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Die Tote von Harvard

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Dörlemann eBookerschienen am25.01.2024
Aufruhr in Harvard: Eine Frau auf dem neuen Lehrstuhl an der englischen Fakultät! Janet Mandelbaum ist ku?hl, klug und schön. Und stößt die alteingesessene Herrenriege gekonnt vor den Kopf. Umso größer der Skandal, als Janet nach einer Party betrunken in der Badewanne aufgefunden wird - und das in Gesellschaft. Kate Fansler kommt ihrer Kollegin zu Hilfe ...»Amanda Cross ist und bleibt die Königin des amerikanischen literarischen Krimis!« Publishers Weekly»Eine charmante Professorin, die mit Hilfe der Literatur Kriminalfälle löst, gekonnte Dialoge, schräge Figuren und eine zeitlose Sprache ... Kate Fansler ist wieder da. Ein Glu?ck fu?r alle, die sie noch nicht kennengelernt haben.« Dora Heldt

AMANDA CROSS, eigentlich Carolyn Gold Heilbrun, geboren 1926 in New Jersey, war eine feministische Literaturwissenschaftlerin und lehrte an der Columbia University. Sie veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Schriften; die Kriminalromane mit der Literaturprofessorin und Amateurdetektivin Kate Fansler schrieb sie unter Pseudonym. Sie starb am 3. Oktober 2003 in New York. Im Dörlemann Verlag erschienen: Die letzte Analyse. Ein Fall für Kate Fansler. Deutsch von Monika Blaich und Klaus Kamberger.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextAufruhr in Harvard: Eine Frau auf dem neuen Lehrstuhl an der englischen Fakultät! Janet Mandelbaum ist ku?hl, klug und schön. Und stößt die alteingesessene Herrenriege gekonnt vor den Kopf. Umso größer der Skandal, als Janet nach einer Party betrunken in der Badewanne aufgefunden wird - und das in Gesellschaft. Kate Fansler kommt ihrer Kollegin zu Hilfe ...»Amanda Cross ist und bleibt die Königin des amerikanischen literarischen Krimis!« Publishers Weekly»Eine charmante Professorin, die mit Hilfe der Literatur Kriminalfälle löst, gekonnte Dialoge, schräge Figuren und eine zeitlose Sprache ... Kate Fansler ist wieder da. Ein Glu?ck fu?r alle, die sie noch nicht kennengelernt haben.« Dora Heldt

AMANDA CROSS, eigentlich Carolyn Gold Heilbrun, geboren 1926 in New Jersey, war eine feministische Literaturwissenschaftlerin und lehrte an der Columbia University. Sie veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Schriften; die Kriminalromane mit der Literaturprofessorin und Amateurdetektivin Kate Fansler schrieb sie unter Pseudonym. Sie starb am 3. Oktober 2003 in New York. Im Dörlemann Verlag erschienen: Die letzte Analyse. Ein Fall für Kate Fansler. Deutsch von Monika Blaich und Klaus Kamberger.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783038208938
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum25.01.2024
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2130 Kbytes
Artikel-Nr.13473502
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Eins

Desillusionierung im Leben ist das Herausfinden, dass niemand mit dir übereinstimmt ... Das Ausmaß, in dem sie übereinstimmen, ist wichtig für dich, bis das Ausmaß, in dem sie nicht mit dir übereinstimmen, von dir vollkommen erkannt wird. Dann sagst du, du willst für dich selbst und Fremde schreiben, du willst für dich selbst und Fremde sein, und das macht dann einen alten Mann oder eine alte Frau aus dir.

Gertrude Stein

Making of Americans

Kate Fansler betrachtete die Reihe von Männern auf der anderen Seite des breiten Konferenztisches und dann die Männer zu ihrer Rechten und Linken. Außer ihr hatte man, um den Schein von Gleichberechtigung zu wahren, noch eine Frau ins Komitee berufen; sie war schwarz und heute nicht anwesend. Sie hatte so viele Verpflichtungen, dass diese, obwohl die Mitgliedschaft in diesem Komitee ein hohes Privileg bedeutete, sich gelegentlich in die Quere kamen. Kate hatte gelernt, Ärger zu verbergen. Es sich nicht anmerken zu lassen, wenn sie sich langweilte, gelang ihr weniger gut. Während sie also ihren Blick über die Männer schweifen ließ, stellte sie fest, dass die gegenwärtige Dekade sich für sie dadurch auszeichnete, in der Gesellschaft vieler Männer und einiger weniger Frauen an hochglanzpolierten Konferenztischen zu sitzen und über die akademischen Probleme der Siebzigerjahre zu debattieren. Manchmal sah Kate in Gedanken ihren Grabstein vor sich, mit der in Marmor gemeißelten Inschrift: »Die Alibi-Frau«. Und über der Inschrift schwebten gleichgültige androgyne Engel.

