog sich ihr Magen brennend zusammen. So heftig, dass sie sich aufsetzte und nach etwas suchte, in das sie sich übergeben konnte.

Einen Moment lang drehte sich alles. Sie befand sich in einem winzigen Zimmer. Gerade genug Platz für das Wasserbett, auf dem sie in diesem Moment hin und her schaukelte, und das Schaukeln verstärkte den Schwindel und die Übelkeit noch.

Scheiße.

Gleich würde sie sich übergeben müssen. Garantiert. Am Fußende des Wasserbetts entdeckte sie eine halb volle Schüssel Popcorn, vor allem nicht aufgepoppte Körner, dazwischen ein paar buttergebräunte Stücke. Ganz unten lagen ein paar Zigarettenkippen. Die Schüssel musste reichen. Alice schüttete das Popcorn und die Kippen auf den Boden und übergab sich.

Himmel.

Jetzt roch es nach billigem Rasierwasser, Spiegeleiern und Kotze.

Sie blickte sich um, froh, dass es keinen Spiegel gab, in dem sie sich ansehen musste. Wenn möglich, mied sie Spiegel. Sie hasste das Gesicht, das ihr daraus entgegenblickte. Hasste alles daran. Nicht dass sie hässlich gewesen wäre. Keineswegs. Wenn Alice wollte, konnte sie hübsch sein. Sie musste sich nicht mal besonders Mühe geben. Ein freches Gesicht mit ein paar Sommersprossen, die aus ihrer Teenagerzeit zurückgeblieben waren, und eine kleine Nase über vollen Lippen, für die andere Frauen zum Schönheitschirurgen gingen. Trotz des vielen Alkohols war ihr Körper schlank und straff. Das Auffallendste an ihr waren die Augen - bei denen die Männer zweimal hinschauten, und auch einige Frauen. Grasgrüne Augen, die die irische Herkunft ihrer Familie verrieten.

Bierflaschen lagen auf dem Boden verstreut - ausschließlich amerikanische Marken. Pabst Blue Ribbon, Miller High Life, Budweiser. Zigaretten waren auf Untertellern ausgedrückt oder in Kaffeebecher geworfen worden, ein paar Kippen waren auf dem Teppich zertreten worden. An der Kante der kleinen Kommode am Kopfende des Betts stand eine halb volle Flasche Jack Daniel s. Die Schubladen waren halb aufgezogen, und T-Shirts und Bluejeans quollen heraus. Das Wasserbett schaukelte unter ihr, während sie die Klamotten anstarrte. Schwarze T-Shirts und verwaschene Levi s. Männerklamotten.

Es war nicht nur eine unbekannte Wohnung, sie gehörte auch noch einem Mann.

Erst in diesem Moment wurde Alice sich ihrer Nacktheit bewusst - sie trug nicht den kleinsten Fetzen am Leib. Nicht mal Socken, dabei trug sie im Bett immer Socken, selbst in den heißesten Sommernächten. Nackt schlafen machte ihr nichts aus, aber ohne Socken fühlte sie sich ungeschützt. Sie musste gestern Nacht ziemlich dicht gewesen sein, wenn sie sich die Socken hatte abstreifen lassen.

Der Mann neben ihr rührte sich nicht. Er schlief wie ein Stein.

Gut.

Sie wollte sich erst mal anziehen, bevor sie das Rätsel löste, wer ihr Bettgenosse war. In einem unordentlichen Haufen in der Ecke fand sie ihren Secondhand-Sweater, die Bluejeans, BH und Unterhose. Mit ihrer Jacke schien auch ihre Erinnerung, sich ausgezogen zu haben, verloren gegangen zu sein. Irgendwo hier musste die Jacke doch sein. Wenigstens erinnerte sie sich noch, sie gestern zur Arbeit getragen zu haben. Blitze zuckten durch ihren Kopf, als sie ein wenig zu schnell aufstand und beim Anziehen mit ihren Klamotten kämpfte. Die schnellen ruckartigen Bewegungen setzten in ihrem Kopf einen Güterzug in Gang, der direkt unter der Schädeldecke dahindonnerte.

Die ganze Zeit behielt Alice mit halbem Auge den schlafenden Fremden im Blick und kramte in ihrer Matschbirne, wer zum Teufel er sein könnte. Gestern Abend hatte sie hinter dem Tresen im Frisky Pony gestanden, einen abgehalfterten Stripklub im Gewerbegebiet von Harrisburg. Rechts davon eine Autolackiererei, links ein Schrotthandel. Eine Abfahrt der Interstate 81 führte direkt hinter dem Frisky Pony vorbei, sodass das, was in dem Klub als Tanzmusik galt, von dem ständigen Summen von Reifen auf Asphalt untermalt wurde. Selbst an guten Abenden machte Alice im Frisky Pony nur vierzig Dollar, aber weil es unterhalb des Radars der Polizei lag, war die Arbeit hier für sie okay. Im Moment noch. Bald würde sie weiterziehen, das wusste sie. Ihre innere Uhr, die ihr zuverlässig anzeigte, wann sie weiterziehen sollte, hatte angefangen zu ticken. Seit fast sechs Monaten war sie jetzt in Harrisburg, das reichte. Alles wurde zu vertraut. Zu persönlich. Einige der Stripperinnen im Frisky Pony - insbesondere Tia und Naomi - hatten sogar schon mit ihr ausgehen wollen oder sie zu Partys eingeladen und nach der Sperrstunde etwas mit ihr getrunken. Das war immer ein sicheres Zeichen dafür, dass es an der Zeit war, die Zelte abzubrechen - wenn die Leute sich mit ihr anfreunden wollten.

