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Die Töchter des Witwenzirkels

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
401 Seiten
Deutsch
epublierschienen am24.01.20241. Auflage
»James war ein guter Mentor. Wir haben seine Seele erst vor wenigen Tagen in eine Pflanze transferiert.« Nach dem brutalen Tod ihres Mentors hinterlässt Keira Laszlo eine Spur von Unruhen im Land der Hexen. Überall wird nach der flüchtigen Mörderin gesucht. Die eigenbrötlerische Diana Donelly ist in ihrer Puppenwerkstatt zu beschäftigt, um sich für die Probleme ihrer Heimat zu interessieren. Sie verfolgt nur ein Ziel: Ihren Bruder zu finden, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat. Dabei erschweren ihr nicht nur die strikten Hexenregeln die Suche, sondern auch ihre Angst vor dem, was jenseits der Landesgrenzen lauert. Als sie allerdings auf Keira trifft und plötzlich selbst eine Verräterin sein soll, muss sie über ihren Schatten springen. Gemeinsam verlassen die beiden Hexen ihre Heimat und lernen sich auf der Flucht näher kennen. Je weiter sie sich von zu Hause entfernen, desto mehr schockierende Wahrheiten erfahren sie über die dunklen Machenschaften ihres Hexenzirkels. Gibt es einen Weg, die Herrschaft der Hexen zu beenden? Und findet Diana in all dem Chaos endlich ihren Bruder?

Megan E. Moll, Autorin, Illustratorin, Traumtänzerin, aufgewachsen in einer Kleinstadt am Rande des Ruhrgebiets, mittlerweile wohnhaft in Duisburg, entführt Lesende mit ihren Texten in ferne Welten. Ihre Geschichten enthalten immer einen Funken Fantasie und erzählen von unvollkommenen Helden. Es ist ihr wichtig, Gruppen zu repräsentieren, die im Alltag oft vergessen werden. Menschen mit Behinderungen, Personen aus verschiedenen Kulturkreisen und queere Charaktere sind in jeder ihrer Erzählungen zu finden. Dabei achtet sie darauf, deren Diversität nicht in den Fokus der Ereignisse zu stellen, sondern, sie so natürlich vorkommen zu lassen, wie sie auch in der Realität angesehen werden sollten.
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Produkt

Klappentext»James war ein guter Mentor. Wir haben seine Seele erst vor wenigen Tagen in eine Pflanze transferiert.« Nach dem brutalen Tod ihres Mentors hinterlässt Keira Laszlo eine Spur von Unruhen im Land der Hexen. Überall wird nach der flüchtigen Mörderin gesucht. Die eigenbrötlerische Diana Donelly ist in ihrer Puppenwerkstatt zu beschäftigt, um sich für die Probleme ihrer Heimat zu interessieren. Sie verfolgt nur ein Ziel: Ihren Bruder zu finden, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat. Dabei erschweren ihr nicht nur die strikten Hexenregeln die Suche, sondern auch ihre Angst vor dem, was jenseits der Landesgrenzen lauert. Als sie allerdings auf Keira trifft und plötzlich selbst eine Verräterin sein soll, muss sie über ihren Schatten springen. Gemeinsam verlassen die beiden Hexen ihre Heimat und lernen sich auf der Flucht näher kennen. Je weiter sie sich von zu Hause entfernen, desto mehr schockierende Wahrheiten erfahren sie über die dunklen Machenschaften ihres Hexenzirkels. Gibt es einen Weg, die Herrschaft der Hexen zu beenden? Und findet Diana in all dem Chaos endlich ihren Bruder?