Um fünf Uhr stand sie auf, fest entschlossen, sich aus dem Raum zu schleichen. Sie wusste, bald würde einer der Männer aufstehen, um seine Fahrgemeinschaft nicht warten zu lassen. Wenn sie ein paar Minuten vor ihm ging, konnte ihr niemand einen Vorwurf machen. Keine Minute länger ertrug sie das männliche Gepluster und umständliche Getue. Sie musste entweder verschwinden, oder sie würde laut schreien. Natürlich nahm kaum jemand von ihrem Abgang Notiz, obwohl einige Männer ihr mechanisch zuwinkten. Wodurch sich die Achtzigerjahre auszeichnen würden, wusste Kate nicht. Sie hoffte jedenfalls inständig, es mochten keine Komiteesitzungen sein, sondern etwas, wenn schon nicht Aufregenderes, so doch zumindest ... weniger Alibihaftes.

Sowie sie den Raum verlassen hatte, kehrten ihre Lebensgeister zurück. Sie beschloss heimzugehen, sich einen Drink zu mixen und die Füße hochzulegen. Vielleicht hatte Reed, der um die Welt tingelte und Vorträge über Polizeimethoden hielt, ihr geschrieben. Oder besser, die Post hatte sich vielleicht dazu bewegen lassen, seine Briefe zuzustellen. In der Damentoilette im Erdgeschoss blickte Kate amüsiert auf eine kleine runde Plakette, die am Spiegel klebte: »Vertrau auf Gott: SIE wird für dich sorgen.« Kate lächelte und machte sich auf den Heimweg.

Kate trank ihren Martini und versuchte abzuschalten und dachte, dass Gott - egal welchen Geschlechts - nach Meinung vieler Leute sehr gut für sie gesorgt hatte. Kate konnte dem nicht widersprechen. Sie hatte all die Vorteile ihrer mit Reichtum und gesellschaftlicher Stellung gesegneten Familie genossen, und gleichzeitig war es ihr gelungen, dem zu entgehen, was sie als überwältigende Nachteile einer solchen Herkunft empfand. Soll heißen: Kate wusste ihre Privilegien zu schätzen - was sie nicht schätzte, waren die Ansichten und gesellschaftlichen Konventionen ihrer Kaste. Schon zu einem Zeitpunkt, als solch ein Vorhaben in ihren Kreisen als höchst exzentrisch galt, hatte sie sich entschlossen, Karriere zu machen und war Literaturprofessorin an einer der größten und angesehensten Universitäten New Yorks geworden. Erst spät, zumindest nach dem gängigen Urteil, hatte sie einen Mann geheiratet, der ihr eher Kameradschaft bot als Taumel der Sinne. Sie betrachteten beide die Ehe nicht als ununterbrochene Kette von erotischer Lust und Diners in den besten Restaurants. Reed Amhearst war als Bezirksstaatsanwalt in ihr Leben getreten. Er agierte noch immer in den höheren Rängen staatlicher Gerichtsbarkeit, hatte aber in den letzten Jahren seine Aktivitäten deutlich zu Gunsten eines humanen Strafvollzugs verlagert. Sein momentaner Aufenthalt in Afrika galt einer Sache, die ihm sehr am Herzen lag. Obwohl er schon seit Wochen fort war, lauschte Kate immer noch um diese Zeit auf seinen Schritt.

Kate wusste, dass ihr Desinteresse Folge ihres wohleingerichteten Lebens war. Oder, um es etwas hochtrabender und Kates Beruf angemessener auszudrücken: Ein Mensch, dem keine neue Herausforderung mehr gestellt wird, versinkt in die Todsünde der geistigen und moralischen Trägheit. Eigenartig, dachte Kate, dass es so viele Jahre dauert, bis man eine simple Tatsache begreift: Immer scheint das gerade vor einem liegende Ziel - der nächste Job, die nächste Veröffentlichung, Liebesaffäre, Ehe - alles Glück der Welt bereitzuhalten. Aber ist das Ziel einmal erreicht, stellt sich diese Befriedigung nicht ein, zumindest nicht auf lange Sicht. Egal, wie sehr man auch versucht, alle Segnungen zu genießen - Muße, Gesundheit, Geld, ein Zimmer für sich allein -, immer kommt man an den Punkt, wo man wieder nach vorn starrt, aufs nächste Ziel. In ihrer Kindheit hatte Kate dieses Phänomen bei den Freundinnen ihrer Mutter beobachtet, die ständig umzogen und irgendwelche Häuser oder Appartements neu einrichteten. Wo es keine wirkliche Not zu überwinden gilt, schafft man sich künstliche Nöte. Vielleicht ist das die Hauptkrankheit unserer Zeit. Deshalb fragt sich jeder: Was jetzt, welchem neuen Ziel, welchem Vorhaben soll ich mich als Nächstes verschreiben?

Während Kate sich einen zweiten Martini mixte und den Gedanken ans Abendessen aufschob, fragte sie sich, ob sie nicht vielleicht durch irgendwelche dunklen Mächte, gegen die, wie die Eklektiker sagen, menschlicher Wille nichts ausrichtet, verlockt worden war, Verbrechen aufzuklären. Mit Reeds Hilfe natürlich. Hatten eigentlich alle Menschen Freunde oder Bekannte, die ständig in Dramen von Tod und Leidenschaft verstrickt waren? Doris Lessing hatte kürzlich geschrieben, der Roman sei dabei, die Fessel des Realismus abzuschütteln, »denn das, was um uns herum geschieht, wird täglich wilder, fantastischer und unglaublicher«. Kate glaubte ihr.

