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SinnenReize

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
306 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am24.01.20242. Auflage
Wir hören, riechen, schmecken, sehen, tasten, ohne dass wir uns über Dasein und Leistung unserer Sinne Gedanken machen müssen. Sie funktionieren von sich aus, unauffällig, zuverlässig, und das rund um die Uhr. Selbst im Schlaf lassen sie uns nie ganz im Stich, sind um uns herum wachsam, ja hellhörig. Diese Erfahrungen vom Erlebnis zum Schreibtisch haben an der Volkshochschule Bad Homburg Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses Schreibwerkstatt: Erinnerungen an das eigene Leben über mehrere Semester hinweg beschrieben. So ist eine bunte Sammlung ganz persönlicher Sinnen Reize, fein gegliedert nach unseren fünf Sinnen, entstanden.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextWir hören, riechen, schmecken, sehen, tasten, ohne dass wir uns über Dasein und Leistung unserer Sinne Gedanken machen müssen. Sie funktionieren von sich aus, unauffällig, zuverlässig, und das rund um die Uhr. Selbst im Schlaf lassen sie uns nie ganz im Stich, sind um uns herum wachsam, ja hellhörig. Diese Erfahrungen vom Erlebnis zum Schreibtisch haben an der Volkshochschule Bad Homburg Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kurses Schreibwerkstatt: Erinnerungen an das eigene Leben über mehrere Semester hinweg beschrieben. So ist eine bunte Sammlung ganz persönlicher Sinnen Reize, fein gegliedert nach unseren fünf Sinnen, entstanden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758343544
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum24.01.2024
Auflage2. Auflage
Seiten306 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.13470005
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Münch Klaus

... in Frankfurt Sachsenhausen

Es war Freitagnachmittag und wir hatten vereinbart, dass ich Elke um 15:30 Uhr mit dem Auto in Frankfurt abhole.

Dementsprechend fuhr ich, um eine größtmögliche Chance zu haben, pünktlich am Treffpunkt, dem Parkplatz ihrer Firma, sein zu können, um 14:20 Uhr in Bad Nauheim los und dichtete frohgemut vor mich hin:

Nicht, dass es mir nachher leidtäte, Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.

Der Autoverkehr in Frankfurt kann an einem Freitag, so um die Feierabendzeit, mitunter schon recht zähfließend sein. Und dann noch die gefühlt mindestens 1000 Ampeln auf dem Weg ...

Bei sonnigem Wetter und mit guter Laune ausgestattet startete ich von zuhause, nicht ohne eine Live-CD der Dire Straits in den entsprechenden Player einzuschieben und die mit + gekennzeichnete Lautstärkereglertaste so oft anzutippen, dass sie fast an die Grenze ihrer Möglichkeiten stieß. Ganz so, wie ich es nur machen durfte, wenn Elke nicht mit an Bord war. Derart beschwingt angetrieben kam ich ganz passabel bis nach Frankfurt durch. Ich konnte also zufrieden resümieren:

Blöd wär, falls ich jetzt noch in einen Stau geräte, denn Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.

Ab dem Kaiserlei-Kreisel zeigten sich die Straßen so gesättigt wie es durchaus zu erwarten war. Mehr als stockend kam man nicht mehr voran. Noch war alles im viel zitierten und angestrebten grünen Bereich . Aber eine länger anhaltende und so gefürchtete rote Welle sollte mich hoffentlich nicht noch ausbremsen.

Je mehr ich mich dem von Touristen sehr geschätzten Stadtteil Sachsenhausen näherte, umso mehr Autos waren uff de Gass - wie der Frankfurter so nett verniedlichend auch zu seinen großen und breiten Hauptverkehrsadern zu sagen pflegt - unterwegs. So langsam ahnte ich, dass es für mich zeitlich doch noch knapp werden könnte. Gerade deswegen haderte ich mit mir selbst:

Es nützt nichts, wenn ich mich jetzt aufregen täte, obwohl, Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.