Megan E. Moll, Autorin, Illustratorin, Traumtänzerin, aufgewachsen in einer Kleinstadt am Rande des Ruhrgebiets, mittlerweile wohnhaft in Duisburg, entführt Lesende mit ihren Texten in ferne Welten. Ihre Geschichten enthalten immer einen Funken Fantasie und erzählen von unvollkommenen Helden. Es ist ihr wichtig, Gruppen zu repräsentieren, die im Alltag oft vergessen werden. Menschen mit Behinderungen, Personen aus verschiedenen Kulturkreisen und queere Charaktere sind in jeder ihrer Erzählungen zu finden. Dabei achtet sie darauf, deren Diversität nicht in den Fokus der Ereignisse zu stellen, sondern, sie so natürlich vorkommen zu lassen, wie sie auch in der Realität angesehen werden sollten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783758464409
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum24.01.2024
Auflage1. Auflage
Seiten401 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6582 Kbytes
Artikel-Nr.13495130
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Die Puppenwerkstatt

Regen trommelte gegen das Fenster der spärlich beleuchteten Werkstatt, die im Innenhafen um diese Uhrzeit das einzige Leben vermuten ließ. Niemand, dem sein Feierabend lieb war, arbeitete noch zu dieser Stunde. Außer man war Puppenrestaurateurin und liebte seine Arbeit mehr als den eigenen Schlaf-Wach-Rhythmus.

Beißend alkoholischer Gestank brannte in der Luft. Die langen Finger der rothaarigen Frau tupften mit einem Wattebällchen über ein schwarz angemaltes Plastikgesicht. Irgendjemand hatte die zeitlose Schönheit mit einem wasserfesten Stift bekritzelt. Vermutlich Glasmarker.

Ein Fläschchen mit Lösungsmittel stand neben dem Körper der Puppe. Gehüllt in ein frisch gewaschenes Rüschenkleid und versehen mit blumigem Parfüm wartete er darauf, dass sein Kopf zu ihm zurückkehrte. Die Restaurateurin hatte ihn abgenommen, um ihn besser bearbeiten zu können.

Der alkoholgetränkte Wattebausch brachte das zarte Gesicht der Puppe zum Vorschein. Sie hatte blaue Glasaugen. Eines davon war gesprungen und ein tiefer Riss zog sich über die naturgetreue Iris, in der Pupille fehlte ein Splitter. Armes Ding. Hoffentlich trübte das nicht ihre Sicht auf die eigene Verwandlung.

Natürlich konnte sie nicht wirklich etwas mitverfolgen. Sie war ein Gegenstand, unfähig, etwas zu empfinden. Aber die Puppendoktorin mochte es, ihre Fantasie für derlei Dinge zu nutzen. Sie stellte sich vor, wie ihre Patienten sich mit ihr unterhielten. Manchmal, wenn sie sicher war, dass ihr niemand zuhörte, antwortete sie ihnen. Wenn man es genau nahm, führte sie mehr Gespräche mit Gegenständen als mit Lebewesen, aber das störte sie nicht.

»Ich fürchte, dass einige Stellen fleckig bleiben.« Ihre Stimme kam kaum gegen das Trommeln der Regentropfen an. Sie glich einem Raunen, der Stille näher zugewandt als einem Laut. Erneut wischte sie über eine Verfärbung auf der Wange, aber ein Schatten blieb im Kunststoff zurück. Die junge Frau rümpfte die blasse Nase, als würde die Puppe ihren Missmut dadurch besser verstehen. »Vielleicht verpasse ich dir Sommersprossen, dann fallen sie nicht auf.«

Die blauen Augen der Puppe starrten leblos zurück. Ob sie mit Sommersprossen einverstanden wäre? Viel wichtiger: Ob ihr Besitzer etwas dagegen hätte? Als er die verunstaltete Puppe hergebracht hatte, hatte er diesen Fund aus dem Gebrauchtwarenladen möglichst originalgetreu zurückverlangt.

An einer Pinnwand über der Werkbank hingen Fotos vom ursprünglichen Zustand der Puppe. Vergilbte Werbeartikel und Ausschnitte von Produktvorstellungen. Ohne Referenzbilder wäre es unmöglich, detailgetreue Ergebnisse zu liefern. Die Puppendoktorin seufzte. Eigentlich hatte die Originalvorlage keine Sommersprossen. Aber schwarze Schatten auf den Wangen waren auch keine Option. Wohl oder übel musste sie den Kunden anrufen und ihn fragen, was ihm lieber wäre.

Sie legte den Puppenkopf beiseite und streckte die Arme nach oben, es knackte und das erinnerte sie daran, wie lange sie bereits arbeitete. Ein Blick zum Fenster ließ sie zusammenzucken. Seit wann regnete es? War sie etwa so tief in ihre Arbeit versunken gewesen, dass sie das ausgeblendet hatte? Außerdem war es dunkel draußen. In der Blase ihrer Arbeit gab es kein Zeitempfinden.

