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Der Kreis der Jahresfeste

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
220 Seiten
Deutsch
Verlag Urachhauserschienen am01.08.2023
Das Jahr und seine festlichen Besonderheiten Mit einer ganz besonderen Hingabe ist Emil Bock (1895-1959) immer wieder neue Wege gegangen, um ein tieferes Verständnis der christlichen Feste zu vermitteln. Das wache Erleben der Jahreszeiten, das Sich-Einfu?hlen kann uns zu einem vertieften Feiern der Festeszeiten fu?hren.

Emil Bock wurde 1895 in Wuppertal geboren. Nach dem Studium der Theologie begegnete er 1921 Rudolf Steiner und wurde 1922 einer der Gründungspriester der Christengemeinschaft, deren Leitung er 1938 übernahm. Während des Verbots durch das NS­-Regime war er inhaftiert und wurde von 1945 an zu einer maßgeblichen Gestalt des Wiederaufbaus. Seine Werke, unter anderem die Übersetzung des Neuen Testaments, gehören zu den wichtigsten Schriften der Christen­gemeinschaft. Emil Bock starb 1959 in Stuttgart.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextDas Jahr und seine festlichen Besonderheiten Mit einer ganz besonderen Hingabe ist Emil Bock (1895-1959) immer wieder neue Wege gegangen, um ein tieferes Verständnis der christlichen Feste zu vermitteln. Das wache Erleben der Jahreszeiten, das Sich-Einfu?hlen kann uns zu einem vertieften Feiern der Festeszeiten fu?hren.

Emil Bock wurde 1895 in Wuppertal geboren. Nach dem Studium der Theologie begegnete er 1921 Rudolf Steiner und wurde 1922 einer der Gründungspriester der Christengemeinschaft, deren Leitung er 1938 übernahm. Während des Verbots durch das NS­-Regime war er inhaftiert und wurde von 1945 an zu einer maßgeblichen Gestalt des Wiederaufbaus. Seine Werke, unter anderem die Übersetzung des Neuen Testaments, gehören zu den wichtigsten Schriften der Christen­gemeinschaft. Emil Bock starb 1959 in Stuttgart.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783825162672
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.08.2023
Seiten220 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse997 Kbytes
Artikel-Nr.13511452
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vor dem Weihnachtsfest

Die Weihnachtsverkündigung »Friede auf Erden« geht nicht schon dadurch in Erfüllung, dass irgendwo die Kriegshandlungen eingestellt werden. Sie ist an Voraussetzungen geknüpft. Nicht nur, dass die nächsten Worte die Einschränkung enthalten: »den Menschen, die eines guten Willens sind«. Vor allem setzt der Friede, von dem die Engel zu den Hirten sprachen, voraus, dass sich zuvor das Göttliche in den Höhen offenbart: »Gloria in Excelsis.« Echter Friede kann nur darin bestehen, dass sich in das Menschenwesen etwas hereinsenkt, was aus den Weltenhöhen stammt. Friede ist der Zustand der Seele, die das sich offenbarende Göttliche in sich aufgenommen hat.

Denken wir an die Bilder, die in unserer Kindheit zu Weihnachten unsere Seele erfüllten: das Kind in der Krippe zu Bethlehem. Ein zauberhafter Schimmer geht von diesem Kinde aus, als ob in ihm eine Sonne leuchtete. Und diese herrlich-geheimnisvolle Lichtquelle bewirkt, dass, von der Welt unbemerkt, eine wunderbar geordnete Figur entsteht. Die Menschheit gruppiert sich um die Krippe. Da sind die Könige, da sind aber auch die Hirten. Da sind Josef und Maria. Und es tauchen im Umkreise, wie uns die Weihnachtsspiele zeigen, noch weitere Gestalten auf: die hartherzigen Wirte, die dem Kinde keine Herberge geben wollen, der gute Wirt, der Maria und Josef mit seiner Laterne in den Stall geleitet. Es fehlen aber auch die Schatten des Lichtes nicht: die gespensterhaften schwarzen Gestalten, dazu Herodes, der den Kindermord inszeniert. Um das Licht in der Krippe entsteht eine Figur aus Reich und Arm, Mann und Weib, Alt und Jung, Böse und Gut. Es offenbart sich ein ähnliches Gesetz wie später, wenn sich um den zum Manne Herangewachsenen die zwölf Apostel versammeln und eine Figur bilden, die zeigt, dass hier die ganze Menschheit in ihrer umfassenden, weltumspannenden Fülle vertreten ist. Wie ist die ordnende Kraft, die von der Lichtquelle im Bethlehem-Stalle ausgeht, zu erklären? Über dem irdisch-menschlichen Geschehen, das hier in aller Unscheinbarkeit vor sich geht, ereignet sich in den höheren Stockwerken der Welt noch etwas anderes. In fernen Ländern sind die Könige, indem sie zu den Sternen aufblickten, darauf aufmerksam geworden, dass etwas bevorsteht. Und die Hirten sind erwürdigt, in der dunklen Nacht mit ihren traumumfangenen Seelen in das hineinzuschauen, was sich im überirdischen Gebiet abspielt. Sie sehen die Gloria, die Offenbarungshelligkeit der aufgehenden Geistes-Sonne über ihren Häuptern. Um das Licht runden sich die Kreise aller himmlischen Heerscharen. Ihre harmonischen Ordnungen und Figuren sind es, die sich in die schlichten menschlichen Gruppierungen unten auf der Erde hereinspiegeln. Himmelsordnungen strahlen in das Menschendasein herein, als die Christuswesenheit, die geistige Sonne, offenbarend herannahte, um in die irdische Welt einzuziehen. Deshalb wohnt Friede unter den Menschen, die eines guten Willens sind: weil die ordnende Sonne der Offenbarung darüber erstrahlt.