Tequila. Jetzt erinnerte sie sich. Gestern Abend war s Tequila gewesen. Sauza Hornitos. Es war nie gut, wenn sie sich an die Marke des Schnapses erinnerte, aber nicht an den Namen des Mannes, mit dem sie geschlafen hatte. Schließlich löste sich der Alkoholnebel nach und nach auf, und die Erinnerung kehrte zurück, zeigte sich in ihrer hässlichen Pracht. Tia und Naomi hatten sich ihr angeschlossen und Glas um Glas mitgehalten, dann hatten die beiden eine Zeit lang geknutscht und schließlich Alice zu einer Girls Night eingeladen. Sie hatte dankend abgelehnt, wenn sie sich recht erinnerte.

Alice wusste auch noch, dass Tia und Naomi zu der wummernden Musik auf dem Tresen getanzt und sich gegenseitig ausgezogen hatten. Sie hatten sich wirklich bemüht, sie zu verführen. Aber sie hatte keine Lust gehabt. Es war nicht die erste Privatvorführung, die sie von den beiden bekommen hatte. Sie waren beide nett, aber ziemlich dumm. Alice hatte nicht den Eindruck, dass sie weiter als bis drei zählen konnten. Wenn sie noch ein paar Jahre Schindluder mit ihren schönen Körpern trieben, würden sie fürs Wackeln mit ihren Brüsten nicht mehr genug Geld kriegen, um davon Miete, Essen und Arztbesuche zu bezahlen. Aber das war ihnen nicht klar. Alice war wenigstens bewusst, dass man nur so lange mit einem knackigen Hintern seinen Lebensunterhalt verdiente, solange er knackig war. Nicht dass Alice den Dreh raushatte - weit davon entfernt -, aber wenigstens wand sie sich dabei nicht um eine Stange.

Alice Erinnerung reichte ziemlich genau bis zu dem Moment, als die beiden Stripperinnen bei ihren G-Strings angekommen waren, danach war Schluss. Sie erinnerte sich nicht, das Frisky Pony verlassen zu haben, und auch nicht, wie sie in dem Bett gelandet war, auf dem sie gerade saß.

Ein Wasserbett. Sie hasste Wasserbetten.

Sie warf einen Blick aus dem Fenster. Ein Trailerpark. Es schneite leicht. Eine frische Lage Weiß breitete sich über den schwärzlichen Matsch, der vom letzten Schneesturm zurückgeblieben war. Ein paar Kinder bewarfen eine Katze mit Steinen. Als einer der Steine sie am Kopf traf, schrie die Katze, und das Grüppchen rotznasiger Jungen johlte triumphierend. Hinterfotzige kleine Fieslinge. Die konnte sie noch weniger ausstehen als Wasserbetten.

Alice zog den Reißverschluss ihrer Jeans hoch und suchte das Zimmer noch einmal nach Handtasche und Jacke ab. Vielleicht schaffte sie es hier raus, bevor der Fremde aufwachte. Dass sie keine Ahnung hatte, mit wem sie geschlafen hatte, war egal - man musste nicht alles wissen. In dem Raum war keine Tasche. Und auch keine Kondomhülle. Sie hoffte, dass sie nicht so betrunken gewesen war, um das Verhüten zu vergessen. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. Sich ein Kind oder was noch Schlimmeres einzufangen.

Sie stieß sich den großen Zeh an der Ecke des Betts an. »Scheiße.«

Der Schläfer rührte sich noch immer nicht.

Sie trat einen Schritt näher, aber sein Gesicht lag unter der Decke begraben. »Hey. Mann. Aufwachen.«

Nichts. Niemand zu Hause.

Der Mann lag völlig still da, nicht einmal die Decke bewegte sich mit seinen Atemzügen. Sie betrachtete ihn noch eine Weile - nichts.

Alice nahm eine leere Bierflasche, hielt sie über eine andere leere Bierflasche. Dann sah sie zum Bett und ließ sie fallen. KNALL. KLIRR. Die Flasche zerbarst. Es war laut - laut genug, um Tote zu wecken.

»Hallo? Zeit zum Aufstehen!«

Aber der Mann reagierte nicht....
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Autor

Samuel W. Gailey wuchs in einer Kleinstadt im Nordosten Pennsylvanias auf und lebt heute auf der abgelegenen Orcas Island. Seine Bücher wurden mit Steinbeck und Cormac McCarthy verglichen und von der NY Times, Publisher's Weekly, Kirkus, Esquire und anderen gelobt. Seine Geschichten sind faszinierende Studien der menschlichen Schicksale.