Um Zeit zu schinden, kreiste sie zunächst die Schultern und schob sich dann vom hölzernen Drehstuhl, um sich ihrem Telefon zu widmen. Sie hasste telefonieren. Mit schwitzigen Händen wählte sie die Nummer ihres Kunden. Während sie wartete, zupfte sie nervös an einem Zopfgummi, welches sie um ihr Handgelenk trug.

Ein silberner Anhänger in Form eines Frosches baumelte daran. Frösche fanden sich an vielen Orten in ihrer Umgebung wieder, denn sie liebte diese hüpfenden Amphibien. Sie besaß eine Teekanne in Froschform und irgendwo flog eine grüne Mütze mit Glubschaugen herum.

Am Absatz der Treppe saß ein Froschteddy, den sie vor einigen Jahren selbst genäht hatte. Sie hatte ihn, wie so oft, mit runtergenommen, um eine Naht zu reparieren, aber auch an diesem Tag hatte sie keine Zeit dafür gefunden. Sein Anblick entlockte ihr ein Lächeln, aber er entfachte auch Wehmut in ihrer Brust. An diesem Frosch heftete eine Erinnerung, die sie niemals überwinden können würde.

Aus dem Hörer schallte plötzlich eine Stimme: »Flieder?«

Die Puppendoktorin verzog das Gesicht. Mit belegter Stimme setzte sie zu einer Antwort an. »J-ja hallo.« Sie ohrfeigte sich innerlich für ihre lapidare Aussprache und versuchte krampfhaft, das Hämmern in ihrer Brust zu ignorieren. »Hier ist Diana Donelly.« Um einigermaßen verständlich zu klingen, musste sie ihre Stimme bewusst erheben. Noch weniger als telefonieren mochte sie Kundengespräche.

Das folgende Zögern dauerte dem Mann anscheinend zu lange, denn er räusperte sich auffallend laut. »Ich kann Ihnen nicht folgen. Wer sind Sie?«

Diana schüttelte sich. Ihre Wangen glühten vor Aufregung. »Ich, also ich ⦠bin die Puppendoktorin. Sie haben -«

»Ach!«, fiel der Mann ihr ins Wort und lachte. »Sagen Sie das doch gleich. Sind Sie fertig mit ihr?«

»Noch nicht.« Diana schielte zu dem Puppenkopf herüber. Allein für die Haare würde sie einen halben Tag benötigen. Vorausgesetzt sie hatte den richtigen Farbton da, um kahle Stellen am Kopf aufzufüllen. »Es gibt ein Problem, worüber ich gerne Rücksprache halten würde. Die Farbe hatte sich stellenweise im Gesicht verfestigt. Ich bekomme sie nicht rückstandslos raus und ich fürchte, dass ich sie mit Farbe ⦫ Ihre Stimme wurde mit jedem Wort leiser, bis sie die letzten paar Silben bloß noch hauchte. »überdecken muss.«

»Na ganz toll«, stöhnte der Mann. Das folgende Grummeln verebbte, als würde er sich vom Telefon entfernen. »Das mindert den Wert«, nuschelte er und kam wieder näher. »Und ⦠keine Ahnung, geht das nicht mit Magie? Sie sind doch eine Hexe, oder nicht?«

Diana ließ die Schultern sinken. »Für so etwas darf man Magie nicht einsetzen.«

»Ich dachte, Sie liefern nur zufriedenstellende Arbeiten ab.« Herr Flieder lachte höhnisch. »Ihre Werkstatt genießt einen guten Ruf. Ich habe diese Puppe als Wertanlage mitgenommen und in Ihre Hände übergeben, um sie zum bestmöglichen Marktpreis wieder zu verkaufen. Mit Flecken im Gesicht wird das nicht möglich sein. Entweder Sie bekommen das hin oder ich hole das Ding nicht ab.«

Diana holte Luft, um etwas zu entgegnen, aber wie gewohnt fuhr ihr Gesprächspartner ihr über den Mund: »Rufen Sie erst wieder an, wenn sie tadellos ist.«

Er legte auf.