In Gedanken ging ich die noch vor mir liegende Strecke durch. An der nächsten Ampel scharf links abbiegen, dann ein wenig geradeaus, direkt am bekannten Äppelwoi-Kneipenviertel vorbei, kurz danach der Rechtskurve folgend, und an der großen Kreuzung, noch mal nach links abzweigen. Den Sachsenhäuser Berg hinauf und schon bin ich am ersehnten Ziel. Und hoffentlich pünktlich â¦

Es war wie verhext, denn eigentlich zeigte mir jede Ampel, an die ich heranrollte, ihr abscheulichstes rotes Licht, das sie gerade zu bieten hatte.

So wie natürlich auch an der großen Kreuzung Dreieichstraße/Darmstädter Landstraße. Hier war ich der Dritte in der Warteschlange vor dem hämisch rot grinsenden Lichtsignal. Langsam stieg eine gewisse, leicht wachsende Nervosität in mir auf. Ein Blick auf die Uhr beruhigte mich wieder ein wenig. Wenn jetzt nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, reicht die Zeit gerade so.

Und ich schob zweifelnde Hirngespinste gleich wieder zur Seite, so wie beispielsweise dieses hier:

Schlimm, wenn ich den Parkplatz erst nach halb vier beträte, denn Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.

Aber warum hatte gerade diese Ampel mal wieder so eine extrem lange Rot-Phase?? Das gibt es doch gar nicht!! hörte ich mich fluchen.

Eine richtig gute Ausrede für ein eventuelles Zuspätkommen hatte ich nicht. Elke würde mir in jedem Fall vorhalten, ich hätte einfach eher von Zuhause losfahren müssen. Aber noch war nichts verloren, noch konnte ich es schaffen.

Meine Blicke schweiften in einem Zustand zwischen Hoffen und Bangen umher. Als ich nach links aus dem Seitenfenster sah, konnte ich in den Schalterraum einer Bank spähen. Komisch fand ich in diesem Moment nur, dass ein Großteil der Leute, die sich in dem Raum befanden, ihre Hände entweder angewinkelt nach oben streckten oder über dem Kopf zusammengefaltet hielten. Das wirkte skurril und lustig, aber auch irgendwie befremdlich, speziell in einer Bankfiliale.

Und dann war da auch noch ein jüngerer, schlanker Mann, so ungefähr Mitte 30, ca. 175 cm groß, der ein wenig lässig bis schlampig mit einem etwas zu weit geschnittenen, karierten Hemd und einer Jeans bekleidet war, ungekämmte blonde, mittellange Haare, aber keinen Bart trug und wild mit den Händen in der Gegend herumfuchtelte. Er schien den anderen Personen um ihn herum, irgendwelche Anweisungen geben zu wollen. Die Szenerie erweckte den Eindruck eines Banküberfalles. Ja genau, so konnte man es ausdrücken, ein schlecht geplanter und stümperhaft ausgeführter Bankraub.

Das würde auch erklären, warum die Personen, welche zusammen an der rechten Wand des Schalterraumes standen, dies mit erhobenen Händen taten.

So langsam reimte ich mir das alles zusammen, was ich dort gerade - live und in Farbe, direkt aus der ersten Reihe - beobachten konnte. Tatsächlich, das war ein echter Überfall. Da ich so etwas - zum Glück - noch nie vorher erlebt hatte, war ich durch und durch gefesselt in diesem real existierenden Kriminalstück.

Was konnte ich, der Klaus, der jetzt hier vor der Bank im Auto saß und eigentlich ja gar keine Zeit hatte, nun tun? Der Idee des Hineinstürmens, um den Gangster mit einem gekonnten Überraschungsangriff unschädlich zu machen, gab ich wenig Chancen. Blieb eventuell noch potentielle Fluchtwege zu versperren. Auch das erschien mir aufgrund meiner mangelnden Ortskenntnisse kaum Aussicht auf Erfolg zu haben. Oder sollte ich die Polizei über das Geschehen informieren?