Es war jedoch schon lange her, seit sie das letzte Mal Detektivin gespielt hatte. Keiner wünschte sich Leichen herbei. Es gab weiß Gott genug Gewalt in der Welt. Was wollte sie also? Vielleicht das Gefühl haben, dass sie noch in den Lauf der Dinge eingreifen und die Welt, wenn auch nur minimal, menschlicher machen konnte. Reed und Kate waren zwar durch Kontinente voneinander getrennt, verfolgten aber das gleiche Ziel. Während er aktiv eingriff, saß sie an Konferenztischen, umgeben von aufgeblasenen Männern. Zum ersten Mal in ihrem den Geisteswissenschaften gewidmeten Leben fragte sie sich, welcher Sinn darin lag.

Immerhin schaffte sie es, sich aufzuraffen. Sie nahm das Glas mit in die Küche und beschloss zu essen. Nein, um die Todsünde geistiger und moralischer Trägheit ging es nicht, dachte sie, während sie mit einer Gabel die Eier verrührte; viel eher um das, was die Franzosen aboulie nennen: L´absence morbide de volonté. Unsinn, murrte Kate, und stellte die Omelettpfanne auf den Herd. Wenn du nicht aufpasst, hörst du dich bald an wie eine von George Eliots entschlusslosen Heldinnen, über die du endlose Vorlesungen hältst. Mir wenigstens, dachte Kate, hat man beigebracht, auf Gott zu vertrauen und darauf zu warten, dass SIE sich meiner annimmt.

Als Kate am nächsten Nachmittag vor ihrem Büro ankam, um ihre Studentensprechstunde abzuhalten, stand eine Frau gegen die Tür gelehnt. Neben ihr saß, auf den Hinterbeinen kauernd, die Vorderpfoten nach vorn gestreckt und so, als koste ihn diese Ruhestellung all seine Willenskraft, ein großer weißer Bullterrier, die Sorte Tier, die Kinder als Vorbild nehmen, wenn sie einen Hund malen sollen. Kate erinnerte sich vage an das Schild neben der Eingangstür zur Baldwin Hall: Hunde nicht erlaubt.

»Sie sind Kate«, sagte die Frau. Ob das eine Frage oder Feststellung sein sollte, war unklar. Kate kramte nach ihrem Schlüssel und nickte. Mit einem Ruck, der drohend aussah, erhob sich der Hund. »Sitz, du Luder«, sagte die Frau leise. »Kann ich Sie einen Moment sprechen? Haben Sie Angst vor Hunden? Ich kann Jocasta auch draußen lassen.«

»Kommen Sie herein«, sagte Kate. »Und bringen Sie, ehm, Jocasta mit.« Zusammen betraten sie den Raum. Kate fand, dass Jocasta nicht so aussah, als wüsste sie die Einladung zu schätzen.

»Danke«, sagte die Frau. Sie zog ihre Daunenjacke aus; darunter kamen ein T-Shirt mit einem Bild von Virginia Woolf und eine Arbeitshose zum Vorschein. Ihr langes Haar hing glatt bis auf die Schultern. Sie trug eine große Brille und hatte die Bewegungen einer Frau, die all die vorsichtigen kleinen Gesten, die gemeinhin als weiblich gelten, endgültig hinter sich gelassen hatte. Ende dreißig, dachte Kate, vielleicht auch Anfang vierzig, zum Teufel, welche Rolle spielte das?

»Setzen Sie sich doch.«

»Ich heiße Joan Theresa«, sagte die Frau und ließ sich auf den Stuhl vor Kates Schreibtisch fallen. »Sitz, Jocasta, sitz und bleib sitzen.« Jocasta ließ sich erneut widerwillig auf die Hinterbacken nieder und rutschte mit den Vorderpfoten so weit nach vorn, dass sie, selbst bei strengster Interpretation des Wortes sitzen, eben noch saß. Jeder Muskel verriet ihre Anspannung; ihr Blick ruhte auf Kate.

»Sie kennen mich nicht«, sagte Joan Theresa. »Ich lebe in Cambridge, Massachusetts. Wir sind mehrere...

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Autor

AMANDA CROSS, eigentlich Carolyn Gold Heilbrun, geboren 1926 in New Jersey, war eine feministische Literaturwissenschaftlerin und lehrte an der Columbia University. Die Kriminalromane mit der Literaturprofessorin und Amateurdetektivin Kate Fansler schrieb sie unter Pseudonym. Sie starb am 9. Oktober 2003 in New York. Im Dörlemann Verlag erschienen: Die letzte Analyse. Ein Fall für Kate Fansler; Der James Joyce-Mord. Ein neuer Fall für Kate Fansler; Thebanischer Tod. Kate Fansler ermittelt und Tödliches Erbe. Ein weiterer Fall für Kate Fansler (alle deutsch von Monika Blaich und Klaus Kamberger).