Sekundenlang verharrte Diana im Halbdunkeln ihrer Werkstatt und lauschte dem Tuten des beendeten Telefonats. Hilfesuchend sah sie den Froschteddy an. Sein Blick enthielt Vorwürfe, weil sie ihn noch immer nicht repariert hatte. Und Schuldzuweisungen, weil sie das Telefonat nicht selbstbewusst genug hatte führen können. Diana schüttelte sich. Wie sollte sie das mit der Puppe hinbekommen? Mit fleckigen Wangen und leblosen Augen starrte diese in den Raum. Vielleicht könnte sie sie selbst verkaufen, wenn Herr Flieder kein Interesse mehr an ihr hatte? Aber für sowas benötigte man Verkaufstalent und davon besaß Diana auch nicht sehr viel.

Sie hatte nicht viel Zeit zum Grübeln, da ertönte ein leises Kratzen an der Tür. Diana legte das Telefon beiseite und eilte zur Holzpforte, die den Eingang zu ihrem Arbeitsplatz markierte. Beim Anblick der braunen Katze, die wie selbstverständlich in das Gebäude schlenderte, vergaß sie den unangenehmen Anruf. Ein Lächeln verirrte sich auf ihre Lippen.

Seit ein paar Wochen verschaffte sich die Katze jeden Abend zur gleichen Zeit Zugang zur Werkstatt. Sie holte sich Streicheleinheiten und etwas zu Essen ab. Manchmal blieb sie über Nacht.

Diana hatte ihr den Namen Gaia gegeben, denn das treuherzige Tier erinnerte sie an ihre Lieblingsromanheldin. Elegant, selbstbewusst und mit dem Herz am rechten Fleck rettete sie Buch für Buch ihre Welt vor dem Untergang. Mit einer mutigen Selbstverständlichkeit, wie Diana sie nie besitzen würde. Die offensichtlichste Ähnlichkeit zwischen Katze und Romanheldin lag sicher an den bernsteinfarbenen Augen, die sich wie flüssiger Karamell vom schokobraunen Fell abhoben.

»Na, Kleine?« Diana ging in die Hocke und ließ die Finger durch das nasse Fell gleiten. Die feinen Haare klebten vor Regen aneinander und das Tier schüttelte sich, wodurch es alles in seinem Umfeld mit Tropfen benetzte.

»Wärm dich hier auf.« Diana hob Gaia vorsichtig auf ihren Arm und ging mit ihr in Richtung Treppe. Auf dem Weg nach oben nahm sie den Froschteddy mit.

Oberhalb der Werkstatt befand sich eine große Einzimmerwohnung. Die dunkle Holztreppe war der einzige Zugang dorthin. Wer oben wohnte, dem gehörte der untere Bereich automatisch. Früher war das einmal ein Gasthaus gewesen, aber daran erinnerte nur noch eine goldene Denkmalplakette neben der Tür.

Oben angekommen setzte Diana ihren flauschigen Gast auf dem hellen Holzboden ab und der Frosch fand seinen Platz auf dem Bett. Gaia steuerte die Heizung an, hüpfte auf die Fensterbank darüber und schnupperte am Blatt einer der unzähligen Topfpflanzen, die das Fenster, nein, die gesamte Wohnung, beinahe völlig...

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Megan E. Moll, Autorin, Illustratorin, Traumtänzerin, aufgewachsen in einer Kleinstadt am Rande des Ruhrgebiets, mittlerweile wohnhaft in Duisburg, entführt Lesende mit ihren Texten in ferne Welten.Ihre Geschichten enthalten immer einen Funken Fantasie und erzählen von unvollkommenen Helden. Es ist ihr wichtig, Gruppen zu repräsentieren, die im Alltag oft vergessen werden. Menschen mit Behinderungen, Personen aus verschiedenen Kulturkreisen und queere Charaktere sind in jeder ihrer Erzählungen zu finden. Dabei achtet sie darauf, deren Diversität nicht in den Fokus der Ereignisse zu stellen, sondern, sie so natürlich vorkommen zu lassen, wie sie auch in der Realität angesehen werden sollten.