*

Wo ist in unseren Tagen die Krippenstille, die Weihnachtshelligkeit, die früher die Seelen für den Zauber der Heiligen Nacht aufgeschlossen hat? Früher war es ja auch schon so, dass die Unruhe die Menschen in der Vorweihnachtszeit gepackt hat, und es setzte sich nur schwer die Adventsruhe durch, die den Seelengrund empfänglich macht für das Licht aus den Höhen. - Es war die Adventsungeduld, die die Menschen dazu trieb, alle möglichen betriebsamen Weihnachtsvorbereitungen zu treffen. Sie war immer noch von einer heiligen Unruhe durchatmet, eben von der Vorfreude, der kindlichen Hoffnung auf den Zauber, das Beglückende des Weihnachtsfestes. Es gibt eine heilige Unruhe: die Unruhe der Erwartung. Weil sie in die unheilige Unruhe der menschlichen Betriebsamkeit hineingewoben war, schimmerte doch immer etwas von dem friedenstiftenden Licht der Advents- und Weihnachtszeit durch. Die Unruhe der Erwartung wurde durchatmet, durchseelt von der Ruhe der Erfüllung. Und darin lebten nicht nur die Kinder, sondern auch die Großen.

Heute ist nur die unheilige Unruhe geblieben. Von der heiligen Unruhe der Adventserwartung, der Hoffnung, der Vorfreude auf etwas, was kommt, ist so gut wie nichts mehr da. Die Menschen haben ja keine Hoffnungen mehr. Und was sie für Hoffnungen halten, sind Illusionen. Sie klammern sich an Berechnungen, die sich alle als falsch erweisen werden. Und so mischt sich in die Unruhe unserer Tage, soweit die Menschen nicht überhaupt verzweifeln, etwas von einer unheiligen Ruhe. Das ist die Ruhe, die man empfand, wenn man nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Trümmerfelder der Städte ging. Das war nicht nur Friedhofsstille, sondern der Bann, den Todesdämonen auf die Erde legen. Unruhe und Ruhe des Untergangs.

Wie kommen wir wieder zu einer heiligen Unruhe und durch diese zu der heiligen Ruhe, die die Voraussetzung zu dem Geheimnis des Friedens ist? An unseren Altären dürfen wir in den Adventswochen etwas von derjenigen Stimmung üben, die unsere Seele für den Frieden aufschließt. »Die Weltenruhe um uns« wird da zum Element unseres Lebens, aus dem sich das harmonie- und ordnungsspendende göttliche Sprechen vernehmbar macht. Aber gibt uns nicht während der Adventswochen, in denen der Zauber der Weltenruhe atmet, die heilige Handlung zugleich ein Rätsel auf? Ist es nicht ein krasser Widerspruch zu der Stimmung des erfüllten Schweigens, wenn gerade in dieser Zeit die strengen Sätze aus dem 21. Kapitel des Lukas-Evangeliums ertönen, die davon sprechen, dass gewaltige Stürme und Erschütterungen durch die Welt gehen müssen, dass sogar die Kräfte des Himmels in Unordnung geraten, dass Kriege und Kriegsgeschrei das Weltall durchtosen werden. In das Blau der Advents-Altäre, in welchem das Geheimnis der »Weltenruhe um uns« in sichtbare Erscheinung tritt, mischt sich die Röte eines Weltbrandes durch die apokalyptischen Untergänge, von denen das Evangelium spricht und die wir in unseren Tagen real erleben. Da zeigt sich, dass der Vorhang zerreißt, dass sich etwas offenbaren will, dass auf den Wolken des Himmels, in einer verborgenen Schicht des Daseins, derjenige herannaht, dessen zweites Kommen dem Weihnachtsfest einen neuen Inhalt, eine neue Bedeutung geben wird.