Aber eigentlich müsste ich schon längst weiterfahren, um nicht Gefahr zu laufen, zu spät bei Elke einzutrudelnâ¦.

Und überhaupt, warum war denn diese verdammte Ampel immer noch auf Rot ?

Ja, es wurde mir richtig klar:

Rote Ampeln sind einfach nur doofe Geräte, und Elke hasst nichts mehr, als wenn ich mich verspäte.

Ich richtete meinen Blick nach vorne und musste bemerken, dass das Licht der Ampel gerade in freudigem Grün strahlte, dass aber keiner der beiden Autofahrer vor mir auch nur irgendwelche Anstalten machte loszufahren. Beide Herren, die in den Fahrzeugen saßen, hatten ihre Köpfe nach links gedreht und peilten - wahrscheinlich ähnlich gebannt wie ich - was sich gerade in der Bankfiliale abspielte. Allerdings hatten beide auch ihr Handy am Ohr, woraus ich schloss, dass sie sich bereits mit der Polizei in Verbindung gesetzt hatten.

Selbst von den Fahrern, die hinter mir in der Reihe standen, hatte bisher noch keiner sein akustisches Warnsignal betätigt, um uns zum Weiterfahren aufzufordern. Mutmaßlich wollten auch diese Verkehrsteilnehmer hauptsächlich den weiteren Verlauf des Geschehens in der Bank verfolgen.

Vermutlich hatte es aber keiner in der Schlange so eilig wie ich ...

Obwohl, ehrlich gesagt, zog mich die Situation mächtig in ihren Bann.

Inzwischen hatte sich am Tatort ein Bankangestellter etwas in den Vordergrund gespielt und war in Verhandlungen" mit dem Bankräuber getreten. Auch diese Szenerie war reizvoll zu betrachten. Da ich aufgrund meines Platzes außerhalb des Gebäudes alles nur beäugen und nicht belauschen konnte, musste ich mir die Konversation infolge der optischen Eindrücke selbst herleiten.

Der Bänker schien ruhig und sachlich auf sein Gegenüber einzureden. Dieser jedoch wurde zusehends nervöser und resignierter. Er zappelte mehr und mehr herum und machte einen wahrlich verzweifelten Eindruck. Als er dann für einen kurzen Moment sein Gesicht in meine Richtung drehte, kam es mir so vor, als hätte er sogar Tränen in den Augen. Danach ging alles sehr schnell. Der Bankmitarbeiter entnahm dem Ganoven den Gegenstand, den dieser die gesamte Zeit über in der rechten Hand hielt (vermutlich eine Spielzeugpistole) und signalisierte den anderen Leuten im Raum, sie könnten ihre nach oben gestreckten Arme wieder gefahrlos senken.

Und siehe da, just in diesem Moment durchschritten zwei entschlossen wirkende Polizeibeamte mit gezogenen Dienstwaffen zielstrebig die Eingangstür des Geldinstitutes. Die Pistolen konnten gleich darauf wieder in die entsprechenden Halfter zurückgesteckt werden, denn die beiden Uniformierten waren erfahren genug zu erkennen, dass von diesem "Häufchen Elend", das sie hier vorfanden, keinerlei Gefahr mehr ausgehen dürfte.

Ein letztes Aufbäumen gab es aber trotzdem noch. Der gescheiterte Bankräuber nahm nochmal all seine Kräfte zusammen und lief nach einer geschickten Körpertäuschung an den verdutzten Beamten vorbei in Richtung Ausgangstür. Dort allerdings stieß er mit voller Wucht mit einem Kunden zusammen, welcher gerade die Bank betreten wollte. Der schmächtige Ausreißwillige prallte an dem kräftigen, korpulenten Körper des Neuankömmlings ab und trudelte zurück in den Schalterraum, genau in die Arme eines...
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