Wir müssen uns in unseren Zeiten aneignen: den Sinn für das Untergehende, um es zu erkennen, und den Sinn für das Aufgehende, um es zu pflegen. Die äußeren Weltverhältnisse sind im Untergehen. Das Vergängliche, Zeitliche ist heute im größten Ausmaß im Vergehen. Aber es mischt sich in unsere Zeit auch Aufgehendes. Und die leisen Strahlen der Ewigkeit durch die Risse und Ritzen der zerberstenden Sinneswelt hindurchschimmern zu sehen, das gibt die Kraft, das Untergehende ruhig dem Abgrunde zu überlassen und sich an das zu halten, was aufgeht. Im November haben wir noch die Unruhe des Untergangs. Die Novemberstürme lösen das Alte auf. Mit dem vergilbten Laub werden die letzten Reste des alten Jahres durch die Schauer der fröstelnmachenden Winde zur Erde gewirbelt. Wenn dann aber die Adventszeit beginnt, nimmt derjenige, der tiefer in die Natur hineinschaut, bereits die leise vibrierende Unruhe eines Aufgangs wahr. Da regt sich, was der Keim und die stille Wurzel alles Lebens im nächsten Jahreskreise sein wird. Dann und wann fällt ein Sonnenstrahl durch die Nebel und zaubert einen Geruch hervor, der uns wie aus einer jenseitigen Sphäre heraus anweht. Wir ahnen etwas, wofür die Menschen in den kommenden Jahrzehnten immer deutlichere Organe haben werden: die ätherische Welt, die sich hinter dem Vorhang der Sinneswelt verbirgt. Sie dringt durch, sie rieselt herein. Warum gräbt man eigentlich die Gärten und Acker um, bevor der Winter kommt? Natürlich auch, damit später das, was auf der Erde wächst, gut von unten herauf wachsen kann. Man tut es aber in erster Linie, damit das, was aus den Höhen kommt, tief in die Erde eindringen kann: das Leben der Erde befruchtend. Die Menschen gehen über die Äcker und säen den Samen. Unsichtbar sät der Himmel mit. Das beginnt in der Adventszeit. Der Himmel sät, auch wenn er den Schnee rieseln lässt und wenn er die Kälte schickt. Der Bauer weiß, dass der Boden im nächsten Jahre umso fruchtbarer sein wird, je tüchtiger er durchgefroren ist.

An diesem Punkte möchte man die Wendung vollziehen, die in den alten Weihnachtsspielen erfolgt, wenn der Sternsinger sagt:

»Ihr liabe meini Singer fangt s anders an,

den Stern zu grüßen woll n wir s heben an.«

In der Adventszeit müssen wir lernen, den Stern zu grüßen. Wenn die Dünste des alten Jahres ganz zu Ende gegangen sind, ist der Raum frei, die Atmosphäre gereinigt, und die Sterne fangen an, in unser irdisches Dasein hereinzurieseln. Mit den Sternenkräften sät der Himmel das neue Leben in den Schoß der Erde. Haben nicht auch die Schneeflocken Sterngestalt? Die Adventswochen sind die Empfängniszeit der Mutter Erde. Und zu Weihnachten wird die Erde zur Maria und gebiert ihr Kind. Tief im Innersten der Erde ist durch die Sterne ein Lichtkeim...
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Autor

Emil Bock wurde 1895 in Wuppertal geboren. Nach dem Studium der Theologie begegnete er 1921 Rudolf Steiner und wurde 1922 einer der Gründungspriester der Christengemeinschaft, deren Leitung er 1938 übernahm. Während des Verbots durch das NS­-Regime war er inhaftiert und wurde von 1945 an zu einer maßgeblichen Gestalt des Wiederaufbaus. Seine Werke, unter anderem die Übersetzung des Neuen Testaments, gehören zu den wichtigsten Schriften der Christen­gemeinschaft. Emil Bock starb 1959 in Stuttgart.

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